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 Forum Index —› Architektur allgemein —› Interview mit Günter Behnisch
 


Autor Mitteilung
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 17:44 - 13.08.2004

Behnischs Blumenhaus

Den "anstößigsten" Entwurf für das Umfeld der Frauenkirche hat das Stuttgarter Büro des Olympia-Architekten von 1972, Günter Behnisch, beigesteuert.


Hier der Artikel der Welt:
http://www.welt.de/data/2003/09/15/168604.html

Peter hat seine Informationen von
der GHND-Seite. Wo die wiederum ihre
Informationen her haben, weiß ich
nicht.
Auf der Behnisch-Seite steht überhaupt
nichts von dem Blumenhaus. Genauso
beim Investoren Lagerein.
Roy Batty
Mitglied

Beiträge: 133


 

Gesendet: 18:00 - 13.08.2004

Das ist an sich gar nicht traurig. Nur die tatsache des Ortes(Dresden, Sachsesn, Deutschland), wo dieser zirkus tagtäglich stattfindest, ist verdammt traurig. Wäre Behnisch äain in dar Schwiz täitigrch Schwiezr Schdoatzbüägrch, würde ich sogar ziemlich belustigt zuschauen, wie er die Gegend munter mit Blumen, Hunde- und Katzenhäusern zumüllt!
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 19:36 - 13.08.2004

Auf der Behnisch-Seite steht überhaupt nichts von dem Blumenhaus. Genauso beim Investoren Lagerein.

Hallo Oliver, das kommt daher weil ein anderes Büro die Visualisierung macht, habe die URL nicht hier, steht tatsächlich auf der GHND. Du hast Recht, dort bin ich fast jeden Tag.


@Roy Batty
Nu sooremoo mei Guuhdster, bist eischendlisch SAggse, oder ooch sogar noch Drääsdner? Mal im Ernst, ioch finde deine Einstellung absolut klasse, du hast fast noch mehr Kampfgeist als ich (geht ja kaum)
, und so Leute wie dich kann Dresden echt gebrauchen! Aber mal im Ernst: Es ist 5 vor 12, Dresden ist ja weitgehend zerstört bis auf die paar wunderschönen Solitäre (Semperoper, FRauenkirche, Zwinger, etc.), die dort aber alleine und zusammenhangslos in der Gegend stehen. Klar, si sehen klasse aus, und dass man es geschafft hat sie zu rekonstruieren ist ein Wunder. Aber früher waren dort richtige Strassen, zwisch'n Fraungürsche, äh pardon, zwischen Frauenkirche und Schloss waren unzählige wunderschöne Strassen und Gassen mit phantastisch schönen Barockhäusern, und es gab normale Geschäfte, Läden, Betrieb, kurz: es gab LEBEN, es war Urban, und all das Mitten in einer sagenhaften Schönheit.

Das alles ist bis auf die schönen Einzelbauten hinweggefegt, und dies ist die letzte Chance die Dresden hat: Wenn der Neumarkt erst mal steht - egal ob künstliches Glas und Betonkästen, oder normale Häuser und historische Bauten - kommt so bald nichts neues mehr hin. Deshalb
will ich bei jedem einzelnen Glaskasten sofort laut sagen STOPP. Nicht ein einziger darf dort hin,
wehret den Anfängen. Steht erst mal eine einzige Bausünde da, folgt die nächste unmittelbar - ist die Büchse der Pandora erst mal geöffnet, wird sie nie wieder zugehen.

Roy Batty: Ich hoffe du denkst ähnlich wie ich, falls ja: Misch dich ein - melde dich zu Wort, LAUT.
Roy Batty
Mitglied

Beiträge: 133


 

Gesendet: 20:49 - 13.08.2004

Ja, da hast du wohl recht. Aber die Tatsache, daß alleine das Blumenhaus eine solche Debatte ausgelöst hat, beweist doch, daß genügend Kampfpotential vorhanden ist. Es gibt zwei Möglichkeiten im Falle eines "Sieges" der Wanderheuschrecken(damit meine ich die vergleichsweise kleine Schar von internationalen Stararchitekten, welche von Stadt zu Stadt ziehen und ohne Rücksicht auf die vorhandene bauliche Struktur oder die Identität der Städte -welche nur in ihren irren Phraseologien noch als Begründung existiert- ihr Ding durchziehen; oft noch stolz darauf sind, es den rückständigen Stadtbewohnern mal wieder ordentlich "gegeben" zu haben).

Die eine Möglichkeit ist eine allgemeine Resignation und Rückzug aus dem aktiven politischen Engagement in großer Zahl, wie wir es im Falle von Berlin und Chemnitz beobachten konnten. Die Bewohner hofften nach der Wende erfolglos auf Heilung; darauf, daß ihren verätzten Städten ein Gesicht wiedergegeben würde - was mit teils maßloser Arroganz und Begründungen mit etwas merkwürdigem Beigeschmack übergangen wurde. Oder schlicht dem Kostenfaktor(was sich im Falle von Prestigeprjekten oft genug als Farce herausstellte, da Unsummen ins Nichts verpulverten). Der Zerschlachtung der teilweise wiederaufbaufähigen historischen Innenstädte zu Ostzeiten folgte danach, in kurzfristig überhitzter Konjunktur, eine Betonisierung im Stil der Internationalen Kommerzmoderne. In vielen Fällen wurde -aber zu oft halbherzig und schlecht- darauf geachtet, historische Stilelemente "irgendwie mit reinzubringen". Ähnlich wie es die modifizierte Bauleitordnung ab Mitte der Achtziger unter SED-Federführung("Platten-Postmoderne")vorsah.

