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 Forum Index —› Architektur allgemein —› Berlin: Hochhäuser am Breitscheidplatz
 


Autor Mitteilung
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 19:16 - 08.12.2003

@Bewacher

Das Schimmelpfeng-Haus ist wirklich ein öder Kasten, der an Einfallslosigkeit kaum zu überbieten ist. Denkmalschutz wäre da eine Verhöhnung der Bürger!
Falls dort ein 119 m hohes Gebäude entstehen sollte, müsste dabei auf alle Fälle genügend Abstand zur Gedächtniskirche eingehalten werden! Man kann ein Wahrzeichen nämlich auch dadurch kaputt machen indem man es mit Hochhäusern umstellt.

Als europäische Metropole wird Berlin langfristig auch durch Hochhäuser geprägt werden. Das kann, wie der Potsdamer Platz zeigt, auch für viele Besucher attraktiv sein. Allerdings sollten schon jetzt die Weichen dafür gestellt werden, an welchen Stellen Hochhäuser konzentriert werden können. Der ganz überwiegende Teil des Stadtbilds sollte davon frei blieben. Ein explosives Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum wie aktuell in Ostasien, wo in kürzester Zeit ganze Millionenstädte mit Hochhäusern überzogen werden, ist bei uns sowieso nicht zu erwarten. Für europäische Städte sollte dagegen Paris Vorbild sein, wo die Hochhäuser auf EIN Viertel - La Défense - konzentriert sind, das Stadtbild im Übrigen aber in seiner Unverwechselbarkeit gewahrt bleibt.

Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 19:40 - 08.12.2003

"Für europäische Städte sollte dagegen Paris Vorbild sein, wo die Hochhäuser auf EIN Viertel - La Défense - konzentriert sind, das Stadtbild im Übrigen aber in seiner Unverwechselbarkeit gewahrt bleibt."

Der Wahrheitsliebe wegen: Es gibt ein paar solche Gebiete (ich besuche Paris jedes Jahr mindestens 1-2mal! ) - wobei viele davon finde ich öde und abweisend, was auch nicht die Regel sein muß. (*) La Defense ist nur besonders bekannt.
Die eigentliche Altstadt (Stadtbezirke 1 bis 4) bleibt völlig hochhausfrei und das ist sehr gut so!

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(*) Z.B. der Tour Montparnasse im Süden, lange das höchste HH Europas - vom Jardin de Luxembourg aus mag es sogar faszinierend wirken - aber die direkte Umgebung (wenn man sich dorthin begibt) ist grauenvoll. Auch im Osten und im Norden (hinter Montmartre) sind viele Klötze mißlungen - davon die neue Staatsbibliothek besonders bekannt und sichtbar.
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 20:23 - 08.12.2003

Ja, der Montparnasse ist fast so attraktiv, wie der Steglitzer Kreisel! Aber die Gegend drumherum ist doch eigentlcih ziemlich stylisch, wenn ich mich recht erinnere.
Ich verstehe nicht, wieso man dem Potsdamer Platz als Berlins Hochhausvietel (wenn's auch nur 5 HH's sind) degradieren muss, indem man auch den Rest der Stadt mit denen zukleistern muss. Jetzt sticht der Pots noch aus der Skyline heraus. Wenn aber diese HH-Herde am Alex und am Breitscheid auch eins nach dem anderen aus dem Boden schießt, dann ist er nichts besonderes mehr! Wieso muss Berlin sich selbst überrunden!?
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 20:31 - 08.12.2003

Ja, ja... Und wer will entscheiden, welche Gegend für Hochhausfreiheit würdig ist. HH's am Ku'damm sind einfach völlig daneben. Städtebaulich und kommerziell - wieder Leerstand - diesmal welcher, der bis in den Himmel stinkt. Wieder eine auf die brutalste Weise entstellte Skyline. Wir sind hier nicht im Ami-Land. Aufwachen, Europa! Keine Momentarchitektur am Zoologischen Garten und Gedächtniskirche! Da sind Gewerbegebiete schon viel besser! Man muss sie nur baulich verdichten, dann kann man sich diese breiten Straßen auch schenken. Das Übel aller Hochhäuser hat die breiten Stadtschneisen erst miterzeugt...

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Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 07:31 - 09.12.2003

"Das Übel aller Hochhäuser hat die breiten Stadtschneisen erst miterzeugt..."



