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 Forum Index —› INFOS , GRÜSSE UND ANREGUNGEN —› Aktueller Stand des Tierschutzes in NRW
 


Autor Mitteilung
Stefanie
Moderator

Beiträge: 4377


Gesendet: 04:27 - 07.03.2004

NUA-Seminar des BUND NRW und PAKT „Pferdehaltung in Nordrhein-Westfalen – tierschutzgerecht oder willkürlich?“

7. November 2003, Umwelt-Zentrum, Düsseldorf-Bilk

Stichwort-Protokoll

Begrüßung: Klaus Brunsmeier, Landesvorsitzender des BUND, der u.a. darauf hinwies, dass ein neuer Erlass erforderlich ist.
Nach dem Eingangs-Statement von Horst Meister (BUND) (s. Anlage) und der Erwartung von Edgar Guhde (PAKT), der vorhandene Erlass sollte kritisch hinterfragt werden, ein neuer müsse besser als die „Leitlinien“ sein, diese Tagung möge baldmöglichst in Form eines Arbeitskreises fortgeführt werden, gaben die anwesenden Experten ihre Eingangsposition kund:

Dr. Bottermann (Tierschutzreferat des MUNLV) wies auf die Mehrfachnutzung der Pferde als Freizeit-„Partner“ und als Sport-„Gerät“ sowie auf schlechte Pferdehaltungen vor allem aus Unwissenheit und in zweiter Linie aus Gewinngründen hin. Erforderlich: Die Sensibilisierung der Halter im Namen des Tierschutzes, Informationen über neueste Erkenntnisse über artgerechte Haltungssysteme. Die Verbände sind bezüglich Eigenverantwortlichkeit und Eigeninitiative zu unterstützen und zu aktivieren. Statt Gesetzgebung und Repression Vertiefung der Informationen und Kooperation mit den Pferdehalterverbänden. Seit 1995 führt das Ministerium Gespräche mit diesen Verbänden. Seit 1999 gibt es einen auf den „Eckdaten“ basierenden Erlass zur Pferdehaltung, doch ist ein Verbesserungsbedarf unbestritten. Die Pferdehaltung hat inzwischen bei den Vollzugsbehörden (Veterinärämtern u.a.) einen neuen Stellenwert erlangt; deren Sensibilität ist gewachsen.

Dr. Düe (Deutsche Reiterliche Vereinigung): Vor 10 Jahren wurde intendiert, die Haltung zu verbessern. In letzter Zeit sind Verbesserungen festzustellen, wie Sachkunde-Lehrgänge und Zertifikate. Beurteilungsgrundlage und Entscheidungshilfe sind die überarbeitungswürdigen „Leitlinien“, die jedoch Leitlinie bleiben sollten und keine Verordnung.

Frau Dr. Hartmann-Kraft (Pferdesportverband Rheinland): Derzeit sind ca. 400 landwirtschaftliche oder gewerbliche Betriebe im Rheinland Mitglied. Möglich ist die fakultative Kennzeichnung als Pensionspferdebetrieb, Zuchtbetrieb, Turnierstall und Reitschule. Voraussetzung: fachgerechte Pferdehaltung. Die Richtwerte für Haltungsformen werden den Richtlinien für Reiten und Fahren, Bd. 4, entnommen. Alle drei Jahre werden die Betriebe erneut überprüft. Rechtliche Regelungen zur Pferdehaltung sind aus der Sicht dieses Verbandes nicht sinnvoll.

