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 Forum Index —› Diskussion —› Der sensorische Wert des Ornaments
 


Autor Mitteilung
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


Gesendet: 14:40 - 11.09.2004

Wer der englischen Sprache mächtig ist, dem sei der Text von Nikos A. Salingaros mit dem Titel "The Sensory Value of Ornament" empfohlen. Er zeigt darin u.a. anhand der Neurophysiologie auf, weshalb das Ornament ein solch wichtiger Bestandteil für das Gelingen einer funktionierenden Verbindung zwischen Architektur und Menschen ist.
Interessant ist auch der Zusammenhang mit der Typographie, der mir in dieser Form bisher auch nicht bewußt war.

http://sphere.math.utsa.edu/sphere/salingar/sensoryornament.html


PS: Nikos A. Salingaros hat eine große Anzahl Schriften zum Thema Modernismus und Urbanismus verfasst, leider bis auf 2 allesamt auf Englisch, vielleicht findet sich im Forum jemand, der in der Lage wäre ein paar davon zu übersetzen?
Hans-Dominik Schwabl
Mitglied

Beiträge: 120


 

Gesendet: 13:05 - 15.09.2004

N. Salingaros und Ch. Alexander (die beide übrigens Mathematiker sind) sind deswegen so interessant, weil sie aufzeigen, dass die traditionelle Architektur den mathematischen Gesetzen der Ästhetik viel mehr entspricht als die "mathematische" Rationalität des Modernismus.
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


 

Gesendet: 23:20 - 15.09.2004

Nein Hans-Dominik Schwabl. Mathematik ist immer rational. Und ich bin auch ein Freund des Rationallismus, weil alles andere sein oder nicht sein kann. Bloß sein Leben auf irgendeinen Glauben aufzubauen, worauf auch immer, der nicht rationalen Gesetzen obliegt, ist für mich ein Aberglaube, ist für mich ein Kult, ist für mich gefährlich, weil er immer die Freiheit bedrohen würde. Die moderne Architektur entzieht sich gerade der Rationalität. Sie wollen zwar mit ihrer Fassade rationales Gedanken darstellen, untersagen sich aber der Rationalität. Es ist paradox ! Die modernistische Architektur gründet sich auf einen kultischen Glauben, widersetzt sich den Wissenschaften und preist mit ihren Fassaden die Rationalität an die sie jedoch nicht glauben. Sie sind sehr widersprüchlich.

Und auf der anderen Seite gibt es klassische Gebäude, deren Formensprache komplex ist, Gefühle hervorruft, gewiss auch Kreativität und Fantasy preist aber sie preist Fantasy und Kreativität mittelss rationalen Gesetzen.

Die Rationalität verschafft der Architektur eine irrationale Wertübertragung. Das ist paradoxe an der Sache. Eine nicht rationale Architektur wie die klassische basiert auf rationalen mathematischen Gesetzen während eine rationale Fassade sich auf einen irrationalen Glauben stützt und Rationalität ablehnt !
Der Modernismus stützt sich nicht auf eine mathematische Rationalität. Modernismus stützt sich auf absolut keine wissenschaftlichen Fakten. Modernismus stützt sich auf dem Glauben eine "bessere" Welt erschaffen zu können mittels eines selbsterfundenen Glauben, der die Wissenschaften ablehnt und wissenschaftliche Aussagen für seinen erfundenen Glauben missbraucht.
Clint___Eastwood
Novize

Beiträge: 35


 

Gesendet: 19:52 - 20.09.2004

Der besagte Salingaros Artikel hat in der Tat eine ungeheure argumentative Sprengkraft. Ich habe ihn bald übersetzt und kann es nur jedem anderen empfehlen.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 14:13 - 23.09.2004

clint,
du übersetzt den ganzen artikel?
Clint___Eastwood
Novize

Beiträge: 35


 

Gesendet: 14:55 - 23.09.2004

@Antiquitus
Schon geschehen.
Salingaros geht u.a. auf Erkenntnisse der Gehirnforschung ein, bzw. der Erkundung unseres visuellen Apparates und leitet recht schlüssig her, daß das Bedürfnis nach Ornament tief in der menschlichen Evolution verankert ist, weil es uns hilft, unsere Umwelt besser zu erkennen und zu verarbeiten.
Er bringt auch sehr packende Beispielen, in denen er die moderne Architektur mit dem Auffassungsvermögen von Menschen vergleicht, die unter Seh- oder Hirnschäden leiden und die Umgebung ähnlich wahrnehmen, wie sie uns seit einem Jahrhundert von den Architekten präsentiert wird.
Scrollt in seinem Artikel mal bis zum Schluß, wo die drei großen Buchstaben (a) zu sehen sind, einmal als Serife, einmal ohne und einmal mit unsinnigen Ausschmückungen.
Mit diesem einfachen Beispiel erklärt er, daß die Serife als sinnvolles Ornament das Lesen erleichtert, der Buchstabe ohne Serife schlechter zu erkennen ist und der Buchstabe mit dem Ornament an den falschen Stellen fast unkenntlich gemacht wird.
Seine Schlußfolgerungen sind argumentativ verblüffend und man sollte sie sich zu eigen machen.
Hans-Dominik Schwabl
Mitglied

Beiträge: 120


 

Gesendet: 00:14 - 29.09.2004

@Weißer Wolf
Ich wollte genau das sagen: Nicht die Pseudorationalität der Moderne, die sich so gerne als "mathematisch-rational" tarnt, ist wirklich rational, sondern man kann - Salingaros und Alexander folgend - zeigen, dass die traditionelle Architektur viel eher mathematischen Gesetzen folgt.

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