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Autor Mitteilung
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 11:29 - 14.12.2003

@ stefan

tatsächlich! ich habe mich schon immer gewundert, welche statuen dort zu sehen sind, da ja sonst dort keine existieren. interessante info, danke.

sehr schöner beitrag.
es ist einfach unfassbar, warum menschen so mit ihrer vergangenheit umgehen. ich verstehe die verbindung zwischen drittem reich und preußen nicht. wie kommt man auf diese idee?
Kai
Stefan
Novize

Beiträge: 35


 

Gesendet: 16:45 - 14.12.2003

Man sagt, dass im preußischen Obrigkeitsstaat die Grundlagen für das blinde Kadavergehorsam gelegt wurden, welches letztendlich zu deutschen Katastrophe geführt haben soll. Das Preußische ist somit die Grundursache allen deutschen Übels.
Für die einige führt der Weg von Friedrich dem Großen über Bismarck direkt bis hin zu Hitler. Was unter der Berücksichtigung historischer Fakten natürlich absoluter Schwachsinn ist.
Was den typisch deutschen Untertanengeist (den wir heute ja auch noch erleben), den übertriebenen Stellenwert des millitärischen und blinde Pflichterfüllung betrifft, so mag da sicherlich etwas dran sein. Das ist nicht von der Hand zu weisen und liegt im Wesen von Monarchien und anderen Obrigkeitsstaaten.
Doch Preußen war viel mehr als Lange Kerls und Krieg. Die Kulturellen Errungenschaften, die Fortschritte in Verwaltung oder die preußische Toleranz anders denkenden gegenüber sind deshalb nicht weniger wert. Doch mit Vereinfachungen lässt sich nun mal leichter argumentieren. Vor allem dann, wen man sich auf der vermeintlich richtigen Seite wähnt.
Anstatt selbst zu denken und die ganze Geschichte im Blick zu haben, werden griffige Argumente einfach nur wiederholt.
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 19:08 - 14.12.2003

"Sollte diese Seite die Erhebung des Volkes zum Befreiungskrieg von der Memel bis zum Rhein unter Preußens Führung versinnbildlichen, so war die gegenüberliegende Seite der Friedenstätigkeit des Königs vorbehalten..." - Ich denke das Figurenprogramm ist eindeutig.

Die Vernichtung so vieler Denkmäler aus ideologischen Gründen ist schon kein Delikt mehr. Es ist ein Verbrechen - am kulturellen Erbe der Nation. Die Stalinisten haben in ihrer Dummheit Dinge vernichtet, die ihnen nicht gehörten. Geld- und Rohstoffknappheit nach dem Krieg rechtfertigt noch lange nicht die totale Zerstörung von Kunstwerken. Man hätte doch die ungeliebten Denkmäler verkaufen können - dann wären sie der Nachwelt wenigstens erhalten geblieben. Irgend ein Sammler oder Museum in USA hätten sich schon für den einen oder anderen Wilhelm begeistern können.

Eine Frage, die sich stellt - spätestens wenn die letzten Gerüste am Schlossneubau gefallen sind - wird sein, wie weit kann man und will man und darf man die Umgebung des Schlosses wieder herstellen - wie sie einmal war, bevor sie im zweiten Weltkrieg in eine Trümmerlandschaft verwandelt wurde und die Stalinisten ihr den Rest gaben. Der Neuguss des Wilhelm I. am Deutschen Eck in den 1990er Jahren in Koblenz - kann man ein derartiges Unternehmen in Berlin umsetzen? Selbst beim Großen Kurfürsten, der ja noch existiert, scheiden sich noch die Geister - ob er denn zurückkommen soll auf eine neue Lange Brücke in Berlin-Mitte oder für immer in Charlottenburg bleiben soll. Vielleicht ist es ja noch gar keine Zeit für derartige Fragen.