Ab Mitte der Neunziger schlug "das Imperium zurück"; das Resultat war die dauerhafte Manifestierung DDR-geschaffener Mißstände. Die Formen wurden reduzierter, die Farben kälter, das Hightechgestänge (noch) sinnentleerter, die begründende Argumentation "reichhaltiger".
Und sie waren recht gut darin, den Kritikern vorzuwerfen, wie rückständig, ja womöglich gefährlich sie seinen bzw. ihre Motivation.
Und da haben sie meisten eben aufgegeben sich weiter drüber zu kümmern...was wunder, bei der Bearbeitung. Eine Lüge braucht nur oft genug wiederholt zu werden, damit sie Wahrheit wird. In Chemnitz und erst recht in Berlin ist es augenscheinlich zu spät, jedenfalls für die Wiederbelebung der historischen zentren. Nun, Chemnitz hat den Vorteil, da es als vom Inhalt her verwerfliche und dreckige Ossistadt nicht im Rampenlicht steht wie Berlin, wo jeder vermeintlich unkorrekte Nieser unter die Lupe und per DB, architecture now sowie den deutungs-hoheitlichen Fueilletons von zeit, TAZ, BZ, SZ, ND usw. auseinandergenommen wird.
Für Chemnitz und sein "Zentrum" ändert sich nichts, sobald jedenfalls nicht.
Der hochgelobte Kollhoff mit seinem Schoppingcenter im innersten Stadtkern wird, weil er wider die Bauhausmoderne -irgendwie- historisierend baut(sowas ist in der Wüste Chemnitz schon ein echter Fortschritt), d.h. mit Ornament und Spirenzchen, von den Chemnitzern offenbar angenommen. Wieso auch nicht, wenn es seit der Trümmerräumung dort nichts angenehmes gab außer das Rathaus und vielleicht der Klosterstraße.

Dennoch ändert es nichts daran, daß auch "unser Kolli" sich hier als einer der Wanderheuschrecken erwiesen hat. Mag sein, daß der Grundriß (mal wieder: "irgendwie")mit dem historischen vorbild übereinstimmt, sonst aber nichts. Weder expressionistischer Stil, noch Backstein/Terrakotta noch Flachdach(!!!) waren in dieser Altstadt mal üblich; zu keinem zeitpunkt. Chemnitz war trotz 300000 EW nie Großstadt oder Metropole in diesem Sinne, sondern immer Provinz und dementsprechend war hier eine Rückkehr zur hiesigen traditionellen Bauweise, selbst im modernistischen gewand, anzuraten. Was ist beispielsweise gegen ostthüringischen Schiefer einzuwenden ? Kosten ? Nun, es wäre mit allem Klimbim billiger geworden als das Gestänge, hat man ausgerechnet. Kollhoff nahm keine Rücksicht darauf...und daß es weit schlimmer ging, beweisen die allerweltsbekannten Glasfassaden, nebenan, "ginsdlisch uffgehibbschd" mit ein paar Terrakottafliesen...so leergeräumt, kalt und scheußlich das DDR-Zentrum(frei nach Corbusier) auch war, aber es hatte...Charme.

Kann man also Knicken.
Nun, das war die eine Möglichkeit. Die andere besteht darin, den Kulturkampf eskalieren zu lassen und Zustände herbeizuführen, die eine Tätigkeit für bestimmte Architekten in dieser Region unmöglich machen. Wenn gegen die -wirklich sehr gemäßigten- Patzschkes intregiert und gedroht wird, kann man daraus lernen. Patschkes brechen unter dem Druck nicht ein; sie haben ein festes Ziel und gehärtete Überzeugungen.

Meine persönliche Meinung, drei nach Butcher Harris:





Es gibt viele, die sagen, durch stichhaltige Argumentation in Richtung der Volksmasse in Kombination mit politischem Eskalationswillen, aktiven Widerstand und "außerparlamentarische" Mitel könne man keinen Kulturkrieg gewinnen. Ich sage, daß es auch noch niemand versucht...:dance:
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 22:56 - 13.08.2004

Roy Batty,
ich verstehe gar nicht, wieso Du immer
wieder alles auf die Politik zurück-
führst. Die Architektur ist ein Gebiet
für sich und hat mit Politik so gut
wie nichts zu tun. Ein Politiker
kann vielleicht als Bausenator oder
Bauminister ein paar Straßen oder
sonstige Verkehrsbauten realisieren.
Aber es gibt so gut wie keine Möglichkeit
für ihn direkt auf einen Architektur-
stil Einfluß zu nehmen.

Meiner Meinung ist es eine reine
Entscheidung der Architekten und der
Investoren, was in unseren Städten
derzeit gebaut wird. Und dann gibt
es noch ein paar Beamte in den
Behörden, die aufpassen, daß die
Bauvorschriften eingehalten werden.

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