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Autor Mitteilung
Mozart
registriert

Beiträge: 11


Gesendet: 22:13 - 06.09.2004

Wer entscheidet auf kommunaler Ebene eigentlich, welche Form von Architektur realisiert wird? Und weshalb sind die Ergebnisse oft so
mißlungen?

Mozart
Mozart
registriert

Beiträge: 11


 

Gesendet: 22:16 - 06.09.2004

Zum Beispiel, was soll das denn?
http://www.stuttgart-baut.de/bauprojekte.cgi?a=projekt_uebersicht&id=50

Harmonica
Mitglied

Beiträge: 117


 

Gesendet: 22:31 - 06.09.2004

Tja, das frage ich mich auch oft. Wie blind muss man sein, um zum Beispiel solche Museumsbunker wie in Leipzig oder Stuttgart zu genehmigen? Haben diese Menschen denn überhaupt nicht die Spur von Ästhetik? Würde man eine Bürgerbefragung durchführen, würden sicher 99 von 100 solche Bauten ablehnen. Oder bin ich einfach nur naiv? Sagt sich der Stadtrat "Sollen sie nur bauen, solange wir Grundstücksmillionen bekommen!"?
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 23:09 - 06.09.2004

Dazu ein netter studentischer Artikel am Beispiel der Stadt Wien:

http://xarch.tu-graz.ac.at/proj/dna/news/2002/gb/rrainer.htm
Kapitulation vor ökonomischen Interessen

"...Dabei geht es um das Herz der Kommunalpolitik: um die Stadtplanung, also um die räumliche Gestalt(ung) unseres Lebensraums, mit dessen Qualitäten und Fehlern wir täglich konfrontiert werden. Was soll/darf wo gebaut werden? Wie hoch, wie dicht? .. An welche Spielregeln müssen sich Investoren halten?.. Längst haben die stärksten Spieler auf dem Feld, die Grundstückseigner und Developer, die Stadtplanung übernommen – ganz nach dem Slogan „Mehr privat, weniger Staat“. Sie haben ein zentralen Interesse: maximale Verwertbarkeit des Grundstücks. Je mehr verkaufte Nutzfläche auf einem Grundstück errichtet werden kann (also je höher, de dichter gebaut werden darf), desto lukrativer. Aufgabe der Stadtplanung wäre es, diesen ebenso legitimen wie mächtigen Interessen Privater ein ebenso starkes öffentliches Interesse entgegenzusetzen."
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 23:18 - 06.09.2004

"Wo (10%) mehr oder minder idealistisch versuchen bau-kunst zu schaffen produziert 90% der bauindustrie jenen müll, den wir auf der platte und bei der "blaue lagune" verhüttelung in ganz österreich (und ebenso in deutschland) beobachten können.
Die genannten teams sind die ausnahme zur regel, die regel aber verkörpert jenen heutigen ungeist, den ich kritisiere.

...Man darf leider auch nicht vergessen, daß selbst viele der engagierten bureaux früher oder später dem druck dieser "industrie des bauens" erliegen und daß viele dieser bureaux von haus aus einem weiteren sehr gefährlichen ungeist erlegen sind, jenem den Wojciech Czaja...ansprach, nämlich der inhaltsleeren show...
- so gesehn müssen wir auch hier kritisch bleiben, gerade was medial/modisch gepushtes angeht.

Puncto "Baumafia":
Ich kann hierzu nur wiederholen und bekräftigen was ich sagte....

Was ihr als "baumafia" bezeichnet ist REAL.
Es ist ein altes wechselspiel zwischen geldgebern und politikern. Man könnte es in etwa so skizzieren: Politiker erteilen aufträge an ihre freunderln in der bauindustrie und ihre freunderlarchitekten, - die freunderln in der industrie helfen den politikern, Medien geben rückendeckung. usw.

Man darf nicht naiv sein, es genügt, die augen aufzumachen und genau zu schauen um das faule zu erkennen ...

Schau Dir an wie schwer es ist bei wettbewerben zu gewinnen.
Bauwirtschaftliche magnaten und archoboys a la coop himmelb(l)au, hollein etc. haben (in der regel)immer die nase vorn: Schau Dir zb. jeine scheußlichkeit an, die am laaer berg entstehen wird, - natürlich by hollein.

Politiker decken und unterstützen,
medien pushen.

