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 Forum Index —› Architektur allgemein —› Hamburg: Willkommen im 21. Jahrhundert!
 


Autor Mitteilung
Sonicted
Stammgast

Beiträge: 68


 

Gesendet: 18:03 - 11.01.2004

Ein paar Kommentare:

Die neue Philharmonie gefällt mir immer noch besser als das vorher an gleicher Stelle geplante gecknickte Glashochhaus (für das man keinen Investor fand). Wie die Philharmonie dann tasächlich aussieht, muss man abwarten. Ich finde die Idee jedenfalls ganz nett.

Die geplanten Gebäude am Sandtorkai (u.a. auch von Chipperfield, wenn ich mich recht entsinne) finde ich auch schrecklich. Wie abgenutzt und alt solche Gebäude und vor allem auch die verwendeten Materialen schon nach wenigen Jahren aussehen, kann man am besten am Beispiel des Hanseatic Trade Center's sehen, dass ja erst vor einigen Jahren gebaut wurde.
Ich denke auch, dass die Hafencity ein Mißerfolg wird, wenn sich erstmal die Euphorie um dieses neue Stadtquartier am Wasser gelegt hat.
Besonders störend wird sich sicher noch die überdimensonierte Ost-West-Straße erweisen, die die Hafencity von der Innenstadt abtrennt.

Altona ist in Teilen ekelhaft, aber in Hamburg spricht man grundsätzlich von "der schönen und der häßlichen Seite Altona's" - es gibt nämlich tatsächlich noch eine schöne Seite.

Insgesamt ein wirklich gelungener und lesenswerter Artikel von dir. Schick ihn doch bitte mal dem Bausenator Jörn Walter. Ich glaube Walter sprach davon, dass Hamburg eine "Landmark" braucht, wie es die Oper für Sydney ist - Wunschträume. Anstatt sich für Stadtreperatur einzusetzen weicht man auf Brachflächen aus, nur um die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Schwachköpfe!
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 18:57 - 11.01.2004

wozu braucht man eigentlich ein neues wahrzeichen?
sin das rathaus, der michel, st. nicolai, rathausarkaden und -treppen, uvm. nicht wahrzeichen genug?

@ h.c.
es wäre auch nicht schlecht, wenn du mal den artikel bei skyscrapercity.com (obwohl diese ja eher hochhausgeil sind) oder im deutschen-architektur-forum.de posten würdest. und in vielen regionalen und überregionalen foren auch!
Kai
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 21:41 - 11.01.2004

Ich freue mich über eure Zustimmung. Natürlich hat der Text sichtliche Schwächen. Er ist meines Erachtens etwas zu emotional gefärbt. Oder? Ich leide nämlich seit einer geraumen Zeit an einer ausgeprägten Beton-Fobie. Und da ich vor Ort die Bilder ständig live sehe, kocht mein Zorn hin und wieder mal über.

Natürlich dachte ich beim Posten auch an die APH-Homepage. Hatte schon zwei längere Beiträge verfasst zu "Neu-Altona" und seinem Bahnhof, dummerweise die Diskette gelöscht.

So begann ich, die beiden Bilder der Philharmonie vor mir, neu.



Sicher war der Geburtshelfer der Großsiedlungen die damalige Wohnungsnot. Da man seit den 1920er und den Jahren nach dem Krieg die Altstädte vergammeln ließ und sich ihrer Weiterentwicklung verschlossen hat, musste es schließlich in diesen elenden Burgen gipfeln. Deren Abgünde nun erkannt, wendet man sich wieder den noch erhaltenen Altstädten zu und saniert sie, stellt sie unter Denkmalschutz. Leider kommt dies für die Altonaer Altstadt zu spät. Wenn ich meine Unterlagen wieder vor mir habe, kann ich ja mal schreiben, wieviele Altbauwohnungen dem Neu-Altona-Projekt zum Opfer fielen.

Auch war die Altstadt in Teilen sehr zerstört, wo es so gut wie nichts mehr zu reparieren gab. Dass man aber den alten Stadtgrundriss vernichtet hat, das war ein nicht wieder gutzumachendes Vergehen der Moderne. Kleinteiligkeit hätte bewahrt werden können an der Altstadtkirche, hätte man damals den Willen gehabt. Die Verfechter des modernen Experimentes, der damalige Hamburger Stadtbaudirektor und die Planungsbüros der "Neuen Heimat" hatten ganz andere Interessen. Das Stadtbild im groben hätte sich reparieren lassen. Man wollte es nicht.

