Architectura Pro Homine - Forum für Klassische und Traditionelle Baukunst - www.aph-forum.de.vu

    

 · Home · Impressum & Datenschutz · Suche

Seiten mit Postings: 1 2

zum Seitenende

 Forum Index —› Architektur allgemein —› Interview mit Günter Behnisch
 


Autor Mitteilung
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


Gesendet: 14:04 - 12.08.2004

Obwohl es schon im Februar abgedruckt
wurde, habe ich jetzt erst dieses
Interview der "Zeit" mit Günter Behnisch (81) gelesen. Ich empfehle es vollständig zu lesen, denn erst dann wird die Arroganz dieses alten Herrn besonders deutlich.

Hier ist der Artikel:
http://www.zeit.de/2004/08/InterviewBehnisch

Auszüge:

...

Behnisch:...Das war die Kunst: unter großen Zwängen etwas Ungezwungenes zu bauen.

ZEIT: Und wie ist Ihnen das gelungen?

Behnisch: Man muss die Probleme aus dem Büro raushalten, damit die Mitarbeiter in einer leichten Situation arbeiten können. In Bonn hatten wir zum Beispiel einen ganz ekelhaften obersten Baubeamten. Da haben wir extra einen Partner abgestellt, der die Aufgabe hatte, den zu beschäftigen. Er ist jede Woche hingefahren, hat gesagt, Ihre Aktenvermerke stimmen nicht, hat ihm alles um die Ohren gehauen, sodass der wieder die ganze Woche zu tun hatte.

ZEIT: Damit hatten Sie ihn vom Hals?

Behnisch: Unsere Bauten brauchen halt Freiheit. Wir arbeiten nicht auf ein Ziel zu, sondern warten im Prozess, was sich ergibt. Wir gehen viel auf die Baustellen, und manchmal merken wir dann, dass etwas fehlt. Zum Schluss sind wir oft überrascht, was da zur Welt kommen wollte.


...

Behnisch: Verstehen Sie, das ist etwas ganz anderes als preußische Architektur. Deshalb gab es ja auch den Kampf um das neue Gebäude, das wir bis zum Herbst für die Akademie der Künste in Berlin bauen. Dort, am Pariser Platz, verlangte die Stadt, dass alle Häuser möglichst gleich gestaltet sind. Da wird eine Ordnung von oben übergestülpt, während die Ordnung, die wir meinen, von unten kommt.

ZEIT: Aber was ist so schlimm daran, sich in einem städtischen Gefüge architektonisch anzupassen?

Behnisch: Das Einzelne war für mich eben immer wichtiger als die große Ordnung.

ZEIT: Muss denn jedes Haus ein Solitär sein?

Behnisch: In Berlin ging es darum, mit städtebaulichen Mitteln einen gesellschaftlichen Zusammenhalt zu schaffen. Ich glaube aber nicht, dass das geht. Man kann das nicht aufpressen, denn Zusammenhalt ist ja nichts Äußerliches. Und die Architektur kann nicht in Ordnung bringen, was die Realität versaut.


...

ZEIT: Fühlen Sie sich denn stark durch Ihre Vergangenheit geprägt?

Behnisch: Mir persönlich ist es im Krieg ja nicht schlecht gegangen. Als U-Boot-Kommandant war ich viel besser dran als all die, die im Panzer in Russland saßen. Das Zur-See-Fahren war ja für einen jungen Kerl auch eine dolle Sache. Der Schrecken kam erst hinterher, als mir all die Schweinereien klar wurden. Das verlässt einen das ganze Leben lang nicht, dieser Gedanke, man hätte an einem Bahnhof kommandieren müssen, wo die Juden verladen wurden. Da kommt keiner los davon, ob er dabei war oder nicht. Nachts höre ich oft den Flughafen, wie sie ihre Motoren warm laufen lassen. Ich meine dann immer, die Nachtjäger zu hören.

ZEIT: Lebt die Erinnerung auch in Ihren Bauten?

Behnisch: Das glaube ich nicht. Jedenfalls wollten wir nie so etwas wie Anti-Nazi-Architektur bauen. Manche vermuten ja, ich würde deshalb so viel mit Glas bauen, weil ich so lange im U-Boot war. Das ist aber Unsinn. Meine Liebe fürs Licht kommt von Brüder, zur Sonne, zur Freiheit.


