Architectura Pro Homine - Forum für Klassische und Traditionelle Baukunst - www.aph-forum.de.vu

    

 · Home · Impressum & Datenschutz · Suche

Seiten mit Postings: 1

zum Seitenende

 Forum Index —› Diskussion —› Beginn einer neuen Epoche?
 


Autor Mitteilung
Weißer Wolf
Senior-Mitglied

Beiträge: 463


Gesendet: 01:46 - 04.06.2004

Was glaubt ihr, wieviele Jahre es wohl noch dauern wird, bis sich die Architekturepoche der sogenannten "Moderne" (Kästchentum, Sterilisation, Glas-Stahl Bau), wie man sie uns auftischt, enden wird bzw. in welche Richtung sie gehen wird. Wird jeder alles bauen können ohne das man ihm/ihr sagt, wie er bauen soll obgleich auch da ein Einheitsbrei entstehen kann, der auch rein "modern" sein könnte.

Die Epoche der Architektur, welche jene Bauten zu Hauf entwirft, die, wie viele hier oder alle finden, dass sie unsere Städte verschandelt, dauert ja nun schon ziemlich lange an und nicht wenige Menschen wurden in dieser Epoche geboren und mussten innerhalb dieser auch wieder Abschied nehmen. Ich hoffe doch, dass ich diese grausame Architekturepoche überstehen werde um ein neues Zeitalter und ein zugleich "besseres" Zeitalter mitzubekommen. Kann dies 20 Jahre dauern ? 30 Jahre ? Und wie seht ihr unsere Städte in 20 Jahren ? Wird es so wie Heute sein, dass man 10 Jahre braucht um ein Gebäude mit "traditionellen" Konturen durchzusetzen oder wird es zur "Normalität" geworden sein ?
Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 07:57 - 04.06.2004

"Was glaubt ihr, wieviele Jahre es wohl noch dauern wird, bis sich die Architekturepoche der sogenannten "Moderne" (Kästchentum, Sterilisation, Glas-Stahl Bau), wie man sie uns auftischt, enden wird bzw. in welche Richtung sie gehen wird."

Ich glaube, dies hängt stark von unserem Engagement und Aktivitäten ab. Schritt für Schritt, Druck machen, gute Beispiele sammeln und loben, Schlechtes kritisieren, nicht nachlassen...
Ernst
Mitglied

Beiträge: 134


 

Gesendet: 09:37 - 04.06.2004

Das hat auch zyklischen Charakter. Ich habe oft den Eindruck, daß historische Ereignisse erst dann mit kühlem Kopf beurteilt werden können, wenn es niemanden mehr gibt, der die Zeit selbst erlebt hat. Heute kann man allmählich unbefangen das Kaiserreich betrachten. Vor 20 Jahren war es noch so, daß sich da sofort moralinsaure Untertöne in die Debatte schlichen.

Da der architektonische Mainstream in Deutschland zumindest zum Teil als Reaktion auf das Dritte Reich zu verstehen ist, denke ich, daß man noch 20, 30 Jahre wird warten müssen, bis die Menschen unbefangen genug sind die Qualität der Architektur des 20. Jahrhunderts zu beurteilen ohne sofort das Gefühl zu haben, damit ein historisch-politisches Bekenntnis abgeben zu müssen.
Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 14:48 - 04.06.2004

"Da der architektonische Mainstream in Deutschland zumindest zum Teil als Reaktion auf das Dritte Reich zu verstehen ist, denke ich, daß man noch 20, 30 Jahre wird warten müssen ..."

Sowas erzählen manche dogmatisch gesinnten Architekten, was keinesfalls einspruchslos hingenommen werden muß. (Ich stelle mir gerade vor, wie ich meinem Chef verkünde, daß unsere Kunden 20-30 Jahre auf lesbare Softwaremasken verzichten müssen, weil ich erst mal den 30-jährigen Krieg verarbeiten will... )
Würden wir geduldig warten, erfinden die Herren eine andere Leier - aber bei gleichbleibenden Kästchen, die diese "begründen" sollte. Wenn nicht das Dritte Reich dann scintilistischer Konzeptualismus oder pirodilingistischer Hiphordutismus oder herbumbimbdischer Gumbdingulanismus - es gibt unendlich viele Buchstabenkombinationen, die alle ihren Weg in die Architekturtheorie der "Moderne" finden könnten.