Das Rathaus war auch fast vollständig im Krieg zerstört wurden - das mit der Tankstelle - das ist der eigentliche Frevel.


Vielleicht ist mein Beitrag in korrigierter Form etwas für die APH-Seite - ich bitte um Anregungen
Steinbeißer
Novize

Beiträge: 36


 

Gesendet: 21:58 - 11.01.2004

Natürlich ist der Beitrag emotional gefärbt und teilweise polemisch, aber das ist es ja gerade, was ihm die Würze verleiht und soviel Spaß daran macht.

Für einen streng sachlichen Text müßtest Du ja pro und kontra möglichst ohne Vorurteil abwägen und erst am Ende zu einem Ergebnis kommen. ABer die ganzen fundierten Informationen, die Du gibst, vermitteln ein so katastrophales Bild von Altona, dass ich es völlig angemessen finde, eine polemisch bis zynische Textform zu wählen.

Was will man auch an pro-Argumenten für das, was aus ALtona geworden ist, aufzählen?

Wenn Du Dich mit dem Thema weiter beschäftigen willst: vielleicht wäre es mal interessant zu wissen, was in vergangenen Jahrzehnten in der Presse über das ein oder andere Projekt (etwas Bahnhofabriß) gesagt wurde. Dann könnte man sehen, was für Träume und rhetorische Seifenblasen, da geplatzt sind.

Für eine HP wäre auf alle Fälle ein Stadtplan toll, auf dem man sehen, kann, wo die einzelnen Gebäude und Ensembles sind.
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 22:13 - 11.01.2004

Du hast Recht! Dieses Altona-Debakel verdient eigentlich - in unserem Sinne - noch viel tiefergreifende Recherchen. Ich bleibe dran, Danke!
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 15:40 - 13.01.2004

Mann! Ist das viel zu lesen! Find immer krass, wie viel Mühe sich manche mit ihren Beiträgen geben...
Das mit dem Bahnhof ist echt schlimm. Wenn er zerstört worden wär': OK. Aber der war ja anscheinend noch voll intakt! Unverständlich!
Und die Kirche, wie da allein auf der Wiese steht...Immerhin, die Marien Kirche hier in Berlin steht auf einem leeren Platz zu 2/3 von Platten umgeben und von Fernsehturm regelrecht erdrückt.....!
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 22:44 - 13.01.2004

@H. C. Stössinger

Auch von mir Glückwunsch zu dem Bericht über Altona und die Hamburger Hafenrandbebauung! Die Emotionen sind genau richtig, das verstehen die Leute besser als das arrogante Gerede der Modernisten! Besonders gut finde ich die Vergleiche zwischen dem zugig-kahlen modernistischen Altona und dem lebendigen traditionell bebauten Ottensen.
Altona ist aber ein Viertel mit Zukunft, denn schaut man sich an, wie es jetzt dort aussieht, dann MUSS dort früher oder später ein lebenswerter urbaner Stadtgrundriss wieder hergestellt werden! Da loht es sich doch jetzt schon mal, sich Gedanken für die zukünftige Stadtplanung zu machen, oder?

H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 01:01 - 14.01.2004

Ja Mathias, es gibt riesige Raumpotentiale in der Innenstadt. Statt der Stadt den Zusammenhalt zu geben, zerfließt sie wie Schnee im Frühling. Die Stadt wird mit Sicherheit einmal wieder verdichtet werden. Ideen gibt es viele. Nur ist die Modernistenlobby noch zu Einflussreich - man wird warten müssen.

Es wurden übrigens allein zwischen 1955 und 1967 1.100 Altbauwohnungen abgerissen für das "Neu-Altona"-Projekt.

Lange und eindrückliche Texte, Ben, helfen der Überzeugungsarbeit und verkürzen diese Wartezeit.

Altona braucht wieder ein Zentrum, das dem Stadtteil Hamburgs wieder Halt gibt. Bahnhof und Neue Große Bergstraße waren dazu nicht in der Lage. Vielleicht besinnt man sich einmal auf die Umgebung des Fischmarktes - dem Geburtsort der Stadt.



Die östliche Königstraße wurde nach dem Krieg nicht wiederbelebt. Sie bildete einmal die städtebauliche Anbindung an St Pauli. Noch funktionierende Quartiere wurden nach dem Krieg plattgemacht - siehe erstes Foto

[Link zum eingefügten Bild]

[Link zum eingefügten Bild]

Was es heute dort noch gibt, sind die verrosteten Kandelaber für die Oberleitungen der Straßenbahn. Auch durch die Große Bergstraße fuhr sie einst



St. Trinitatis in der Stadt - wird sie wiederkommen - die Stadt auf ihrem alten Grundriss?

