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 Forum Index —› Galerie —› Das neue Ritz-Carlton zu Berlin im Beisheim-Center: Innenaufnahmen
 


Autor Mitteilung
Sonicted
Stammgast

Beiträge: 68


 

Gesendet: 19:08 - 08.01.2004

Sag ich doch, kein Kriegsorden
Richard
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 21:18 - 08.01.2004

Ja, das finde ich auch schlimm, Multimilliardär und keine Zeit gefunden, ein paar Kinder in die Welt zu setzen...
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 12:48 - 10.01.2004

Schaut auf dieses Städtchen!
Mit dem Beisheim Center wurde das letzte Quartier am Potsdamer Platz vollendet. Es ist das beste dort
von Rainer Haubrich

Was soll man eigentlich noch herummäkeln am neuen Potsdamer Platz? Gewiss, es finden sich viele, denen alles zu klein ist, zu zaghaft und überhaupt: zu piefig. Andererseits - und das ist doch beruhigend - gibt es ebenso viele, die genau das Gegenteil empfinden: Es sei alles zu groß, zu protzig, viel zu glamourös. Tatsächlich ist der Potsdamer Platz, wie er jetzt seiner Vollendung entgegengeht, eine Erfolgsgeschichte, fast ein Wunder. Denn er lebt! Schon seitdem vor Jahren das erste Teilstück von debis fertiggestellt wurde, als man sich noch inmitten einer Wüste befand, umgeben von Baustellen.


Der Potsdamer Platz lebt trotz der Architektur, nicht wegen ihr. Denn die meisten der eingeladenen international bekannten Architekten sind unter ihren Möglichkeiten geblieben (wofür sie sich übrigens an die eigene Nase fassen sollten, anstatt immer die des Senatsbaudirektors Hans Stimmann zu suchen). Aber der Masterplan von Hilmer & Sattler, mit dem sie vor zwölf Jahren den allerersten Wettbewerb gewannen, ist stark genug, die Bauten dennoch zu einem Ganzen zusammenzubinden. Mit der Mailand oder Wien entlehnten Traufhöhe von 35 Metern und den schmalen Straßen bietet der Potsdamer Platz ein verdichtetes Stadterlebnis, das man in Berlin bisher kaum kannte. Dabei ist dieser Maßstabssprung so behutsam, dass er das neue Ensemble nicht vom Rest der Stadt entfremdet.


Leider wird den heutigen Planern auch angekreidet, wofür sie gar nichts können. Etwa dass alles am Potsdamer Platz doch recht "künstlich" sei. Interessanter Einwand! Es handelt sich schließlich um ein innerhalb weniger Jahre hingestelltes Stück Stadt. Wie könnte es anders wirken als künstlich? Oder dass die Quartiere seltsam isoliert wirkten. Kunststück! Sie sind es. Weil im Norden der Tiergarten anschließt, im Süden der Landwehrkanal eine Barriere bildet und im Westen das verkorkste Kulturforum mit dem von Hans Scharoun auf die Alte Potsdamer Straße gesetzten Ungetüm der Staatsbibliothek liegt. Der Potsdamer Platz kann also allein vom Leipziger Platz her Publikums-Nachschub erhalten - und vom unterirdischen Großbahnhof. Beide sind noch nicht fertig.


Der entscheidende Vergleich, den der neue Potsdamer Platz bestehen muss, ist nicht der mit gründerzeitlichen Quartieren wie dem Prenzlauer Berg, sondern der Vergleich mit zur gleichen Zeit entstandenen städtischen Ensembles, etwa den Docklands in London oder dem "Nieuwe Centrum" in Den Haag. Dagegen kann sich die Neustadt am ehemaligen Mauerstreifen glänzend behaupten.


