Ein Auszug aus dem Vorwort von „Habsburgs vergessene Kinder“ von Thea Leitner, die mich mit diesen erfrischenden Worten direkt in ihren Bann zog. Die Anmerkungen in Klammern sind natürlich von meiner Wenigkeit.

[…]
Und das ist dann der Augenblick meines Triumphes. Nein, sage ich, ich meine den anderen.
„Welchen anderen?“
Den Sohn König Phillips IV. und der Schauspielerin Maria Calderón, glorreicher Sieger über den Aufstand der >>Masaniellos<< in Neapel des Jahres 1647.
Darauf folgt meist irritiertes Schweigen der sehr gebildeten in Geschichte überaus sattelfesten Menschen, bis sie sich zu der Frage durchringen, wie ich denn auf jenen anderen Don Juan gekommen sei, von dem kein Mensch – Fachhistoriker ausgenommen- je zuvor gehört hat.
Das ist nun wieder eine Geschichte für sich. Begonnen hat sie vor einigen Jahren, als mein Ärger wuchs, dass immer nur über dieselben Frauen des Hauses Habsburg geschrieben wird. Aus purer Neugier befasste ich mich mit den so link liegen gelassenen Damen aus dem großen Geschlecht (Anm.: „Habsburgs verkaufte Töchter“).
[…] (Anm.: Sie beschreibt ein paar Personen, deren Lebensläufen sie nachgegangen ist.)
So ging ich den Lebenslinien von weiteren vergessenen Kindern und Enkeln der Habsburger nach; ich war verblüfft und entzückt, aus einer Fülle bunter, lebenspulsierender Geschichten voller Überraschungen und Pointen schöpfen zu können. Zum Vorschein kamen Menschen mit ihren Ängsten und Leidenschaften und Verstrickungen, ihren heroischen Höhepunkten und ihren abgrundtiefen Nöten. Sie haben es wahrlich nicht verdient, weiterhin im Schatten der meist zum ehernen Standbild ihrer selbst erstarrten berühmten Verwandten dahinzudämmern.
Der Leser wird sich vielleicht wundern, in diesem Buch nur sympathischen oder zumindest respektablen Hauptfiguren zu begegnen, in einer Zeit, da uns ständig vorgelebt wird, dass offensichtlich die negativen Charaktere überwiegen. Ein Erscheinungsbild, das von Büchern und Zeitungen, von Theater, Film und Fernsehen genüsslich ausgewalzt, so lange vergröbert und verallgemeinert wird, bis schließlich der Eindruck entsteht, der Homo Sapiens sei ein durch und durch verkommenes Wesen, rettungslos dem selbstverschuldeten Untergang geweiht.
Zugegebenermaßen war es ursprünglich nicht meine Absicht, aus dem reichhaltigen Material nur die gefälligen unter den vergessenen Kindern des Hauses Habsburg herauszupicken. Bis ich auf einmal merkte, dass ich an die Grenzen meiner schriftstellerischen Gestaltungskraft geriet: Als ich mich mit einer Habsburgerin beschäftigte, die sich bei näherem Nachforschen nicht nur als labil und wankelmütig, sondern dazu noch als egoistisch und korrupt erwies, ließ ich die mühsame Recherchenarbeit von einigen Monaten ohne weiteres sausen. Alles in mir sträubte sich dagegen, über jemanden zu schrieben, den ich nicht leiden konnte. Vielleicht kommt das daher, dass ich ein altmodischer Mensch bin, behaftet mit der augenblicklich allgemein verpönten und verhöhnten Sehnsucht nach einer heilen Welt, die von anständigen Menschen bewohnt wird.
Das Buch „Habsburgs schwarze Schafe“ soll schreiben, wer will –ich werde es bestimmt nicht tun.

In dem Buch werden die Leben von… behandelt:
Don Juan José de Austria
Maria Anna
Marie Antoinettes Kinder (Louis et Marie Thérèse)
Pedro
Ludwig Salvator

Ganz liebe Grüße und einen schönen letzten Weihnachtstag,
eure Sevy