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Autor Mitteilung
Donald
Boardkaiser

Beiträge: 2682


 

Gesendet: 23:16 - 15.09.2006

Zum Thema Berlin habe ich hier einen Artikel aus der Berliner Morgenpost vom heutigen Tage, den ich Euch nicht vorenthalten möchte.
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Berlin - Die Wahl am Sonntag zum Berliner Abgeordnetenhaus hat die Berliner bisher kaum in politische Aufregung versetzt. Trotzdem lenkt die Wahl die nationale und internationale Aufmerksamkeit auf Berlin und die sogenannten Berliner Verhältnisse. Große Zeitungen und Zeitschriften erscheinen mit zum Teil seitenlange Analysen - und harten Urteilen.
Le Monde aus Paris hat ausgiebig die Angriff von Neonazis auf Wahlhelfer demokratischer Parteien in den Blick genommen und liegt damit in einer Tradition, die rechte Umtriebe in Deutschland immer genau verfolgt. Besonders die 15 Fußtritte gegen einen jungen Wahlhelfer der SPD in Marzahn ließ die Franzosen das Thema NPD wieder aufwerfen: "Einige Stimmen haben die Debatte um ein NPD-Verbot wieder auf die Agenda gesetzt."
Auf anderen Beobachtungen hat das Hamburger Magazin Stern seine sechsseitige Geschichte zur Berlin-Wahl unter dem Titel "Hauptstadt mit Hartz" gegründet: "Berlin ist Pleite. Berlin gehen die Jobs aus. Na und? Jeder Zweite lebt hier nicht vom Lohn eigener Arbeit - und lebt trotzdem nicht schlecht. Berlin ist zum Big Apple für Arme geworden. Und die werden dafür sorgen, dass auch die Wahl am Sonntag nichts ändert."
Dann präsentieren die Autoren einige Berliner, die arbeitslos sind, dennoch am Leben teilnehmen und eben linke Parteien wählen wollen. Berlin sei die "billigste Metropole der westlichen Welt. Wohnungen gibt es günstig und im Überfluss. In München, Hamburg und Frankfurt sind die Mieten von vergleichbaren Wohnungen um bis zu 80 Prozent teurer, ganz zu schweigen von Paris und London", heißt es dann. Und "kostenlose Riesenpartys" feiere die Hauptstadt "an jedem einzelnen Tag".
Hartz-IV-Empfänger könnten für 38 Euro im Monat U-und S-Bahn fahren. "Und kostenlos in alle Museen - immerhin die besten Deutschlands. Und für drei Euro in jedes Theater - immerhin die besten Deutschlands. "Arbeitslos in Berlin, das ist viel spannender als arbeitslos in Paderborn. In Berlin hat Armut kein hässliches Gesicht. Das ursprüngliche Ziel aller Sozialpolitik war es, auch den Arbeitslosen und ihren Familien die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. In Berlin ist das verwirklicht."
Der Mehrheit gehe es eben in Berlin eben auch ohne Job "Rischtisch geil". Der Stern hat den erfolgreichen Rap-Titel des Spandauer Duos Icke&Er als passenden Lobgesang auf das "laxe Berliner Lebensgefühl" identifiziert. Kein Wunder also, so der Tenor, dass Klaus Wowereit und die Linken alle Chancen haben, die Wahlen zu gewinnen.
Überhaupt Wowereit: Der Titelverteidiger bietet den überregionalen Blättern aus München und Frankfurt Stoff für Portraits und Betrachtungen über die merkwürdigen Berliner Verhältnisse. "Mit seinen Gute-Laune-Attacken trifft der 52-jährige Wowereit einen Ton, der ganz offenkundig nicht nur bei den Bürgern in der Spandauer Fußgängerzone ankommt", schreibt die Süddeutsche Zeitung. "Er ist locker, manchmal frech, öfter flapsig, meistens schlagfertig. Er kommt damit dem Selbstverständnis des gemeinen Berliners ziemlich nahe und es gibt wohl keinen zweiten Politiker, der in seiner Art Berlin so sehr verkörpert wie Wowereit" Der Regierende werde gemocht, "weil er den Eindruck vermittelt, er sagt, was er denkt und das in einer Sprache, die jeder versteht".
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung konstatiert beim Regierenden eine "präsidiale Leutseligkeit, die seinen Herausforderer Friedbert Pflüger von der CDU "schier rasend" mache. Mit dem Seelenzustand von Pflüger hat sich drei Tage vor der Wahl auch die Zeit beschäftigt. Der habe zwar "Berlin lieb gewonnen", doch die Stadt gebe sich "spröde". Zusätzlich zu den schlechten Umfragewerten laboriert der Herausforderer im Wahlkampf-Endspurt auch noch an einer Erkältung "und wirkt, als könne er selbst Trost vertragen", heißt es unter dem Titel "Pflüger aus Neukölln".
