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 Forum Index —› Architektur allgemein —› Wiederaufbau Stadtschloss Berlin
 


Autor Mitteilung
Roy Batty
Mitglied

Beiträge: 133


 

Gesendet: 02:37 - 29.08.2004

Das war beim Dresdner Stadtschloß nie ein Problem. Da baut man, nimmt man die Sicherungsarbeiten hinzu, seit 1946 dran(obwohl man mehrmals kurz davor stand, es als "feudales Relikt" abzureißen). Das Georgentor wurde 1963/64 fertiggestellt, etwas später auch der Stallhof und das Johanneum.
Der eigentliche Schloßbau dagegen war bis zur Wende(und NICHT, wie oft geschrieben wird, bis 1985)von Baumaßnahmen völlig unberührt. Es läpperte sich und es wird auch im Jahr 2006 noch nicht fertig sein. Mal davon abgesehen, daß es bis jetzt(bis auf den Ostflügel fertig)keine Innenaustattung besitzt, die Räume als straff modern gestaltet sind. Der Beliebtheit des Stadtschlosses tut das aber keinen Abbruch; es ist wieder das geistig-kulturelle Herz unseres sächsischen Vater....ähm Heimatlandes.
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 14:53 - 29.08.2004

@Roy Bäddy

Guuhden Dooch Mei Guuhdster, Wieso "ähm" ? Ich habe keine Probleme mit dem Begriff "Heimatland", im Gegenteil, meine Heimat ist doch Heimat. (Ich war mal zwei Jahre ausgewandert, und kam wieder zurück. Ich konnte mir ein Leben ohne Brezeln und Biergärten nicht vollstellen). Ein Heimatland zu haben, ist doch klasse! Oder sollen wir etwa die beneiden, die heimatlos, entwurzelt, obdachlos sind?

Die Nazis hatten "Heimat" und all diese Begriffe missbraucht, das ist wahr. Und der Schaden, den sie anrichteten, ist noch immer präsent, und wir werden wohl noch eine Weile an dieser enormen Last tragen. Aber wenn man den Begriff "Heimat" nicht sagen darf, dann dürfte man ja auch nicht auf der Autobahn fahren, da man ja dadurch indirekt "Sympathisant" ihrt Baumeister, der Nazis, wäre?

Übrigens ist von Stauffenberg bekannt, dass er kurz vor seiner Ermordung durch die Nazis das "heilige Vaterland" (!)beschwor. Étonnant, mais vrai. Von daher ist sogar der Begriff "Vaterland" legitim. Oder würde jemand Stauffenberg für einen ....ähm...Nazi-Sympathisanten halten?

Gut, dieser Begriff ist tatsächlich etwas schwieriger. Aber ich denke, seine Verwendung hängt erstens davon ab, wer ihn gebraucht - und wie er gemeint ist. Stauffenberg meinte ihn wohl sicher anders, als seine "Zeitgenossen".

Ich glaube es wird noch eine Weile dauern, bis wir Deutschen wieder ein normalisiertes Verhältnis zu uns selbst und unserem Land haben werden. Aber indem wir unser Land - unser Heimatland - negieren, ist niemandem gedient, im Gegenteil: das schadet höchstens. Denn dann würden wir dem rechtsextremen Spektrum unsere Wurzeln, unsere Geschichte und die "Normalität" nationaler Symbolik überlassen - und gerade diese Leute halte ich für die denkbar schlechtesten Verwalter unserer Nation.
Seraph Eleison
Mitglied

Beiträge: 127


 

Gesendet: 15:45 - 29.08.2004

Wir haben den Begriff "Vaterland" doch auch in unserer Hymne. Was ist daran schlimm?