...

ZEIT: Mittlerweile ist die Zeit der Wagnisse vorbei, die gesellschaftliche Stimmung hat sich gewandelt. Was bleibt da von der Ideenwelt Ihrer Häuser?

Behnisch: Na, ich wundere mich schon über die neue Gewaltsamkeit. Was da aus der Schweiz hochkommt, von Mario Botta etwa, oder was in Berlin von Hans Kollhoff gebaut wird, das empfinde ich schon als riskant. Es gibt Architekten, die wollen alles in ihren Bauten bestimmen, wollen alles rechteckig machen, alles mit Naturstein auf ewig stellen. So wie der Adolf, der seine Bauten so plante, dass selbst die Ruinen tausend Jahren halten sollten.

ZEIT: Das ist aber arg polemisch.

Behnisch: Es geht mir ja nicht darum, das Bauen mit Naturstein zu verbieten. Mich stört aber die Selbstherrlichkeit und Überheblichkeit dieser Bauten. Das empfinde ich nicht als demokratisch.
ZEIT: Das ist aber arg polemisch.

Behnisch: Es geht mir ja nicht darum, das Bauen mit Naturstein zu verbieten. Mich stört aber die Selbstherrlichkeit und Überheblichkeit dieser Bauten. Das empfinde ich nicht als demokratisch.

ZEIT: Aber gibt es denn überhaupt so etwas wie demokratische Architektur?

Behnisch: Die gibt es nicht, aber es gibt Gebäude, die aus demokratischem Geist heraus gebaut werden. In Berlin hingegen sind lauter Bauten der Angst entstanden. Häuser, bei denen das Sicherheitsdenken regiert, die jedes Risiko vermeiden. Dafür steht ja auch die Schloss-Debatte: Alle reden von Innovation, in Wahrheit aber sind sie so verkniffen, dass sie sich nur Altes vorstellen können.


...

ZEIT: Und dass sich viele Menschen nach Gemütlichkeit und Geborgenheit sehnen?

Behnisch: Wenn jemand Gemütlichkeit braucht, soll er sich eine Katze anschaffen. Ich habe zwei Katzen zu Hause, das ist gemütlich.


...

ZEIT: Und in Berlin bleibt alles am Boden?

Behnisch: Der Axel Schultes, das ist schon ein lustiger Vogel. Aber beim Kanzleramt hat er formal überzogen. Das ist so ein Kinoding geworden, wo man immer drauf wartet, dass der Kanzler mit Elektrogitarre die Treppe runterkommt. Na, und dann der Reichstag. Gut, dem Foster ist es immerhin gelungen, die Kuppel aus dem Symbolischen rauszuholen, sie thront nicht. Aber innen – einige Räume sehen aus wie Wartesäle der DDR-Reichsbahn.

ZEIT: Ich sehe schon, Berlin bleibt Ihnen fremd.

Behnisch: Das Thema liegt mir nicht besonders. Ich bin Sachse, und wir haben immer mit Österreich zusammen gegen die Preußen gekämpft – und immer verloren. Friedrich der Große, das war ja ein Räuber. Die Österreicher waren mir immer sympathischer. Die kennen das auch, das Laufenlassen und das Schauen-wir-mal-wie’s-Geht.

ZEIT: Das war immer Ihr Lebensprinzip?

Behnisch: Ja, so ist’s geworden.


...

ZEIT: Gibt es für Sie denn noch einen Wunsch?

Behnisch: Ich hatte immer mal den Wunsch, einen Fischlogger zu kaufen. Das sind so Holzschiffe, die in Dänemark gebaut werden, hochseetüchtig und mit riesigem Dieselmotor, dum, dum, dum. Damit wollte ich bis ins Mittelmeer runter, dahin, wo ich damals mit dem U-Boot war.




[Link zum eingefügten Bild]
Entwurf für das sogenannte "Blumenhaus" Dresden (Behnisch, Behnisch & Partner)
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


 

Gesendet: 15:03 - 12.08.2004

Wirklich arrogant. Vor allem seine Aussage: "Menschen sind nicht perfekt, warum sollte es die Architektur sein ?".