[Link zum eingefügten Bild] [Link zum eingefügten Bild]



Die leergeräumte Königstraße heute:

[Link zum eingefügten Bild]



Es wäre ein lohnendes Ziel. Nur werden wir das noch erleben? Kaffee trinken an der alten Kirche - ??



Hier noch eine interessante Dachstudie am Störtebeker-Haus:

[Link zum eingefügten Bild]

Das Haus trägt die Farben Hamburgs mit Recht und Stolz!
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 18:53 - 17.01.2004

leider kann ich mich im moment nicht so sehr aktiv im forum beteiligen (bin aber lesend stets dabei ), da ich unheimlich viel zu tun habe. weil bei mir an der uni irgendwelche spinner letztes jahr unbedingt streiken mussten, habe ich nun die doppelte arbeit.

bei einer lektüre ist mir aber ein netter kleiner abschnitt bei dem philosophen alfred north whitehead aufgefallen, der sicherlich auch für die meisten aphler interessant ist, weil er sehr pointiert gegen die flachheit des klötzchentums argumentiert.
ich zitiere aus dem buch "abenteuer der ideen" (s. 489ff):

"Die Kunst sollte immer bestrebt sein, den Details ihrer Kompositionen volle Individualität zu geben. Sie sollte sich auf keine Kompositionen einlassen, in denen es nichts als eine Zusammenstellung von Qualitäten [damit meint er ungefähr distinkte, immergleiche, sich wiederholende Dinge] gibt, weil sie dabei nur zahm und fade werden kann. Sie muss selber schöpferisch wirksam bleiben, so dass im Erleben des Betrachters Individuen erscheinen, die durch ihren Apell an die tiefsten Schichten seines Fühlens gleichsam Unsterblichkeit gewinnen. [...] Genau das ist es, was uns in aller großen Kunst begegnet. In ihr wird jedes Detail der Komposition intensiv und aus eigenem Recht lebendig. Jede Einzelheit erhebt Anspruch auf ihre eigene Individualität und leistet dennoch ihren Beitrag zu dem Ganzen. Auf jedes Detail fällt der Glanz des Ganzes, und dennoch manifestiert sich in ihm eine Individualität, die schon für sich unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen darf.
Betrachten wir z.B. nur einmal, wie sich bei einer gotischen Kathedrale - etwa der von Chartres - die Skulpturen, Pfeiler und die Aufgliederung des Mauerwerks in die Harmonie des Ganzen einfügen! Sie führen unseren Blick aufwärts zum Gewölbe und vorwärts, zu ihrem erhabensten Symbol, dem Altar. Jedes Detail ist so schön, dass es unsere Aufmerksamkeit voll in Anspruch nehmen könnte, und doch entzieht es sich ihr wieder, indem es unser Auge anleitet, die Bedeutung des Ganzen zu begreifen. Aber die Bildhauerei und das Maßwerk könnten dies gar nicht, wenn nicht jeder dieser Teile ein Individuum wäre, das aus eigenem Recht eine Fülle von Gefühlen in uns wachruft. Jedes Detail darf für sich den Anspruch auf eine bleibende Existenz erheben; aber es gibt ihn wieder auf, um sich dem Ganzen einzuordnen."


H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 10:41 - 20.01.2004

In der Hamburger Morgenpost gibt es heute einen Artikel zum Altonaer Einkaufszentrum (anklicken):

>>Wer zahlt 22 Millionen für den Schandfleck?<<

Die Individualität des Details sollte doch hier in diesem Fall besser gleich mit abgerissen werden!

Interessenten gibt es übrigens noch keine für dieses Scheusal.

"Wir leben doch hier schon fast in einer Geisterstadt. Ende März ziehen auch wir aus"...

Genau das ist es, was modernistische Siedlungsutopien aus unseren Städten gemacht haben. Will man die Stadt Altona heilen, dann sollte man schnellstens die Große Bergstraße neu bebauen - in ihrer gesamten ursprünglichen Länge - vom Nobistor bis Bahnhof. Verdichtung heißt das Zauberwörtchen. Und zwar horizontal, nicht wieder vertikal!!

[Link zum eingefügten Bild]

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