Architectura Pro Homine - Forum für Klassische und Traditionelle Baukunst - www.aph-forum.de.vu

    

 · Home · Impressum & Datenschutz · Suche

Seiten mit Postings: 1 2 3 4 5 6

zum Seitenende

 Forum Index —› Deutschland —› Hamburgs Wiederaufbau
 


Autor Mitteilung
Ernst
Mitglied

Beiträge: 134


Gesendet: 14:42 - 29.07.2003

Vor genau 60 Jahren wurde Hamburg bei der "Operation Gomorrha" durch englische Luftangriffe in weiten Teilen zerstört. Ganze Stadtteile wurden dem Erdboden gleich gemacht, über 50.000 Menschen kamen ums Leben.

Heute finde ich im Hamburger Abendblatt das folgende Interview, das sich mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg befaßt, und das ich sehr interessant finde:

Wie haben die Bomben die Stadt verändert?
Wiederaufbau: Warum Hamburg sein Stadtbild so gut bewahren konnte.

ABENDBLATT: Wenn man das Stadtbild von 1943 mit dem von heute vergleicht, was sind die gravierendsten Folgen?

HERMANN HIPP: Die Veränderungen sind gar nicht so groß. Sie sind sehr viel geringer als etwa in Hannover, Köln oder Berlin.
ABENDBLATT: Wie kam das?

HIPP: Hamburg hatte den Vorzug, dass die prägnanten Teile der Innenstadt bereits im 19. und frühen 20. Jahrhundert so modern gebaut waren, dass sie das besondere Kriegsmittel des 20. Jahrhunderts - nämlich das Feuer - letztlich überstanden haben. Sehen Sie sich die Kontorhäuser auf der Mönckebergstraße an. Gewiss, manche sind verschwunden, andere stark vereinfacht, aber insgesamt hat diese Straße den Charakter bewahren können, den sie bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts besaß.
ABENDBLATT: Und die Veränderungen am Stadtgrundriss?

HIPP: Gar nicht so erheblich: Die Straßen sind breiter geworden, man hat sie den Bedürfnissen des automobilen Verkehrs angepasst. Außerdem wurde die Ost-West-Straße gebaut.
ABENDBLATT: Was allerdings ein ganz erheblicher Eingriff in den historisch gewachsenen Standplan bedeutete und dazu geführt hat, dass der Hafen von der Innenstadt abgeschnürt wurde.

HIPP: Das ist wahr, hat aber eigentlich nichts mit den Kriegszerstörungen zu tun. Die Planungen für die Ost-West-Straße begannen 1941, lange bevor die Häuser weggebombt wurden.
ABENDBLATT: Ohne Kriegszerstörung wäre die Straße so aber nicht möglich gewesen.

HIPP: Bei den Planern in Hamburg gab es die zynische Haltung, den Krieg als Chance zu verstehen: Nach den Zerstörungen konnte man manches, was man ohnehin längst geplant hatte, endlich umsetzen. Aber das war schon nach dem Großen Brand von 1842 so. Auch damals freuten sich die Planer, dass sie endlich die Chance hatten, eine moderne Stadt zu bauen. Vor allem aber in den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts hatte sich die Stadt ungemein rasant entwickelt, durchaus vergleichbar mit amerikanischen Städten wie Chicago. Dieses moderne Stadtbild konnte - trotz der Zerstörungen von 1943 - erstaunlich gut bewahrt werden.
ABENDBLATT: Beziehen Sie das nur auf die City?

HIPP: Nein, durchaus nicht. Ich meine auch die Wohnviertel, von denen es zwei Sorten gibt: Einmal die Gründerzeitviertel und dann die von Fritz Schumacher entwickelte "Wohnstadt Hamburg" aus den 20er-Jahren. Gerade diese damals noch relativ jungen Viertel wurden nach dem Krieg weitgehend erhalten - nicht aus kunstgeschichtlichen oder denkmalpflegerischen Erwägungen, sondern einfach, weil man wusste, dass Schumacher überzeugende Lösungen gefunden hatte.

ABENDBLATT: Ein Beispiel?

HIPP: Etwa Barmbek-Nord, das war ein quasi restlos zerstörtes Viertel, das sie heute wieder als ein Wohngebiet der 20er-Jahre besuchen können. Oder die Dulsberg-Siedlung.
ABENDBLATT: Mit den Gründerzeit-Häusern ist man weniger sensibel umgegangen.