Wegen des Umbaus der Heizung in meiner Wohnung mußte ich Bücher+Zeitschriften staubresistent einpacken und dabei habe ich endlich das Magazin "Immobilien" der HypoVereinsbank, Ausgabe 3/1999 gefunden. Dort wurde auf den Seiten 58-59 unter der Überschrift "Stadtplanung: Zurück in die Zukunft" eine Studie zu bevorzugten/erwünschten Shopping-Gegenden zusammengefasst.
Die Studie hat Prof. Claudius A. Schmitz von der Fachhochschule Gelsenkirchen, FB Wirtschaft, vorbereitet. (Ich habe nach dem Namen gegoogelt - Prof. Schmitz gilt als ein renommierter Experte im Bereich des Marketings.)
Man hat ca. 200 Studenten von 22 bis 30 Jahren von den Fakultäten der Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaften befragt. Diese schwärmten vor alem über historisch angehauchte Metropolen wie Amsterdam, Paris, London, Brügge. Auch wenn einige etwas vom "High-Tech-Look" "tolerieren", historische Gebäude und Ensembles werden geradezu "geliebt".
Ich finde solche Zwischen-Überschrift besonders aussagekräftig: "Das Ideal: Rothenburg ob der Tauber mit Polizeipräsenz" (Auch Aspekte wie Sauberkeit und Sicherheit wurden neben der Gestaltung berücksichtigt - nur das Dritte Reich wurde nirgendwo erwähnt! ).

Man investiert etliche Mio. EUR nicht zum Jux, sondern um daran zu verdienen - vielleicht sollten die Verantwortlichen mehr auf Wirtschafts-/Marketingexperten als auf ein paar Wortverdrehungskünstler hören? Zumal Prof. Schmitz klar festgestellt hat: "Allzu häufig machen Manager den Fehler, Projekte zu planen und zu realisieren, die zwar ihnen gefallen, aber nicht einer potentiellen Zielgruppe."
Ernst
Mitglied

Beiträge: 134


 

Gesendet: 15:31 - 04.06.2004

Also dann bin ich wohl auch dogmatisch gesinnt. Denn daß die heutige Architekturdebatte eine Spätfolge der Erfahrungen im Dritten Reich ist, scheint mir offensichtlich zu sein. Ob einem das gefällt oder nicht ist eine andere Frage.
Hans-Dominik Schwabl
Mitglied

Beiträge: 120


 

Gesendet: 19:49 - 04.06.2004

Ich glaube nicht mehr allzu lange. Der Versuch der Postmoderne, traditionellere Formen in der Moderne heimisch zu machen, ist an der Dogmatik der Modernisten gescheitert, deren Alternativen - der Dekontruktivismus und der Neopurismus - jetzt ihren Neuigkeitswert verloren haben (nach ca. 15 Jahren ist alles Neue nicht mehr wirklich neu!). Es wird also in der nächsten Zeit eine neue Mode anfangen. Aus der Moderne kann eine solche nicht mehr kommen. Es wird sich daher eher folgendes ereignen:
Man wird einen neuen Historismus beginnen, der anders sein wird als der des 19. Jh. und flexibel genug sein wird, in undogmatischer Weise Ideen der Moderne zu integrieren (anders als die Postmoderne, die versucht hat, Tradition in die Moderne zu integrieren).

Seiten mit Postings: 1

- Beginn einer neuen Epoche? -

zum Seitenanfang



 Forum Index —› Diskussion —› Beginn einer neuen Epoche?
 



Version 3.1 | Load: 0.004079 | S: 1_2