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 Forum Index —› Diskussion —› Altstädte ziehen junge Bewohner an
 


Autor Mitteilung
Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 14:00 - 21.01.2004

Gefunden unter (WAZ/Essen vom 21.01.04):

http://www.waz.de/waz/waz.essen.volltext.php?kennung=on1wazLOKStaBorbeck38004&zulieferer=waz&kategorie=LOK&rubrik=Stadt&region=Borbeck&auftritt=WAZ&dbserver=2

"(...) Wer in einem Umfeld wohnt, das an Attraktivität verliert, zieht weg. Die Folge: Wohnungen stehen leer, Läden schließen, ganze Straßen verwaisen. Dem will die Arbeitsgemeinschaft von zehn Essener Wonungsbauunternehmen mit einer Extra-Geldspritze von 100 Millionen Euro entgegenwirken.
Ein von den Wohnunsgbaugesellschaften in Auftrag gegebenes Gutachten belegt: Halten Stadtflucht, mehr Quadratmeterbedarf je Person und Geburtenschwund an wie bisher, steht von 60 000 Mietwohnungen der in dieser Stadt aktiven Gesellschaften im Jahr 2015 die Hälfte leer.
Bespiele dafür finden sich in der Nachbarschaft. In Borbeck klagen Hausbesitzer bereits über Wertverluste ihrer Immobilien. Der Einzugsbereich der Rudolf-Renner-Straße zieht Besucher kaum an. "Das schlägt sich ebenso auf die Investitionskraft der Wohnungsbaugesellschaften nieder", beschreibt Peter Waller vom Beratungsunternehmen Innova im Planungsausschuss. Darum wollen die zehn Wohnungsbauer neben den sowieso jährlich anfallenden 150 Millionen Euro für Substanzpflege ihrer Bauten jetzt zusätzlich 100 Millionen Euro für die Aufwertung von Straßenzügen und Siedlungen ausgeben.
Ulrich Büchner von der "Gewobau" und Dietrich Goldmann vom "Allbau" bitten dafür um "eine schlanke Stelle" - angesiedelt im Rathaus -, "die eine Moderation übernimmt" und sagt, wo die großen Hausverwalter ihre 100 Millionen Euro zukunftsorientiert einsetzen können. "Wir wollen kein Geld von der Stadt. Wir wollen helfen, die Lebensqualität zu verbessern", stellt Dietrich Goldmann klar.
Ein Angebot, das bei Vertretern von CDU und SPD im Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung auf taube Ohren stößt. Sie fühlen sich von den klaren Prognosen des Gutachters an die Wand gedrückt. "Es lohnt sich, in Essen zu wohnen", kontern sie einhellig empört. Von Gutachtern und anderen Leuten wollen sie sich "die Stadt nicht schlecht reden lassen".
Hans-Jürgen Best kündigt an, die Stadt gebe ebenfalls ein Gutachten zur Wohnungssituation in Auftrag - vom Bund mit 100 000 Euro finanziert. Das Ergebnis von Umfrage und Auswertung erwartet der Baudezernent in einem Jahr. (...)"


Fazit: Wo man handeln müsste, benehmen sich die Politiker wie kleine Kinder und polemisieren zwecklos: Ach, unser Dörfli ist doch schöööön...

Dabei: Wenn die Unternehmen die Notwendigkeit der Erhöhung der optischen Attraktivität der Immobilien erkannt haben und darin große Summen investieren wollen, wäre es womöglich die Gelegenheit, sie zu einer Rehistorisierung (zumindest teilweise) oder wenigstens zu mehr Fassadendetails/Ornamenten zu überreden? Wenn man genügend guter Argumente vorstellen könnte...
trance-x
registriert

Beiträge: 17


 

Gesendet: 15:29 - 21.01.2004

antiquitus ...


1. alle aermsten bezirke in berlin sind allesamt keine plattenbausiedlungen, eher das gegenteil oder mischungen: kreuzberg, friedrichshain, wedding und neukoelln.

2. der bildungsanteil korreliert wiederum nicht so einfach mit der armut, so hat kreuzberg (was auf der hand liegt) einen einigermassen hohen, neukoelln aber gerade nicht.

3. die wohlhabensten leben in villengegenden, etwa im reichsten bezirk zehlendorf. die bildung dort wiederum ist dreimal so hoch wie in neukoelln. dass in renoviertem altbau tendenziell leute wohnen, die mehr geld haben als in unrenovierten, ist logisch, besagt aber nichts weiteres als genau das.

3. die gruenderzeitgegenden im wedding sind zu grossen teilen sowohl bildungsaemer als auch aermer als die tiefste platte in marzahn, maerkisches viertel, lichtenberg, hellersdorf und ...