Ein alltäglicher Ausdruck, der etwas merkwürdig ist, ist das "heim ins Reich". Viele Leute sagen, wenn sie nach Hause gehen wollen: "jetzt geht's heim ins Reich". Dieser Ausdruck ist meiner Meinung nach viel belasteter.
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 20:37 - 29.08.2004

Nun, so ganz einfach ist auch das nicht. Wenn man so will, ist fast jeder Begriff, der einen Hauch von Patriotismus enthält, belastet. was das "Heim ins Reich" betrifft: Vielen Leuten ist überhaupt nicht bekannt, dass 1918 mehrere Millionen Deutsche quasi über Nacht Tschechen werden mussten - ob sie wollten oder nicht. Einige weitere Millionen wurden polnische Staatsbürnger, ebenso gegen ihren Willen. Nichts gegen Polen - dieses Land kann man ja allein aufgrund der fantastischen Rekonstruktionsleistungen nur verehren und "hut ab" sagen. Dennoch möchte ich nicht ungefragt in ein anderes Land "gezwungen" werden. Es ist ein immer noch weitgehend tabuisiertes Thema, dass Polen zwischen den Weltkriegen ebenso ein autoritäres Regime hatte, und ich möchte lieber nicht wissen, wie ethnische Minderheiten (nichts anderes waren Deutsche dort) damals in Polen behandelt wurden. Eigentlich weiss ich es ja: Etwa eine Million wanderte aus "ins Reich", sie werden ihre Gründe gehabt haben.

Was ich damit sagen will, ist, dass der Spruch "Heim ins Reich" nicht nur bloße Nazi Propaganda war, sondern leider einen realistischen Hintergrund hatte: Diese Leute wollten tatsächlich zurück in "ihr" Land, und das kann man Ihnen nicht vorwerfen. Auch ich würde ungerne in einem Land leben, dass mich als ethnische Minderheit drangsaliert und mir meine eigene Sprache verbietet. Die Tschechen nennen die Sudetendeutschen noch heute "die 5. Kolonne Hitlers", und das ist historisch einfach falsch. Dass diese Leute Hitler als "Befreier" feierten,
ist letztendlich das Werk der Alliierten, die die 3 Millionen Sudetendeutschen gegen Ihren Willen in ein fremdes Land zwangen. Sie hätten vermutlich genau so Churchill oder Roosevelt als "Befreier" gefeiert, aber diese beiden waren weit davon entfernt.

Wir kommen immer wieder auf diese Thematik der Deutschen GEschichte, speziell der jüngsten. Aber ich denke, das lässt sich nicht vermeiden. Ich bin übrigens Antifaschist, gebe dennoch den Alliierten eine große Mitschuld an den Geschehnissen 1933 - 1945.

Deswegen ist mir auch die Deutsch-Französische FReundschaft so enorm wichtig; sie ist meiner Meiunung nach der HAupsschlüssel zu einem dauerhaften Frieden in Europa. Nicht nur, weil beide die mächtigsten EU- STaaten auf dem Kontinent sind, sondern vor allem, weil eine Rivalität zwischen beiden fatal ist: Wenn man die Geschichte zurückverfolgt, ist
die Deutsch-Französische "Erbfeindschaft" mit ihren endlosen gegenseitigen Demütigungen und Erniedrigungen des jeweils anderen einer der Hauptauslöser der beiden Weltkriege. Es war von den FRanzosen relativ unklug und ungeschickt, ihren Sieg 1918 zu benutzen, um die Besiegten zu erniedrigen, wo sie nur konnten. Dass dies zur Rache führen musste, wundert nicht. Ebenso dumm war es von den Preussen, 1871 die Franzosen zu erniedrigen. Dieses ganze Hin und Her hat Gott sei Dank (hoffentlich) nun ein Ende.

Hm...waren wir nicht eigentlich beim Schloss?
der_Sauerländer
Stammgast

Beiträge: 53


 

Gesendet: 00:35 - 30.08.2004

Eben: Zurück zum Schloss!!

Ich war nämlich dieses Wochenende zum ersten Mal nach 3 Jahren in der Hauptstadt meines Vaterlandes (hab kein Problem mit dem Begriff) und war natürlich auch bei der Ausstellung Unter den Linden 40:

Ich vernahm dort extrem gute Neuigkeiten!....
Bisher hab ich immer nur von ca. 5 Mill. Euro Spenden gehört, aber innoffiziell liegt man wohl schon weitaus höher!
Viele Betriebe, große Firmen, Privatpersonen etc. reservieren sich wohl "ihre" Fassaden, selbst wenn das Geld noch nicht direkt auf den Konten ist, es ist wohl schon zumindest versprochen: 35 Millionen €!!
Kein Scdherz, der Mann wirkte äußerst seriös, ich hoffe, ich verrate keine zu großen Geheimnisse.

