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Autor Mitteilung
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


Gesendet: 22:10 - 10.07.2003

Was denkt Ihr über die Bauhaus-Generation?
Ich frage mich in letzter Zeit immer häufiger,
wenn ich unsere ältere Generation (80+x)
sehe: Warum haben die das nicht verhindert?
Warum haben sie es zugelassen, daß
unsere Städten von Flensburg über
Hannover und Frankfurt bis Konstanz
so mit Bau-Müll verunstaltet wurde ?

Liegt das an der autoritären Erziehung
incl. Prügelstrafe, dass sie sich nichts
zutrauten, was zu sagen. Das kann
doch alles nicht sein. Sie sahen es
praktisch tag für tag, daß die ehem.
schöne Stadt sich zu einer Betonwüste
entwickelte. Ganze Viertel und Schlösser
wurden gesprengt, obwohl sie den Krieg
überlebten. Wie konnten sie nur in
Massen ihr Gehirn so ausschalten.

Leider haben sie heute ja immer noch
nicht verstanden. Sie finden immer
noch die Zerstörungen in Ordnung und
sind zum größten Teil gegen Rekos.

Paul
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 22:15 - 10.07.2003

@Oliver
Es hat unzählige Proteste gegeben. Die "Menschen", also die normalen Bürger waren vehement dagegen, sie wurden von Stadtbauräten und Politikern an die Wand gefahren.
Es gibt ein Buch aus dem Jahre 2000:
"Hannover - Wiederaufbau und Zerstörung", in dem exemplarisch und akribisch die Ohnmacht der Bürger dargestellt wird. Solche Bücher gibt es sicher auch für andere Städte.
Wir können uns ja überlegen, ob wir diesem Thema auf unserer HP eine eigene Seite widmen wollen.
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 22:29 - 10.07.2003

War es nicht so, dass diese Generation
es klasse fand, in billigen mittelgroßen
Wohnungen zu leben ?
Das diese dann aus billigem Beton waren,
interessierte die überhaupt nicht.
Hauptsache: billig und ein wenig mehr
Platz, als "früher" im engen Fachwerkbau.

Mit dieser "besseren" Welt wurden sie
geködert und haben aus Dankbarkeit
nichts zu der Stadtzerstörung gesagt.
Denn sie hatten es ja persönlich besser.
Paul
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 22:34 - 10.07.2003

Diese wirklich blöden Vorurteile gibt es allerdings heute noch:
"Hach, Altbauwohnungen mit den hohen Decken und dann diese Heizkosten."
Völliger Quark.
Ich kann mich noch erinnern, in den siebziger Jahren gab es die Gründerzeitwohnungen billig zu mieten, weil Hinz und Kunz in die Vorortsiedlungen rauszog und die verbleibenden Mieter haben dann regelmäßig die Decken abgehängt, weil sie die Höhe nicht ertragen haben.
Es gehört schon eine gewisse "Größe" dazu eine geräumige Wohnung oder ein großes Haus auch "auszufüllen".
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 22:50 - 10.07.2003

Damit wurden sie gelockt:
[Link zum eingefügten Bild]
Das haben sie bekommen:
[Link zum eingefügten Bild]
Und das wurde platt gemacht:
[Link zum eingefügten Bild]

...und (fast) alle waren glücklich.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 23:06 - 10.07.2003

hehe, gut zusammengestellt, oliver!
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 23:34 - 10.07.2003

Tja, in Massen zu produzieren, macht eben so manches billiger. Ich kenne diese Wohnungen nur zu gut! Habe ca. 7 Jahre lang jeden Mittwoch bei Oma in Siemensstadt übernachten dürfen. Das sind auch solche Massenanfertigungen. Das sind zwar 5 Zimmer, wie unsere Altbauwohnung auch, aber alles eckig, glatt, ohne Deko !
Oh ja, diese abgehängten Decken mit solchen Styroporplatten sind auch etwas schreckliches . Ich war erst gestern mit meinem Vater, der ist auch in der Baubranche, in einem zu sanierenden Altbau. In einer Dachgeschoss-Wohnung, die zwar schon seit 20 Jahren vermietet ist, in der aber keiner mehr wohnt, ist eine solche Stuckdecke, die hinter einer Papp-Decke liegt, eingestürzt und jetzt regnet es seit mehreren Jahren rein und es wurde erst jetzt bemerkt! Die Wohnung ist jetzt wohl vorerst nicht mehr zu gebrauchen.....Das nur mal nebenbei.

