Hallo

hier ein Bild des Siegerentwurfs
http://www.lvz-online.de/slideshow/bilder_slideshow/pauli_vanegeraat2

Tja, ein tragischer Verlust, ermöglicht durch dickköpfige Uneinsicht ...Der Entwurf an sich hat irgendwie schon was - aber es ist doch kein Ersatz für eine Reko...

"Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD)sprach von einem "historischen Tag"."

Sollte er nicht eher von einem "modernen Tag"?

""Ich glaube, viele Befürworter wollen vor allem die verspielte, neogotische Fassade zurück. Doch die Verblendung stammt aus dem 19. Jahrhundert. Bei einer Rekonstruktion müsste die schlichte ursprüngliche Hülle her. Das haben viele vergessen.""

Blablabla...Watt für's Schrott! Es ging doch schließlich nicht darum, die Kirche aus dem 13. Jh. zu rekonstruieren, sondern eben um diese neogotische Version!

Sehr richtig,
denn dieses Argument ist überhaupt keines; man kann ja schließlich rekonstruieren was man will. Ich glaube auch nicht gehört zu haben, dass die Anlehnung an das mittelalterliche Modell irgendwo zwingendes Kriterium gewesen wäre; oder muss man unbedingt
verhindern, dass der "böse" Historismus Einzug in unsere Städte hält ? Das wäre wirklich ein Rückschlag.
Na ja, was soll´s. Herrn Tiefensees Aussage bestätigt auf erschreckende Weise eigentlich nur wieder einmal die Theorie, dass Politiker in der Mehrzahl 0 Ahnung von Architektur und Städtebau haben !!
P.S. Der Siegerentwurf erinnert mich irgendwie an diese "aufblasbare Kathedrale "(stammt natürlich aus GB)!

Ich weiß nicht, dieses gesamte Ding versprüht den Charme eines Schuppens auf Tante Ernas Hühnerhof!

Keine Architektur, die wirklich von Bestand sein wird und alle offenen Fragen beantworten kann.

Nur ein rekonstruiertes Gewölbe hat die Kraft der Aussage und die Macht des Bestandes und der Versöhnung. Dieser Neubau wird den Konflikt in die Zukunft und an die nächsten Generationen weitertragen.

Diese Lösung wird die Kirchenreko nur weiter verzögern, jedoch nicht abwenden.

Der Entwurf hat das gewisse Nichts. Ein sehr angestrengter Kompromißversuch, der es allen recht machen will und meiner Ansicht nach gerade deswegen mittelmäßig und vermurkst wirkt. Ich finde auffällig, wie mickrig dieser Entwurf im Vergleich zu dem älteren Haus wirkt, das man rechts am Bildrand sehen kann.

Dabei meine ich noch nicht einmal, daß man die Kirche um jeden Preis rekonstruieren müßte (auch wenn es mir wünschenswert erscheint). Die städtebauliche Frage ist eine viel komplexere: Wie kann man diesen Platz so umbauen, daß er wieder etwas von seiner alten Würde zurückerhält aber gleichzeitig auch mit dem riesigen Hochhaus gleich nebenan wenigstens einigermaßen harmoniert. Da finde ich den abgelehnten Entwurf von Kollhoff durchaus interessant, auch wenn mir dessen Neigung zu amerikanisierenden Backstein-Hochhäusern nicht gefällt. Aber dieser Entwurf strahlt Kraft aus. Er würde dem Ort gerecht - mit oder ohne rekonstruierter Kirche

Als neues Forumsmitglied will ich sogleich "medias in res" gehen: Auch mir gefällt der Siegerentwurf vom ästhetischen Gesichtspunkt her überhaupt nicht, dennoch sehe ich das Ergebnis dennoch als einen Erfolg der "Geschichtsbewussten" an; es hätte furchtbarer ausgehen können!

Was die Methode der Rekonstruktion angeht, so möchte ich mit Hinweis auf einige Beiträge behaupten: Wer sich lediglich die neugotische Kirchenfassade zurückwünscht, der lässt doch einiges an historischem Denken vermissen; nicht umsonst hat man beipielsweise Kriegszerstörungen "genutzt", um vielen alten, für die Identität des jeweiligen Ortes wichtigen Bauwerken, ihre eigentliche Gestalt zurückzuverleihen. Diese wurde in vielen Fällen (meist im späten 19.Jahrhundert) erheblich verändert, dieser gründerzeitliche Prunk hat m. E. nicht jedem Gebäude gut getan!

Mal eine Frage, warum wird die Fassade als "neu-gotisch" bezeichnet? Die Paulinerkirche ist doch kein Werk des Historismus.

Taoiseach,

die Paulinerkirche war kein Werk des Historismus, aber die ursprünglich schlichte Fassade wurde im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil umgestaltet.

vmg,

grundsätzlich sehe ich durchaus ein, daß ein Wiederaufbau auch die Gelegenheit gibt, auf spätere Ergänzungen an einem historischen Gebäude zu verzichten und damit einen früheren, "unverfälschteren" Zustand wiederherzustellen. Im Falle der Paulinerkirche finde ich aber, daß das Gebäude durch die neugotische Fassade durchaus gewonnen hatte. Also sollte man auch diese schönste Variante wieder aufbauen.

Ich weiß nicht, wieso es ein Mangel an historischem Denken bedeuten soll, wenn man die Kirche in ihrem Zustand vor der Zerstörung wieder aufbauen will. Das ist so historisch oder unhistorisch wie die Rekonstruktion jeder früheren Variante auch.

Ein zugegeben etwas polemisches Beispiel, bei dem es aber im Prinzip nichts anderes geht: Wenn morgen das Münchner Rathaus zerstört wird, würde man dann beim Wiederaufbau auf den Flügel mit dem Turm verzichten müssen, weil er zum ursprünglichen Gebäude nicht dazugehörte und eine Rekonstruktion damit auf "unhistorischem Denken" beruht?

...Oder man dürfte gar nichts dort hin bauen, weil da vor XXXX Jahren noch gar nichts stand...