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Autor Mitteilung
Sonja
registriert

Beiträge: 21


 

Gesendet: 14:22 - 12.02.2004

Ich habe gestern abend nicht mehr die Stilblueten bemerkt, die in dem eingescannten Text vorhanden waren.
'Wolfgang Tiefernstes Einlassungen' ist natuerlich 'Wolfgang Tiefensees Einlassungen' und
'das Kohlkopf an die Ecke der Grammatischen Straße' muss natuerlich 'Kollhoff an die Ecke der Grimmaischen Strasse' heissen...
Tja, die Technik...

Folgenden Leserbrief habe ich an die FAZ geschickt. Auf die Koalition Zlonicky, Luetke-Daltrup (hat bei Zlonicky promoviert) und Tiefensee, welche alle drei auch in der Jury des Bildermuseums sassen, bin ich dabei noch gar nicht eingegangen.


Panik ist ein schlechter Bauherr…

schreibt der bekannte Architektur-Kritiker Dieter Bartetzko in Ihrer gestrigen Ausgabe der FAZ und veröffentlicht sein Unverständnis für die schwierige Geschichte des Leipziger Augustusplatzes, welcher mit seinen 2% der Gesamtfläche der Universität in der Stadt alles andere ist als ein Universitätscampus (campus, lat., das Feld).
Mittlerweile wird nun der (eigentlich) vierte Wettbewerb zur Bebauung dieses Platzes durchgeführt, ohne dass die Ausschreibungen von Seiten der Universität die angemessene Sorgfaltspflicht in Bezug auf die universitäre Baugeschichte erkennen lassen. Mit dem Eingeständnis, dass die Universitätskirche 1968 aus ideologischem Hass heraus durch den ehemaligen Universitätsrektor Prof. Georg Mayer selbst initiiert und von der Stadtverordnetenversammlung Leipzigs abgesegnet gesprengt wurde, haben die Universität und die Stadt noch heute ihre Probleme. Allein das macht die Situation am Augustusplatz zu einem “Dauerdebakel”. In einer kürzlichen erschienenen Publikation “Erinnerungsort Leipziger Universitätskirche” ist das Scheitern der Universität in der Aufarbeitung ihrer DDR-Vergangenheit deutlich dokumentiert und unter www.telesteuerung.de/rezension.html kommentiert. Die Dimension dieses Scheiterns ist für Aussenstehende schwer zu erfassen. Wenn man ihr gerecht werden will, muss man sich der Geschichte dieses Platzes widmen, die nicht erst mit der Sprengung begonnen hat. Die Liste der international bekannten Persönlichkeiten, die in der Paulinerkirche gewirkt haben, ist lang und schliesst u.a. Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Martin Luther, Wilhelm Wundt, Gustav Fechner und Paul Flechsig ein. Dennoch ist das Wissen um die herausragende Bedeutung der Leipziger Unikirche durch die Tabuisierung zu DDR-Zeiten ähnlich verschüttet wie die Kirche selbst. Diese Tabuisierung wurde vor allem durch die unerbittliche Verfolgung jeglicher freien Meinungsäusserung erreicht. Die zahlreichen Widerstandsleistende, die sich vor und nach der Sprengung unter hohem persönlichen Einsatz gegen diese Kulturbarbarei ausgesprochen haben, und durch eine Allianz der Macht von der Uni exmatrikuliert oder entlassen wurden und von der Stasi eingekerkert und malträtiert wurden, rufen nach Rehabilitation. Die Motive für den Widerstand waren so unterschiedlich wie die Menschen und entsprangen doch alle der “Macht des Geistes” gegen ein totalitäres Regime. Erstaunlich ist dabei, dass Ihnen diese Rehabilitation in Leipzig heute nicht gewährt zu werden scheint. Ganz im Gegenteil. In Leipzig gibt es den in Deutschland einzigartigen Fall, dass jemand, der zu DDR-Zeiten von der politischen Polizei wegen seines Einsatzes für die freie Meinungsäusserung angezeigt wurde, zwischenzeitlich rehabilitiert wurde, und nun erneut von der Uni Leipzig im selben Zusammenhang angezeigt wird. Der ehemalige Widerstandsleistende, Dr. Dietrich Koch, welcher wegen seiner Beteiligung an der spektakulären Plakataktion “WIR FORDERN WIEDERAUFBAU” in der Kongresshalle verurteilt wurde, hat seinen Fall unter www.opfergerechtigkeit.de.vu ausführlich dargestellt und lässt den interessierten Leser im In- und Ausland in Unglaubwürdigkeit zurück. Leizpig – ein Dauerdebakel. In der Tat, aber aus anderen Gründen, als denen, die Dieter Bartetzko angeführt hat.