Im Umfeld des Schlosses gab es nicht nur Bildhauerarbeiten für Herrscherdenkmäler. Verschiedene Brunnen, Adlersäulen und Gibelfiguren am Marstall gehörten ebenfalls zum Schmuck des Schlossbezirkes. Darf man diese zurückfordern - mal abgesehen von der finanziellen und technischen Machbarkeit...?

Ein Bronzereiter kann in der heutigen Zeit der Informationsflüsse keine ideelle Gefahr darstellen. Er ist ein Zeugniss vom soliden kulturellen Fundament einer Nation.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 19:58 - 14.12.2003

"Eine Frage, die sich stellt - spätestens wenn die letzten Gerüste am Schlossneubau gefallen sind - wird sein, wie weit kann man und will man und darf man die Umgebung des Schlosses wieder herstellen - wie sie einmal war, bevor sie im zweiten Weltkrieg in eine Trümmerlandschaft verwandelt wurde und die Stalinisten ihr den Rest gaben. Der Neuguss des Wilhelm I. am Deutschen Eck in den 1990er Jahren in Koblenz - kann man ein derartiges Unternehmen in Berlin umsetzen?"

ich denke schon, dass auch in berlin novh einiges kommt. nach und nach und lange wird es dauern, aber es wird.
wir müssen dahin kommen, wenigstens kleine areale _komplett_ wieder herzustellen.
ander sbekommt man niemals ein gefühl dafür, wie menschen zu anderen zeiten die welt sahen.
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 20:03 - 14.12.2003

Schöner geschichtlicher Vergleich der
verschiedenen Reiterdenkmäler preuss.
Könige !
Mir gefallen die Denkmäler von Begas
am besten, weil er ganz genau beobachtet
hat und seine Werke sehr real wirken.
Schlüters Großer Kurfürst scheint mir
da ein wenig "verunglückt" zu sein.
Schaut es doch so aus, als reite der
Kurfürst auf einem kleinen Pony.

@H.C.Stössinger
Es gab auch sehr viele Denkmäler die
wegen des Rohstoffmangels im Krieg
eingeschmolzen und zu Waffen verarbeitet
wurden. Andere haben die Nazis in
Depots verschwinden lassen oder ganz
abmontiert oder woanders aufgestellt,
damit sie nicht die Aufmärsche stören.
Radikale sind immer Gift für die Kultur.


mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 22:49 - 14.12.2003

@H. C. Stössinger

Natürlich darf man fordern, dass in den Wiederaufbau des Schlosses auch die künstlerische Gestaltung der Umgebung mit einbezogen wird! Warum sollen dabei nicht auch wertvolle Kunstwerke, die erst zusammen mit dem Schloss ein durchdachtes ENSEMBLE, ein Gesamtkunstwerk bildeten, wieder in ihrem ursprünglichen - künstlerischen und historischen - Zusammenhang aufgestellt werden?

Falls die Kunstwerke noch vorhanden sind, wie z. B. die beiden Rossebändiger, die vor der Lustgartenfassade standen, sollte die Rückkehr an ihren ursprünglichen Ort selbstverständlich sein! Schon die Rückführung der Schinkel-Skulpturen auf die Schlossbrücke hat bewiesen, wie groß der Gewinn für das Stadtbild hierbei ist. Auch die Rückkehr des Rauchschen Standbilds von Friedrich dem Großen an seinen alten Standort war ein richtiger Schritt in diese Richtung. Schlüters Reiterstandbild ist ebenfalls ein Teil des Schlossensembles und sollte dort auch wieder dazugehören! Wenn man Kunstwerke herausreißt aus ihrem Zusammenhang, für den sie geschaffen wurden, nimmt man ihnen einen wichtigen Teil ihrer Aussage.
Der Neptunbrunnen von Begas antwortete mit seiner barocken Formensprache auf Schlüters Schlossfassaden. Auch er sollte wieder an seinen Platz. Und warum sollte es in der unmittelbaren Schlossumgebung nicht auch Rekonstruktionen geben? Vorbild könnte etwa der Pariser Platz sein, wo man die Brunnen und Grünanlagen von Hermann Mächtig von 1880 sorgfältig rekonstruiert hat. In diesem Zusammenhang wäre es Geschichtsfälschung, wenn man die bewusst zerstörten Denkmäler der Schlossumgebung nicht auch erwähnen würde.