Dr. Schüle (prakt. Tierarzt, Pferdeklinik Dortmund): Größtes Defizit ist die Zahl der nicht organisierten Pferdehalter, sind die nicht erfassten Pferdehaltungen. Doch gibt es dafür die Viehverkehrsverordnung als Rechtsgrundlage, nach der alle Haltungen dem Veterinäramt gemeldet werden müssen. Ohne Kenntnisse der Pferdehaltungen werden auch schwer die zu 50 % fehlenden Equidenpässe erstellt werden. Schon das Beantragen des Equidenpasses ist ein Ansatz zur Kontrolle einer Haltung. Der Pass ist unbedingt notwendig zur optimalen Behandlung der Pferde. Schlüsselperson ist der Tierarzt vor Ort. Die „Leitlinien“ sind faktisch Vorschrift geworden. Auf sie muss man sich berufen. Sie können analog zu einem Erlass benutzt werden.
Richtlinien, Erlasse und Verordnungen gibt es genug. Das Problem liegt im Vollzug. Erfolg ist nur zu erwarten, wenn die Bereitschaft zur Kommunikation besteht und die Veränderung gewollt wird. Das Interesse der Halter an Veränderungen und Verbesserungen muss geweckt werden. Alles, was unter Druck entsteht, verschwindet, wenn dieser nachlässt. Ziel sollte sein, in den Reihen der Pferdehalter durch Informationsveranstaltungen auf Vereinsebene den Standard für das Tierschutzbewusstsein zu heben. Gut ist die Konzeption der ehrenamtlichen Tierschutzvertrauensperson kommunikativen und beratenden Charakters mit dem Erfordernis einer sehr engen Kommunikation mit der Behörde.


Frau Scheffer (Landestierschutzverband NRW): Die „Leitlinien“ reichen nicht aus. Erforderlich ist eine Verordnung. Der Tierschutz ist oft machtlos, ohne Handlungsfreiheit, ohne Interventionsmöglichkeiten in aktuellen Fällen. Viele Halter betrachten das Pferd nur als Prestigeobjekt. Es sollte deshalb aber nicht als Nutztier, sondern als Haustier anerkannt werden.

Schumacher (FS-Reit-Zentrum Reken): Der Informationsbedarf der Reiter ist sehr hoch. Oft blockieren die Bauämter notwendige Bauvorhaben für Pferde. Veterinäre sind zu ängstlich, Pferde zu beschlagnahmen oder anderweitig durchzugreifen. Die Lebenserwartung der Pferde sinkt durch nicht tierschutzgerechte Haltungen. Jeder kann ein Pferd kaufen, ohne dafür qualifiziert zu sein. Die „Leitlinien“ werden nicht eingehalten. Handlungsbedarf, weil wilde Haltungen und falsche Informationen über den Umgang mit Pferden noch sehr weit verbreitet sind. Stärkere Gesetzgebung und wirksame Überprüfungen sind erforderlich.

Frau Dormann (Pferde-Osteopathin): Die „Leitlinien“ greifen nicht angesichts der geringen Lebenserwartung. Niemand muss sich danach richten. Also sind die Haltungen nicht tierschutz- und artgerecht. Das muss Ursachen haben: falsche Unterbringung, keine ausreichende Bewegung, kein Kontakt zu Artgenossen, Besitzer, die nicht reiten können, schlechte Ernährung, Überforderungen während des Reitens, schlecht sitzende Sättel und Trensen. Jeder kann ein Pferd kaufen ohne die geringste Ahnung von Reiten, Physis und Psyche des Pferdes. Es ist schlecht bestellt um unsere Freizeitpferde, weil es kein Gesetz gibt, welches das Pferd vor unwissenden Menschen schützt. Die Pferde bezahlen das mit einem frühen Tod und langen Qualen vor dem Tod. Neuer Erlass und Sachkundenachweis sind dringend erforderlich.

Dr. Theißen (Kreisveterinäramtsleiter Viersen): Von ca. 250 Tierschutzanzeigen jährlich betreffen 119 Pferde. 75 % betreffen nicht organisierte private Pferdehaltungen, die das Problem sind. Die „Leitlinien“ stellen eine Mindestanforderung dar; sie müssten neu bearbeitet als Erlass ausgewiesen werden. Sie sind zu gummiartig mit unbestimmten Begriffen und bieten keine Rechtssicherheit, auf die Veterinäre angewiesen sind. Dieser breite Spielraum wird von Haltern ausgenutzt. Vor Gericht ziehen die Veterinäre bei Beschlagnahmungen meist den kürzeren.
Allein mit Informationen erreicht man nicht alle Halter!