Wenn man versucht, die Geschichte dieses Platzes auf die Architektur zu reduzieren, muss man zwangsläufig zu einem anderen Urteil kommen. Dass dieses Urteil der Geschichte der Leipziger Universitätskirche nicht gerecht werden kann, sollte aus obigen Ausführungen ebenso deutlich werden.
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 02:23 - 16.02.2004

Danke für den Hinweis auf den Artikel
in der FAZ vom Mittwoch. (Muss ich wohl
überlesen haben, obwohl der fast eine
ganze Seite füllte... )
Ich habe mir den Artikel gerade
angesehen; und ich muss sagen, daß
ich Bartetzko recht gebe. Ein weiteres
Hochhaus am Augustusplatz verstümmelt
diesen nur noch weiter. Ich finde es
auch gar nicht richtig, die
Paulinerkirche zu rekonstruieren.
Diese mag vielleicht eine historisch
wichtige Rolle für die Uni gespielt
haben, aber architektonisch passt
sie gar nicht dorthin. Heute bei
den vorgestellten Entwürfen aber
auch früher bei dem alten
Hauptgebäude. Am besten wäre der
Verzicht auf das Kirchen-Reko. Wenn
wenigstens diese Seite des Platzes
aus einem Guss wäre, hätte man
schon mal einen Anfang. Alles andere
wäre nur noch ein weiteres Stückwerk.
Es muss ein umfassender Gestaltungs-
plan für den Platz her, denn jetzt
ist er die reinste Betonwüste !
Philipp
Mitglied

Beiträge: 168


 

Gesendet: 11:14 - 16.02.2004

Oliver, ich bin völlig gegen Deine Meinung. Ein bißchen mehr Sinn für Geschichte und Gerechtigkeit solltest Du schon an den Tag legen. Allein deswegen muß die Paulinerkirche wiederaufgebaut werden!
Sonja
registriert

Beiträge: 21


 

Gesendet: 16:16 - 16.02.2004

@Oliver

Aber wie sieht es denn aus, wenn der Augustusplatz wieder so aufgebaut wird, wie er einmal war. Verschandelt das auch den Platz oder waere Dir das ausreichend "aus einem Guss"?

Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 22:41 - 17.02.2004

Baupläne für's Volk - Stadt Leipzig und Finanzministerium wollen Architekturentwürfe zum Uni-Campus öffentlich machen


Leipzig/Dresden (ddp-lsc). In den Streit um die Neugestaltung des Uni-Campus am Leipziger Augustusplatz kommt erneut Bewegung. Nach dem öffentlichen Druck der vergangenen Tage hat die Stadt vorgeschlagen, den Architektenwettbewerb öffentlich zu machen. Dem Finanzministerium als Bauherrn sei vorgeschlagen worden, die Entwürfe in einer Ausstellung publik zu machen, teilte die Stadt am Dienstag mit. Das Finanzressort äußerte sich generell aufgeschlossen gegnüber der Idee. Gleichzeitig hat Leipzigs Baudezernent Engelbert Lütke Daldrup gegen den Paulinerverein wegen falscher Nachreden Unterlassungsklagen angekündigt.

Die Stadt habe eine Ausstellung ins Gespräch gebracht, «damit die Öffentlichkeit nicht mehr auf schlechte Kopien in den Medien angewiesen ist», heißt es in dem Schreiben an das Finanzministerium. In den vergangenen Tagen waren die Architektenentwürfe, die bis 24. März von einer Jury geheim begutachtet werden sollten, sowie vertrauliche Inhalte der Jurysitzungen vom Paulinerverein an die Öffentlichkeit gebracht worden.

