Architectura Pro Homine - Forum für Klassische und Traditionelle Baukunst - www.aph-forum.de.vu

    

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Autor Mitteilung
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 11:56 - 21.01.2004

Danke für die News, Sonja, und Herzlich willkommen! Also steht das Stahldreieck noch? Und dieses Marx-Relief, hängt das etwa auch noch?

Die Begehrlichkeiten - Marx bleibt und Guhlmanns Installation besser nicht, zeigen doch deutlich, welcher Geist weiterhin die Uni beherrscht.

Der Glaube wurde ignoriert und die Kirche gesprengt - jetzt wird das Ende der SED-Herrschaft ignoriert und weiter ideologisiert - für wem eigentlich?
Sonja
registriert

Beiträge: 21


 

Gesendet: 14:27 - 21.01.2004

Ja, ja, das Stahldreieck steht noch und war der Uni lange ein Dorn im Auge.
Das Marx-Relief ist noch nicht von alleine runter gefallen, obwohl es wohl mehrere Tonnen schwer sein soll. Es wird auch von einigen "Kunstverstaendigen" oder solchen, die sich nach 40 Jahren Sozialismus dafuer halten, als besonders erhaltenswert eingestuft, waehrend dies fuer die Paulinerkirche nicht gelten soll. Es ist eigentlich unfassbar.

Ich weiss nicht, ob es hier bekannt ist, aber es gab eine Initiative von 27 Nobelpreistraegern, die sich fuer den Wiederaufbau der Kirche ausgesprochen haben. Die Unileitung hat dann fast alle Register der Konspiration gezogen. Angefangen von massiver Fehlinformation und organisierten Demos, mehrere Klagen gegen Wiederaufbaufreunde, um diese mundtot zu machen oder zumindest "in Unruhe" zu versetzen (also richtige Zersetzungsmassnahmen) bis hin zu oeffentlichen Affronts gegenueber den Nobelpreistraegern und scheinheiligen Ruecktritten (gefolgt von stillen Wiederantritten) der Prorektoren.

Interessante Infos dazu kann man unter anderem auch hier finden:
http://www.geschichtscampus.de/zweierleicampus.htm

Die Ideologie funktioniert uebrigens anders: Der Glaube wird natuerlich nicht ignoriert, sondern er erledigt sich von selbst. Das scheint einer der zwingenden Theoreme des Marxismus zu sein, an den - steter Tropfen hoehlt den Stein - fest geglaubt wird.

Das Schlimme ist eigentlich auch, dass die Uni es versucht, die Diskussion weitgehend zu unterdruecken und daher immer noch viel Fehlinformationen kursieren. Alles ist geheim. Fast wie bei der Stasi.

Fuer wen eigentlich? Hauptsaechlich fuer zwei Gruppen: Die einen wollen ihre Machtpositionen sichern, die anderen wollen nicht an die Schande, die die Stadt auf sich genommen hat, erinnert werden und schon gar nicht an die Opfer des Widerstands gegen die Sprengung erinnern.
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 17:32 - 21.01.2004

Wow, das ist ja fast...keine Ahnung!Wie bei der StaSi eben! Ich versteh' echt nicht, was die für ein Problem haben, dass man sogar mit Rücktritten, Demos, Klagen etc. dagegn ankäpft . Aber was wissen Nobelpreisträger schon von Kultur u.ä., nicht ?

Man kann das Marks Relief ja nach Abriss der Kiste weiterhin erhalten und im Innenhof oder im Eingangsberich an die Wand hängen. Es muss ja nicht alles vernichet werden, wie die "überlebenden" Reiterstandbilder im Lustagrten oder so...

Aber laut dem Bericht ist die Reko ja anscheinend sowieso "vom Tisch"...Tja, wer nicht will, der hat schon...


Ich sehe erst jetzt, dass sich das Bild von der Sprenghung bewegt: Die Kirche sieht ja so aus, als wäre sie noch vollkommen in Takt gewesen...oder irre ich mich?

P.S. Tach'chen Sonja!
Claus
Mitglied

Beiträge: 164


 

Gesendet: 17:52 - 21.01.2004

@Ben

Die Kirche wurde aus ideologischen Gründen gesprengt.Sie war vom Krieg völlig unversehrt geblieben.
Die Auseinandersetzungen in Leipzig sind wirklich kabarettreif.Ich habe einige Monate im Forum des Paulinervereins mit Gegnern diskutiert.Man glaubt nicht,was dort abgeht.Hauptsächlich wird aber das Argument vorgetäuscht.die Entscheidung der sächsischen Staatsregierung zur Freihaltung der Fläche für eine Rekonstruktion sei eine undemokratische Einmischung in die Hochschulfreiheit.Als zweites Argument wird die Sinnlosigkeit von Kirchen im Zeitalter rückläufiger Kirchenmitglieder vorgebracht.
Die Linken dort plädieren für einen multikulti-Religionsraum für alle Religionen in einem modernen Gebäude auf der Grundlage des hässlichen Behet&Bondzio-Entwurfs.
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 18:49 - 21.01.2004

Hm, das war ja klar...

