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Autor Mitteilung
El Lobo
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Beiträge: 471


Gesendet: 20:49 - 28.12.2006

Wie Linux einen Subkontinent verändert

Auch wenn Indien als eines der wichtigsten Länder im IT-Bereich gilt, haben viele Einwohner noch keinen Zugang zu einem Computer. Atul Chitnis arbeitet seit gut zehn Jahren daran, das zu ändern und kann bemerkenswerte Erfolge vorweisen. Auf dem Chaos Communication Congress zog er eine erste Bilanz.
Von Wulf Rohwedder, tagesschau.de



Indien gilt als das IT-Zukunftsland: Immer mehr Firmen lagern Arbeit dorthin aus oder stellen indische Informatiker ein. Sie gelten als kompetent, zuverlässig und preisgünstig. Tatsächlich hat in dem Land mit 1,2 Milliarden Einwohnern jedoch nur eine verschwindende Minderheit überhaupt Zugang zu einem Computer. Atul Chitnis will das ändern - und hat auf seinem Weg bisher bemerkenswerte Erfolge erzielt, von denen er auf dem Chaos Communication Congress in Berlin berichtet hat.


Was eine CD bewirken kann.


Mitte der 90er Jahre stieß der Technikberater aus Bangalur erstmals auf Linux und war sofort begeistert: Das kostenlose Betriebssystem bot vielfältige Anwendungen ohne Lizenzgebühren und die Anpassung auf unterschiedlichste Computersysteme. Es gelang ihm, den Herausgeber einer PC-Zeitschrift zu überzeugen, eine Linux-CD als kostenlose Zugabe beizulegen - eine Entscheidung, die weitreichende Folgen haben sollte: Eine wahre Linux-Welle schwappte über das Land. Tausende Linux-Nutzergruppen entstanden, Computerfreaks fanden Arbeit, indem sie kleine und mittlere Unternehmen bei der Installation des Betriebssystems unterstützten und Programme entwickelten.



Microsoft hilft - unfreiwillig


Einen maßgeblichen Anteil am Erfolg des Open-Source-Betriebssystems hatte ausgerechnet Microsoft: Der Softwarekonzern begann zur gleichen Zeit, die Nutzung von Raubkopien in Indien aggressiv zu verfolgen, sodass viele Unternehmen auf Linux umstiegen. Im Jahr 2000 führte Microsoft laut Chitnis eine Umfrage bei den 500 größten Unternehmen des Landes durch - und musste feststellen, dass sie ohne Ausnahme das freie Betriebssystem einsetzen.

(Open-Source-Software: Mit Open-Source-Software bezeichnet man Programme, die in einer für den Menschen lesbaren Form vorliegen, beliebig kopiert, verbreitet und genutzt werden können. Beispiele sind das Betriebssystem Linux oder die Büro-Anwendungssuite Open Office. Die Software darf verändert und in der veränderten Form weitergegeben werden - natürlich wieder als Open-Source-Software.)


Der Durchbruch kommt.


In der indischen Öffentlichkeit wurde das Phänomen Linux jedoch kaum wahrgenommen, bis es Chitnis und seinen Mitstreitern 1999 gelang, einen Pavillon auf einer großen IT-Messe in Bangalur zu ergattern. Die Präsentation wurde zum Highlight der Veranstaltung im indischen Silicon Valley: In drei Tagen kamen 150.000 Interessenten, selbst die Rekrutierungsstände von US-Softwareunternehmen konnten keinen derartigen Zulauf verzeichnen.



Wird Linux das neue Windows?


Spätestens seit diesem Event galt Linux in Indien als etabliert: Die Universitäten und auch die Regierung begannen sich für das Betriebssystem und die kostenlose Open-Source-Software zu interessieren. Im akademischen Bereich ist es quasi zum Standard geworden: Viele Schulen haben Linux in den Lehrplan aufgenommen, einige Universitäten verlangen sogar, dass Abschlussarbeiten in Informatik den Open-Source-Kriterien entsprechen müssen. Es gab sogar Überlegungen der Regierung, Linux bei Ausschreibungen als verbindliches Betriebssystem festzulegen - eine Einschränkung, die sogar Chitnis zu weit ging: "Wir wollten kein neues Monopol schaffen." Da es in Indien Dutzende Sprachen und Schriften gibt, wurden entsprechende Linux-Versionen entwickelt. Ein Nebeneffekt: Indische Informatiker wurden so zu international anerkannten Experten für die Lokalisierung von Software.



Der Idealismus schrumpft


Doch die Linux-Bewegung in Indien erfuhr auch Rückschläge: Die Nutzergruppen, einst Keimzellen der Bewegung, zerbröckelten, weil das Internet zunehmend verfügbarer wurde und reale Treffen dadurch nicht mehr nötig waren. Immer mehr Linux-Anwender wurden zu reinen Nutzern, die nichts mehr zur Weiterentwicklung der Programme und des Betriebssystems beitrugen. Andere Entwickler begannen, kommerzielle Anwendungen zu schreiben, die sie der Allgemeinheit vorenthielten, was dem Open-Source-Prinzip grundsätzlich widerspricht.

Trotzdem ist Chitnis zuversichtlich. Er hofft, durch Entwicklung preisgünstiger Hardware noch mehr Indern den Zugang zum Computer zu ermöglichen. Dafür will er das Simputer-Projekt wiederbeleben, um auch auf dem flachen Land die Nutzung moderner Technik und Internet zu ermöglichen - natürlich mit Open- Source-Software.

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