Wenn dann erst der BdR weg ist und die Infobox steht sollte der Rest kein Problem sein. Ich denke, dass dann auch die Kuppel und die Spreefassade finanzierbar sind.
Roy Batty
Mitglied

Beiträge: 133


 

Gesendet: 01:55 - 30.08.2004

Ähm Peter, ich war nur etwas vorsichtig mit der formulierung "sächsisches Vaterland". IMO setzt der Begriff Vaterland(den ich im Bezug auf Deutschland unbefangen verwende)eine mehrheitlich als solche begriffene Nation voraus. Trotz allem Madenfraß ist das bei Deutschland immer noch der Fall, d.h. es wird, wenn überhaupt, als Vaterland begriffen. Nicht die einzelnen Regionen.

Nur gilt ohne diese Regionen das Vaterland nichts...die Nazis konnen und wollten das nicht begreifen; selbst in der Architektur galt ihnen das wirkliche Deutschland nichts...genaugenommen verachteten sie es.

Sie entwarfen gigantische FLACHDACHgebäude, wollten den Bruch mit dem althergebrachten, wollten die Zurückdrängung alter Traditionen und Werte zugunsten ihrer Ideologie jenseits des üblichen Kulturbegriffs.

Und sie ließen die alten deutschen Städte vorsätzlich in ihrem Krieg verbrennen, nahmen die englischen und amerikanischen Feuerstürme in einem gnadenlosen Zynismus als "reinigendes Feuer" des "deutschen Volkskörpers"(d.h. der Wirtschaft)hin und konnten, persilgereinigt und "entideologisiert", es kaum erwarten, ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Das Nazipack hat seine Ziele schlußendlich erreicht; Unsterblichkeit in der Geschichte und "Beförderung" der deutschen Kultur, wie auch der deutschen Städte...für ein gesundes, stetiges Wachstum...:((

Vaterland, mmmh. Ich möchte unbefangen damit umgehen können und dennoch gelingts mir nicht recht. Fühle ich mich denn mit allen(!) Deutschen verbunden ? Bei mir hat diese Skepsis nicht mit dem 2.WK zu tun. Ich habe zuviel gelesen über Churchill, Roosevelt und Stalin, als daß ich eine kollektive Schuld der Deutschen an 55 Millionen Toten akzeptieren könnte; ich weiß über das grauenhafte Kriegsende...das in bekannter Form auch meine Familie traf. Der 2. Weltkrieg traf in beinahe gleicher Weise auf die Deutschen selbst zurück und sie haben sich in unterschiedlicher Weise bis heute nicht davon freimachen können.
Strafe genug oder darfs vielleicht noch etwas mehr sein ?
Das Unwohlsein als Deutscher hat zumindest bei mir eher mit der Gegenwart zu tun. Als Sachse bzw. Mitteldeutscher(Verbreitungsgebiet der ostmitteldeutschen Mundart) habe ich diese Berührungsänsgte jedoch nicht.

Und für Berlin -auch wenn ich kraft meiner sächsischen Herkunft dem Preußentum in sämtlichen Erscheinungsformen entschlossen begenen muß ;)- kann man sich nur wünschen, daß es wenigstens in seinem innersten Kern Linderung erfährt. Selbst wenn es nur Fassade wäre...aber wie oft hat man Inneneinrichtungen schon verändert ?

Welches Gebäude würde denn sonst diesen vielbesabbelten "Dialog" zwischen Ost und West herstellen können ? Das Bundeskanzleramt vielleicht ? Der Reichstag ? Der Potsdamer Platz ? Das nun endlich sichtbetongebaute geistig-moralische Fundament unserer Bundesrepublik, in Sichtweite ? Alles im Volk ziemlich negativ besetztes Zeug. Das frisch von patina befreite Brandenburger Tor am ehesten...aber das ist ohnehin mehr eine Skulptur denn ein "echtes" Gebäude.
Naja...der Spruch gilt wohl -als einzige Berliner Konstante- für immer: berlin wird niemals "fertig". :D
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


 

Gesendet: 04:56 - 30.08.2004

Hallo Roy Batty....