Halt gibt ihr vor allem der stolze Klinkerturm von Hans Kollhoff. Helmut Jahn hat eine Mischung aus Raffinerie und Zirkus auf das Sony-Areal gesetzt, was inmitten einer intakten Metropole in Ordnung gewesen wäre, nicht aber am Übergang zu Tiergarten und Kulturforum. Renzo Piano wiederum lieferte für debis, was er so ähnlich auch in einen Gewerbepark auf der grünen Wiese setzen könnte. Das Berliner Thema des städtischen Hauses war ihnen beiden fremd. Am deutlichsten wird dies bei Pianos Öko-Kitsch mit den Wasserflächen und Schilfgrasgrüppchen. Dieser Idee liegt ein im Grunde antistädtischer Affekt zugrunde; als wäre Berlin ein allesfressendes Ungetüm, dem man die Zähne ziehen müsse. Dabei weiß jeder, der ein wenig herumgekommen ist, dass das Gegenteil der Fall ist: Berlin ist eine zerfließende Stadtlandschaft, grün und leer, die deshalb mehr Dichte, mehr Festigkeit, mehr Lesbarkeit braucht.


Gemessen an diesen Kriterien ist die nördliche Bebauung des Potsdamer Platzes, die zu einem Teil aus dem Beisheim Center besteht, von allen Quartieren dieses Areals der gelungenste. Man muss auf den kleinen Inge-Beisheim-Platz zwischen den Häusern dort gehen, um die Kraft des Ensembles zu spüren. Die Masterplaner Hilmer & Sattler entwarfen ihn so breit wie lang wie hoch, was einen Teil seiner angenehmen Wirkung ausmacht. Hier steht man mitten in der Großstadt, umgeben von fein profilierten sorgfältig gefügten, manchmal fast monolithischen Fassaden, klar definierten Eingängen und in edlen Materialien schön gefassten Schaufenstern. Dass hier Vorbilder aus der Frühmoderne Chicagos oder New Yorks zitiert werden, ist nicht zu übersehen.


Es ist eine kultivierte architektonische Haltung, die dem Publikum entspricht, das man sich auf dieser Seite des Platzes erhofft. Im Beisheim-Turm ist das Ritz-Carlton untergebracht, das mit seinem Angebot das Hotel Adlon übertrumpfen möchte, in den obersten Geschossen liegen die teuersten Wohnungen von Berlin. Dahinter folgt ein stattliches, durch seinen dunkleren Stein etwas elefantöses Appartmenthaus mit Anklängen an die sechziger Jahre des Briten David Chipperfield. Am Rande des Tiergartens sah der Masterplan mehrere kleine Turmhäuser vor, die - obwohl architektonisch eher Durchschnitt - als Figur wunderbar funktionieren. Mit ihren kleinen Vorfahrten machen sie aus der Lennéstraße einen echten "Parkway".


Artikel erschienen am 10. Jan 2004 i.d. WELT

Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 13:01 - 10.01.2004

Puttin' on the Ritz
302 Gästezimmer, 32 Suiten und verschwenderischer Luxus: Morgen eröffnet in Berlins Mitte das Luxushotel Ritz Carlton. Unsere Reporterin hat es vorab schon einmal getestet
von Silvia Meixner


Vom Foyer in die erste Etage des Ritz Carlton Berlin
Foto: dpa
Meine Vorhänge kann ich - die Prinzessin vom Potsdamer Platz - vom Bett aus per Knopfdruck auf- und zufahren. Ein vergnügliches Spiel. Es ist mir egal, was die Nachbarn denken. Gegenüber ist das Hochhaus der Deutschen Bahn, da ist nachts sowieso niemand. Elegant gleitet der schwere Vorhang um die Kurven. Und zurück. Zack! Gestoppt. Und noch mal auf Start, Ihr lieben Gardinen. Die Nacht ist jung, was kostet der Meter!


Die Zimmer hier haben, inklusive Baukosten, eine Million Euro gekostet. Nein, nicht alle zusammen. Jedes Zimmer eine Million. So viel hat der Eigentümer Otto Beisheim hier angelegt. Allein 15 Kilogramm Blattgold haben Maler in hauchdünnen Schichten auf Säulen und Wände verteilt. Der Kristall-Lüster im Foyer würde zwar in mein Altbauwohnzimmer passen, aber dann müssten das Sofa und die Bücher raus - und ich auch.