HIPP: Da hat man tatsächlich anders entschieden: Wo es flächendeckende Zerstörungen gab - wie etwa in Barmbek-Süd - wurde abgerissen und dann modern gebaut. Aber wo die Substanz noch einigermaßen intakt war, hat man sehr viel rekonstruiert. Vielfach ist heute von außen gar nicht erkennbar, dass Häuser zerstört waren, da die Fassaden hervorragend rekonstruiert wurden. Obwohl Hamburg viel stärker zerstört war als Berlin, ist das Hamburger Stadtbild insgesamt viel besser erhalten als das der Hauptstadt. Dort ist man etwa mit Gründerzeitarchitektur viel rabiater umgegangen.
ABENDBLATT: Trotzdem ist für Hamburg die 50er-Jahre-Architektur sehr prägend.

HIPP: Sehen Sie sich die Speicherstadt an, die von Werner Kallmorgen wieder aufgebaut wurde. Das ist auf geradezu mustergültige Weise geschehen: Kallmorgen hat subtil auf die Erhaltungszustände reagiert, hat vieles wiederhergestellt, hat zum Teil vereinfachend ergänzt, hat modern dazwischen gebaut, aber immer unter Berücksichtigung der Materialien, und damit ein wunderbares Ensemble geschaffen - nämlich die Speicherstadt, wie wir sie heute kennen. Die Art des Bauens, die hier beispielhaft deutlich wird, hat wesentlich dazu beigetragen, dass der Gesamtcharakter der Stadt gut erhalten geblieben ist.
ABENDBLATT: Aber es gab Eingriffe in das Stadtgefüge
. . .
HIPP: Der gravierendste Eingriff war die Beschädigung der "amphibischen Struktur" - das Durchzogensein mit Kanälen und Fleeten. Alle kleinen Fleete wurden zugeschüttet: das Katharinenfleet, das Deichstraßenfleet auch der alte Stadtgraben.
ABENDBLATT: Aber insgesamt waren die Veränderungen nach dem Großen Brand 1842 viel tiefgreifender als die Folgen des Feuersturms.

HIPP: Richtig. Nach dem Großen Brand ist ein neues Straßennetz und ein neues Zentrum entstanden. Demgegenüber konnte Hamburg nach dem "Feuersturm" viel von seinem ursprünglichen Charakter bewahren. Das ist erstaunlich, denn keine andere Stadt hatte so viele Trümmer wie Hamburg.

INTERVIEW: M. GRETZSCHEL

Der Kunsthistoriker Hermann Hipp, geboren 1944, war bis 1984 Denkmalpfleger in Hamburg und ist seither Professor am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität.

erschienen am 29. Jul 2003 in Hamburg


Ich finde vor allem die Passagen über die Speicherstadt bemerkenswert: Der Respekt vor den historischen Strukturen und Materialien hat trotz zahlreicher Neubauten den einzigartigen Charakter des Ensembles erhalten. Das müßte man vielen heutigen Arcvhitekten um die Ohren hauen, die anscheinend nichts verlockender finden als mit überdimensionierten Bauten aufzutrumpfen und gewachsene Ensembles möglichst gründlich zu zerstören.

Bemerkenswert finde ich auch den Hinweis auf die Tatsache, daß Hamburg wesentlich stärker zerstört war als Berlin und dennoch sein Stadtbild besser hat bewahren können.
Kai
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 17:44 - 29.07.2003

Zitat:
Bemerkenswert finde ich auch den Hinweis auf die Tatsache, daß Hamburg wesentlich stärker zerstört war als Berlin und dennoch sein Stadtbild besser hat bewahren können.

naja, aber berlin wurde auch später noch sehr stark vom kommunismus geprägt, sodass dies imo nicht verwunderlich ist.
das interview ist sehr interessant: danke!
schade finde ich, dass man die ganzen kanäle und fleeten zugeschüttet hat. wenn es die noch gäbe, hätte fast schon ein hanseatisches venedig des nordens
mathias
Senior-Mitglied

Beiträge: 315


 

Gesendet: 02:26 - 30.07.2003

Auch zugeschüttete Kanäle kann man rekonstruieren. Dies kann enorm zur Aufwertung eines Stadtbilds beitragen - wie im Augenblick die Wiederherstellung des Potsdamer Stadtkanals zeigt. Auch in den Niederlanden (ich glaube in Groningen) wurde dies bereits aus Gründen der Stadtrekonstruktion gemacht.