Ästhetisch ist der Palast der Republik nicht. Ich behaupte, dass man versucht hat, dein neuronales Netz neu zu verstricken. Dich zu manipulieren. Und es ist ganz plausibel, weil es bei vielen so gewesen ist. Ebenso bei mir. Du bist aufgewachsen in einer Zeit, in der man nur sterile, häßliche Kisten entworfen hat. Es war der Zeitgeist, welcher bis Heute andauert. Man betrachtet sich diese Gebäude, welche im entstehen sind aber eigentlich spürt man als kleines Kind Unbehagen. Man findet es nicht schön. Wie kann etwas bauen, welches man nicht schön findet ? Und zwar ist es so häßlich oder so unschön, dass man nicht versteht, wie das jemand anderem gefallen kann. Man wird damit konfrontiert oder sagen wir, der eigene Instinkt wird angegriffen oder in Frage gestellt. Überlal bauen sie den selben Mist. Als kleines Kind weißt du nicht so recht wie du es einordnen sollst. Dir gefallen Gebäude nicht, welche jedoch zu Hauf gebaut werden und die man in den Medien hochleben lässt. In dir entstehen Schuldgefühle, weil du etwas nicht magst, welches jedoch überall gelobt wird. Du denkst, mit dir stimmt etwas nicht. Eigentlich denkst du es nicht bewusst da es mehr ein Gefühl darstellt. Du spürst eine tiefe innerliche Abneigung gegenüber etwas welches alle zu mögen scheinen, wiel man es überall baut, weil einem von Medien aus allen Seiten gesagt wird, dass es gut ist, schön ist, großartig ist. Man füht sich schlecht. Man versucht sich irgendwie anzupassen. Da man dieses schlechte Gewissen hat, diese Schuldgefühle, versucht man sich diese Bauweise schön zu reden. Man sieht sich die Gebäude, die einem nicht gefallen oft an. Man sucht nach irgendeinem Strohhalm, den man doch schön finden könnte aber da gibt es nichts. Immer wieder sobald du es siehst versuchst du es dir schön zu denken. Du redest dir ein, dass es schön sei, weil in deinem Unterbewusstsein verankert ist, dass es überlal gebaut wird und überall angeblich hochgelobt wird. Wie solltest du in Harmonie leben können, wenn du mit der Welt nicht zufrieden bist und wie willst du es als Kind ändern ? Kinder sehen sich nach Harmonie. Sie sind mit dieser Situation vollkommen überfordert. Und ab diesem Punkt verwirft das Kind seinen ursprünglichen Instinkt, der bei jedem Menschen die klassische Architektur bevorzugt. Ausnahmslos bei jedem Menschen. Und somit ist das Kind frei für die neue Sichtweise, nachdem, weil es doch eigentlich diese Zerissenheit nicht möchte. Es will keine Zerissenheit empfinden. Es ist unerträglich etwas schön zu finden, welches anscheinend niemand mag. Das Kind leidet darunter und verfällt somit der modernen Sichtweise oder es verdrängt dieses Thema und wird sich nie für Architektur oder Stadtplanung interessieren, weil es aufgrund dieser damaligen Erfahrung sich nur noch jene Interessensgebiete aussucht, wo es keine Schuldgefühle mit auf den Weg bekommt. Und ich bin überzeugt, dass es bei dir genauso gewesen ist. Du wurdest manipuliert. Man hat deinen Instinkt aus der Bahngeworfen, dir tiefe Schuldgefühle gegeben und dir diesen Palast der Republik eingeredet, der doch abgrundtief häßlich ist. Im Vergleich zum Schloß ist das ein Alptraum. Ich glaube dir nicht, dass du ihn schön findest. Du kannst gleichwohl aber genauso wenig für dein bisheriges Schicksal wie so viele andere Kinder, wie auch ich einstmals und es braucht einen starken Charackter, einen scharfen Verstand um da herauszukommen und es braucht Menschen wie mich, welche dich damit konfrontieren damit du zu deinen wahren instinkten der Ästhetik zurückfindest, Wenn du es nicht glaubst, verstehe ich das. Mir erging es doch nicht anders aber in dieser Sache sind wir uns alle gleich. Wenn irgendjemand sagt, dass der Palast der Republik schöner sei als ein Schloß, so ist dies einfach nicht dem menschlichen naturell entsprechend sondern Ergebnis einer Manipulation wofür manch einer anfällig ist oder gar manch einer mehr.