In der Bellevue-Suite (kostet im richtigen Leben 850 Euro pro Nacht) bin ich der erste Gast. Die Prinzessin eben, kein Versuchskaninchen. Es gibt hier überhaupt keine Versuchskaninchen. Keinen Testbetrieb. Das Personal ist seit Monaten geschult worden, aber auf dem Trockenen. "Wir üben nicht an unseren Gästen!" Walter Junger sagt das, der Direktor. Eine herrliche Philosophie. Scheint in Berlin ziemlich neu zu sein.


Leider gibt es deshalb während meines Probewohnens noch keinen Room-Service. Das ist aber auch wirklich der einzige Nachteil in dieser Nacht: Ich muss die Champagnerflasche selbst öffnen. Danach brauche ich nur noch die große Tagesbettdecke ordentlich zu falten (macht normalerweise das Zimmermädchen), ins Bett zu fallen und zu träumen.


Aber vorher brauche ich noch ein Bad. Mein türkisblaues Badesalz ist so fein gemahlen, dass ich es beinahe als Creme benutzen könnte.


Männliche Gäste lieben das Ritz auch. Weil es in der Dusche einen beheizbaren Spiegel gibt, der niemals anläuft und man sich unter der Dusche rasieren kann. Für die Dame gibt es ein kleines Marmorbord. Darauf stellt man beim Rasieren die Beine. Eine kleine, feine Idee. Genau wie Prince Charles' "Duchy Originals"-Orangenkekse, meine beiden Bademäntel (je nach Laune nehme ich Kuschelfrottee oder Waffelpiqué) und mein kleiner Ringhalter aus Kristall. Ritz-Size: Ungefähr 20 Ringe passen darauf.


In der Schreibtischlade liegt ein Federhalter mit schwarzer Tinte bereit. Für die kleinen kalligraphischen Übungen zwischendurch. Das ist ungemein beruhigend. Und ich brauche auch dringend Ruhe, ich muss noch wichtige Entscheidungen fällen: Kirschkern-, Dinkel-, Allergiker- oder Daunenkissen? Das Ritz-Singlekissen, hat man mir verheißungsvoll erzählt, sei besonders groß, im Notfall soll es den Mann zum Kuscheln ersetzen. Das finde ich sehr, sehr unromantisch. Ich bleibe bei Daune, Standard. Meine Matratze ist 23 Zentimeter dick, darüber befindet sich eine fünf Zentimeter dicke Daunenauflage. Wie schade, dass man irgendwann wieder aufstehen muss.


Wenn ich jetzt drei Duchy-Kekse und/oder einen Apfel esse, steht das morgen Vormittag auf einem kleinen Zettel. Auf dem internen Formblatt "Persönliche Gastvorlieben" notieren die Ritz-Mitarbeiter all meine kleinen Leidenschaften und Schrullen: Mag sie lieber Bananen als Äpfel? Oder lieber Äpfel als Bananen? Lieblingszeitung, Interessen, Hobbys, Kinder, Haustiere, Lieblingsgetränk - ich werde ständig unauffällig beobachtet. Es ist zu meinem Besten. Wenn ich demnächst im Ritz in Ohio, Dubai oder Hongkong buche, wissen die Mitarbeiter, mit wem sie es zu tun haben. Ich werde Äpfel vorfinden statt Bananen. Oder Bananen statt Äpfel. Und meine Lieblingszeitung und meinen Drink. Ich werde mich darüber freuen - und wiederkommen.


Daunenbett und Marmorbadewanne reichen nämlich nicht. Die hat die Konkurrenz auch. Aber wenn sie meine Duchy-Kekse nicht vergessen und automatisch wissen, dass ich ohne eine Extraportion Ketchup zum Clubsandwich unmöglich eine Nacht überleben kann, werde ich gerührt sein. Es soll auch Gäste geben, die nur in Evian-Wasser baden oder niemals Hotelzimmer ohne hellrosa Rosendekoration betreten würden, die Rosen bitte aus Südfrankreich. Ich finde, dass ich, verglichen damit, richtig pflegeleicht bin. Ein beruhigendes Gefühl.