4. die kriminalitaetsrate ist fast grundsaetzlich in gruenderzeitgegenden groesser als in plattenbaugegenden ...

5. gropiusstadt nur als beispiel(eine der westplattenbausiedlungen) liegt mit ca. 50 % erwerbstaetigen ueber westberlin (ca. 45%, zahlen sind von 98). im oeffentlichen dienst gabs 22%, 35% in der materiellen produktion tätig, wobei davon ausgegangen wird, unter berücksichtigung der schulabschlüsse, das ca. 17% zur sogenannten „arbeiterelite“ gerechnet werden muß. 38% der erwerbstätigen arbeiten im bereich handel und verkehr, sowie im privaten dienstleistungssektor; lediglich 5% sind selbständig. diese zahlen zeigen, daß die arbeitende bevölkerung vorwiegend im dienstleistungssektor tätig ist. die bevölkerungsschicht in der gropiusstadt kann demnach zur dienstleistungsklasse gerechnet werden, die die tragende schicht der gesellschaft ist und den "mittelstand" bildet. das ausbildungsniveau ist in relation zu westberlin "ueberdurchschnittlich".

6. trotzdem sind die gruenderzeitgegenden sehr beliebt, wobei sie nun einmal auch eher im innenstadtbereich liegen, was juengere generell mehr anspricht.

im klartext: die realitaet ist weit gemischter und es gibt verschiedenste ursachen, gruende und wirkungen ... willkuerliches rausgreifen von genehmen hilft da wenig.

ich bin durchaus dafuer, dass nicht nur in ostdeutschland die innenstaedte gestaerkt werden (darum gehts eigentlich, weniger um altbau),

ich mag nur schlechte studien und ideologisches rauspicken irgendwelchen offenkundigen unsinns nicht. goerlitz verliert kontinuierlich einwohner, da liesse sich genauso gut sagen, dass die stadt an sich, deren baustile und altstadtsubstanz (die den "kleineren" teil der einwohnerschaft der innenstadt ausmacht) der zweite weltkrieg ja ziemlich verschont hat, bewohner fluechten laesst... der wegzug ist nach wie vor groesser als der zuzug.
aber wie erwaehnt, so einfach ist das nicht, das gilt aber eben fuer alles.


H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 15:41 - 21.01.2004

Modernistische ideologische Vernachlässigung der Altbauten in Kreuzberg und Wedding haben diese Viertel in großen Teilen zu ethnischen Enklaven gemacht. Das ist der Ursprung deiner Studie. Hohe Ausländeranteile die nicht mal Wahlrecht besitzen, sind eine Hauptschicht in alten Vierteln geworden. Gewollter Verfall oder Planwirtschaft der Pleiten.
Und verfallene Altstädte waren auch die Ursache für die Beliebtheit der Platte im Osten Berlins. Schaut man sich heute ein fein saniertes Altbauviertel an mit gemischter Bevölkerung, ist das Resultat und das Urteil klar.

Die Altstädte wurden in Ost und West vernachlässigt nach dem Krieg - im Namen der Abrissbirne...

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Der Prenzlauer Berg wird immer mehr trendy - Jahrzehnte war er dem Verfall preisgegeben, nun rappelt er sich wieder auf
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 15:41 - 21.01.2004

Lieber Trance X, dass das Leben nicht so einfach ist, das wissen wir schon selber. Im Prinzip hat Antiquitus aber schon recht, audh wenn es sehr vereinfacht ist. Dass der Weddding kein beliebtes Viertel ist, liegt daran, dass er zu Westberlin gehört, aber eigentlich citynah zu Ostberlin ist. WEstberlin war ja zwischen 1945 und 1990 allein durch kräftige Finanzspritzen aus der damaligen Hauptstadt Bonn überhaupt lebensfähig: die Hälfte des Berliner Haushaltes kam aus Westdeutschalnd, allein wäre Westberlin gar nicth lebensfähig gewesen. Dass dies in den armen Vierteln wie Wedding und "Nouvelle Cologne" eben noch deutlicher sichtbar wird, ist doch logisch. SChau dir mal die Entwicklung im Prenzlauer Berg als Vergleich an: Gegenteil ist hier der Fall. Ein "trendy"- Viertel. Ausserdem sprach Anti von "sanierten" ALtbauten, nud der Wedding ist nun nicht gerade mustergültig für ein "saniertes" Gebiet, würde ich sagen, sondern hat Slum-Qualität.

Im Prinzip gibt es eine schone eine Faustregel: liegt ein schönes Viertel innenstadtnah, und besteht die BEbauung aus schönen und sanierten Altbauten (Betonklötze werden nun mal von der Bevölkerung nicht als "schön" empfunden"), und ist die Stadt nicht gerade im geographischen Abseits wie Görlitz, sondern in einer relativ wohlhabenden Region, dann kann man davon ausgehen, dass es sich zu einem eher "betuchten" Viertel entwickeln wird, falls es dies nicht schon ist.

