Frankfurter Rundschau von heute:
Geruchsproben
Schnüffeln für G8-Gipfel
Im Kampf gegen Störer des G 8-Gipfels setzen die Behörden auch Geruchsproben ein. Das bestätigte die Bundesanwaltschaft. Der Grünen-Rechtspolitiker Beck spricht von "Stasi-Methoden".

Berlin - Speziell abgerichtete Polizeihunde sollen beim bevorstehenden G 8-Gipfel in Heiligendamm potenzielle Störenfriede bereits an der Nase erkennen. Die Behörden hätten deshalb von "einzelnen beschuldigten" G 8-Gegnern Körpergeruchsproben genommen, bestätigte die Bundesanwaltschaft am Dienstag in Karlsruhe. Zuvor waren zwei Fällen aus Hamburg bekannt geworden, bei denen Beschuldigte kantige Metallröhrchen längere Zeit in der Hand halten mussten, um ihre Probe abzugeben.

"Ich kann mich über solche Methoden nur wundern", sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, der Frankfurter Rundschau am Dienstag. "Als Rechtspolitiker frage ich mich, worin der kriminalistische Nutzen liegt?" Für die Verfolgung von Straftaten seien Geruchsproben wohl kaum geeignet, weil ein Hund vor Gericht ja schlecht als Gutachter auftreten könne. Und zur Abwehr von Gefahren erschließe sich ihm dieser Schnüffel-Einsatz ebenfalls nicht. Es erinnere ihn vielmehr an Methoden der DDR-Staatssicherheit.

Die berüchtigte Stasi hatte Geruchsproben von Dissidenten sichergestellt, um ihnen Straftaten nachzuweisen. Hunderte solcher Proben fanden sich später in den Stasi-Archiven.

Die Bundesanwaltschaft räumt einen "ungeklärten" Beweiswert der Probe ein. "Wir sind aber der Meinung, dass sie einen Indizwert hat und in eine Gesamtwürdigung eingestellt werden kann", erläuterte ein Behördensprecher der Nachrichtenagentur ap. Die Strafprozessordnung erlaube es, "Geruchsabdrücke" genauso zu nehmen wie Fingerabdrücke.
Steffen Hebestreit