Das Schloss wird mit seinem neuen Inhalt für Weltoffenheit, Bildung und Toleranz stehen. Denkmäler, die an den Großen Kurfürsten und das Edikt von Potsdam oder an Friedrich Wilhelm III. und die Stein-Hardenbergschen Reformen erinnern, passen zu diesem Inhalt.


H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 15:01 - 15.12.2003

Ach ja, die Rossebändiger...

[Link zum eingefügten Bild]

Nun denn! Der Ort der Staatsmitte ist er ja längst nicht mehr. Eher ein musealer Ort der Erinnerung. Ein halbes Jahrtausend war es eben die Residenz der Kurfürsten, Könige und Kaiser. Das Neuzubauende kann eigentlich nur funktionieren, wenn auf das Gewesene intensiv Bezug genommen wird. Darum hatte der Palast der Republik auch nie eine Chance - er verleugnete die Geschichte und die Traditionen. Die Wurzeln müssen wieder sichtbar werden.

Die großartien Stadt- und Platzanlagen des 18/19. Jahhundert müssen hier wieder sichtbar werden. Als Gesamtensemble - mit den Bildhauerarbeiten dieser Zeit. Die heutige Gestalt der Stadt ist Denkmal genug für die Verwüstungen des Krieges.

Auch die Nazis waren dumme Banausen. Sehr viele Kunstwerke haben die auf dem Gewissen - für und wegen ihres Scheißkrieges. Die dicke Berolina z.B. vom Alex. Und die Zerstörung des Lustgartens mit dem deplatzierten Reiterdenkmal, und, und, und...

Radikale - links oder rechts - denken alles zu wissen, dabei machen die in ihrem ideologischen Wahn alles kaputt, was vergangene Generationen mühselig erbaut und erdacht haben.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 20:22 - 15.12.2003

mathias, wo waren denn die skulpturen vorher?
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 20:36 - 15.12.2003

Bevor man den Kurfürsten wieder zurückversetzt, sollte man vielleicht erst mal die Brücke wiederherstellen! Aber wenn schon, denn schon! Ganz oder gar nicht! Fritz und der vor der Nat.gal. wirken so allein, wie sie jetzt da stehen, alsob sie dort nicht hingeörten! Wie sehen denn z.B. die Planungen für den Nationaldenkmals-Sockel aus? Was soll mit dem geschehen, wenn das Schloss steht? Wird er mal wieder als "Zeuge der Zerstörung" dienen dürfen? Hingegen, wenn das Schloss fertig ist, dann ist der Lustgarten von Heute auch schon 20 Jahre alt. Zeit für eine Neu- bzw. Umgestaltung nach altem Vorbild mit Freddy-Willi!

Mir ist nie aufgefallen, dass die Begrünung um das Schloss so erhöt ist! Wen stellen eigentlich die anderen Skulpturen auf dem Geländer dieser Terasse da? Die Adlersäule, die beiden Rossbändiger und....?
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 21:11 - 15.12.2003

@Antiquitus

Die beiden Rossebändiger stehen zur Zeit noch im Berliner Kleistpark. Rauchs Denkmal Friedrichs des Großen
stand bis 1980 etwas versteckt in der Nähe von Schloss Charlottenhof. Die acht von Schinkel entworfenen Kriegerskulpturen der Schlossbrücke waren durch die Auslagerung im zweiten Weltkrieg nach Westberlin gelangt. 1981 übergab der Westen die Figuren an Ostberlin gegen Übergabe des Archivs der KPM. Seit 1984 ist die Brücke wieder komplett.

http://www.berlin-city-pass.de/archi/schi_bru.html

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