Während auf seiner Homepage eine Auswahl seiner Bücher finde, über Umweltpolitik, europäische Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert oder die islamistische Herausforderung fänden sich bei Wowereit nur Kochrezepte. "Niemand bezweifelt, dass Pflüger seinem Kontrahenten intellektuell überlegen ist. Niemand bezweifelt, dass Berlin ein wirtschaftlicher Pflegefall ist....Niemand, tröstet sich Pflüger, sage über ihn: Der kann das nicht. Das Problem ist eher, dass sich die Frage auch fast keiner stellt, weil sich der Eindruck festgesetzt hat: Der schafft das eh nicht."
An anderer Stelle stellt die "Zeit" fest, der CDU sei ein wichtiger Angriffspunkt gegen Rot-Rot abhanden gekommen: Der Antikommunismus. "Selbst im äußersten Berliner Westen, wo man zwischen den staubig-dürren Eichen und Fichten in den Bezirken Zehlendorf, Wilmersdorf und Steglitz durchaus langlebige antikommunistische Ressentiments und frontstadtverhärtete Seelen vermuten könnte, haut die PDS heute niemanden mehr von den Socken. ,Wenn überhaupt, haben wir hier eher Probleme, unseren schwulen Bürgermeister zu vermitteln als die PDS`, sagt der lokale Kandidat."
Die Wochenzeitung Rheinischer Merkur geht dem wichtigsten Themen des Wahlkampfes nach, der Frage, was Berlin für seine Kinder tut. "Heute schrumpft Berlin, die sozialen Gegensätze wachsen...Nun sollen die überlasteten Schulen Einheit schaffen. Doch gerade hier scheitert der Senat und verschärft die Probleme mit einer desaströsen Schulpolitik; Ansätze zur Selbstbeteiligung werden systematisch hintertrieben. Auf alle, die mit Sympathie für ein solidarisches Schulkonzept zur Wahl gingen, muss es wie Hohn wirken, dass ausgerechnet ein rot-roter Senat das einst revolutionäre, längst bürgerlich-subsidiär gewordene Projekt der Schülerläden zu Grabe trägt. Von den Nadel- und Lanzenstichen gegen die privaten Schulen und dem Angriff auf den Religionsunterricht ganz zu schweigen. Denn nur mit "Kunst und Kindern" sei die Stadt zukünftig so attraktiv, dass sie ihre Hauptstadtrolle für die Republik ausfüllen könne." Für das Bonner Blatt wachsen die Berliner Bildungspolitik und damit die Wahl am Sonntag zu nationaler Dimension. Denn nur wenn Berlin attraktiv bleibe für junge Leute, wenn es in Sachen Kultur, Wissenschaft und Erziehung richtig laufe, könne die Stadt die Hauptstadtrolle reklamieren: "Vorbild ist Berlin nur als Gegenbild, als ein offener, unfertiger, dynamischer und junger Ort, nach dem man Sehnsucht haben kann, gerade wenn man jung ist."
Ausgiebig und mit ökonomischem Schwerpunkt widmet sich das Wall Street Journal dem Thema Berlin-Wahl. "Ich bin ein poor Berliner", titelt Redakteur Daniel Schwammenthal, angelehnt an das berühmte Kennedy-Zitat. Berlin dient für die bedeutende Finanz- und Wirtschaftszeitung als Spiegelbild Deutschlands. "Während der Nachwende-Euphorie sollte diese Stadt das Symbol des neuen Deutschland werden. Das ist die Stadt geworden, richtig - nur dass Deutschland nicht mehr der aufsteigende Stern ist, auf den die Menschen gehofft hatten. Jahre des Reformstaus und eine falsch gemanagte Wiedervereinigung haben diese einst mächtige Ökonomie heruntergezogen.
In Berlin, wo Ost- und Westdeutschland in einzigartiger Weise zusammenkommen, ist die Stimmung des Landes besonders greifbar. Die frühe Begeisterung in Erwartung einer besseren Zukunft ist verbraucht, aber Verzweiflung hat sich noch nicht durchgesetzt. Es ist ein fragiler Geisteszustand. Sogar banale Vorkommnisse wie ein internationales Sportereignis zu organisieren und die eigene Seite besser als erwartet abschneiden zu sehen kann eine fast euphorische Stimmung auslösen, zumindest zeitweise. Zwei Monate nach der Fußball-WM sieht es in Berlin allerdings wieder düster aus."
Es folgen die für amerikanische Leser erschreckenden Schulden-Zahlen, negativen Wachstumsraten, Arbeitslosenquoten und ein kurzer Abriss der Berliner Subventionsgeschichte. Dann ein Lob für die rot-rote Regierung, die als erste das Budget beschnitten und Löhne der öffentlichen Bediensteten gekappt habe. Und zum Schluss macht sich der Reporter auf nach Neukölln, zur berüchtigten Rütli-Schule. Dort sieht er zwar saubere Fassaden und fühlt sich sicher, erkennt aber mit 99-Cent-Läden und Gruppen junger Männer an den Ecken auch Zeichen des Verfalls - wenn auch nicht so schlimm wie in amerikanischen Innenstädten der 70-er Jahre.
23 Prozent seien hier arbeitslos. Aber: "Was das Arbeitslosengeld relativ angenehm macht, sind die Dritte-Welt-Preise. Wo sonst in Westeuropa kann man ein halbes Hähnchen für 1,70 Euro bekommen?"

