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 Forum Index —› Architektur allgemein —› Wiederaufbau Stadtschloss Berlin
 


Autor Mitteilung
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 00:33 - 01.10.2003

@Stefan

Die Denkmalkirche war durch einen Zugang direkt vom zentralen Kuppelraum des Doms aus zugänglich, an den sie angebaut war. Sie war etwa so groß wie der übrige Dom und weitgehend erhalten, als sie von den DDR-Behörden abgerissen wurde. Andreas Schlüters prachtvolle Barocksarkophage für die Hohenzollern stehen jetzt an den Seiten des Kuppelraums.

H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 11:50 - 01.10.2003

Schloss-Infobox heute in "Berliner Zeitung" abgebildet. Der momentane mediale Tenor zum Schlossprojekt sagt mir eigentlich nur, dass die Schlossgegner derzeit sehr powern - noch mal das Letzte herausholen, um das Schloss doch noch zu verhindern.
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 14:14 - 01.10.2003

Heute in der Berliner Morgenpost: ein Kommentar, der mir und euch sicher aus der Seele spricht:



Kein Sündenfall

Heute tagt die Arbeitsgruppe Stadtschloss: Wie viel Kommerz in das Gebäude kommt, muss jetzt nicht entschieden werden

Von Johann M. Möller



Jetzt ist das Berliner Schloss wieder in der Diskussion. Heute will die Arbeitsgruppe bei der Kulturstaatsministerin die Vorschläge aus dem Finanzministerium diskutieren, nach denen der Neubau nun doch überwiegend kommerziell genutzt werden soll. Und die Schlossgegner wittern wieder Morgenluft. Konnte man den verhassten Preußenbau über die Architekturdebatte nicht loswerden, hofft man nun, dass er an den Nutzungsplänen aus dem Hause Eichel scheitert.

Eine Barockfassade inmitten des neuen Berlin? Pfui Teufel. Und dahinter womöglich nur noch Kommerz? Auf keinen Fall. Und schon macht wieder das Wort von der Dönerbude in Schlüters Gewand die Runde. Jetzt also entlarvt der ganze "restaurative Prozess" sein wahres, warenästhetisches Gesicht: Wo Geschichte draufsteht, ist in Wahrheit nur schnöder Kapitalismus drin.

Es ist interessant, zu beobachten, wie diese Form von Kritik auf derselben ideologischen Umlaufbahn um das Schlossprojekt kreist, wie sie die historische Nähe von Historismus und industrieller Warenproduktion wittert. Daraus wird eine Ablehnung formuliert, die sich mal gegen den ästhetischen Schein, mal aber auch gegen das ökonomische Sein richtet.

Im Grunde ist es absurd, dass dieses immer noch reiche Land nicht die Kraft aufbringen soll, an einem der prominentesten Plätze der Republik einen geistigen Akzent zu setzen. Hier besteht die große Chance, einen deutschen Louvre zu schaffen, einen einmaligen Ort für das in Berlin vorhandene Weltkulturerbe. Ein außereuropäischer Kontrapunkt vis à vis der Museumsinsel wäre ohne Zweifel eine grandiose Konstellation.

Welche städtebauliche Chance Berlin außerdem verpassen könnte, wird deutlich durch die simple Erinnerung. Wer will denn heute noch Frankfurt ohne die Alte Oper, wer Dresden ohne die Frauenkirche? Und wer kann sich die deutsche Hauptstadt allen Ernstes noch in Bonn am Rhein vorstellen? Eine Handvoll Jahre sind vergangen, und wir schauen heute auf den Reichstag in Berlin, als hätte er nie im Schatten der Mauer vor sich hingedämmert.

Was ist das für eine Mutlosigkeit, die den Wiederaufbau unserer Hauptstadt und die Heilung ihrer schlimmsten architektonischen Wunden nur in Kostenrahmen und Asbestverordnungen denken kann? Was dort in der Mitte Berlins entsteht, prägt das Gesicht unserer Hauptstadt für die nächsten Generationen. Dieses Bewusstsein hat alle Gremien in dieser Frage bisher geleitet: die Expertenkommission, die sich nach langen sorgfältigen Debatten höchst verantwortlich für den Wiederaufbau der historischen Fassaden ausgesprochen hat, und auch den Deutschen Bundestag. Weil sich ein Gefühl dafür erhalten hat, dass die Republik einen kulturellen und geistigen Mittelpunkt braucht, einen Kontrapunkt zur kraftvollen Tradition des deutschen Föderalismus.


Aber das ist alles schon tausend Mal gesagt, tausend Mal verfochten worden. Wichtig ist jetzt, das weitere Verfahren nicht unter das Diktat der öffentlichen Finanzkrise zu stellen. Denn noch muss nicht über die endgültige Verteilung zwischen kultureller und kommerzieller Nutzung entschieden werden. Erst einmal geht es in die konkrete Planungsphase von zwei bis drei Jahren. In dieser Zeit können beide Konzepte, das kulturelle und ein stärker kommerzielles durchgerechnet werden. Lächerliche 2,5 Millionen Euro braucht man dafür, mehr nicht. 2006 wird sich zeigen, ob sich unser Land endlich aufrappelt.

Zumindest bis dahin sollten die Schlossgegner erst einmal Ruhe geben. Sie sollten akzeptieren, dass sie die Öffentlichkeit nicht überzeugen konnten. Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses wird kein Sündenfall - auch dann nicht, wenn der "böse" Kommerz ein bisschen mithelfen muss.