Ich bin für eine 100%ige Rekonstruktion. Der Palast der Republik muss komplett weg. Egal ob ein Modernist meinte, wir müssen zu unserer Kultur stehen, was auch ich oftmals fordere, denn dies müssen wir wirklich wieder erlernen. Aber abgesehen davon reicht mir nicht, was ein ehemaliger Modernist sagt. Ich will das komplette Schloß ohne Abweichung. Eine 100%ige originale nachgebaute Rekonstruktion.
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


 

Gesendet: 05:05 - 30.08.2004

@ Peter

Claus Graf Schenk von Stauffenberg beschwor nicht das heilige Vaterland sondern, um der Richtigkeit vergangener Wahrheit ihren Dienst zu erweisen, er sagte: "Es lebe das heilige Deutschland". Er liebte sein Vaterland. Die Nazis konnten es nicht lieben, denn dann hätten sie diese Schandtaten nicht begangen. Wer sein Land liebt, der übernimmt Verantwortung. Diese hat jedoch kein Nazi übenrommen und somit waren es für mich nur Papierdeutsche. Wahre Herzensdeutsche sind es nicht gewesen.
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 21:28 - 30.08.2004

Na, da sind wir uns ja alle einig, was belastete Begriffe der GEschichte betrifft. Ich glaube, irgendwo Stauffenbergs "Vaterland"-Zitat gehört zu haben, aber kann es nicht beschwören. (im Beschwören war Stauffenberg eben besser!)
;)

Ich vertrete eine ganz merkwürdige Meinung, die ich von einem Freund übernommen habe. Er ist jüdischen Ursprungs, seine Großmutter hatte die Nazis im Versteck überlebt, und dennoch ist er absolut für ein "Deutschtum". Ich fand seine Begriffsverwendung anfangs völlig überraschend, fand dann aber schnell heraus, er meint damit keine primitiven Stammtischansichten, sondern einfach die Weitergabe und Wahrung traditioneller Werte, einsetzen für regionaltypische bzw. landestypische Architektur unseres Landes.