Ernst
Mitglied

Beiträge: 134


 

Gesendet: 10:29 - 30.07.2003

Ach, das ist im Falle Hamburgs aber schon ein wenig Romantik. Die Fleete, die der Stadt Atmosphäre verliehen haben, sind heute noch da, allen voran das Alsterfleet und das Nikolaifleet. Das Katharinenfleet, Deichstraßenfleet usw. waren winzige, schlammige Rinnsale. Kein Vergleich zu Venedig und Amsterdam.
Sonicted
Stammgast

Beiträge: 68


 

Gesendet: 19:40 - 16.09.2003

Der Hamburger Wiederaufbau war meiner Meinung nach nicht vorbildlich.

Die Straßen sind bei weitem zu breit, Hamburg wurde viel zu autogerecht wiederaufgebaut. Am besten sieht man das, wenn man am Sonntag einen Spaziergang durch Hamburg macht.Man fühlt sich dabei zwischen diesen breiten Straßenschneißen etwas verloren.Hamburg wirkt zerstückelt und weitläufig. Städtische Dichte ist nicht vorhanden. Als Beispiel nenne ich den Neuen Pferdemarkt, Fruchtallee, Kieler Straße usw., es gibt überall innerhalb der Stadt vierspurige Straßen (vierspurig scheint eine Standardgröße für Hamburgs Straßen zu sein, es gibt oft auch sechsspurige, die Straße vor der Galerie der Gegenwart ist, glaube ich, sogar achtspurige). Um Hamburg wieder ansehnlicher zu machen, müsste man in einem langfristigen Projekt Straßen zurückbauen, weniger auf Autoverkehr setzen, dafür mehr auf öffentliche Verkehrsmittel (U- u. S-Bahn) Wer die Größe und Nutzungsintensität des U-Bahn Netzes Hamburgs mit Paris vergleicht, sieht, wie viel stärker Paris auf die Metro setzt, dabei sind beide Städte im Kern ungefähr gleich stark bevölkert (in Paris kommen sehr viele Pendler aus den umliegenden Vierteln, zugegeben).
Die Ost-West-Straße ist eine riesige Katastrophe, von der Architektur an der Ost-West-Straße gar nicht zu sprechen.

Die Veränderungen im Stadtbild sind nicht schlimm? Wer nach Hammerbrook und Hamm fährt wird eines besseren belehrt. Hier wohnten früher Menschen, jetzt gibt es fast nur noch Industrie.

Die ursprünglichen mittelalterlichen Siedlungskerne Cremon und Grimm (um die Kirche St.Katharinen) gibt es nicht mehr. Erst der Krieg, dann die sechziger/siebziger Jahre sorgten für die Vernichtung von Hamburgs eigentlicher Altstadt. Für den Bau der Ost-West-Straße wurden hier Barockhäuser abgerissen und architektonische Perlen wie der Dovenhof von Martin Haller. Auf diesem Gebiet stehen jetzt ekelhafte Sozialbauten (am ehem.Mührenfleet) und die beiden Spiegel Hochhäuser.

Neben dem kleineren Spiegelhochaus lässt sich die ursprüngliche, schöne Bebauung noch erahnen.

Das Nikolaifleet und das Alsterfleet vermitteln Romantik? Diese beiden Fleete sind nur ein erbärmliches Überbleibes ehemaliger Hamburger Schönheit. Die zugeschütteten Fleete waren zum Teil traumhaft schön (Klingbergfleet, Reichenstraßenfleet, Rödingsmarktfleet). Und allein die dichte Bebauung an diesen Fleeten! Wer hierzu mehr wissen will sollte mal in das Buch von Horst Krug: "Hamburgs Fleete" reinschauen.