Prof. Dr. Ahlswede (Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe): Es gibt zu viele Pferde. NRW ist das Bundesland mit den meisten Pferden. Mögliche Reduzierung des Bestandes. Kastrationszwang sollte wieder eingeführt werden, da die Hengste sonst in Einzelhaltung und dann nicht artgerecht gehalten werden müssen. Qualität statt Quantität. Erkennen der Gesundheitsmängel im Betrieb statt teurer Behandlungen in der Tierklinik. Die Halter können die Kliniken nicht bezahlen. Im Zentrum stehen betriebs- und zuchtbedingte Mängel und Krankheiten. Verstöße rascher und konsequenter ahnden. Schwierigkeit von Wegnahmen. Den Haltern wird viel an Informationen angeboten. Wie kommt es trotzdem zu Missständen? Einige Halter sind überfordert, auch finanziell. Geholfen werden muss vor allem den vielen Betrieben mit zu vielen Pferden. Prävention, z.B. durch Aufklärung. Sachverständige müssen vor Ort tätig sein. Wie erreicht man die nicht organisierten privaten Pferdehalter? (50 % sind nicht gemeldet trotz Meldepflicht). Ziel: Informationsverbesserung, Herstellen von Öffentlichkeit, Equidenpass für jedes Tier, Plakettenvergabe an die Reitställe, Einhaltung der Richtlinien. Grundsätzlich unterliegen alle Pferdehaltungsbetriebe der Aufsichtspflicht der zuständigen Behörde.



Dr. Bottermann stellt sein Konzept vor: Das Umwelt-Ministerium trägt seit einem Jahr Fakten und Eckdaten für Behörden und Halter zusammen. Fortschreiben des Erlasses von 1999, über die „Leitlinien“ hinausgehend. Neue fachliche Grundlagen für das behördliche Einschreiten sind weiterhin in Arbeit, zusammen mit Sachverständigen aus verschiedenen Bereichen. Dementsprechend Überarbeitung der „Eckdaten“. Die überarbeitete Version soll sprachlich einfach formuliert sein, so dass sie für jedermann verständlich ist. Berücksichtigung und neue Abwägung des Datenschutzes angesichts der Staatszielbestimmung Tierschutz. Aktivierung der Tierschutzvertrauenspersonen. Ministerium wird mit den Verbänden, darunter den Tierschutzverbänden, Verbindung aufnehmen, ebenso mit den Veterinären. Unterrichtung des Tierschutzbeirats. Ziel: Veröffentlichung per Erlass in Verbindung mit § 2 TierSchG als Grundlage. Ein Termin, wann der überarbeitete Erlass verkündet wird, wurde nicht genannt.

Es folgte eine Diskussion unter Leitung von Horst Meister.
Tierschützer und Veterinäre sollen unbedingt in die vorbereitenden Fachgespräche eingebunden werden, da die bisherige Umsetzung des Erlasses mangelhaft ist, was von Dr. Bottermann befürwortet wird.
Sobald Sanktionen erforderlich werden, sind wir zu spät dran. Es bedarf der konsistenten Meinungen von Sachverständigen bezüglich Stallgröße, Unterbringung etc. Diese Informationen müssen transparent sein und an die Betroffenen weitergegeben werden. (Dr. Bottermann)
Erforderlich ist eine größere Verbreitung des Pferdepasses.
Zum Equidenpass: Ein Halter legt fest, ob ein Pferd als Schlachtpferd oder als Freizeit- oder Sportpferd gehalten wird. Gemäß dieser Einstufung muss sich der Halter an die entsprechenden Richtlinien/Vorschriften halten. Zur Umsetzung des Passes: Die Auflage muss so formuliert sein, dass die Nicht-Anmeldung eine Ordnungswidrigkeit darstellt. Equidenpass und Zertifikate sind sinnvoll, um die Konkurrenz zwischen den Reitställen zu forcieren.
Reitstallbesitzer sind auf eine gute öffentliche Meinung angewiesen, weil sie von deren Ansehen leben.
Angesprochen wurde das Spannungsverhältnis Naturschutz und Reiten (Auslaufbedarf, bauliche Veränderungen auf Weiden u.ä.)
Erneut wurde betont, dass es zuviel Pferde gibt. Pferdehaltung müsste erschwert werden, z.B. durch Sachkundenachweise. Hauptproblem: die kleinen und nicht-organisierten Haltungen. (Unbestimmte Grauzone).
Die Pferdeverbände sollten auch darüber nachdenken, was außerhalb ihrer Verbände geschieht. Verordnungen nicht zielführend, weil es keine plausiblen Vorstellungen gibt, wie sie vollzogen werden sollen. Die schlechtere wirtschaftliche Situation hat zu vielschichtigen Problemen bei Haltern geführt.
Offene Fragen: Wie gehen wir mit den realen Missständen um? Was ist mit der geforderten Rechtssicherheit der Veterinärämter? Diese muss für eine reibungslose Strafverfolgung gegeben sein. Wie die fehlenden Anmeldungen fördern? Wie kann das Vollzugsdefizit verringert werden? Wieviel Reglementierung verträgt die Gesellschaft, wieviel muss sie ertragen können? Wie kann die Information für alle Halter verbessert werden?
Dr. Bottermann: Die Bedeutung der Sachverständigengutachten ist zu stärken, von daher sind die Aktivitäten zu begründen. In einer Verordnung können nicht alle Einzelfälle erfasst werden. Die Streitigkeiten werden durch Verrechtlichung nicht kürzer. Problem bei Haltungen, die sich nicht organisieren wollen. Denen ist zu helfen und mit gewissem Druck zu begegnen. Das Umfeld stärken, also einen breiten gesellschaftlichen Konsens herstellen.

