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Autor Mitteilung
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 15:39 - 12.02.2004

"leider" muss interpretiert werden, da man keine orginalpläne von gaudi mehr hat. man versucht das gebäude nach seinem gedankengut weiterzuentwickeln.
danke für diese atemberaubenden bilder, hc. für mich ist dieses gebäude auch ein weltwunder, und das beste gebäude, dass in diesem jahrhundert vollendet wird. so reich an fromen, dynamik, schmuck... atemberaubend! schaut euch das letzte bild an - einfach hinreißend
wie schön wäre es, wenn sich aus dieser idee ein neuer architekturstil entwickeln könnte - sozusagen eine mischungen von gaudi und neojugendstil...
Kai

p.s: letztens wurde gaudis geniestreich als "absurd" bezeichnet - für mich unbegreiflich! kaum ein architekt wäre heute in der lage ein ähnlich atemberaubendes, wie zeitloses gebäude zu entwerfen!
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 16:11 - 12.02.2004

Hm...Jedefalls sehen die Figuren der Ostfassade sehr "kristallen" aus! Das gefällt mir nur bedingt, im Vergleich zu Gaudís Fassade...
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 21:03 - 12.02.2004

Gaudí hatte im Sinn, mit seiner Kathedrale eine neue Zeit im Kirchenbau einzuläuten - mit einem ganz neuen Stil-Typus, wie es ihn bis dahin noch nicht gegeben hat. Der Jugendstil machte es möglich. Seine kurze Epoche wurde leider schnell von der Zweck-Moderne abgelöst. Schade - der Jugendstil hätte uns noch viele eigenwillige Bauwerke beschehrt. Ich denke da auch an Sacré Coeur in Paris.

Gaudí wollte Neues und Großartigeres, um den Glauben in den Herzen der Menschen zu verfestigen. Der mittlere Turm mit seinen über 170 m wird zum Beispiel den Kölner Dom, die Londoner St. Paulskirche und St. Peter in Rom um einiges an Höhe übertreffen. Wenn das Bautempo so beibehalten werden kann, so kann ich mir gut vorstellen, dass dieses "absurde" Werk zu Gaudís 100. Todestag im Jahr 2026 vollendet sein wird und die Weihe bekommt. Ich werde da sein, wenn es so weit ist.

Übrigens ist das Westportal ein Entwurf Gaudís von 1918. Nur das ausgeführte Figurenprogramm der Kreuzigung Christi hat er sich in der künstlerischen Ausführung bestimmt ein wenig anders vorgestellt. Das Ostportal war zu Gaudís Zeiten soweit fertig und ein Turm - der dem Barnabas geweihte.

1927:

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Generationen bauen an einem wundervollen Werk, dass von einem Mann (eigentlich hatte vor Gaudí schon ein anderer begonnen - erster Grundriss nach dem Beispiel der Basilika von Loreto in Italien, Grundstein und Krypta angefangen von Francisco de Paula de Villar) maßgeblich entworfen wurde - was ist daran absurd?

Bau der Krypta 1884-1887:

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Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 14:14 - 13.02.2004

2026...ich werde auch da sein! mein gott, da werde ich ja schon 34 jahre alt sein!
du bist ein fan des jugendstils, oder, hc?
ich kann dir ein sehr gutes buch empfehlen: "Jugendstil - Ursprünge, Parallelen, Folgen" von Karl Eschmann. es gefiel mir ganz gut, aber ich fand, dass der autor seine abneigung gegenüber dem historismus zu sehr durchschimmern ließ, sodass es ein wenig an objektivität verliert. trotzdem empfehlenswert!

p.s: zum buch: es werden die bereiche historismus, jugendtsil (u.a. im ausland), expressionismus, art deco und klassische moderne erläutert.
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 16:42 - 14.02.2004

Danke für den Tip. Ja, ich mag den Judendstil. Er hat alte Stildogmen aufgeweicht und neue Fantasien ins Bauen einfließen lassen. Was hätte diese Epoche für herrliche Blüten spriesen lassen können - hätte sie mehr Zeit gehabt. Gaudí vollzog und interpretierte bei der Sagrada Familia die Gotik völlig neu und unkompliziert. Er gab seiner Fantasie freien Lauf.

Stehe ich vor Gaudís Bauwerken, bin ich immer recht sprachlos - wie kann man so bauen? Etwas Unerklärliches - weil es vielleicht etwas Zukünftiges Unbekanntes ist, das Gaudí bereits in seinen Visionen erblickte? Seine Türme zum Beispiel in der Geometrie von Rotationsparaboliden - so etwas hat es noch nicht gegeben - ich denke aber, in der weiteren Zeit des Bauens werden wir diese Formen wiederbegegnen.