Es gibt selten Straßenzüge, die durch eine homogene Bebauung auffallen. Neben zwei Gründerzeit- Jugendstilhäusern steht meistens ein moderner Neubau.
Die Innenstadt ist nach Feierabend tot, da man beim Wiederaufbau versäumt hat, Arbeit und Wohnen zu vermischen. Ähnliches gilt für viele Stadtbereiche, in denen nur große Bürobauten stehen.
Die Colonaden sind schön (ist ja nur eine Straße) - ja, aber kaum kommt man auf den Platz hinter den Colonaden, entdeckt man ziemlich hässliche Neubauten. Ich war gestern da, ein Eckgebäude wird gerade gebaut und man kann schon erahnen wie schlimm es aussehen wird. Oder die Esplanade - die eine Seite schön klassizistisch, die andere Seite verschandelt mit den wohl zwei häßlichsten Hochhäusern Hamburgs, von denen eins gerade saniert wurde!

Ich halte Hamburg für keine besonders schöne Stadt (verglichen mit dem früheren Bild könnte man heulen) - sie könnte sicher durch wenig Arbeit wieder dazu werden. Dafür fehlt es aber an Visionen und an dem langfristigen Horizont. Neuerdings hört man eh nur noch: Hochhaus, Hochhaus, usw.
Pilaster
Stammgast

Beiträge: 97


 

Gesendet: 21:15 - 16.09.2003

Hallo, Sonicted, und herzlich willkommen! Es freut mich, dass Du diesen thread mal wieder herausgestoebert hast. Lebst Du in Hamburg? Es ist meine Heimatstadt.

Ich gebe Dir Recht: Die Stadt hat so manches falsch gemacht. Herrliche Gebaeude sind nach dem Krieg agerissen statt saniert worden, schoene Viertel (oder jedenfalls potentiell
wieder schoene Viertel)wurden unachtsam mit 08/15 Gebaeuden gespickt, und dem Automobil wurden Tuer und Tor geoeffnet. Der ueberall gegenwaertige Architektur-Mischmasch, durch den nahezu kein heiler Strassenzug mehr existiert, ist wahrhaft traurig anzusehen.

Es fehlt in der Tat ein weit greifendes und weit blickendes Konzept, und dieses fehlt schon lange, war wahrscheinlich nie vorhanden.

Ich habe wenig Hoffnung, dass sich dies bald aendern wird. Mit Typen wie Mettbach am Ruder schon gar nicht! Sexy Einzelprojekte scheint seine Kragengroesse zu sein. Er ist es schliesslich, der dieses alberne Koons Projekt am Spielbudenplatz fast haette in die Wirklichkeit umsetzen lassen, haetten die Hamburger sich nicht dagegen aufgelehnt. Solche Leute sind entzueckt von Teheranis Europa-Passage. Da kann ich nur Danke, bitte nicht! sagen. Kein Wunder, dass es in Hamburg unter solchen Leuten architektonisch weiter bergab geht.

Aber trotz aller Bausuenden finde ich Hamburg immer sehr schoen wenn ich dort bin!
Sonicted
Stammgast

Beiträge: 68


 

Gesendet: 01:26 - 17.09.2003

Hallo Pilaster,

ich lebe nun seit 2 1/2 Jahren in Hamburg, bin gebürtiger Bremer, aber Hamburg liegt mir sehr am Herzen, weshalb ich wahrscheinlich hin und wieder etwas zu kritisch mit der Stadt bin.

Hamburg hat auf jeden Fall seine sehr schönen Ecken, es ist aber immer traurig zu sehen, wie ein paar Häuser weiter "modern" gebaut wurde.
Vorhin war ich mit einer Freundin am Altonaer Balkon, von dem man einen sehr schönen Blick auf den Hafen hat.Altona hat zwei Gesichter, der eine Teil recht ansehnlich, der andere um den Altonaer Bahnhof (Große Bergstraße) erschreckend. Ich bin auch die Palmaille runtergegangen. Diese Straße war ja einst die Prachtstraße Altona's. Jetzt steht auf der einen Seite so gut wie kein klassisiztisches Haus mehr, dafür zwei Hochhäuser. Das tut weh. Warum fordert niemand in Hamburg die Wiederherstellung einer solch bedeutenden Straße?

Wirklich großartig ist Hamburgs Kontorhausarchitektur. Fritz Höger's Chilehaus ist wunderschön, in der Innenstadt steht noch ein sehr schönes Haus von ihm, das Renaissancehaus. Auch in den Großen Bleichen finden sich einige sehr schöne Gebäude.