Gruß Donald
stolzwieoscar
Boardkaiser

Beiträge: 3055


 

Gesendet: 00:10 - 16.09.2006

jetzt hat die Überschrift dieses Thread seinen Sinn!
Dieser Artikel, ein trauriger übrigens, regt zum nachdenken an.
Danke Donald!
TBS-47-AUDIOCLUB
Premium-User

Beiträge: 507


 

Gesendet: 11:54 - 16.09.2006

Hhmmm...

was ist mit denen die nicht zur Wahl gehen... werden die erschossen???

Gruß, Euer Gunther
Nubira
Moderator

Beiträge: 15134


 

Gesendet: 12:27 - 16.09.2006

Zitat:
was ist mit denen die nicht zur Wahl gehen...
Die sollen sich hinterher nicht darüber beschweren, wie die Wahl ausgegangen ist.

Nubira
TBS-47-AUDIOCLUB
Premium-User

Beiträge: 507


 

Gesendet: 13:24 - 16.09.2006

Nun,

nach dem was ich in den letzten Jahrzehnten von den Politikern erfahren habe, ist es "Schnurzpiepegal" ob die Schwarzen, Grünen, Pinkfarbenen oder die Lila-Fraktion am Ruder ist. Es werden sowieso nur Entscheidungen "am Bürger vorbei" getroffen und Jahr für Jahr Milliarden Euro verschleudert!!!

Gruß, Euer Gunther
Gotti
Board-Champion

Beiträge: 4498


 

Gesendet: 14:10 - 16.09.2006

Politiker, weil machtbesessen, selbstgefällig,eitel und korrupt ( Lobbydienste ) machen in erster Linie Politik für sich und nicht für den Bürger.
Der mündige? Bürger darf bei diesem ganzen Wahlspektakel alle 4 Jahre mal den Statisten spielen.
Getreu dem Motto: Wir da oben, ihr da unten..