Dem werde ich nun etwas entgegen stellen.

Wer definiert was perfekt ist ?

Ich kann genauso gut definieren, dass Menschen perfekt sind oder sien können. Warum sollte es die Architektur nicht sein ? Von welchem Standpunkt aus kann man denn urtielen welcher Mensch perfekt oder unperfekt ist ? Ich werde Behnisch eine Gegenaussage entgegenstellen die seine von der meinigen abweist und gegenüber stellt. Damit müsste er anfangen an seinen Theorien zu zweifeln und verunsichert werden auch in seiner Philosophie was das Leben betrifft.

Ich liebe es, Psychologie und Philosophie an Menschen anzuwenden die mir ein Greuel sind .

Er redet absoluten Unsinn. Und ein Kriegstrauma scheint er ebenso zu haben. Spricht von Uniformiertheit. Und ja, die heutige Gesellschaft ist ein Haufen von Indidivualisten die so viel Freiheit wollen, dass sie selbst daran untergehen werden, weil jeder tut was er will. Man könnte jedem seiner Sätze einen Gegenpart zustellen. Es gibt für jede Aussage eine Gegenaussage. Wenn man es nur raffiniert genug anstellt, behält man am Ende auch die Oberhand. Dieser Behnisch ist aber wirklich arrogant. Er bezeichnet meine Preußen als arrogant und lobt sich und seine Sachsen sowie auch die Österreicher selbstherrlich in den Himmel. Wenn das mal nicht auch etwas mit Arroganz zu tun hat .
Roy Batty
Mitglied

Beiträge: 133


 

Gesendet: 15:34 - 12.08.2004

@ WW

>>Er bezeichnet meine Preußen als arrogant und lobt sich und seine Sachsen sowie auch die Österreicher selbstherrlich in den Himmel. <<

Ich möchte hierzu bemerken, daß ich als Sachse mich ausdrücklich von dieser Person distanziere. Für den guten Ruf meines Stammes und seiner Architekten(Herbert Schneider z.B.)wäre es von Vorteil, wenn er darüber hinaus auch Hausverbot in Sachsen bekäme...demokratisch legitimiert. Seine Ablehnung gegen das Preußentum kan ich zwar nachvollziehen -von Preußen ging wirklich nicht viel gutes in der dt. Geschichte aus- aber von den Österreichern ebensowenig.

Außerdem haben sich Österreicher und Preußen heimlich doch immer am besten verstanden - wenn es darum ging, in fruchtbarer Zusammenarbeit(1815, 1848, 1933) dem Rest Deutschland Schaden zuzufügen.
:((
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 16:14 - 12.08.2004

Der Mann lebt in einer ganz anderen Welt.
Alle Menschen um ihn herum sind total
unfähig, nur er baut richtig.
Wahrscheinlich macht sich da das Alter
bemerkbar...

Vor allem die Sache mit dem Naturstein
(so wie bei "Adolf"), spricht für
seine Arroganz.
Auch das mit der Gemütlichkeit ("Dann
soll man sich eben Katzen anschaffen"),
zeugt von einem Menschen, der ein
gewaltiges Problem haben muss.

Das beste wäre, würde er sich endlich
einen Fischlogger kaufen und auf die
hohe See fahren.
Dann müssten wir nicht seine schreckliche
Architektur ertragen.
Booni
Mitglied

Beiträge: 190


 

Gesendet: 17:03 - 12.08.2004

Ich hab mir mal die Website angeguckt... interessante Projekte, aber Bauten, die immer irgendwie das Gesamtbild zerstören. Gebt ihm 'ne freie Wiese und lasst ihn bauen.

Und das Interview... der Mensch hat wohl nicht ganz verstanden worum es bei Architektur geht.

Aber die Stadtplaner ebensowenig - sonst würde man ihn nicht bauen lassen.
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 23:40 - 12.08.2004

Ich hatte das Ding ja auch schon vor einigen Tagen gesichtet, hatte es aber hier nicht gepostet weil ich zu genervt von dem Gerede dieses Bauhaus-Rentners war, und es sofort nach Lesen wieder wegklickte. Aber den Katzen-Satz, den fand ich in seiner ganzen Menschenverachtung so genial, dass ich ihn ab sofort hier zu meinem Wahlspruch machen musste.


