GEGEN Gigantismus bin ich auch und FÜR menschlichere Dimensionen - allerdings steht Leipzig mit seiner derzeitigen, rückständigen Stadtplanung (z.B. Unicampus, Abriss von Gründerzeitbauten zugunsten von Platten) auch nicht für eine zukunftsweisende, menschliche Planung, wie wir sie hier im Forum einfordern.
Erst ein ordentliches Stadtprofil und dann irgendwann vielleicht doch noch Olympia für Leipzig

Also wenn, dann bin ich für Madrid. Ist wenigstens nicht GANZ so...was auch immer...
Naja, chade um's Geld, was für die Werbung etc. herausgeworfen wurde.

Also Olympiade nach Deutschland, immer. Aber bitte nicht Leipzig, war von Euch schon mal jemand dort?

Ja, ist aber schon ein Weilchen her und da ich quasi gezwungen wurde, mitzufahren, habe ich auch kaum erinnerungen daran...Erinnere mich nur an die Nicolai-Säule.
Aber bei all den schönen Häusern, die auf den ersten Seiten dieses Threads zu sehen sind, kann die Innenstadt SO schlimm nun auch nicht sein - abgesehen vom Augustplatz mit seiner Platten-Uni

Die Innenstadt ist nicht "schlimm", es gibt dort viel nettes zu sehen, die ehemaligen Handelshöfe sind aufs liebvollste restauriert, der Marktplatz mit dem Renaissance - Rathaus von Hieronymus Lotter ist die Schau schlechthin, desgleichen die Thomaskirche und deren nähere Umgebung. Der Augustusplatz ist eine Katastrophe, direkt neben dem prächtigen Barockbau des Romanushauses entsteht die Betonorgie des Museums der schönen Künste, einen Steinwurf entfernt der größte Kopfbahnhof Europas, ein Kolosseum der Eisenbahn.
Und vieles mehr, was sich schön finden ließe und einiges, was Tadel hervorruft, die übliche Zerrissenheit.
Was man nicht tun sollte:
auf den eventuellen Uni-Turm fahren und die Stadt von oben anschauen, dann sieht man ungeschminkt die vielen häßlichen Schneisen und Bausünden, welche Bombenkrieg, Sozialismus und Moderne in die Stadt geschlagen haben.

Zum Bildermuseum am Sachsenplatz: Das Museum sieht in der Tat schrecklich aus! Aber dieser klotz soll Gott sei Dank nicht so rumstehen wie es Heute der Fall ist. Es ist geplant das Museum durch weitere Neubauten "einzurahmen". Es gibt auf www.baunetz.de ein Model davon.

http://www.baunetz.de/upload/70994az.jpg

MfG
Claus

Das Dumme ist nur, daß gerade in Leipzig hunderte von Gründerzeithäusern, ehemaligen Fabriken inklusive der Nutzung als Museum hätten zugeführt werden können, aber irgendjemand mußte sich da wieder ein Denkmal gießen. Die Straße, die westlich am Museum vorbeiführt, habe den Namen nicht parat, aber auf der Ecke liegt das Romanushaus, kommt nun viel weniger zur Geltung als zuvor und sie hat an Fassaden einiges zu bieten.

So gestern war ich nun auch zum ersten mal in Leipzig und weiß immer noch nicht so recht, was bei mir überwiegt: die Begeisterung über die erhaltenen Teile der Altstadt/Innenstadt oder das Entsetzen über die Plattenbauten, mit denen die Kriegslücken aufgefüllt wurden und die Glas-und Betonkästen, die gerade gebaut wurden bzw. werden, um das Stadtbild endgültig zu verschandeln. Wieviele Möglichkeiten der Rekonstruktion verlorener Bauten werden da gerade vergeben - es ist wirklich zum Heulen:
1.) Der Waschbeton-Klotz dieses Museums sieht aus wie ein auf die Seite gelegter Schuhkarton. Der Jury, die das ausgewählt hat, muß man doch kollektiv in Hirn gesch... haben. Und das direkt gegenüber von einem der schönsten Barockensembles, das ich je gesehen habe (inclusive Italien). Warum hat man statt dieses Betonblocks nicht die fehlende barocke Straßenseite rekonstruiert? Jetzt dürfte es zu spät sein.

2.) Die Marktgalerie, die gerade im Bau ist, versucht, eine traditionelle Formensprache aufzunhehmen - und versagt dabei völlig. Ich habe selten so was langweiliges und ausdrucksloses. Auf alten Stiche habe ich an derselben Stelle ein wunderbares Ensemble ausdrucksstarker Barockbauten gesehen. Wieder: warum rekonstruiert man die nicht? Jetzt, da der Rohbau der Marktgalerie steht, ist es zu spät.

3.) Davon, daß Paulinerkirche und Augustuskirche nicht rekonstruiert werd, rede ich gar nicht. Wenn der prämierte Entwurf erstmal gebaut ist, ist es auch da für die Rekonstruktion zu spät.

4.) Als ich gestern dort war, wurde in der südlichen Altstadt gerade der letzte Rest eines kompletten Viertels abgerissen (nicht eines Hauses, eines kompletten Viertels, ich schätze mal, ca. 15% der Altstadt-Fläche!) Die wenigen (noch) stehenden Fassadenreste deuten darauf hin, daß es sich um Bauten aus Klassizismus, Gründerzeit und Jugendstil gehandelt haben muß. An ihre Stelle kommt, na ratet mal: Ein Glaskasten (Überraschung!) von Karstadt (man sollte den Laden bykottieren). Wieder für jede Reko
oder Erhaltung zu spät!

5.) Der Kaufhof-Betonklotz in der Grimmaischen Straße ist allerdings auch nicht viel besser. Laut einer Gedenktafel steht er an der stelle, an der früher ein Messehof stand, in dem so unwichtige Leute wie ein gewisser Goethe, ein gewisser Lessing und ein paar andere unwichtige Leute gewohnt haben. Warum auch davon keine Rekonstruktion?

6.) Hab' ich irgendwas vergessen: auch ja, den häßlichen Glaskasten von Hugendubel gegenüber des Marktplatzes. Da wurde die Chance zu einer Rekonstruktion auch schon vergeben.

Man könnte einfach wahnsinnig werden. Sitzen in Leipzig denn nur Irre im Stadtrat? Was versprechen die sich davon, ihre Stadt zu ruinieren?!

philon,
deinen ärger, vielleicht sogar deine wut kann ich teilen. gerade weil in leipzig noch relativ viel erhalten ist, ärgert man sich doppelt, wenn mit diesem einzigartigen erbe nicht adäquat umgegangen wird. wo schon alles weg, stört es einen meist weniger.
aber, dem himmel sei dank, es gibt noch manches in leipzig. vor allem gibt es noch das plichtlokal für jeden, der sich nur halbwegs als bildungsbürger begreift: auerbachs keller.

"Warum hat man statt dieses Betonblocks nicht die fehlende barocke Straßenseite rekonstruiert?"

Na, ist doch klar! Weil eine moderne Stadt von Kontrasten und Brüchen lebt, natürlich!