Daß in dieser Bananenrepublik schon einiges ( ständig ) aus dem Ruder läuft, ist ja unbestritten.

Klar, könnte man auswandern. Das Blöde nur: Politiker weltweit sind sind ja eine Mischpoke.

Ich gehöre seit langem zu den Politikverdrossenen und habe für diese " Volksvertreter" nur Hohn und Spott übrig!
shark-bay
Boardkaiser

Beiträge: 2350


 

Gesendet: 14:10 - 16.09.2006

naja, solange die Kommonisten oder die Nazis nicht über 5 % erreichen ist mir das egal
PCfreak
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 17:24 - 16.09.2006

Zitat:
Die politische Freiheit findet sich nur bei den gemäßigten Regierungen. Aber auch in den gemäßigten Staaten ist sie nicht immer vorhanden sondern nur dann, wenn die Gewalt nicht mißbraucht wird; es ist aber eine ständige Erfahrung, daß jeder Mensch geneigt ist, die Gewalt, die er hat, zu mißbrauchen; er geht so weit, bis er Schranken findet. Ja selbst die Tugend hat Schranken nötig. Um den Mißbrauch der Gewalt im Zaumer zu halten, müssen die Dinge so geordnet sein, daß die eine Gewalt die andere im Zaume hält. [...]
Da in einem freien Staat jeder Mensch, der im Besitz eines freien Willens erachtet wird, sich selbst regieren soll, so müßte das Volk in seiner Gesamtheit die gesetzgebende Gewalt besitzen; da dies aber in großen Staaten unmöglich ist und in kleinen Staaten zu vielen Unzuträglichkeiten führt, so muß das Volk alles das, was es nicht selbst verrichten kann, durch seine Vertreter besorgen lassen.



Zitat:
Der große Vorzug der Vertreter besteht darin, daß sie fähig sind, die Angelegenheiten zu verhandeln. Das Volk ist dazu durchaus nicht geneigt, und darin beruht ein Grundübel der Demokratie.


Montesquieu: De l'esprit des lois, 1748
tomcat
Boardkönig

Beiträge: 1099


 

Gesendet: 19:19 - 16.09.2006

Soll Wowi nicht die besten Chancen haben wenn ich das richtig aus dem fernen RLP mitbekommen habe?
Donald
Boardkaiser

Beiträge: 2682


 

Gesendet: 19:49 - 16.09.2006

Als ehemaliger Berliner tut mir es immer weh, wenn ich mir die Zustände in dieser Stadt vor Augen halte. Im alten West-Berlin hat man die Arme hochgekrämpelt und gesagt „uns kann keener“. Wir haben dem Kommunismus standgehalten und meine Großeltern, Eltern und ich haben Entbehrungen in Kauf genommen (Blockade, Mauerbau, teurer Lebensunterhalt, eingesperrt sein usw.) und dieser Stadt die Treue gehalten. Dann eines Tages kam ein Geschenk des Himmels, die Mauer ist gefallen. Berlin hat eine einmalige Chance bekommen. Was haben wir daraus gemacht? Immer mehr unqualifizierte Zuwanderer, noch mehr Multikulti bis das Faß überläuft und der ganze Zunder in die Luft geht, die Ossies wurden beschissen, der öffentliche Dienst hat Gehaltseinbußen und muß stellvertretend für die Fehler der Politik bluten. Polizei, Justiz, Feuerwehr arbeiten am Limit und zur Krönung ein schwuler Bürgermeister. Nun muß sich Berlin weit hinter München, Frankfurt, Köln, Stuttgart, Hamburg verstecken. Allein der Bezirk Neukölln gibt ca. eine Million Euro am Tag für Sozialhilfe aus. Hier muß man keine Glaskugel befragen um zu sehen, dass diese Stadt vor die Hunde geht.

Gruß Donald

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