Er habe von dieser Diskussion „viel für die Neufassung des Pferdehaltungs-Erlasses mitgenommen.“
Auch die meisten übrigen Teilnehmer äußerten sich sehr positiv zu den Impulsen, die von dieser Veranstaltung ausgehen.

Düsseldorf, 13.11.2003




http://www.paktev.de
Stefanie
Moderator

Beiträge: 4377


 

Gesendet: 04:35 - 07.03.2004

Zum Lachen, wenn es nicht zum Heulen wäre:
Der Pferdesportverband Rheinland strebt lieber eine "fachgerechte", statt einer "artgerechten" Pferdehaltung an...
Das spricht für sich.

Die Amtsveterinäre wünschen sich die Leitlinien in neu bearbeiteter Form als Erlass (also bindend), während die FN genau das auf keinen Fall als Ziel hat!


Schockierend:
Als Beispiel der Kreis Viersen: von ca. 250 Tierschutzanzeigen jährlich betreffen 119 Pferde!!
75 % betreffen nicht organisierte private Pferdehaltungen, die das Problem sind.
Stefanie
Moderator

Beiträge: 4377


 

Gesendet: 19:14 - 07.03.2004

Es wundert mich, daß zu diesem leicht verständlich verfassten Protokoll keine Stellungnahmen Eurerseits erschienen sind!?

Aussagen wie diese müßten doch auf Zustimmung stoßen:


Frau Dormann (Pferde-Osteopathin):

Die „Leitlinien“ greifen nicht angesichts der geringen Lebenserwartung. Niemand muss sich danach richten. Also sind die Haltungen nicht tierschutz- und artgerecht. Das muss Ursachen haben: falsche Unterbringung, keine ausreichende Bewegung, kein Kontakt zu Artgenossen, Besitzer, die nicht reiten können, schlechte Ernährung, Überforderungen während des Reitens, schlecht sitzende Sättel und Trensen. Jeder kann ein Pferd kaufen ohne die geringste Ahnung von Reiten, Physis und Psyche des Pferdes. Es ist schlecht bestellt um unsere Freizeitpferde, weil es kein Gesetz gibt, welches das Pferd vor unwissenden Menschen schützt. Die Pferde bezahlen das mit einem frühen Tod und langen Qualen vor dem Tod. Neuer Erlass und Sachkundenachweis sind dringend erforderlich.
Peppel
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 20:53 - 07.03.2004

Na, denn mache ich mal den Anfang ;-)))