Das traurige bei der ganzen sache ist, daß WIR darunter leiden müssen, da unser lebensraum dabei verschandelt wird - undzwar lediglich um der gewaltigen profite wegen - wir aber haben kaum eine chance uns zu wehren.
Falls sich widerstand entwickelt gerät er in der regel unter beschuß der medien die gegen diese "gefährlichen anrainer", sprich störenfriede, die sich gegen die "arme schüchterne bauindustrie" stellen, natürlich "kritisch berichten" müssen, falls dann sogar parteien als protesthelfer einspringen folgt sogleich die brandmarkung marke "wählerfang durch die politisierung der anrainerproteste". Das mag zwar leider auch vorkommen, ist aber in diesem kontext mehr als zynisch:
Bei einem proportionsverhältnis Maus-Elephant kann man nicht ernsthaft und ruhigen gewissens die partei des elephanten ergreifen

Ich meine, seid -wirklich- kritisch...."

Giacomo Borioni, Student der Religionswissenschaft & Kunstgeschichte an der Universität Wien, ein kluger Kopf

http://xarch.tu-graz.ac.at/proj/dna/dna_gb.htm
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 00:47 - 07.09.2004

Geiler Artikel!!!

Tja, wieso die keinen Geschmack haben...? Gute frage...! Weiß ich jetzt keine Antwort, so auf die Schnelle...
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


 

Gesendet: 01:56 - 07.09.2004

Seht ihr ? Und ganz besonders "Peter Berlin" weiß nun endlich wie man in Österreich baut. Schrecklich !
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 08:24 - 07.09.2004

...26.8 Mill. Euro

... immer wieder überlege ich mir bei solchen Summen ernsthaft, mich nie wieder mit dem ganzen Thema zu beschäftigen... Wieviel kleinere Objekte könnte man für das Geld wiederherstellen. Wieviele Stadtverschönerungsmassnahmen durchführen...

Trotzdem Danke, Mozart, für den Einblick!
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 12:11 - 07.09.2004

es ist nicht die frage, warum die (kommunal)politiker keinen geschmack haben - denn jeder hat ein anderes kunst- und ästhetikempfinden, wozu das sprichwort "über geschmäcker lässt sich nicht streiten" wunderbar passt, sonder warum politiker nicht auf den geschmack der mehrheit des volkes eingehen - schließlich leben wir doch in einer demokratie! und diese gilt es zu verteidigen und zu leben und ausüben.
Hans-Dominik Schwabl
Mitglied

Beiträge: 120


 

Gesendet: 17:47 - 07.09.2004

Solange die Politiker trotzdem gewählt werden, ist versteckte Parteienfinanzierung und Bestechung als Entscheidungsgrundlage wirkungsvoller als städtebauliche Vernunft. Erst wenn sie fürchten müssen, abgewählt zu werden, wird sich etwas ändern.
Mozart
registriert

Beiträge: 11


 

Gesendet: 16:14 - 12.09.2004

Hallo mal wieder,

eben hatte ich die Gelegenheit, einen Ratsherren (im Stadtparlament) bezüglich der Baupolitik zu befragen.

Es sieht wohl so aus, dass die Stadt per Gesetz verpflichtet is ) das preiswerteste Angebot anzunehmen. Zum einen. Zum anderen seien Glas und co nicht so teuer in der Unterhaltung, daher würde man kaum Rücksicht auf traditionelle Baukunst nehmen können, ob man möchte oder nicht. Was die Rekonstruktion angeht: Da die meiste alte Bausubstanz immer noch in Besitz der Privatleute sei, könne man dort auch nur Empfehlungen aussprechen.

Irgendwie bin ich doch sehr skeptisch gegenüber diesen Aussagen.

1) Geld kann doch nicht das Totschlagargument bei der Wahl eines Entwurfs sein!? Die Stadt schaufelt sich ihr eigenes Grab, wenn sie charakterlose Stadtplanung betreibt.


2)Ich kenne mich zwar nicht im Baugesetz aus, allerdings frage ich mich, warum man auf der einen Seite einen Neubau aus eben optischen Gründen verbieten kann (passt nicht ins Stadtbild blabla.. ), andererseits aber nicht den Privateigentümer eindringlich nahelegen kann, Veränderungen an ihren ollen Klötzchen durchzuführen (finanziert durch die Stadt natürlich ).

Kann man wirklich nicht, oder will man nicht?

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