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Das Dach schließt sich langsam - die Fenstergalerien am Hauptschiff gehen ihrer Vollendung entgegen. Gewagte filigrane Konstruktionen stützen das "Gebälk" - Stahlbeton macht es möglich:

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Das Innere. Links der Chor, in der Mitte die Vierung mit Blick ins östliche Querschiff. Rechts setzt sich das Haupthaus fort. Eine Kathedrale, als wäre sie nicht von dieser Welt:

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Existiert noch nicht: Das Glorienportal (Hauptportal). Es wird die Themen Himmel und Hölle, den Sündenfall und das Credo - die Glaubenslehre behandeln. In das große Turmkreuz dachte Gaudí in der Tat Scheinwerfer einzubauen, damit es über die Stadt und alle Menschen strahlt:

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Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 17:00 - 14.02.2004

absolut einzigartig und atemberaubend!
ja, wie sehe die welt heute aus, wenn der 1. weltkrieg erst viele jahre später ausgebrochen wäre, und der jugendstil sich weiterentwickeln können? schade, dass es dazu nicht mehr gekommen ist.

die vereinfachung der gotik ist genial! gaudi war genial!
F. Schinkel
Mitglied

Beiträge: 119


 

Gesendet: 17:40 - 14.02.2004

Die Kathedrale ist ein herausragendes Beispiel Spanischen Jugendstils, der die bizarren und ungleichmäßigen Formen ausgewaschener "Grotten" zum Vorbild nimmt.
Gaudi war zweifellos ein Genie, allein schon solche Gewölbe und Fassaden zu entwerfen ist meisterhaft!

Allerdings ist diese Art von Jugendstil auch ein wenig gewöhnungsbedürftig, da er wegen der sehr unkonventionellen Formensprache nichts mit "traditionellem Bauen" zu tun hat.
Für einzelne Bauwerke akzeptabel, aber ein ganzer Stadtteil in diesem Stil? Ich muß ehrlich sagen, daß mir ein üppiger "traditioneller" und frisch restaurierter Gründerzeitstadtteil mehr zusagen würde!

Die Wohnblöcke Gaudis beispielsweise, mit ihren betongußähnlichen Grottenfassaden empfinde ich als kalt und fremd, aber das ist natürlich Geschmackssache!
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 18:32 - 14.02.2004

Na Schinkel, hören mit der Gründerzeit alle Traditionen auf?

Gaudí hat sich bei den Bautraditionen bedient und sie mit fantasievollen Eigenwilligkeiten erfrischt. Ein durch Säulen getragenes "Gewölbe" - ist Tradition! Die Fensterordnungen an der Sagrada Familia folgen Traditionen - in Anlehnung zur Gotik und zur Romanik. Traditionen werden hier lebendig gehalten und weitergeführt. Man steht in der Kirche und sieht sich umringt von kannelierten Säulen, die wie Bäume wirken und ihr Blätterdach über uns ausbreiten - wo siehst du denn eine Grotte?

Das Geburtsportal ist ein wenig verschwommen in den Linien - in seiner grünen Ausmalung mit den dargestellten Bäumen und Vögeln wirkt es sehr naturell. Und Naturformen sind es, die dem Geburtsportal das geben, was es ausstrahlen soll - nämlich Leben und neue Hoffnung. Dagagen ist das Passionsportal klar, kalt und kantig gegliedert.

Für mich ist Gaudís Kathedrale das letzte große traditionelle Bauwerk, das in der Lage gewesen wäre, die Linie weiterzuführen, die mit der Moderne abgerissen ist: Die Kontinuität der Evolution.
F. Schinkel
Mitglied

Beiträge: 119


 

Gesendet: 19:38 - 14.02.2004

Die Sagrada Familia ist einmalig und wirklich gelungen, da stimme ich voll zu, allein um diesen Tropfsteinhöhlencharakter zu planen bedarf es einer großen Genialität!
Nur die Fassaden von Gaudis Wohnhäusern berühren mich nicht sonderlich! Sie erinnern an gegossene Betonbauteile!

H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 08:26 - 15.02.2004

Natürlich sind Häuser wie Mila und Batllo nicht jedermans Sache. Dennoch strahlen sie eine Faszination aus, welche täglich Scharen von Touris anzieht. Diese Anziehungskraft wird nicht ohne Nachhaltigkeit bleiben für die Zukunft. Strenge Formen verschwimmen miteinander. Viele Menschen lieben lockeren Umgang mit den Dingen und verabscheuen Diktate.

Eine ganze Stadt in diesem Stil wäre sicherlich langweilig. Wer mag schon Städte aus einem Guß - die aus der Feder nur eines Architekten stammen? Abwechslung der Formen und Farben und Stile machen Städte erst interessant.

Aber: Lieber den "utopischen" Gaudí als diese "futuristische" Industrie-Architektur der Zweckmäßigkeiten.

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