Das es eines Gesetzes bedarf, wissen wir hier doch alle-oder? Ich finde den Abschnitt des Dr.Schüle(TA Dortmund) ziemlich treffend. Wenn alle Pferde registriert sein würden, würde man auch die Pässe(also welches Pferd einen oder keinen hat) besser kontrollieren können.Demzufolge auch Pferdehandel oder/und andere halterische Missstände. Viehzählungen gibts hier zum Beispiel gar nicht(habe ich mal rausbekommen,als ich nach einer Tierseuchenkasse suchte), meine Pferde tauchen in den Statistiken wohl gar nicht auf.Demnach kann jeder machen was er will.
Sicher, die Sachkundelehrgänge sollten auch Pflicht werden; wobei ich denke das gerade die Reitställe,Züchter, Händler, Reitschulen auch besonders beachtet werden sollten.
Private Pferdehalter könnten durch TÄ kontrolliert werden,denn zu einer artgerechten Haltung gehört m.E. auch ein regelmäßiger TAbesuch(WK,Impfen).

Was ganz wichtig ist, ist natürlich eine Grundlage zum Eingreifen für Amtsveterinäre. Die haben keine richtige Handlungsmöglichkeit, zu dehnbar leider. Die geforderte Rechtssicherheit ist dringend von Nöten.

Ach, man könnte noch stundenlang schreiben und eingehen, aber ich denke mal ihr anderen könnt auch noch etwas tun *seufz*

Leider ist das Thema brisant und schlimm genug und nur reden hilft da leider nichts. Handeln sollten sie...

Schönen Abend noch
Netty
Ulla
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 21:52 - 07.03.2004


Leitlinien als Erlass wären natürlich das Beste. Aber... ich persönlich glaube nicht daran, daß dies durchgesetzt wird. Dafür haben die großen Verbände/Vereinigungen eine zu grosse Lobby und auf die Gefahr, daß Köpfe aus den eigenen Reihen rollen will nicht eingegangen werden.

Sachkundelehrgang sollte für private Pferdehalter Pflicht werden.

@Netty
Ich halte es für eine Illusion, daß private Pferdehalter von TÄ kontrolliert werden.
Dieser Pferdehalter ist Kunde. Im Zweifelsfall hat er noch 50 oder mehr Kühe nebenan im Stall stehen, glaubst Du im Ernst, daß der TA seinen Kunden kontrolliert. Ich glaube mit Sicherheit nicht. Und wenn ein TA den Mund aufmacht, dann steht schon ein Kollege in der Warteschleife.

Alles in allem finde ich das Protokoll mehr als interessant.

@ Steffi
ist halt schwere Kost für Sonntagabend

Stefanie
Moderator

Beiträge: 4377


 

Gesendet: 22:28 - 07.03.2004

OK - das sehe ich ein!
Leonie
Boardkaiser

Beiträge: 887


 