"Da sind Gewerbegebiete schon viel besser!"

Wenn man nicht dorthin pendeln muß...

"Man muss sie nur baulich verdichten, dann kann man sich diese breiten Straßen auch schenken."

Oft möchte jemand eine Innenstadt einer Großstadt mit einem Hochhaus verdichten - viel besser! Es gäbe da nur noch die Fragen:
-> Wo gehören HH's hin (am besten an den ÖPNV/SPNV-Knoten), wo nicht?
-> Wie konkret sollte das Gebäude gestaltet werden? (Im Augenblick scheint man leider nur Vollglas zu kennen... )
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 14:25 - 09.12.2003

Mein lieber Herr Bewacher, warum müssen denn unbedingt Hochhäuser in die Zentren der europäischen Städte? Gibt es wirklich keine Alternativen zu diesem babylonischen Turmbau? Wenn amerikanische Städte in den Himmel gebaut werden - und es die Asiaten nachäffen - müssen wir in Europa den gleichen Weg gehen?


Ich wohne seit Jahren am Fuße eines HH. Also dem Haus von 1910 in dem ich im Moment wohne, steht ein HH auf der anderen Straßenseite gegenüber. Wo es früher dichte Bebauung gab, sind windige Freiflächen entstanden. Stadt also nach oben verdichtet. Warum verdichtet man nicht die Stadt in der Waagerechten, wie es einmal war? Mit den großen Freiflächen dazwischen kann ich nichts anfangen. Vor meiner Haustür herrschen zeitweise unglaublich Windverhältnisse - die einen wegfegen. Verursacht durch die Fallwinde am HH-Koloss. Und Sonne nimmt das HH nicht nur meinem Haus - sondern einem ganzen Stadtviertel - zu verschiedenen Tageszeiten. Hochhäuser - nein danke! Die Stadt sollte wieder so verdichtet werden, wie sie einmal war, bevor die Modernisten die Brachen in die Stadt sprengten. Es gibt genug Stadtfläche für Nutzflächen. Man muß nicht in den Himmel bauen. Und seit dem 11.September 2001 bin ich fertig mit Wohn- und Bürotürmen - die meisten von ihnen sehen sowieso sch... aus!

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Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 15:06 - 09.12.2003

"Mein lieber Herr Bewacher, warum müssen denn unbedingt Hochhäuser in die Zentren der europäischen Städte? Gibt es wirklich keine Alternativen zu diesem babylonischen Turmbau? Wenn amerikanische Städte in den Himmel gebaut werden - und es die Asiaten nachäffen - müssen wir in Europa den gleichen Weg gehen?"

Wenn es um diese Art der Grundsätze geht - warum mußte man in Mittel-/Nordeuropa die Architektur des alten Griechenland bzw. des Alten Rom nachäffen? Wieso überhaupt die Assyrer bzw. Babylonier nachäffen und Städte - sogar Häuser! - bauen?
Die ersten Hochhäuser Deutschlands wurden bereits in den 20-er Jahren gebaut (in Köln, Düsseldorf und Breslau). Man kann nicht sagen, daß es eine ganz neue Erscheinung wäre.
Die Alternative zum Wachstum in die Höhe wäre ein Wachstum in die Breite, dann aber "richtig" - mit einem 2-3mal höherem Flächenverbrauch pro Einwohner als in den traditionellen kompakten Städten Europas. Wenn für die USA etwas typisch ist, dann eher eine starke MIV-Orientierung (einige Metropolen wie NYC ausgenommen), endlose EFH-Siedlungen, flache Einkaufszentren und Gewerbegebiete, Stadtautobahnen dazwischen - seeehr viel Verkehrsfläche pro Einwohner, da in dieser Hinsicht der MIV weniger effizient als der ÖPNV ist.

"Ich wohne seit Jahren am Fuße eines HH."

Ich bin "im Schatten" eines 90m-Hochhauses aufgewachsen - gestört hat mich das Gebäude nie!

"Mit den großen Freiflächen dazwischen kann ich nichts anfangen."

Ich meine ja gar nicht einzelne Türme im freien Feld - wie es die "Modernisten" gerne hätten - sondern welche, die in die Stadtstruktur integriert sind. So z.B. am Frankfurter Opernplatz will man mit einer Blockrandbebauung und einem darin integrierten HH eine GFZ von ca. 7.0 schaffen. (*) Dafür sollte eine interessante Fassadengestaltung für "Erträglichkeit" sorgen.

