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 Forum Index —› Deutschland —› Unter den Linden und der DDR Städtebau
 


Autor Mitteilung
Anonymous


Gesendet: 23:37 - 13.06.2003

Ich bin der festen Überzeugung, dass wenn die Ostseite der Straße an West-Berlin gefallen wäre, dass die vielen
Prunkbauten(Zeughaus, St. Hedwig...) niemals rekonstruiert worden wären. Sie wären der Städteplanung der in West-Berlin regierenden Genossen zum Opfer gefallen. Die Genossen, die offenkundig mit großer Freude klassische Bauwerke abrißen. Die mit ihren "Stuckabschlagungsprämien" und einem unglaublichen Hass auf Bauwerke
aus der wilhelminischen Ära, ganz West-Berlin in eine einzige asoziale Betonwüste á la Hansa- oder Märkisches Viertel verwandelt haben. Ich bin mir auch nicht sicher, dass diese Administration das Stadtschloss bewahrt hätte( Siehe andere Beispiele im Westen wie: Braunschweig Stadtschloss, geplanter Abriß Neues Schloss Stuttgardt usw.).
Deswegen solltet Ihr ein wenig vorsichtiger sein, mit eurer Kritik an dem "sozialistischen Städtebau".
In der DDR wurden zwar auch sehr viele Bauwerke abgerissen, aber dafür hat dieses bettelarme Land auch vieles wiederaufgebaut. Und das sage ich als gebürtiger und stolzer Rheinländer. In Köln, Düsseldorf, Koblenz und von Worms mal ganz zu shweigen, werde ich jeden Tag mit diesem "demokratischen" Städtebau konfrontiert. Der sich seit nunmehr 50 Jahren mit ein und dem selben Bauhausdreck artikuliert. Auch die neuen Architekten haben anscheinend keine Ambitionen sich vom "guten alten" Bauhaus zu lösen. Eigentlich denke ich, dass es nur noch besser kommen kann, aber das verschandeln unsere Städte UND DÖRFER hört leider nicht auf.
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 00:49 - 14.06.2003

Hallo Anonymous,
rate mal was in Köln, Düsseldorf und
Koblenz früher und heute noch gewählt
wurde !
Richtig. 100 Punkte. Sozialdemokratisch.
Ich kenne keine westdeutsche Stadt,
in der in den letzten 50 Jahren nicht
die "Sozis" regiert haben bzw. heute
noch regieren. Vor allem in den 60ern
hatte die SPD fast alle Bürgermeister
gestellt.

Angefangen in München über Berlin nach
Bremen. Alles Rot.

Leider gab es in den 60ern und auch
noch später kaum Leute, wie z.B.
Schmidt oder Clement. Hätte es diese
Leute früher gegeben, würden unsere
Städte vielleicht schöner aussehen.
Schauinsland
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 04:07 - 14.06.2003

Oliver, das ist nicht richtig, ich komme aus Stuttgart, einer Stadt die seit dem Krieg praktisch ohne Ausnahme von der CDU regiert wurde und in der fürchterlicher Frevel an der historischen Bausubstanz und dem Stadtbild begangen wurde. Hier wurden Stadtautobahnen in vorher eingeebnete Viertel gepreßt, Kirchen und Altstadthäuser für Parkplätze beseitigt, noch vor 2 Jahren(!) ein schönes,sogar saniertes Jugendstil-Geschäftshaus, eines der letzten historischen Gebäude der Königstraße in 1A Lage für ein 08/15-Bürohaus abgerissen usw.
Es gibt sicher genügend andere Städte (Stichwort Dresden?)von denen man ähnliches berichten kann. Jedenfalls kann ich nicht erkennen daß man unverantwortlichen Umgang mit historischer Architektur einseitig einer Partei anlasten kann.
Können wir dieses Thema mal mit der Erkenntnis beschließen, daß es sowohl in West wie Ost, sowohl unter SPD wie CDU Regierungen Abriß, Kahlschlagsanierung, unsensiblen Städtebau und Geschichtslosigkeit gab und gibt?
Statt diesem Hickhack sollten wir unsere Energie dafür einsetzen, daß es sowas sowohl unter SPD wie CDU Regierungen NICHT mehr gibt.
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 16:19 - 14.06.2003

