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 Forum Index —› Galerie —› Berliner Bausituationen, Februar 2004, Zentrum Ost, Teil II
 


Autor Mitteilung
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 17:24 - 03.03.2004

Zitat:
wegen des atemberaubenden Blicks auf die Altstadt, den man vom Dach hat...!


das beste beispiel dafür, wie miserabel das gebäude selbst ist.

@ jürgen ich stimme dir zu - innen und außen sind zwei paar schuhe
Thomas
registriert

Beiträge: 14


 

Gesendet: 21:26 - 03.03.2004

Hallo Jürgen,
selbstverständlich ist das Äußere für den öffentlichen Stadtraum wichtiger, als das im ersten Moment nicht sichtbare Innere. In erster Linie sollten, das haben wir immer betont, die Gebäude versuchen, wieder ein Stück mehr mit ihrer direkten Umgebung zu kommunizieren und so ein Stück Dialog zustande kommen. Aber wie wir das so aus eigener Erfahrung kennen. "Dialog" - Kommunikation ist eben ein ziemlich kompliziertes Ding von Botschaften austauschen, Signalen senden, seine Meinung durchsetzen wollen bis hin zu allen Formen von Macht ausüben. So eben auch in der Architektur.

Gebäude sprechen, auch wenn sie Selbstgespräche führen. Auch das kann, wie ein Monolog im Theater, höchst anregend sein. Sie sprechen auch, wenn sie völlig "unerzählerisch" sind. Auch dann sagen sie halt genau das über die Zeit, in der sie entstanden sind.

Und das Innere, Jürgen, kann man in keiner Weise unabhängig und separat vom Äußeren betrachten. Für mich ist ein Haus mit all seinen Äußerungen eine Einheit - von Dachfirst, über die Türrahmen, über die Türklinke bis zu den Menschen, die ein und aus gehen. Alles hängt miteinader zusammen.

Die Frage ist nur, auf was konzentriert man sich, wenn man über Architektur spricht. Ich achte in letzter Zeit wirklich besonders z.B. auf Treppenhäuser, wie die in bestimmten Jahrhunderten gemacht sind. Das ist wirklich eine Entdeckung.

Wohnst Du eigentlich in Berlin oder in Nürnberg?

beste Grüße aus Pberg und Gutes Nächtle

Thomas ... ;-))
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 21:36 - 03.03.2004

"Es wird vergessen, dass dieses Innenleben immer nur einer Minderheit zugänglich ist, im Öffentlichen Raum keine Rolle spielt und die technischen Schwierigkeiten zur Umsetzung vom "Laien" nicht nachvollzogen werden können."

@Jürgen
Du hast in diesen Punkten auch meine volle Unterstützung! Ob nun z.B. das Stadtschloss innen originalgetreu rekonstruiert wird oder nicht, hat keinen Einfaluss auf sein äußeres Erscheinungsbild und ist auch mir zweitrangig, weil ich eher dran vorbei, als hinein gehen werde. Eine moderne Ostfassade hingegen, die für sich vielleicht supertoll sein mag, verschandelt das ganze Äußere - da helfen auch keine originalen Innenräume mehr...Natürlich heißt das nicht, dass mir total egal ist, ob nun die "echten" Innenräume wiederkommen, aber erst mal zweitrangig...
Jörn
Mitglied

Beiträge: 158


 

Gesendet: 23:21 - 03.03.2004

mhhhhh da bin irgendie ganz anderer Meinung, koennte ich zwichen einer neugestalteten Ostfassade und den originalen Innenräume wählen würd eich ganz klar sagen Innenräume. DEnn die sind immerhin die Seele eines Gebäudes!
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 11:21 - 04.03.2004

@thomas
Ich bin waschechter Nürnberger, wohne und arbeite da und bin recht aktiv bei den Altstadtfreunden Nürnberg. Schau mal in den Thread "Nürnbergs Wiederaufbau", da steht näheres...

Studiert hab ich in München, Göttingen und Salzburg, längere Auslandsaufenthalte u.a. in den USA, Kanada, Australien und Singapur hinter mir, hab also schon ein wenig über den fränkischen Bratwurst-Teller hinausgucken dürfen... Na, egal, was mir wichtig ist:
Ich finde, nach 55 Jahren Architektur und Stadtplanung, so wie sie sich in Deutschland geäußert hat, hat man sogar die Pflicht, eine gewisse Zeit lang den Schwerpunkt auf das äußere Erscheinungsbild von Architektur zu legen und dabei das Innere nachrangig zu behandeln.