Man will das ganze (also das heutige Uni-Gebäude) also sowieso abreißen, nicht? Es geht also nicht mal darum, dass man das "DDR-Erbe" erhalten will, wie beim PdR, der dem Schloss weichen wird?! Ich mach mir ja nun wirklich nichts aus Religion, aber das ist mir wirklich unverständlich - Ideologie hin oder her!
Nur weil es von außen wie eine alte Kirche aussieht, muss es doch nicht als Kirche dienen! Soll man doch die neue Mensa dort einrichten ! Außerdem geht es ja nicht darum, dass die Kirchen in Leipzig vor Kirchengängern überquellen, sondern darum, dass es einfach ein wichtiges Gebäude handelt...
Wenn man schon als Vertreter der Uni spricht, dann sollte man auch auf das Erbe der Vergangenheit Wert legen und nicht nur nach vorne schauen! Dann könnte man ja den Geschichts-Studenten sagen "Die letzten 10.000 Jahre Menschehitsgeschichte sind "rückwärtsgewandt! Hier studieren wir die Geschichte der nächsten 10.000 Jahre!".
Und dann haben ist ihre Theolog. Fakultät in dem Haus auf der ersten Seite...
Mal schauen, was Olympia (fall's klappt) bringt...
Sonja
registriert

Beiträge: 21


 

Gesendet: 15:20 - 22.01.2004

@alle
Hallo Jungs (egal welchen Alters),
nachdem ich also jetzt feststellen darf, dass ich so etwas wie "Henne im Korb" bin, gruesse ich Euch alle herzlich.
Dabei heisst es doch: architectura pro homine ;-)

@Ben
Ideologie hin oder her ist gut. Ich habe einige Diskussionen gelesen, bei denen ging es darum, dass man es beispielsweise einem Atheisten nicht zumuten kann, eine Kirche betreten zu muessen. Bei so viel atheistischer Furcht (vor was?) spielt es dann natuerlich keine Rolle, ob das Gebaeude wichtig war oder nicht.
Die Paulinerkirche soll vor allem als Aula dienen, aber eben auch als Gottesdienststaette fuer die Studentengemeinden und die Probsteigemeinde, welche die Kirche vor der Zerstoerung als ihre Kirche benutzt haben und bis heute keinen Ersatz haben.
Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Universitaet in der Kirche gegruendet worden ist. Daher wird auch die Theologische Fakultaet zuerst genannt. Das haben die Modernisierer noch uebersehen, dass man das auch haette aendern muessen.
Es liessen sich hunderttausende Beispiele bringen, warum man ohne Herkunft keine Zukunft hat.

PS: Der gegenwaertige Wettbewerb ist erst der vierte, der zu diesem Thema kein wuerdiges Ergebnis zu bringen scheint. Insofern glaube ich nicht, dass die Reko wirklich vom Tisch ist. Auch wenn manche das gerne so sehen wuerden.

Kennt jemand hier einen Journalisten, der zum Thema kompetent berichten kann? Es geht -wie gesagt- nicht nur um Architektur, sondern auch um Geschichte und die Erinnerung derselben.
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 15:49 - 22.01.2004

"...Atheisten nicht zumuten kann, eine Kirche betreten zu muessen."!? Was is'n das für'n Quatsch!? Es wird doch keiner, wenn er eine Kirche betritt gezwungen auf die Knie zu gehen und den Rest seines Lebens ein treuer Gottesdiener zu sein oder was auch immer die befürchten! Auf Ideen kommen die, unglaublich...
Sonja
registriert

Beiträge: 21


 

Gesendet: 15:56 - 22.01.2004

@Ben

Das ist das traurige Ergebnis von 40 Jahren Sozialismus.

H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 11:26 - 23.01.2004

Zitat:
„Eine Rekonstruktion ist vom Tisch. Die Marschrichtung ist auch durch die futuristische Gestaltung des ehemaligen Uni-Riesen vorgegeben“, sagte ein Sitzungsteilnehmer.



Was ist denn eigentlich futuristisch? Ich dachte immer es hätte etwas mit der Zukunft zu tun. Das Modell des Hochhauses entspricht den futuristischen Vorstellungen des 20. Jahrhundert – und dieses liegt bereits hinter uns. Somit ist doch das, was man heute immer noch als futuristisch bezeichnet längst Vergangenheit – genau wie die materielle Substanz das Hochhauses. Geschichte – genau wie Augusteum und Paulinerkirche. Aber was ist denn nun futuristisch? Keiner hat eine Glaskugel und kann das wissen – nur vermuten. Wird die Zukunft so hässlich werden wie das Hochhaus – weil man immer noch irrtümlich diesen Weg für die Zukunft hält, oder wird sie wieder schöner, weil man Jahrtausende alte ästhetische Empfindungen wieder zuläßt? Das liegt in unseren Händen – die Richtung zu bestimmen. Und es ist die demokratische Abstimmung gefragt!

Ist das die Zukunft – die Stadt eine zugige Betonopolis der kunsttoten Kästen?:

[Link zum eingefügten Bild]



Oder könnte das die Zukunft sein?:

[Link zum eingefügten Bild]



Dürfen einige Wenige für alle entscheiden was Zukunft oder Schönheit ist? Sich dies anzumaßen ist doch verbrecherisch. Die Bibliotheca Albertina nur ein Modell der Vergangenheit?

[Link zum eingefügten Bild]


Kein schöner Zukunft ... und weiter Angst vor Symbolen und Traditionen?


Man sollte - ganz demokratisch - einen Volksentscheid zum Augustusplatz iniziieren. Und wenn die Mehrheit für die Reko der Paulinerkirche ist, sollte diese Entscheidung auch Rückhalt finden in den Wettbewerben.
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 14:28 - 23.01.2004

Zitat:
Kennt jemand hier einen Journalisten, der zum Thema kompetent berichten kann?


Dankwart Guratzsch ist ein sehr guter und kompetenter journalist.

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