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Autor Mitteilung
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


Gesendet: 21:56 - 27.06.2004

Tag der Abstimmung
Der Kommentar
von Dankwart Guratzsch

Die kleinen schwarzweiß illustrierten Hefte, die uns die Architekten zum "Tag der Architektur" alljährlich in die Hände drücken, werden immer dicker. Es ist, als ob sich die in der Öffentlichkeit so oft geschmähte Berufsgruppe mit Masse Aufmerksamkeit verschaffen wollte - so, wie es ja auch die tiefere politische Absicht der "Initiative Baukultur" ist, die Leistungskraft deutscher Architekten bekannt zu machen, möglichst "weltweit". Denn die große Mehrheit der Baugestalter meint noch immer, ihre Arbeit werde zu wenig beachtet, in den Medien stiefmütterlich behandelt, von den Laien unterbewertet - und nur deshalb ungerechtfertigterweise gering geschätzt.


Allerdings: Architektur lässt sich nicht übersehen. Wir kommen nicht umhin, sie zur Kenntnis zu nehmen, denn sie steht nun einmal in der Gegend herum und verstellt den Blick. Jedem ganz normalen Mitbürger steht ein Urteil über sie zu, denn er soll und muss mit ihr leben. Und deshalb ist der Tag der Architektur auch an diesem Wochenende wieder zu einem Tag der Abstimmung geworden. Denn trotz 1690 für das breite Publikum geöffneten Neubauten in 660 Orten - der bisher größten Zahl überhaupt - blieb die Besucherzahl auch diesmal wieder weit hinter dem Millionenansturm zurück, den der "Tag des offenen Denkmals" alljährlich historischen Bauten beschert.


Es gibt Architekten, die meinen, die Abstimmung mit den Füßen gehe nur deshalb zuungunsten der Neubauten aus, weil es ja nun einmal das Privileg der Kunst sei, von den Zeitgenossen nicht verstanden zu werden. Wieder falsch, denn was für Bildende Kunst und Musik gelten mag, macht beim Bauen keinen Sinn. Es ist nicht die Privatsache von Künstlern, sondern eine öffentliche Angelegenheit und muss sich bis weit in die Zukunft bewähren.


Statt Millionen für Kampagnen auszugeben, sollten sich die Architekten daher fragen, warum es ihren großen Vorgängern im 19. Jahrhundert scheinbar spielend gelungen ist, die Zeitgenossen mit ihren Werken so zu begeistern, dass sie dafür wie Bühnenstars gefeiert wurden. Heute schilt man es "Populismus". Und der Verdacht liegt nahe, dass nichts als gekränkte Eitelkeit der Vater dieses Verdammungsurteils ist. Aber der Glanz und die Schönheit der Bauten Schinkels und Sempers betört bis heute - ganz ohne "Tag der Architektur".


Artikel erschienen am 28. Juni 2004


Quelle: http://www.welt.de/data/2004/06/28/297544.html
Claus
Mitglied

Beiträge: 164


 

Gesendet: 16:00 - 28.06.2004

Wieder mal klare Worte von Dankwart Guratzsch.....
Wenn es von solchen Jornalisten hundert gäbe,würde unser Land aufgrund des Mediendrucks schon anders aussehen.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 12:15 - 29.06.2004

das verhalten der architekten entspricht dem desolaten system in deutschland.
auch die regierung gab letztes jahr ich glaube über 50 mio. euro für werbung aus - anstatt ne vernünftige politik zu machen.
im grunde ist das der alte sozialistische geist: nicht die ideologie hat sich den menschen anzupassen, sondern der mensch der ideologie. das gilt insbesondere für die heutige architektenszene.
es werden aber auch keine kampagnen, tage der offenen türe, keine zig millionen für indoktrination, keine münchner kinder-umerziehungspläne, keine gleichgeschaltete feuilleton-presse, keine anti-traditionelle hetze und keine propaganda helfen: was hässlich ist bleibt hässlich.

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