Die Stadt Leipzig hat daher nun ebenfalls in dem Brief an das Finanzministerium vorgeschlagen, den Verein, der sich für einen möglichst originalgetreuen Wiederaufbau der 1968 gesprengten Paulinerkirche einsetzt, vom weiteren Verfahren auszuschließen. Freistaat und Preisgericht müssten entscheiden, «ob die für den Vertrauens- und Regelbruch Verantwortlichen weiterhin am Verfahren teilnehmen dürfen». Der Paulinerverein hatte sein Verhalten damit begründet, dass Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) versucht habe, Jury-Mitglieder zu beeinflussen.

Lütke Daldrup hat gegen den Verein zudem Unterlassungsklage erhoben, weil dieser behauptet habe, der Vorsitzende der Jury, Peter Zlonicky sei sein Doktorvater gewesen und er habe ihm als Dank zum Jury-Vorsitz verholfen. «Jetzt reicht es » kommentierte der Dezernent. Diese Behauptungen seien falsch. Zlonicky sei außerdem einstimmig zum Vorsitzenden gewählt worden, auch mit den Stimmen des Paulinervereins, sagte Lütke Daldrup. Er warf dem Verein vor, demokratische Entscheidungsprozesse nicht akzeptieren zu wollen. Unter den bisher favorisierten Entwürfen ist kein einziger mehr, der einen Nachbau der gesprengten Paulinerkirche beinhaltet.

Das Finanzministerium teilte mit, angesichts der anhaltenden Debatte sei grundsätzlich nichts gegen eine Veröffentlichung der eingegangenen zehn Entwürfe einzuwenden. Voraussetzung sei allerdings, dass alle Beteiligten einverstanden seien. Die Chancengleichheit für die Teilnehmer müsse gewahrt bleiben.

Die Jury hatte vor fünf Wochen vier von zehn eingereichten Vorschlägen in die engere Wahl gezogen. Darunter sind neben dem Entwurf des Dresdner Büros von Peter Kulka auch die Ideen des Teams von Hans-Günter Merz aus Stuttgart, des Büros von Erick van Egeraat aus Rotterdam und der Vorschlag des Preisträgers aus einem vorangegangenen Wettbewerb, Behet und Bondzio aus Münster.

Der Streit um den Campus-Neubau der Universität war vor einem Jahr eskaliert, als die Staatsregierung sich entgegen vorheriger Absprachen für einen Wiederaufbau der Paulinerkirche stark gemacht hatte. Aus Protest war daraufhin Rektor Volker Bigl von seinem Posten zurückgetreten. (Quellen: Stadt Leipzig und Lütke Daldrup in Pressemitteilung, Finanzministerium auf ddp-Anfrage
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 22:46 - 17.02.2004

Bitte Quelle beachten Daß da vom Paulinerverein als "für den Vertrauens- und Regelbruch Verantwortlichen" gesprochen wird läßt sich nur dadurch erklären. Jeder, der den Streit halbwegs objektiv mitverfolgt hat muß dies als Verdrehung der Tatsachen empfinden.
Philipp
Mitglied

Beiträge: 168


 

Gesendet: 20:00 - 18.02.2004

Hier ein Foto vom ehemals wunderschönen Augustusplatz:

Rechts ist die Nikolaikirche zu erkennen.

http://www.paulinerkirche.org/pic/pic008.jpg

Sonja
registriert

Beiträge: 21


 

Gesendet: 23:25 - 25.02.2004
Sonja
registriert

Beiträge: 21


 

Gesendet: 23:31 - 25.02.2004
Sonja
registriert

Beiträge: 21


 

Gesendet: 23:34 - 25.02.2004

Und dann noch etwas zum Vergleich:

http://www.paulinerkirche.org/tmp/reichs01.jpg

So sah die Reichsstrasse aus.

Mir ist nicht so ganz klar, wieso die Bilder nun nicht alle erscheinen, aber da ich keine Moderatorenrechte habe, kann ich nicht mal ein Leerzeichen einfuegen, um das doch noch sichtbar zu machen. Vielleicht kann das einer von Euch Moderatoren uebernehmen?

Danke schonmal.

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