Es gibt sicher auch positives zu berichten. So wurde am Gänsemarkt ein Nachkriegsbau, der in Farbe, Traufhöhe und verwendetem Material keinerlei Beziehung zur umgebenden Bebauung aufwies, durch ein modernes, aber unauffälliges und sich gut in die Bebauung einpassendes Gebäude (da aus Stein) ersetzt. Nun steht an der Stelle das Gebäude, das den Ufa-Palast beherbergt, links neben der grünen Passage.
Ich weiß nicht wann dies geschah oder von wem. Habe nur ein Foto von 1970 gesehen, auf dem an dieser Stelle noch ein häßliches weißes Gebäude stand. Hier hat jemand Geschmack bewiesen.

Ich denke, dass man viele einfache und schmucklose Fassaden durch "Schönheitsoperationen" ansehnlicher machen könnte. So könnte man Fenster vergrößern bzw. in die Länge ziehen, mit Holz umranden, Holztüren einbauen, Fassaden schmücken usw. Das wäre nicht allzu teuer und hätte eine positive Wirkung auf das Stadtbild (und auf den Preis der Immobilie!). Ich werde etwas positives aus Bremen dazu noch berichten.

Du hast ganz recht, das Einzelprojekte hoch im Kurs stehen. Hamburg will herausstechen, etwas besonderes haben und verspielt damit seine Identität. Das ist meiner Ansicht nach ein großes Problem: Es werden nicht mehr ganze Stadtquartiere geplant, kein Ganzes mehr, sondern immer nur Stückwerk. Niemand scheint sich für Projekte zu interessieren, die auf eine Kittung großer städtischer Wunden ausgelegt sind (is ja eh langweilig, da kann sich der Architekt ja gar kein Denkmal setzen!).Lieber weicht man auf unbebautes Land aus, wie in der Hafencity, um alte Fehler neu verpackt zu wiederholen. Die Ideen für die Hafencity haben mich nicht überzeugt.
Die moderne Architektur, mit dem vielen Metall und Glas, verblasst recht schnell. Man schaue sich nur das Hanseatic Trade Center an. Die Gebäude an der Kehrwiederspitze sind ja gar nicht so schlecht, aber von näherer Entfernung sehen sie schon recht "vergammelt" aus, dabei sind sie erst wenige Jahre alt! Mit dem Bau der Hafencity muß übrigens das Problem der Ost-West Straße gelöst werden. Es wird mit einem nur 8-minütigen Fußmarsch zur Innestadt geworben ,aber verschwiegen, wieviele breite Straßen dabei überwunden werden müssen. Wartezeit inklusive.

Dieses Forum ist ein echter Glücksfall. Ich bin jedenfalls begeisteter Leser, habe es vor ein paar Tagen gefunden, da es im Gästebuch der GhND erwähnt wurde. Ich bin Mitglied der GhND.
Anhänger traditioneller Architektur wurde ich nach der Lektüre des Buches "Das Kirchspiel St.Katharinens", in dem u.a. der Bau der Ost-West-Straße behandelt wird. Ich freue mich über die Möglichkeit, hier Meinungen auszutauschen.
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 01:54 - 17.09.2003

@Sonicted, herzlich Willkommen im Forum
Pilaster
Stammgast

Beiträge: 97


 

Gesendet: 09:18 - 17.09.2003

Danke, Sonicted! Es freut mich wahrhaftig, dass Du das Forum gefunden hast, und damit wir Dich. :)

Beim Herumstoebern hast Du sicher auch andere Hamburger entdeckt sowie Leute, die sich sehr mit der Stadt verbunden fuehlen. Dieses Gefuehl der Verbundenheit legst Du selbst dar, obwohl Du erst vor verhaeltnismaessig kurzer Zeit von Bremen nach Hamburg uebergewechselt bist. Schliesslich weisst Du von den verschuetteten Fleeten und vom Grimm!

Mit Deinem Hinweis auf auf das Buch "Das Kirchspiel St. Katharinen" ruehrst Du bei mir einen ganz besonderen Nerv, denn das war "meine" Kirche!

Ich war Ur-Mitglied der neu gegruendeten Kantorei St. Katharinen und reiste via die oeffentlichen Verkehrsmittel jeden Donnerstag Abend zur Chorprobe und jeden Sonntag Morgen zum Gottesdienst aus Wandsbek an. Damals gab es diesen Riesenautofluss von Ost-West Strasse noch gar nicht, und viele der alten Gebaeude standen noch. Jetzt steht die Kirche, wie ja auch St. Nikolai, auf einer groesseren Verkehrsinsel.