Wie @ben auch erwähnte: Es ist gegenwärtig zweitrangig, wie das Berliner Stadtschloss von Innen gestaltet wird, wichtig ist hier und jetzt erstmal die Wiederherstellung des äußeren Erscheinungsbilds: Alles andere kann später kommen!

Wir sind meiner Meinung nach wirklich in einer Situation, wo wir - bezogen auf die Attraktivität unserer Städte - im internationalen Vergleich ein äusserst schlechtes Image haben (frag mal @claus), um nicht zu sagen: Wir stecken bis zum Hals im Sumpf dieser chaotischen und tristen, selbst gewählten 60/70/80er Jahre Architekturexperimente!

Da ist es doch als erstes wichtig, sich mal aus diesem ästethischen Sumpf herauszuziehen, dann kann man sich immer noch um dennächsten Schritt kümmern, also z.B. bei einem Gebäude auf die Innenwirkung hinweisen.

Deine Anmerkung, dass man das Äußere eines Gebäudes immer im Kontext zu seinem Inneren und den Menschen die darin leben und arbeiten sehen muss, erfährt meine volle Unterstützung, ist aber doch bei unserer Masse an geistlosen, einfallslosen Architekturbeispielen leider Theorie.

Im Jahr 2040, wenn das schlimmste aus hektischer Wiederaufbauphase und sozialistichem Stadtexperiment beseitigt ist, kann man in Deutschland den Fokus wieder auf Innenwirkungen legen.

Vorher gibt es irgendwie dringenderes. Und deswegen - um endlich wieder den Bogen zu bekommen - sind mir diese Exposees, in denen ständig auf die geniale Innenwirkung eines Gebäudes hingewiesen wird - bei gleichzeitig schlechter Aussenwirkung - eben langsam zu viel.

Deswegen auch meine direkte Reaktion auf Deinen Hinweis auf Innenräume, obwohl ich denke, dass wir in vielen anderen Dingen an einem Strang ziehen!

Ich finde deine Argumente grundsätzlich schon richtig! Gerade die Faszination für Treppenhäuser aus unterschiedlichen Epochen kann ich sehr gut nachvollziehen!

Grüße nach Pberg (was heisst das eigentlich?? Pinneberg, Plettenberg, Parsberg...?)
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 15:34 - 04.03.2004

Also im Zusammenhang von Behnisch & Co. höre ich immer wieder das gleiche Bla-Bla - und dennoch gefallen mir seine Bauten nicht. Sie sind reich an Rhetorik und arm am Rest. Eben Kisten im Kistencharme. Krankenhaus- und Kantinen-Ästhetik. Keinesfalls etwas, wo ich leben und arbeiten möchte. Ganz egal, welche "schlauen" Kommentare sich die Installateure ausdenken. (Sorry - ist so meine persönliche Meinung zu diesem Unfug)
Christian
Mitglied

Beiträge: 114


 

Gesendet: 16:08 - 04.03.2004

Unabhängig der Diskussion über Innenräume und dem Äußeren eines Gebäudes denke ich existiert eine weit wichtigere Dimension, die zu uns spricht, wenn wir ein Gebäude bewerten: Die Umgebung und der Ort, an dem es steht und zu uns spricht. Kann ich die solitäre Wirkung des St. Benno Gymnasiums in Dresden von Behnisch aufgrund der städtebaulichen Situation noch nachvollziehen und dem Gebäude in der Tat etwas "Schönes" abgewinnen. So stößt mich der Behnisch-Glasbau (trotz oder gerade aufgrund näherer Betrachtung) total ab, obgleich ich dies evtl. in der Friedrichstr. ganz anders bewerten würde. Es kann hier also nicht nur darum gehen ein Gebäude als Solitär (ob innen oder außen) zu betrachten, sondern auch seinen Beitrag zur Konstitution von Stadt zu begutachten. So gesehen wird auch deutlich, weshalb Behnisch am Pariser Platz hier im Forum größtenteils auf Ablehnung stößt!