Aber, schaut doch mal hier:

Es gibt Architekten, die wollen alles in ihren Bauten bestimmen, wollen alles rechteckig machen,...

und das hat auch einen Namen: MODERNISTISCHER STIL.

Mal ganz im Ernst, liebe Leute: Wir haben es hier - ohne irgendjemand beleidigen zu wollen - mit Kranken zu tun. Das ist einfach nur noch krank, eine solche Form der Selbstwahrnehmung ist doch nicht mehr normal? Selber als einzige von Millionen Formen nur das Rechteck und den Kubus kennen, alles bestimmen wollen, den Leuten verbieten zu wollen in schönen Städte zu leben -
aber "bestimmen" und "rechteckig" bauen tun dann die anderen?

Im GHND Forum schrieb jemand vor einigen Tagen nach meiner "Blumenhaus"-kritik über Behnisch, der Mann sei "eine Gefahr für Dresden". Ich war über diese Zustimmung überrascht, und kann dem aber ebenso wiederum nur zustimmen. Wäre klasse, wenn sich einige dort wieder mal zu Wort melden, Dresden ist tatsächlichn in Gefahr - im Moment durch Behnischs (fast noch schlimmeren) Sohn.
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 23:44 - 12.08.2004

@Roy Batty

Ich finde das hier genial:

Ich möchte hierzu bemerken, daß ich als Sachse mich ausdrücklich von dieser Person distanziere. Für den guten Ruf meines Stammes und seiner Architekten(Herbert Schneider z.B.)wäre es von Vorteil, wenn er darüber hinaus auch Hausverbot in Sachsen bekäme...demokratisch legitimiert.

Das ist genial. Bitte poste das irgendwo (GHND oder Prisco, etc.) öffentlich, Wort für Wort. Unbedingt!

Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 23:53 - 12.08.2004

Ich meine irgendwo gelesen zu haben,
daß es nicht sein Sohn ist, sondern
sein Enkel.
Vielleicht stand es sogar in dem Artikel.
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 00:09 - 13.08.2004

@oli

Günter ist der Alte, Stefan ist sein Sohn.

(Das Blumenhaus ist vom Sohn Stefan. Aber ich finde, die beiden unterscheiden sich nicht - beide gleich schlimm!!!!)

Ich habe soeben gerade eine Aktion gestartet: Ich habe Behnisch (Sohn) eine lange Mail geschickt, die ihm nicht gefallen wird. (Wenn ihr wollt, posteihc es hier im Forum). Ich habe öffentlich gegen seinen Plan protestiert, ihm gegenüber meine Bestürzung ausgedrückt, und sein Werk letztendlich als Stadtzerstörung bezeichnet.

Habt ihr lust mitzumachen? Roy BAtty, bitte!!! Leute wie du sind gefragt!!
(du natürlich auch, Oli!! und alle anderen, Ben, Bewacher,Weisswolf, Rösch, alle!Sorry wenn ich jemand vergessen habe)

Roy Batty ,wenn du'n äschder Saggse bist, (nu), dann musste ooch n' bissel mit gämpfen, nu! Den rischd'schen Gampfgeist hasde uff alle Fälle schon mal! Ährlisch emáal.
Roy Batty
Mitglied

Beiträge: 133


 

Gesendet: 00:32 - 13.08.2004

Schwärddm gärnne ma änne offm Däz gähm, dassor sisch umgoggn dud! Schbin uff oalle Fälle dabei!

Lassäns de Reifm heizn onn nisch mid Fieor geizn, bis mähn!
Hans-Dominik Schwabl
Mitglied

Beiträge: 120


 

Gesendet: 16:55 - 13.08.2004

Es ist wirklich traurig, zusehen zu müssen, Was herauskommt, wenn ein Mensch nicht das tut, was er eigentlich kann, nämlich Katzen zu züchten, sondern statt dessen verbissen Gebäude plant ...

Seiten mit Postings: 1 2

- Interview mit Günter Behnisch -

zum Seitenanfang



 Forum Index —› Architektur allgemein —› Interview mit Günter Behnisch
 



Version 3.1 | Load: 0.003077 | S: 1_2