@Schauinsland

Den Abriss des Gebäudes habe ich damals nicht verfolgen können, da ich erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder in Stuttgart war. Mir fiel die riesige Lücke an der Ecke Königstrasse/Rothebühlstrasse aber auch auf und ich hätte schwören können, dass dort zuvor ein Gründerzeitgebäude stand. Offenbar hatte ich recht - SCHOCK ! Gibt es noch Bilder von diesem alten Gebäude?
Hast Du in der Presse verfolgt wie es zum Abbruch des Gebäudes kam?
Primax
registriert

Beiträge: 22


 

Gesendet: 16:41 - 14.06.2003

@alle

da muss ich SchauinsLand Recht geben. In Dresden werden viele Stadtbürgermeister auch von der CDU gestellt. Sie ist die stärkste Fraktion im Stadtrat. Und doch gibt es Knatsch wegen dem historischem Aufbau des Neumarktes und anderer innerstädtischer Brachen. Den verfehlten Wiederaufbau deutscher Städte nur einer Partei zuzuschreiben wäre ungerecht.

Gruß Primax
Paul
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 16:55 - 14.06.2003

Ja, es wäre schon seltsam , wenn alle "Guten" unter einem Banner versammelt wären...
Dann hätte man es wohl nicht mit Menschen, sondern mit Überirdischen zu tun. Wir sehen es ja am Berliner Stadtschloß, Diepgen (CDU) hat Herrn von Boddien viele Türen geöffnet; Schröder (SPD) hat sich dafür ausgesprochen; Wowereit (SPD) - na , Wattebäuschen drüber; Platzek (SPD) hat in Potsdam dem Wiederaufbau des Stadtschlosses den Weg geebnet.
Primax
registriert

Beiträge: 22


 

Gesendet: 17:06 - 14.06.2003

@Paul

wo ist Dein Bildchen unter Deinem Usernamen. War doch ein schönes Häuschen. Was ist eigentlich in Halle nach der Gasexplosion in den Villen passiert. Sind die nun abgerissen und werden verballhornt wieder errichet?
Paul
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 18:28 - 14.06.2003

@Primax
Halle ist ein Sumpfnest...
Es war ein dreigeschossiges Gründerzeithaus, das so rein zufällig auf einen Samstag in die Luft flog. Wir wohnen Luftlinie einen KM entfernt, der Rumms war so heftig, daß wir dachten, jemand hätte im Haus einen Schrank umgeworfen. Auf der Rückseite des Explosionsortes ist der Kindergarten, den meine Nachkommenschaft damals besuchte, Freitag war der letzte Besuchstag , am Samstag war die Explosion. Alle Glasscheiben wurden mit infernalischer Wucht eingedrückt, einen Tag früher und... nicht auszudenken.
Also, dem Eigentümer ist doch zufälligerweise schon mal ein Haus abgebrannt oder in die Luft geflogen; jedenfalls bekam er vor Jahren DM 600.000,- dafür, die allerdings auf ein Notaranderkonto gingen. Selbiger Notar hatte wohl noch nie so viel Geld auf einmal gesehen, so daß er, getrieben von Mächten, die stärker waren, als er selbst, das Geld in Spanien verjuchste. Als alles weg war, kam er heim und beging Selbstmord...
Die Kripo hat sich nun monatelang durch das Haus hindurchgearbeitet, um Spuren zu sichern, nun ruht der See so still. Der Explosionsort kann besichtigt werden, die angerissenen Nachbarhäuser geben immer noch ein starkes Bild ab.
Einige Tage später gab es unweit meiner Behausung einen lustigen Feuerüberfall auf die "Bar Marina", die von Albanern betrieben und kontaktiert wurde. Ich konnte wochenlang mit meinen Kindern dran vorbeigehen und sagen:
"Guckt mal, der Papa darf Euch zwar noch nicht mit auf den Schießstand nehmen, aber hier dürft Ihr Eure Finger durch richtige Einschußlöcher stecken (ca. 15 an der Zahl)".
Mittlerweile ist die Bude neu verglast, Gäste gibts nicht mehr.
Auch hier ist alles fein im Sande verlaufen, dafür laufen hier Politessen ohne Ende herum...