Gesendet: 22:39 - 07.03.2004

WARUM um alles in der Welt gibt es einen Erlass zur Haltung von Hunden im Freien, aber keinen für eine annähernd artgerechte Pferdehaltung???
Für den Hund wird genau vorgeschrieben, wie groß die Zwingergrundfläche zu sein hat, wie die Hütte beschaffen sein muss...und wenn ich mich erinnere, ist dieser Hundezwinger ca. halb so groß wie die Standardbox für ein PFERD!!! Wenn man dann die Grösse beider Tiere vergleicht, kommt man zu dem Schluss, dass die Boxengrösse irgendwann mal danach bemessen wurde, was rentabel ist für einen Stallbetreiber - nicht danach, was das Pferd braucht.
Sicher könnten die meinsten normalen Ställe zumachen, wenn es da neue Richtlinien gäbe...das ist halt das Problem.
Den Sachkundenachweis für private Pferdehalter halte ich für utopisch. Habe den Sachkundelehrgang zweifach - einmal "light" und einmal die Vollversion. Aber "leider" nicht bei der FN gemacht (dort hätte ich sicher die Boxenmasse, Volumen und Sauerstoffaustausch wissen müssen...), sondern bei der VFD. DAS wird aber von unserem Veterinäramt NICHT anerkannt, obwohl bei dem Lehrgang ein Amtsveterinär zugegen war und ihn für sehr gut befunden hat...*kopfschüttel*.
Im Ernst - unserem Vet-Amt gehts nicht darum, dass ich vielleicht weniger weiss, denen geht es darum, dass sie die ca. 130,-Euro für das Ablegen der Prüfung bei ihnen direkt haben wollen...! Das finde ich sowas von .... *grrr*.
Ich besitze seit 20 Jahren Pferde und halte sie seit 15 Jahren in eigener Regie - seit sieben Jahren im eigenen Offenstall - den sich der Herr Vet. jederzeit anschauen kommen kann, da will der mir erklären, ich müsse seine dämlichen Bögen ausfüllen und zahlen...mehr interessiert den wohl nicht?!?
Das Gestüt nebenan hält seine armen Jungtiere ohne Witterungs- und Sonnenschutz bei 40 Grad im Schatten auf einer Weide...wer hat denn DENEN diesen Schein gegeben???
So, das reicht, hab mich schon wieder genug aufgeregt.
Es geht - wie immer und überall nur ums Geld. Wissen zählt nicht, wenn man es nicht dort erworben hat, wo man leider nur althergebrachte Weisheiten vermittelt bekommt. In einem Lehrbuch steht tatsächlich noch immer, Hufrehe komme vom Eiweiss im Futter *kopfschüttel*...das Buch ist von 2001...und in dem anderen wird Hufteer zur Hufpflege empfohlen...
Ach - es reicht, sorry für den Ausbruch
Leonie
Anonymous


 

Gesendet: 23:08 - 07.03.2004

Hallo,
genau wegen diesem Thema hatte ich gestern Abend einen sehr nachdenklichen Abend.
Ich denke nicht, daß eine Änderung der Gesetzeslage Verbesserungen bringen wird, viele Menschen sind einfach dazu geschaffen Gesetzeslücken zu finden und sie auch zu nutzen.
TÄ eine Kontrollfunktion zuzusprechen funktioniert aus o.g. Gründen nicht.(wobei ein anständiger TA den Besitzer auch auf Mißstände aufmerksam macht)
Es ist schwer zu sagen, an welchem Punkt man anfangen sollte - meines Erachtens nach ist das Problem der Mensch selber. Es mangelt an dem Willen, für ein anderes Leben Opfer zu bringen (Verzicht auf Urlaub, Gebundenheit, Verpflichtungen und Verfügbarkeit)und es ist zu viel einfach ersetzbar. Wer braucht denn heute zu Tage noch ein Pferd, oder einen Hund? Das ist nur ein Heidenspaß, den man haben kann - aber wenn´s anfängt kompliziert zu werden sucht man sich halt nen anderen Spaß. Daß dabei LEBEN auf der Strecke bleibt interessiert doch heute kaum noch jemanden. Ich denke viele Menschen haben einfach die Achtung vor dem Leben verloren.
Ansetzen müßte man schon beim Kind in der Erziehung. Man müßte es lehren, Leben gleich welcher Art zu achten und zu schützen. Das würde z.B. in den Biologieunterricht, den Religionsunterricht und den Geschichtsunterricht gehören. Eigentlich wird mir schlecht, wenn ich sehe, daß so viele Menschen ihre wertvolle Zeit dafür opfern müssen Tiere zu schützen, weil ein großer Teil der Menschen glaubt mit der Anschaffung sei es getan.
Die Menschen behaupten mit stolz geschwollener Brust von sich, die höchstentwickelsten Lebewesen der Erde zu sein und dabei merken sie noch nicht einmal, wie sie alles um sich herum systematisch zerstören.
Fazit: Solange kein überzeugtes Umdenken stattfindet, wird weder ein Gesetz, noch eine hohe Strafe, noch ein Führerschein oder ein Eignungsnachweis eine Änderung bewirken.
Amen.
LG Iris
Ulla
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 07:20 - 08.03.2004

@Leonie

Du hast einen Lehrgang gemacht. Es ist natürlich bürokratischer Schwachsinn, daß Du dann noch Geld für eine weitere Prüfung hinlegen sollst. Da müssen halt auch klare Richtlinien her, wer diese Lehrgänge durchführt und anerkennt. Es geht aber doch um die Leute, die sich nicht freiwillig weiterbilden! Und wer meint sein Pferd hinterm Haus halten zu müssen, am besten noch alleine, damit es besonders zutraulich ist, der muß diesen Lehrgang vorgeschrieben bekommen.