Du schreibst von einem Spaziergang mit Deiner Freundin in Altona. Herrlicher Hafenblick, einige wunderschoene Haeuser und leider viel Terror und Unschoenes dazwischen, dazu das Elend an der Grossen Bergstrasse. H.C. Stoessinger schreibt eloquent ueber Altona, den Verlust des Bahnhofs und den Horror an eben dieser Grossen Bergstrasse. Oliver schenkt uns Bilder.

Solche Geschichten von verfehlter Planung wie das jetzt total verlassene Einkaufsviertel an der Gr. Bergstrasse in Altona wiederholen sich in Hamburg leider in jedem Stadtteil, eben weil die Planer die Stadt nie als Gesamtbild vor sich hatten und Einzelprojekte egal welcher Art scheinbar (und vielleicht tatsaechlich) gedankenlos irgendwo hingeklatscht wurden. Ich habe gar nichts gegen harmonische infill Gebaeude wenn sie ihre Umgebung beruecksichtigen und einen gewissen Stil haben (muss keineswegs unbedingt total mit dem Erhaltenen unverwechselbar sein), aber fuer das auf Knall und Fall auffallende "moderne" habe ich gar nichts uebrig!

Dein Gedanke an Fassadenverschoenerung (cosmetic surgery) ist hier im Forum schon hie und da angesprochen worden und ist in der Tat ein verhaeltnismaessig preiswerter Weg, vielen Gebaeuden ein wuerdigeres Gesicht zu geben. Andererseits sind (siehe wiederum andere threads) wuerdigen Gebaeuden im Zuge der Zeit oft graessliche Gesichter angeklebt worden, die es wieder abzureissen gilt um diese Wuerde wieder zum Vorschein kommen zu lassen.

So weit erstmal. Wie gesagt, es freut mich, Dich dabei zu haben.
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 16:42 - 17.09.2003

Ich verstehe überhaupt nicht, warum Ihr
alle so negativ über den Wiederaufbau
Hamburgs denkt. Schaut Euch doch mal die
Stadt an. Wo ist die denn zersiedelt ?
Tut mir echt leid, aber das ist einfach
falsch. Kennt Ihr Eppendorf oder
Hoheluft ? Oder Rotherbaum ? usw...
Diese Stadt gehört mit zu den Schönsten
in Deutschland. Wo gibt es denn sonst
soviel zu sehen ?
Hafen, Binnenalster, Blankenese,
Außenalster und so viel Gründerzeit.
Alles in einer Stadt !

Ich werde demnächst hier ein paar
Bilder aus dem Stadtteil Eppendorf
hineinstellen. Dann beweise ich Euch
die Schönheit dieser Stadt.

Ach übrigens, nenne mir doch mal die
zugeschütteten Fleete. So ein
Blödsinn habe ich ja noch nie gehört.
Es sind nämlich alle noch vorhanden !
Pilaster
Stammgast

Beiträge: 97


 

Gesendet: 20:05 - 17.09.2003

Mein guter Oliver, fuehl Dich doch bitte nicht gleich beim schwaechsten Hauch von Kritik an Hamburg auf den Schlips getreten! :)

Hamburg ist ohne Frage schoen, SEHR schoen sogar, WUNDERSCHOEN!!!! Dass es aber dieses und jenes zu bemaengeln gibt, dass nicht alle Neu- und Nachbauten 100%ig in unserem Sinne gelungen sind und manche Gebaeude das Stadtbild sehr stoeren, wirst Du doch sicher zugeben.

Was die verschuetteten Fleete angeht: Sieh Dir doch nochmal an, was dieser Herr Hipp, ehemals Denkmalpfleger zu Hamburg, oben zu dem Thema zu sagen hat. Das war nicht gestern oder auch nur nach dem Krieg--ist viel laenger her.

Bitte glaub's mir: Ich liebe Hamburg genau so wie Du. Das bedeutet aber nicht, dass ich es nicht mit kritischem Auge betrachten darf, oder?

Seiten mit Postings: 1 2 3 4 5 6

- Hamburgs Wiederaufbau -

zum Seitenanfang



 Forum Index —› Deutschland —› Hamburgs Wiederaufbau
 



Version 3.1 | Load: 0.005459 | S: 1_2