Pberg ist eine der möglichen Abkürzungen von Prenzlauer Berg (Berlin)! Hoffe ich...
Thomas
registriert

Beiträge: 14


 

Gesendet: 09:06 - 05.03.2004

hallo christian,
100%e unterstützung meinerseits. der städtebauliche kontext ist in den nachkriegsjahren oft ignoriert worden, bzw. anders gesagt, man hatte die sagenhafte hybris, etwas vollkommen neues kreeiren zu wollen. bei den leergeräumten deutschen innenstädten, die wie ein leeres weißes blatt zu komplett neuen lösungen einluden, ist das auch kein wunder.

heute jedoch eben äußerst fragwürdig. aber es hat doch schon längst ein umdenken stattgefunden. schon seit einiger zeit rekapituliere ich die 80er jahre mit der postmoderne. bereits da wurden all die fragen, die wir hier diskutieren von fachleuten und öffentlichkeit brei diskutiert. und so manches hat sich seit damals wirklich zum guten gewendet. das muss man sagen. die iba 1985 in berlin west hat da z.b. enorm viel bewirkt, ebenso das grandios gescheiterte nikolaiviertel in ostberlin im gleichen jubiläumsjahr zum 750. von berlin.

innen und außen bleiben eine einheit. da gibts nichts zu rütteln dran. wenn man ein plenarsaal, ein theaterzuschauerraum, ein konzertsaal baut, sollte sich nach wie vor die funktion im äußeren - MIT einer schönen Form ausdrücken. ein bahnhof sollte in seiner form den innenzweck wiedergeben und nicht aussehen wie ein märchenschloß oder eine zigarrenschachtel. mein gott, das sind nun wirklich elementare erkenntnisse aus den grundkursen der kunstgeschichte. ich bitte euch.

natürlich muss man hinweisen auf die ästhetik, auf die erzählende sprache, auf den ausdruck des gebäudes, der etwas von unserer epoche, unserem wollen, unseren visionen, die wir für die zukunft haben, wiedergeben soll. keine frage. da sind wir alle gefordert, das zu artikulieren, das mit zu diskutieren und einzufodern bzw. konstruktiv kritisch zu begleiten. denn:

wir sind das volk.
wir sind die stadt.


euch noch 'n schönen tag aus dem sonnig-strahlenden prenzlauer berg, einer kleinen anhöhe bei berlin/cölln.

Claus
Mitglied

Beiträge: 164


 

Gesendet: 14:55 - 05.03.2004

@Thomas
Warum muss ein Bahnhof sein Innenleben in seiner Form ausdrücken? Ich sehe am Lehrter Bahnhof auch nur Glas mit aufgesetztem Dach.Sollte er dann eine Gleisform oder eine Lokform besitzen?
Meistens kann man bei moderner Architektur doch das Innenleben sowieso nicht interpretieren.Es kann immer auch ein Museum oder ein Forschungszentrum oder sogar der TÜV sein.
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 21:32 - 05.03.2004

"Denn die sind immerhin die Seele eines Gebäudes!"

Was nützt eine Seele ohne einen entsprechenden bzw. angemeesenen Körper...?
Es heißt doch schließlich "Ein gesunder Geist(Räume), wohnt in einem gesunden Körper(Fassade)" und nicht "Ein gesunder Körper, wird von einem gesunden Geist bewohnt" . Also, in Bezug auf das Stadtschloss hieße das: Erst die komplette Originalgetreue Fassade und dann die hist. Innenräume, die bestimmt einfacher im Nachhinein wiederherzustellen sind, als die Fassaden!
Wenn es sich schon in seinem Äußeren derartig beißt, wie es das beim Stadtschloss tun würde, kann man es wohl kaum als "gesund" bezeichnen oder zum Harmonieren mit seiner Umgebung bringen.


Wie ich bereits zum Thema Kulturforum sagte: Der Solitär der "Schwangeren Auster" an sich entspricht weiß Gott nicht meinen arch. Vorlieben/-stellungen. Aber er steht ja nun Mal (fast) im Wald, wo sie mit niemanden zu harmonieren brauch, weil sie ausschließlich von Bäumen umgeben ist und dort gefällt sie mir auch in gewisser Weise!
Der Behnisch am Pariser Platz (oder am Neumarkt) steht aber nicht im Wald, sondern ist in die Südfront umbauung des Pariser Platzes, an dem es kein Haus, dessen Fassade allein aus Glas besteht geschweige denn mit bunten Blümchen beklebt ist - von Harmonie keine Spur. Da ist ja die franz. Botschaft besser!

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- Berliner Bausituationen, Februar 2004, Zentrum Ost, Teil II -

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