Er hat mir mal etwas gesagt, woran ich nie gedacht hatte. Ich fragte, ob wie er denn für das Deutschtum sein kann, wenn die Deutschen seine Familie umbringen wollten. Er sagte "Meine Großmutter war doch auch Deutsche! Sie war 100% Deutsche, und sie hatte bestimmt nie verstanden, was die Nazis von ihr wollten. Sie ist lange tot, aber ich erinnere mich noch an Sie. Es gab Sonntags Bouletten mit Sauerkraut und hinterher Schokopudding. Auch ihre
Sprüche, alles war so typisch Deutsch an ihr. Kein Mensch war typisch Deutscher als meine Oma". Als ich ihn fragte, ob er denn nicht Angst habe vor Rechtsradikalen, sagte er "die Rechtsradikalen sind doch überhaupt nicht für Deutschland. Schau dir doch an, was sie früher gemacht hatte - eine Zerstörungsorgie, unsere ganze Kultur ist vernichtet. Und schau sie dir heute an, wenn Sie im Fernsehen marschieren, ein paar Irre: Sieh doch mal in diese Gesichter, sehen so kultivierte Menschen aus? Bulldoggengesichter in Springerstiefeln, die nicht mal lesen und schreiben können, und die wollen angeblich unser Vaterland lieben?". Ich fragte ihn dann, ob er denn nicht Angst habe, dass wieder irgendwelche dieser Leute an die MAcht kommen könnten. "Na klar hab ich Angst, Verrückte gibt es doch genug. Ich habe aber keine Angst vor Leuten die Deutschland lieben, sondern vor Irren, die dies nur vorgeben - und die nicht Begreifen, dass die Deutschen jüdischen Glaubens ein Teil Deutscher Kultur waren und sind, der nicht wegzudenken ist: Heinrich Heine, Mendelssohn-Bartholdy, Einstein - unsere größten Genies waren jüdischen Glaubens. Eine jüdische "Rasse" gibt es nicht. Oder wie ist zu erklären, dass bei Kopfvermessungen in Schulklassen häufig die besten und edelsten Köpfe von Schülern waren, die
sich hinterher als Juden herausstellten?Diese Rassentheorie ist doch Unfug. Wenn diese Rasse minderwertig ist, hätte es doch Einstein nicht geben dürfen - dann müsste er doch Nils Björnson, oder Björn Nilsson heissen, und blond sein". Also da musste ich lachen. Ich wollte dann noch von ihm wissen, ob er es denn nicht problematisch fände, dass er so sehr für die Deutsche Kultur eintritt, die Nazis das aber doch auch taten. Er sagte ganz trocken "die Nazis waren dohc überhaupt nicht für die Deutsche Kultur. Denen ging es doch nur um Macht und um ihre Sexorgien, und dass Goebbels blonde Frauen nicht leiden konnte, sondern dass er nur bei dunkelhaarigen fremdging, durfte niemand wissen. Nein, die Nazis waren n icht für deutsche Kultur, denen ging es um Geld und Macht. Oder warum haben Sie unser ganzes Land der Zerstörung preisgegeben ? Hätten Sie ihr Land tatsächlich geliebt, hätten Sie spätestens nach Hamburg 1943, als fast 100 000 unschuldige Zivilisten im Feuersturm umkamen - Mütter und kleine Kinder! - den Krieg beenden müssen.
Wer Mütter und Kinder opfert, der kann doch nicht behaupten, sein Volk zu lieben? Der II WK war ein Roulettespiel, und zwar ein komplettes "va banque". Nur ein Dummkopf setzt alles und verliert alles - oder jemand, dem der Einsatz nichts bedeutet. Hitler hat öffentlich mehrere Reden gehalten - die sind auf Tondokumenten erhalten - in denen er ganz klar zum Ausdruck bringt, dass "das Deutsche Volk nur leben darf, wenn es siegt". Siegt es hingegen
nicht, ist es auch nicht wert zu leben. Echte Liebe ist bedingungslos, und die Nazis sagten "Volk, wir lieben dich, aber nur wenn...". Das ist keine Liebe, das ist Brainwashing und Instrumentalisieren der MAsse zu eigenen Zwecken. Ich liebe mein Land, und deshalb unterscheide ich mich von den Nazis. Die liebten gar nichts - ich glaube, jemand wird nur Nazi aus tiefem, unbewussten Selbsthass. Nur wer sich selbst - und sein Land - als nicht wertvoll erachtet, geht so gerne und freudig in den Untergang und zerstört bereitwillig sich selbst und seine Kultur. Ich bin froh, dass einige sich geweigert haben, mitzugehen. Aber leider waren es zu wenige. Die Nazis waren die größten Idioten. Wie kann man so herrliche Städte wie Dresden, Nürnberg, und all die anderen Juwele opfern? Nein, die haben ihr Land nicht geliebt."

Er ist selbstverständlich auch für das Berliner Schloss, für die FRauenkirche , den Neumarkt. Ist das nicht klasse? Ich finde es einfach phantastisch, wenn sich Leute jüdischer Abstammung für Reko etc. einsetzen. Das entkräftet dann diese dumme Behauptung, die Rekonstruktion alles "Alten" wäre "Faschistisch". Mein Freund sagt übrigens, er fände Bauhaus und Funktionalismus viel faschistischer, denn er stufe diese Architektur als Unmenschlich ein.

Als mir mein FReund übrigens sagte, er fände inzwischen sogar die Musik Margot und Maria Hellwig gut, dachte ich, jetzt übertreibt er etwas.
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 22:22 - 30.08.2004

@Roy Bäddy

Pardon, ja ich hatte dich wohl falsch verstanden mit dem "Vaterland". Interessanterweise sagst du über die Nazis genau das gleiche wie mein Freund, ich habe es eben erst gelesen. Ich denke übrigens wirklich, dass denen die Deutsche Kultur (Bauwerke, etc.) völlig schnuppe war. Sie sprachen zwar ständig von "Heimat", und gaben vor, überliefertes Kulturgut zu pflegen. Aber m.E. geschah das nur nach Außen hin, weil man wusste, das kommt beim Volk gut an. In Wahrheit waren das m.E. egoistische Irre, denen es nur um Macht ging, Deutschland war ihnen gleichgültig. Denn nur so ist es möglich, einen Marsch zuzulassen, der geradewegs in den Abgrund führt. Wer sein Land liebt, lässt so etwas nicht zu.