Primax
registriert

Beiträge: 22


 

Gesendet: 18:38 - 14.06.2003

@Paul

ich muss ehrlich sagen, dass ich an Halle bisher nur vorbeigefahren bin. Die Neustadt ist ja der Hammer schlechthin. Wohnt dort noch jemand? Wird wenigstens zurückgebaut? Die Altstadt ist sicher schön anzusehen. Werd bestimmt mal guggen kommen.

Grüße
Paul
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 18:58 - 14.06.2003

@Primax
bist herzlich eingeladen. Wohne zwar erst seit neun Monaten hier, kann aber mit gutem Gewissen behaupten, die Stadt mittlerweile besser zu kennen, als die meisten Einheimischen.
Ha-Neu ist unter den Platten-Aschenputtels noch eine der Erträglichsten, sehr planvoll angelegt und sozusagen die sozialistische Musterstadt, netter z.B. als Leipzig-Grünau oder DD-Kesselsdorf. Richtig schlimm ist im Süden von Halle die sogenannte "Silberhöhe" (mit der Stadtteilzeitung "Silberblick"!!!), das ist DDR im Endstadium, alles wie vom Himmel gefallen und irgendwo hingeknallt, selbst Neustädter schauen verächtlich auf die Silberhöhe herab...
Halle leidet unverdientermaßen vor sich hin:
Die Stadt ist halbwegs durch den alliierten Bombenterror gekommen, obwohl es einen durchaus heftigen Angriff gab, dessen Folgen aus dem gutbürgerlichen Riebeckplatz eine sozialistische Nachkriegsfratze machten und der auch den Markt schwer in Mitleidenschaft zog. Aufgrund dieses Angriffes wurden die Reste des wundervollen Renaissance-Rathauses abgerissen.
Aber davon ab, in Halle lebt es sich netter, als in Leipzig, DD oder Hannover. Die Stadt ist fast ein Dorf, sehr von der Uni geprägt, die Saalepartie entlängs der Stadt ist schöner, als die Elbe bei Dresden - wers nicht glaubt, komme her und schaue es sich an. Es gäbe über Halle so viel Interessantes zu schreiben, daß ich hier einen vielseitigen DIN-A-4 Beitrag draus machen könnte. Das Problem dieser Stadt ist, daß sie
a) entweder niemand kennt oder
b) "Halle? Ach, das Dreckloch."
Zu DDR-Zeiten muß die Umweltverschmutzung verheerend gewesen sein. Und während die Leipziger immer "hier" schreien, duckt sich Halle weg oder macht Imagekampagnen, bei denen einem die Fußnägel einschlafen...
Es ist zum Weinen.
Schinkel, Schadow, Rauch, Riemerschmid haben hier ihre Spuren hinterlassen, die Franckeschen Stiftungen und der Stadtgottesacker sind Unesco-Weltkulturerbe verdächtig, Feininger hat hier einen Gemäldezyklus gemalt, der einzige Dom ohne Türme, dafür mit einem Renaissancegiebelkranz, einer der bestmöglichen Botanischen Gärten, ein einnaliger Bergzoo undundund , sogar in einem herrlichen Renaissance - Haus ein Super-Ausführliches Beatles-Museum.
Also, kommet zu Hauf, es soll Euch nicht langweilig werden!
Primax
registriert

Beiträge: 22


 

Gesendet: 19:08 - 14.06.2003

@Paul
Hmmm, harte Worte. Ob es sich in Halle netter lebt wage ich allerdings zu bezweifeln. In Leipzig ebenso. Ist ja auch nix drumherum. In Dresden gibt es ja noch die natürliche Schönheit des Elbtals, der Sächsischen Schweiz, die Nähe zu Meißen und Pirna. Das Gesamtensemble macht die Gegend hier so reizvoll. Dresden ist allerdings auch ein größeres Dorf. Das Halle ein bisschen mehr Aufmerksamkeit verdient ist richtig. Was macht Ihr denn falsch. Hab Ihr ein PDS Bürgermeister? Auch von Magdeburg hört man nichts. Was ist los am Ende der Republik, in Sachsen Anhalt?

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