Wenn du in Betracht ziehst, dass Görlitz in einer wirtschaftlich absolut unterwickelten Region liegt - Dreiländereck Niederschlesien*, Polen und Tschechien - dann ist das eher ein stolzes Ergebnis, dass es hier bergauf geht. Übrigens ist es aber auch nichts neues, und mir war schon immer klar, dass Menschen Altstädte wie Görlitz schöner finden als Betonwüsten wie Berlin-Marzahn. Sag bloss, das ist für dich was Neues? Dann musst du Architekt sein. Solche Gedanken kommen nur von Architekten.
Glaub du mal weiter an deine Ideologie.


*Görlitz ist im Deutschen Teil Schlesiens, nicht Sachsen.
Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 15:46 - 21.01.2004

"ich bin durchaus dafuer, dass nicht nur in ostdeutschland die innenstaedte gestaerkt werden (darum gehts eigentlich, weniger um altbau)"

Es geht darum, wie die zu stärkenden Innenstädte gestaltet werden sollten. Wohl nicht mit Vollglas+Wellblech+Sichtbeton-Klötzchen, die manche Architekten sooo lieben, verunstaltet...

"goerlitz verliert kontinuierlich einwohner, da liesse sich genauso gut sagen, dass die stadt an sich, deren baustile und altstadtsubstanz (...) bewohner fluechten laesst..."

Über die Vorzüge des aufmerksamen Lesens des zitierten Artikels habe ich bereits geschrieben unter:
http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?s=&threadid=84224
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 16:20 - 21.01.2004

Ein Glück, daß ich nicht in Altona
wohne. Obwohl ich dort aber auch schon
ein paar nette Gegenden gesehen habe.
Um den Bahnhof herum ist wirklich alles
verhunzt, vor allem die Einkaufstraße
verdient das Prädikat "übelste Beton-
wüste". Da bleibt nur eins.
Sprengen und neu bauen.

Wird an der Großen Bergstraße gerade
gebaut ? Das ist die doch auf dem Foto,
oder ?
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 16:34 - 21.01.2004

@Oliver

Das Straßenpflaster wird erneuert, das ist auch alles. Ansonsten haben wir dort folgendes Szenarium: Wer es sich leisten kann, zieht weg. Dort ist nichts mehr, die Leute sind alle am Brechen.

Die Große Bergstraße ist Slum. Jetzt kann nur noch ein Wunder helfen. Siehe meinen Beitrag "Willkommen im 21. Jahrhundert" zu Hafencity und Altona - auch Altona ist ethnische Enklave geworden.
Bewacher
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Beiträge: 215


 

Gesendet: 18:24 - 21.01.2004

@PeterBerlin

"Betonklötze werden nun mal von der Bevölkerung nicht als "schön" empfunden"

So ist es nun mal und wenn man in einer 60Tsd.-Einwohner-Stadt 1500 Bürger befragt, sind die Ergebnisse repräsentativ genug - auch wenn der Herr gerne hätte, daß die Menschen die eigenen Empfindungen "tautologisch" zu begründen haben, bis sie/wir überhaupt welche haben dürfen:

http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?s=&postid=1262706#post1262706
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 20:04 - 21.01.2004

trance-x,
manchmal ist weniger mehr oder auch: viel reden, nichts sagen.

"dass in renoviertem altbau tendenziell leute wohnen, die mehr geld haben als in unrenovierten, ist logisch, besagt aber nichts weiteres als genau das."

hättest du diese äußerung etwas länger durchdacht, dann hättest du dir den rest sparen können.
im grunde steckt da nämlich alles drin. das wäre:
wer die wahl hat, der zieht vorzugsweise in sanierte altbauten.
darunter fallen auch die jungen. (*)
und das ist der punkt, nicht mehr, nicht weniger.



(*)
in görlitz sind das wohl sogar überdurchschnittlich viele.
wir können zudem gerne mal durch die straßen laufen und schauen, wer in sanierten altbauten in den innenbezirken so wohnt: überdurchschnittlich viel wohlhabende/gebildete und junge. und dies verhält sich bei platten eben genau gegensätzlich.

Bewacher
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Beiträge: 215


 

Gesendet: 20:24 - 21.01.2004

@Antiquitus

"manchmal ist weniger mehr oder auch: viel reden, nichts sagen"

Ich erinnere mich doch richtig an den Herrn - genau das scheint ja sein Spaß zu sein... Derartige Herrschaften gibt es nun mal (leider!) in den Webforen - was ja längst zur Plage wurde...

http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?s=&postid=1263067#post1263067

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