@Weisser Wolf

Also du wirst überrascht sein, aber ic komme - obwohl 100% Pro Schloss - immer mehr zu dem Schluss, dass man den PdR erhalten solle. Auch eine Lösung wäre, was man in Berlin schon oft getan hatte: Das Ding einfach woanders hintransportieren! Leider sehr teuer, daher wohl nicht möglich. Stell dir doch Prassers Lösung so vor: Es ist 2025, du hast ein komplett rekonstruiertes Schloss, und beim Besichtigen steigst du von einem Saal hinab in eine Art "Museum", und kannst ein Relikt eines Staates besichtigten, den es seit fast einem halben Jahrhundert nicht mehr gibt! Die Leute, die diesen Staat nicht mehr erlebt haben, werden uns hassen, wenn man davon nichts mehr "live" sehen kann. Der PdR ist nicht schön, aber meine Hauptkritik an dem Gebäude war, dass es den Platz des Schlosses blockiert.

Vergiss nicht: 2 Drittel der Innenräume waren keine "Schloss"-Räume, und werden daher auch niemals rekonstruiert: Das waren Beamtenstuben, schmucklos wie in einem Finanzamt, Lagerräume, in denen Besen und Reinigungsmittel standen. Ich wäre auch absolut dagegen, dass man wertvolle historische Räume für den PdR opfert. Wenn dies aber nicht der Fall ist, bin ich dafür, den PdR zu integrieren - als eine Art "Museum". Vergiss nicht: Man kann Gebäude im Detail immer wieder ändern, auch wenn das Grundgerüst gleich bleibt. GEh dohc nicht davon aus, dass unsere Generation die "beste" oder klügste ist, das wäre doch überheblich von uns. Wir bauen doch nicht nur für uns, sondern vor allem für die Generationen, die nach uns kommen! Vertrau mal darauf, dass die nicht dümmer sind als wir (im Gegenteil, schlimmer als unsere Epoche, der Modernismus, kann es ja gar nicht mehr werden!!!). Das heisst: Die werden schon sehen, ob wir was gut gemacht haben oder nicht. Sollte sich herausstellen, dass der Kasten sich dauerhaft negativ macht, werden sie ihn eben wieder einreißen, und dafür die preussischen Beamtenstuben und Lagerräume wiederherstellen. Na ja....
Also ich muss dir ganz ehrlich sagen, ich wäre bereit, dieses Experiment in Kauf zu nehmen. Doch, wenn ich ehrlich bin, ich bin inzwischen dafür, den PdR zu integrieren. Vorrausgesetzt 1) das Äußere bleibt 100% verschont von "modernen" Elementen, also äusserlich 1:1 Reko, und 2)sämtliche historisch wertvollen Innenräume werden rekonstruiert, keine Option wird duch den PdR blockiert, und 3) der PdR wird als eine Art museales "Objekt" integriert, so, als schaute man sich in einer Vitrine alte Kunstgegenstände an. Ich stelle mir das tatsächlich klasse vor.

Gut, vielleicht ändere ihc meine Meinung auch wieder. Am Liebsten wäre mir die Lösung, das Ding in Friedrichshain oder Hönow aufzustellen, weit draußen, dort, wo es keinen stört. Aber in irgendeiner Form sollte man das Ding, wenn möglich, erhalten. Und sei es nur als Mahnmal, zu welch architektonischen Scheußlichkeiten die DDR imstande war....

Huch, mein Freund hat gerade an meinem Radio rumgefummelt, also diese ständige bayrische Blasmusik muss jetzt nun wirklich nicht sein....ich glaube, er steht jetzt zu sehr auf "deutsche Kultur"....

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