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 Forum Index —› Deutschland —› Leipzig reißt Gründerzeitgebäude ab
 


Autor Mitteilung
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


Gesendet: 16:15 - 15.06.2004

[Link zum eingefügten Bild]


Dieses schöne Gründerzeitgebäude in
Leipzig von 1850 soll in den nächsten
Wochen abgerissen werden.
Es besitzt noch ein "grandioses" (FAZ)
geschwungenes Treppenhaus und eine
strenge Fassadengliederung, die an einen
Palazzo der italienischen Frührenaissance
erinnert.

Es soll verschwinden, weil die Straße
(Jahnallee) als eine vierspurige
Verkehrsachse mit einem eigenen Gleis-
körper und einer eigenen Haltestellen-
insel für die Straßenbahn ausgebaut
werden soll. Da die Straßenbreite für
all das nicht ausreicht, soll nach dem
Willen der Stadt die Kleine Funkenburg
weichen.

Laut FAZ, gilt dabei die angestrebte
Verkehrslösung in Fachkreisen als
unsinnig. Prognosen zufolge reichen
die bisherigen zwei Fahrspuren auch
künftig aus, und Haltestelleninseln
für die Straßenbahn sind ohnehin ein
Auslaufsmodell, da sie für die
Fahrgäste meist mehr Nachteile als
Vorteile bringen. Anwohner und
ansässige Geschäftsleute protestieren
seit langem gegen die Pläne.

Es hat sich sogar schon ein Bürger-
verein gegründet, welcher überzeugende
Alternativlösungen ausgearbeitet hat,
so daß das Haus erhalten bleibt.
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 16:19 - 15.06.2004

Übrigens. Noch was vergessen.

Am Mittwoch ist die alles entscheidende
Sitzung im Stadtrat. Dann soll endgültig
entschieden werden, ob das Haus
abgerissen werden soll.
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 16:34 - 15.06.2004

Ich hasse Straßenbahnen und jetzt weiß ich auch wieder, wieso! Hoffentlich kommen die mit ihrem Vorhaben nicht durch, auch wenn es auf dem Bild nicht allzu aufregend ausieht(was mit einer Sanierung natürlich leicht zu ändern wär...)!
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 16:56 - 15.06.2004

@Oliver
Bitte informiere uns darüber, wie die Entscheidung am Mittwoch ausfällt, sobald du etwas darüber erfährst. Danke.
Ein_Hannoveraner
Stammgast

Beiträge: 65


 

Gesendet: 23:29 - 15.06.2004

Die Regelmäßigen Flecken entstehen beim Scannen bereits gerasterter Bilder. Es liegen dann nämlich zwei Raster mit unterschiedlicher Punktweite übereinander: Das des Bildes, und das des Lichtstrahls des Scanners (Die Bilder werden beim Scannen ja in Pixel aufgelöst. Man nennt dieses Phänomenen Moire-Effekt. manche Scanner haben da eine Einstellung, "Moire-Effekt entfernen (Meiner von Mustek hat das)
Im übrigen, Ich hasse vierspurige Straßen. Ich verstehs auch immer wieder nicht, entweder, eine Kommune fördert den Individualverkehr, oder den ÖPNV. Sinnvoller wäre ja letzeres. Wieviel schöner könnten unsere Städte auch sein, wenn sie nicht durch Verkehrsschneisen in kleine Stückchen zerschnitten würden?
Booni
Mitglied

Beiträge: 190


 

Gesendet: 21:46 - 24.06.2004

Was ist denn nun bei der Stadtratssitzung bei rausgekommen?
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 15:14 - 30.06.2004

Wie oben schon geschrieben, gab es
vor ein paar Wochen, die alles
entscheidende Debatte im Rat der Stadt
Leipzig. Es wurde der Bau- und
Finanzierungsbeschluß gefasst. Was
mit der Kleinen Funkenburg passiert
ist aber noch nicht ganz klar.

Hier ein Auszug aus einer Ratsnachlese
der CDU-Fraktion im Leipziger Rathaus:

...
Zwingend notwendig, damit die Pulklösung überhaupt eine Chance auf Funktionieren hat, ist die Verlegung der beiden Straßenbahnhaltestellen aus der mittleren Jahnallee Richtung Osten (Leibnizstraße) bzw. Westen (Waldplatz), eine in der Wohnbevölkerung und unter den Gewerbetreibenden eher umstrittene Maßnahme. Damit in Verbindung steht auch der Abriss des Hauses Jahnallee 25, unter Geschichtskundigen auch bekannt als "Kleine Funkenburg". Dieses im Gegensatz zu der östlich angrenzenden Nachkriegsbebauung in die Straßenflucht hineinragende Gebäude hat offensichtlich das Pech, dem von den Verkehrsplanern angestrebten geradlinigen Ausbau von Straße und neuer Haltestelle im Wege zu stehen. Auch Bemühungen namhafter Leipziger Architekten und Denkmalschützer zum Erhalt des für Laien eher unscheinbar aussehenden spätklassizistischen Wohnhauses, die spät einsetzten, dann aber sehr nachdrücklich einher kamen und kurz vor der Sitzung noch durch die Edelfedern des FAZ-Feuilletons unterstützt wurden, konnten die Verwaltung nicht umstimmen, da nach ihren Berechnungen eine Art Drumherumbauen der Straße um die Kleine Funkenburg kaum funktionieren kann und in das Haus selbst wegen der unvermeidbaren Unterfahrung durch Elstermühlgraben und Gehweg in einer Weise eingegriffen werden müsste, dass dies nach Meinung des Baudezernenten für potenzielle Investoren mit höchsten wirtschaftlichen Risiken verbunden ist und der Denkmalswert eines derart veränderten ("aufgeständert") Gebäudes höchst fragwürdig wäre. O-Ton Dr. Lütke Daldrup: "Das ist nicht mehr wirklicher Denkmalschutz, sondern nur noch die Karikatur dessen". Über solche Fragen ließ sich in Leipzig schon immer trefflich streiten, und das taten die Stadträte dann auch in diesem Fall, mit manchmal allerdings übertriebenem lokalhistorischem Pathos.

...

Zum Streitfall Kleine Funkenburg appellierte namens der CDU Stadtrat Dr. Hähle an die Verwaltung, dieses Haus trotz der geschilderten Probleme noch nicht aufzugeben und weiter nach Lösungen zu suchen, die den (Teil)Erhalt ermöglichen, zumindest aber für eine Bergung der denkmalpflegerisch wertvollen Innenausstattung zu sorgen.

...

Mit der in komplizierten städtebaulichen Dingen erprobten Mehrheit von CDU und SPD wurde nach dieser höchst anspruchsvollen Debatte schließlich der Bau- und Finanzierungsbeschluss gefasst. Dieser beziffert die Gesamtkosten der Baumaßnahme auf ca. 24 Mio. EUR, wobei etwa 3/4 der Kosten auf den mittlerweile unstrittigen Knotenausbau Jahnallee/Marschnerstraße samt Straßenbahnunterführung entfallen. Da das Vorhaben im Olympia-Sofort-Programm eingeordnet ist und somit GA-Mittel fließen, darf sich die Stadt Leipzig über die unschlagbar günstige Förderquote von 90% freuen. Dafür steht das Bauprojekt aber auch unter erheblichen Terminzwängen, insbesondere infolge der Fußball-WM im Sommer 2006, weshalb sie bis Mai 2006 abgeschlossen sein muss.

http://www.cdu-fraktion-leipzig.de/info%20juli%202004%20vorab/INFOJU_1.HTM
Booni
Mitglied

Beiträge: 190


 

Gesendet: 16:07 - 30.06.2004

Naja... von der CDU halte ich eh nicht viel. In unserer Gemeinde haben die dafür gesorgt, dass bis auf 2-3 Gebäude der komplette Ortskern aus Bauten der 70er bis 90er Jahre bestehen... und es wird munter weiter abgerissen!
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 17:05 - 30.06.2004

Booni, wir können froh sein, daß die
CDU dort noch zusätzliche Anträge mit
hineingebracht hat, so daß der Abriß
noch vielleicht abgewendet werden kann.
Die SPD ist dagegen für den Abriß.

Ich finde es sowieso sehr eigenartig,
daß dieses Geld dermaßen aus dem Fenster
geworfen wird. Leipzig erhält für dieses
Projekt 90% Fördergelder. Und nur deshalb
soll alles 4spurig ausgebaut werden
und Gründerzeithäuser abgerissen werden ? Städtebaulich ist dieses Projekt
nach Meinung vieler Experten total
unsinnig...(siehe FAZ-Artikel)
Aber so ist das halt mit dem Aufbau Ost !
Booni
Mitglied

Beiträge: 190


 

Gesendet: 17:31 - 30.06.2004

Ich finde, allein schon der Name "Kleine Funkenburg" macht dieses Haus erhaltenswert.
Aber wir können ja weiter gespannt sein.
Steht das Haus denn unter Denkmalschutz?
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 17:41 - 30.06.2004

Ja das steht unter Denkmalschutz !
Der Denkmalschutzbeauftragte sagte bei
der Ratssitzung nur noch:
"Das ist nicht mehr wirklicher Denkmalschutz, sondern nur noch die Karikatur dessen".

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