Wie wär es denn mal mit einem :kotz:-Smily, bei soviel "schönen" Bauten, die es hier hin und wieder zu bewundern/diskutieren gibt?
Paul
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 23:40 - 10.07.2003

Nutzt ja auch nicht viel, diesen Zeiten alzuviel Groll hinterher zuschicken.
Eine weitere Variante des Elends des modernen Wohnungen sind ja die unsäglichen Reihenhäuser und Vorortsiedlungen mit Fertighäusern auf 250 qm - Parzellen.
Wenn mal im Kontrast dazu eine Werkssiedlung oder Gartenstadt aus den Zehner- oder Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts anschaut, weiß man, daß viel Erinnerungs- und Aufklärungsarbeit vonnöten ist.
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 16:22 - 11.07.2003

@oliver

was denke ich über die bauhaus -generation? also einmal, es gibt ja nicht eine - sonder mehrere.die die bauhaus ins leben riefen, sind ja nicht nur urgroßväter, sondern lange tot. die jungs heute sind mindestens die dritte oder vierte b-generation.

auf jeden fall, welche von denenauch immer: ich denke schlicht, dass sie nichts mitkriegen.

man muss ja auch fair sein: im kaiserreich waren sie halt genervt, weil an jeder ecke ein protz-palast mit wildem wirrwarr von rennaissance-giebeln, barock risaliten und überquellendem trophäenschmuck stand. die gesamgt bausubstanz der grosstädte war ja so - so wie eben hjeute die bausubstanz uin den innenstädten klötze, glas und kuben sind.

in der kaisserreich-bausubstanz wirkte eben ein stahl-oder glaskubus superchique - und das ist ja heute noch so. heute ist es aber umgekehrt:

die kaissereich-und mittelalterbausubstanz und fast alles was dazwischen auch noch so zufällig kam (barock, rennaissance, klassizismnus) ist eben fast vollständig verschwunden. heute fällt also nicht glaskubus in der altbaussubstanz auf, so wie das in paris und prag noch ist -
heute fällt eben der altbau in der glaskubus-substanz der städte auf.

oder, mit kollhoffs worten:
"der gegner heute ist nicht mehr der historismus, der gegner heute ist die riesige ansammlung autistischer objekte der moderne des 20 jahrhunderts"

eines ist klar, wie immer man es formuliert: dass der gegner eben nicht mehr der historismus, sondern die toten kubenlandschaften und glasriegel sind, haben die bauhaus-jungs eben immer noch nicht mitbekommen. Sie bekämpfen hartnäckig
die kaiserliche historismus-architektur -
obwohl es diese Architektur längst nicht mehr gibt. Und dass es auch den dazugehörigen Kaiser nicht mehr gibt, übersehen sie auch konsequent.

luciensteil
Novize

Beiträge: 38


 

Gesendet: 01:58 - 13.07.2003

Ich habe kürzlich ein bisschen in die Bauhaus Webseiten hineingeschaut und heute ist mir ein Bauhaus-Architekturbuch in die Hände gefallen... Ich würde Euch gerne ermutigen das Bauhausmanifesto von Gropius zu lesen und Ihr würdet erstaunt sein dass viele seiner Ideen nicht zu verwerfen sind und auch sind die Gebäude der Pioniere des International Style oft ganz schicklich und elegant. Ich würde sehr gemässigt das Bauhaus generell verteufeln und eher das Debakel der Baukunst der Nachkriegszeit einem Kulturverfall zuschieben der das Bauhaus als Alibi benutzte sowie der Nationalsozialismus die Klassik als Alibi benutzte. Bitte nicht überst¨rzt mich für einen Bauhausnostalgiker halten, aber ich bin überzeugt dass es nicht richtig ist vereinfacht und reduktiv zu argumentieren und die inkompetente und unwirtliche und verunstaltende Unkunst der Nachkrieg- Architektur und -Städtebau dem kurzweiligen Bauhausexperiment anzuhängen...More to come!

Beste Grüsse
Lucien
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 02:35 - 13.07.2003

Ich denke oft, die Bauhaus-Väter würden sich die Hände an den Kopf halten wenn sie sehen könnten, was durch ihre Bewegung, die ursprünglich unbestreitbar humane und idealistische Gedanken verfolgte letztlich ausgelöst wurde. Der Gedanke der klaren Linien enstand in einer Umwelt, die vor Dekor geradezu überquoll und war vor diesem Hintergund verständlich und aufregend. Die Anmaßung, das Bauhaus-Prinzip zum Diktat zu machen enstand erst viel später und wird heute längst als Belastung erkannt. Leider läßt dieses Eingeständnis auf breiter Ebene bisher noch auf sich warten.
Das verhängnisvolle war eigentlich, daß sich Architekten und Akademiker, die sich dem Bauhaus verpflichtet fühlten, den Begriff "Moderne" praktisch patentieren ließen. So wird moderne Architektur bis heute gleichgesetzt mit Schlichtheit und Funktionalität. Und bisher ist es leider nicht geglückt, den Funktionalisten dieses Patent streitig zu machen.

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