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(*) S. unter: http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?s=&threadid=68254
http://www.immobilien-zeitung.de//htm/news.php3?id=9133&rubrik=1
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 13:02 - 10.12.2003

Angefangen hat die Verbreitung des Griechisch-Römischen aufgrund der Eroberungen Alexanders und später die der Römer - wenn ich mich erinnere. Antike Bauformen entdeckte man in der Neuzeit wieder - wegen der Sehnsucht nach Schönheit, der Sehnsucht nach Idealen - im kriegserschütterten Europa. Ich denke, etwas Schöneres als eine Ionische Säule wurde auch bis heute nicht erfunden.

Die Antike war und ist teilweise noch Ideal. Stadt hochkant ist nicht mal modern - ein HH ist nur babylonischer Protz. Es ist sehr bedauerlich, dass das Hochhausverbot der Kaiserzeit aufgehoben wurde. So werden die Städte immer mehr zu Gebirgen. Hat sich schon mal jemand in Hongkong umgesehen? Trafalgar Square in London, Place de la Concorde in Paris oder Piazza Navona in Rom - umstellt mit Hochhäusern? Sieht die europäische Stadt des 21. Jahrhundert etwa aus wie Hongkong? Weil man Nutzfläche braucht - unendlich viel?

Und man muss sich mal unterhalten mit den Leuten, die einen solchen Koloss am Leben halten. Z.B. Haustechniker oder Fensterputzer. An diese Menschen denken diese Himmelsarchitekten am allerwenigsten. Die Arbeit ist teilweise nur unter widrigsten Umständen möglich - etwas für Akrobaten. Der Mensch ist doch keine Bergziege! Aber er muss wohl hochhinaus...

Man kann diesen Manhattenismus mögen oder nicht - dies beantwortet aber noch nicht, ob die europäische Stadt zum Gebirge werden muss - oder ob es nicht doch einen anderen Weg gibt.

Es wird Zeit für den Rückzug der Amis als Kulturbringer. Im fernen Asien hat der American way of life großen Schaden angerichtet - wertvolle Kulturen zerstört.

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Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 13:47 - 10.12.2003

"Es wird Zeit für den Rückzug der Amis als Kulturbringer. Im fernen Asien hat der American way of life großen Schaden angerichtet - wertvolle Kulturen zerstört."

Mag sein, daß meine Vorstellung des American way of life durch solche US-Filme wie "American Grafitti" geprägt ist, doch ich verbinde diesen Begriff vorwiegend mit endlosen EFH-Siedlungen, mit intensivem MIV usw.

"Und man muss sich mal unterhalten mit den Leuten, die einen solchen Koloss am Leben halten. Z.B. Haustechniker oder Fensterputzer. An diese Menschen denken diese Himmelsarchitekten am allerwenigsten. Die Arbeit ist teilweise nur unter widrigsten Umständen möglich"

Auch z.B. die Arbeit eines Softwareentwicklers erfolgt unter diversen widrigen Umständen (wie die Bildschirmstrahlung) - wieso haben Konrad Zuse und Bill Gates nicht rechtzeitig daran gedacht? *g*
Sorry - auch wenn das "früher-war-alles-besser"-Denken manchmal grundlos vorgeworfen wird, ab und zu isses tatsächlich spürbar...

"Die Antike war und ist teilweise noch Ideal."

Teilweise...

"Stadt hochkant ist nicht mal modern"

Nach über 200 Postings sollte sichtbar sein, daß ich von oberflächlichen Symbolen der "Modernität" nichts halte. Ich kenne übrigens einige postmoderne HH's, die einige Stilelemente der Antike übernehmen... :)

"Trafalgar Square in London, Place de la Concorde in Paris oder Piazza Navona in Rom - umstellt mit Hochhäusern?"

Auch zur Notwendigkeit der sog. "Tabu-Zonen" in der HH-Rahmenplanung habe ich viel und deutlich genug geschrieben...
Zeitlose Schönheit
Stammgast

Beiträge: 54


 

Gesendet: 14:18 - 10.12.2003

"auch wenn das "früher-war-alles-besser"-Denken manchmal grundlos vorgeworfen wird, ab und zu isses tatsächlich spürbar..."

Es war auch besser.

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