Die Ritz Carlton-Kette hat weltweit als einzige ein computervernetztes Informationssystem. Sollte ich mich jemals beschweren, werden die Hotelmitarbeiter alles, alles tun, um meine Laune zu verbessern. Und hinter den Kulissen betreten das "GIA"-Formblatt ausfüllen. Guest Incident Action Form. Darauf notieren sie unter anderem den "Grad der Gästeverärgerung" in vier Kategorien und unterteilt in "vorher" und "nachher": wütend, verärgert, aufgeregt, ruhig. Meine Beschwerde, so ich sie denn führte, bekäme sogar einen "Eigentümer". Das ist der bedauernswerte Mitarbeiter, der mich - die Prinzessin - im Ernstfall dann wieder mit dem Ritz versöhnen soll. Viel Spaß dabei.


Artikel erschienen am 10. Jan 2004 i.d. WELT
Jörn
Mitglied

Beiträge: 158


 

Gesendet: 13:23 - 10.01.2004

Super Artikel. Der über den Potsdamer Platz hat mir besonders gut gefallen.
Er lobt den Platz, doch kritisiert ihn auf eine angenehme amüsante Art und Weise!
Wirklich klasse!
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 15:47 - 10.01.2004

ausgezeichnete artikel, antiquitus! rainer haubrich ist ein sehr guter journalist!

Zitat:
Am deutlichsten wird dies bei Pianos Öko-Kitsch mit den Wasserflächen und Schilfgrasgrüppchen. Dieser Idee liegt ein im Grunde antistädtischer Affekt zugrunde; als wäre Berlin ein allesfressendes Ungetüm, dem man die Zähne ziehen müsse. Dabei weiß jeder, der ein wenig herumgekommen ist, dass das Gegenteil der Fall ist: Berlin ist eine zerfließende Stadtlandschaft, grün und leer, die deshalb mehr Dichte, mehr Festigkeit, mehr Lesbarkeit braucht

hat dieser mann eine fan-homepage!?
Kai
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 16:22 - 10.01.2004

Diesem Zitat kann ich nur zustimmen! Ich glaube im DAF bei dem Städterekorde gelesen zu haben, dass Berlin die meiste Straßebegrünung D's hat! Dieses Feuchtbiotop ist ja ganz nett, aber zu weitläufig. Das eine alte Haus steht da mitten im Wasser ganz allein....
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 17:09 - 10.01.2004

>> hat dieser mann eine fan-homepage!?

ich glaube nicht, aber sollte derjenige, der unter seinem namen hier gemeldet ist, auch wirklich er sein, dann wird er deine (zurecht) lobenden wort sicherlich gerne vernehmen.

>> Das eine alte Haus steht da mitten im Wasser ganz allein....

ja, das ist eine städtebauliche missgeburt. wie kann man ein haus, das für eine häuserzeile gebaut wurde, als solitär stehen lassen? das kann nur merkwürdig aussehen.
wenn man schon nicth links und recht noch was bauen will, dann soll man es abtragen und woanders wieder aufbauen.
Steinbeißer
Novize

Beiträge: 36


 

Gesendet: 14:58 - 12.01.2004

Artike im Spiegel zur Eröffnung:

http://www.spiegel.de/reise/metropolen/0,1518,281491,00.html

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Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 07:00 - 16.01.2004

Apropos Ritz-Carlton: Gerade eben wurden die Pläne für das Ritz-Carlton-Haus in Düsseldorf vorgestellt:

http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?s=&postid=1247277#post1247277

Die Politiker freut vor allem, daß nicht schon wieder ein Glaskästchen entsteht, sondern eine Fassade aus Stein mit einem Kupferdach...

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