@Iris

Natürlich muß ein Umdenken stattfinden, aber das geschieht, wenn überhaupt, nicht von heute auf morgen. Gesetze können mit Sicherheit weiterhelfen. Ganz banales Beispiel, denk doch mal an die Anschnallpflicht. Heute eine Selbstverständlichkeit, aber ich erinnere mich noch gut an den Aufschrei der durchs Lande ging.
Anonymous


 

Gesendet: 12:40 - 08.03.2004

@ ulla
Auch nicht ganz richtig. Die, die laut aufgeschrien haben, als es um´s Anschnallen ging, schnallen sich auch heute noch nicht an - (ich übrigens auch)nur: 1. Achtet die Polizei kaum noch drauf (jetzt ist ja das Handy dran) und 2.Wird beim Erblicken der "Freunde" so getan als ob.
Also wirklich nur die, die sich auch vorher schon angeschnallt haben, weil sie es für sicherer gehalten haben sind durch dieses Gesetz bestärkt worden - es hatte kaum korrigierende Wirkung.
Dann bleibt noch die Frage des Kontrollorgans - wer soll das machen?
LG Iris
Leonie
Boardkaiser

Beiträge: 887


 

Gesendet: 13:14 - 08.03.2004

Ähem - Iris...also WIR achten darauf *g*! Und für ganz Uneinsichige ist das auch viel Geld...
Was das Handy angeht - da können sie noch so hohe Strafen verhängen, solange da der Kontrolldruck fehlt, wird weiter telefoniert...! Da hast Du völlig Recht! Ist auch mit den Equidenpässen beim Transport so - WER soll das kontrollieren...die Polizei weiss garnicht, dass es sowas gibt.
Wofür hat man das Teil eingeführt??? Viele meiner Bekannten mit nur zwei oder drei Ponys in der Pampa besitzen nach wie vor keinen, da sie die Tiere nicht transportieren...auch die zahlen weder Strafe, noch kontrolliert es einer oder zwingt sie dazu.
Der Führerschein fürs Pferd ist genauso utopisch wie der für einen Hund oder einen Kanarienvogel (denn auch diese armen Tierchen kann man durch Unkenntnis massiv quälen).
Wo will man anfangen und wo aufhören?
Sinnvoller finde ich Infoblätter, Vorbilder zum Anschauen (z. B. Höfe, die als Beispiel empfohlen werden für die, die sich dann doch etwas interessieren), Texte in örtlichen Zeitungen, regelmäßige Texte in ALLEN Pferdezeitschriften - sogar die St.Georg hat inzwischen teilweise sehr gute Texte drin! Letztlich ändern können wir aber nur die, die sich damit befassen - an den anderen prallen wir ab, egal was wir machen.
Als Beispiel weiss jeder, dass er betrunken den Führerschein riskiert, wenn er fährt - und, was nütztes??? Nichts! Die Ordentlichen lassen es, die anderen machen es trotzdem und heulen uns dann die Ohren voll, wenn es zu spät ist. So ist es doch mit allem. Wenn das Kind im Brunnen ist, kommt jedem die Idee, man hätte vorher einen Zaun darum bauen sollen, oder?
Auch ich hab es aufgegeben, hier zu "missionieren". Ich betreibe meine Anlage, pflege meine Weiden und hoffe, dass sich der Zuchtstall gegenüber was abschaut (ist schon geschehen...dauert aber seine Zeit).
Wie wäre es mit Infotagen für kleines Geld, an denen jeder kommen darf??? Am besten auf solchen Anlagen wie hier gegenüber im Reiterstübchen veranstaltet...wenn nur drei teilnehmen von der Zielgruppe und es fünf anderen erzählen und auch nur zwei davon ihr Verhalten ändern oder überdenken, wäre das schon ein Erfolg,oder???
Grüsse
Leonie

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