Berliner Morgenpost, 01.10.03
Stefan
Novize

Beiträge: 35


 

Gesendet: 14:30 - 01.10.2003

Hey,ein deutscher Louvre... *g*
Man kann also noch hoffen, dass die ewigen Pessimisten doch nicht die Oberhand gewinnen.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 11:58 - 02.10.2003

und noch was ähnliches aus der welt.

artikel:

Moratorium für das Berliner Stadtschloss
Ein Neubau am Berliner Schlossplatz wird sich wegen der angespannten Haushaltssituation des Bundes erst später realisieren lassen. Die Bundesregierung hält jedoch am Konzept eines "Humboldt-Forums" hinter den barocken Stadtschlossfassaden fest. Das sagte Kulturstaatsministerin Christina Weiss nach der letzten Sitzung der von ihr geleiteten "Arbeitsgruppe Schlossareal".


"Millionenbeträge zum Neubau des Humboldt-Forums vor dem Hintergrund der Kürzungen in den unterschiedlichsten Politikbereichen" seien den Bürgern "nicht darstellbar", so Weiss. Man habe daher ein zweijähriges "Moratorium" beschlossen, "das den Planungsprozess voranbringen soll". Einen groben Zeitplan wollte sie nicht nennen.


Die Arbeitsgruppe habe zugleich einem überwiegend privat finanzierten Neubau eine Absage erteilt. "Zum Humboldt-Forum gibt es keine vernünftige Alternative", so Weiss. Man wolle lieber ein paar Jahre warten, um dann das anspruchsvolle kulturelle Konzept aus Museum, Bibliothek und Veranstaltungszentrum "groß und mit souveräner Geste" zu realisieren. Es könne aber keine Rede davon sein, dass nun die Akte Schloss "für zwei Jahre zugeklappt wird".


Man habe sich dennoch für den "schnellstmöglichen Abriss" des Palastes der Republik ausgesprochen. Auch hier wollte die Ministerin kein konkretes Datum nennen. Die Kosten dafür werden auf 20 Millionen Euro geschätzt, die Gründungswanne des Volkshauses könne dabei erhalten bleiben. Eine Zwischennutzung des Palastes sei zu begrüßen, solange sie den Bund nichts koste. rha


kommentar:

Stadtschloss, später
Der Kommentar
von Rainer Haubich

Ein "zweijähriges Moratorium" für das Berliner Stadtschloss hat die Arbeitsgruppe bei der Kulturstaatsministerin beschlossen. Der Begriff "Moratorium" kommt laut Brockhaus "von lat. mora ,Verzögerung'" und bedeutet: "Durch Vertrag gewährter Zahlungsaufschub für fällige private oder staatl. Verbindlichkeiten." Etwa "bei Gefährdung der Währungsstabilität eines Entwicklungslandes".


Nun sieht die Bundesrepublik - auch im Schein des Schlusslichtes - nicht nach einem Entwicklungsland aus. Dennoch wird jeder einsehen, dass in Zeiten schmerzhafter Sparmaßnahmen der Bau eines noch so anspruchsvollen "Kulturschlosses" in Berlin politisch nicht durchsetzbar ist. Zumal in den nächsten Jahren mehrere hundert Millionen Euro in die Vollendung der Museumsinsel fließen werden.


Am Beschluss der Arbeitsgruppe irritiert deshalb vor allem die Festlegung auf eine "zweijährige" Verzögerung. Denn von einem konkreten Datum für den Aufbau-Beschluss war bisher nie die Rede. Selbst die Optimisten unter den Schlossfreunden rechneten mit drei Jahren Planungszeit bis zu einem Realisierungswettbewerb. Und auch mit dessen Ergebnis wäre noch kein Baubeginn verbunden.


Trotz der verständlichen Verzögerung bleibt ein Neubau am künftig meistbesuchten Ort der deutschen Hauptstadt eine "fällige Verbindlichkeit". Das hat auch die Arbeitsgruppe nochmals bestätigt. Mit dem Schloss ist es also wie mit der Museumsinsel: Es wird länger dauern als erhofft. Solange das Ziel klar vor Augen bleibt, kann man damit leben.


Artikel erschienen am 2. Okt 2003 i.d. WELT


Stefan
Novize

Beiträge: 35


 

Gesendet: 18:37 - 02.10.2003

Der 80:20 Vorschlag kommt ja aus dem Finanzministerium von Hänschen Eichel. In einem Interview hat er mal erzählt, dass er gerne Architekt geworden wäre. Selbst in Kabinettssitzungen ertappe er sich immer wieder selbst beim skizzieren von Grundrissen.
Eichel ist jedoch ein Modernist und so verwundert der Vorschlag des Komerzschlosses auch nicht weiter. Was will man auch von einem erwarten, dem die Größe des eigenen Ministeriums (das ehemalige Reichsluftfahrtministerium) Staatsgästen gegenüber "peinlich" ist...
F. Schinkel
Mitglied

Beiträge: 119


 

Gesendet: 16:06 - 07.10.2003

@Sebastian:
Der alte Dom sah aus wie eine Käseglocke????
Also ich finde die alte Kuppel an Schönheit unschlagbar - ja, noch schöner als die Kuppel vom Petersdom, wenn die des Petersdomes auch sehr viel bedeutender ist!

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=3246172455&category=33359

F. Schinkel
Mitglied

Beiträge: 119


 

Gesendet: 16:08 - 07.10.2003

[Link zum eingefügten Bild]

Der Dom hat doch wirklich etwas Würdevolles, findet ihr nicht?
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 16:57 - 07.10.2003

Ich war so frei und habe das Bild ersetzt, weil man von ebay aus nicht verlinken kann.

Und: Ja, ich finde den Dom auch würdevoll und beeindruckend.
F. Schinkel
Mitglied

Beiträge: 119


 

Gesendet: 17:18 - 07.10.2003

Oh ja... das ist auch ein phantastisches Foto

Jedesmal, wenn ich Berlin besuche, muß ich auch wenigstens einmal den Dom fotografieren! ...ist doch eigenartig!

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