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Autor Mitteilung
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


Gesendet: 06:14 - 14.03.2004

[ Republikation nach Löschung ]

(Text leicht aktualisiert)

An dieser Stelle mal die Kulturlandschaft des Abendlandes verlassen und einen Blick nach Japan wagen:

Genau wie die großen europäischen Kulturnationen Burgen bauten zum Schutz von Leib und Leben und anderen Wichtigkeiten, hat man dies im fernen Orient getan.

Die Ära der wehrhaften Schlossanlagen begann im 16. Jahrhundert. Eine der ersten Anlagen dieser Art entstand im Jahr 1576, als sich Oda Nobunaga, der heute als Volksheld verehrte erste Reichseiniger, am Ufer des Biwa-Sees seine neue Residenz Schloss Azuchi bauen ließ. Dieses Schloss wird auch das Goldene Schloss genannt, weil die obere Etage innen und außen und sogar die oberen äußeren Dachunterseiten sowie das Balkongeländer und zahlreiche Ornamentik am Gesamtbau mit Gold beschichtet waren.

Dieses Schloss folgte bereits einem Muster im Schlossbau, wie es seit der Mitte des 16. Jahrhunderts von den Architekten verfolgt wird - von den beiden schutzheiligen Walfischwesen auf dem Dachfirst und der in Holz ausgeführten Fünf-Geschoss-Gliederung bis zur wehrhaften Steinbasis und der weiträumigen Burgstadt mit Wassergräben und Steinwällen.


Azuchi:

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Die Burg Azuchi aus dem Computer:

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Obere Ansicht:

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Lange stand dieses Schloss jedoch nicht. Im Jahr 1582 wurde es im Kampf gegen Nobunagas politische Widersacher ein Opfer des Feuers. Es versank unwiederbringlich in den Flammen.

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Zu den rekonstruierten Schlössern Japans zählt Azuchi bis jetzt nicht. Legendär ist es bis heute geblieben und jeder Japaner kennt es. Seine imposanten Überreste sind heute ein Wallfahrtsort.

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Da man an Hand von Beschreibungen und Zeichnungen die Baupläne rekonstruieren konnte, war es möglich, die oberen Etagen des Schlosses im Azuchi-Museum nachzubauen:

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Das größte jemals gebaute Schloss dieser Art in Japan stand in Edo, das seit 1868 Tokyo heißt. Der vom Kaiser 1603 zum Shogun ernannte Tokugawa Ieyasu baute seine Schlossstadt 1638 und schuf damit in Edo das Zentrum einer Gegenmacht zum kaiserlichen Kyoto. Praktisch verlor der Kaiser auch bald seine Macht und Japan wurde bis zur Meiji-Restauration im Jahr 1868 vom Shogunat Tokugawa regiert. In dieser so genannten Edo-Periode gab es eine nie wieder erreichte Blüte der Kunst und Kultur.


Zeitgenössische Darstellung von Edo-jo:

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Gesamtansicht der Burg von Edo mit dem Tenshukaku, dem Schlossturm, im 17. Jahrhundert:

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Das Modell des Schlosses:

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Auch Ieyasu hatte kein Glück mit seinem Schloss. 1657, als in Edo bereits 400.000 Einwohner lebten, wurde die Stadt von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht. Drei Viertel der Stadt wurden zerstört, jeder vierte Bewohner fand den Tod. Auch wurden Burg und Schloss zerstört - man baute ja mit Holz und Papier! Auch wenn Teile der Burg repariert wurden, das Schloss wurde nicht wieder aufgebaut. Man sagt, der Hausherr hatte die Zerstörung für ein göttliches Zeichen gehalten - und wollte deswegen nicht wieder in den Himmel bauen.

So zeigt sich die Burg heute: Der kaiserliche Garten in Tokyo. Links sind die heutigen Bauten von Schloss Edo, die Residenz des Tenno, rechts ist der öffentliche Ostgarten mit der rekonstruierten Steinbasis des abgebrannten großen Schlosses:

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Ein letzter Zeuge vom Schloss Edo des 17.Jahrhunderts ist das im Original erhaltene Hundert-Mann-Garde-Haus:

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Übriggeblieben sind die gewaltigen Steinbarrieren und Festungsgräben:

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Und die rekonstruierte Steinbasis des riesigen Schlosses von Edo im kaiserlichen Ostgarten. (In der Höhe stellte es alle Schlossbauten Europas weit in den Schatten!):

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Der heutige kaiserliche Meiji-Palast in Tokyo ist ein Rekobau von 1962 - Zerstört im II. Weltkrieg:

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Zwar schon einmal zerlegt und wieder zusammengebaut - so ist das Schloss Himeji doch das letzte große Schloss im Originalzustand, erbaut 1601-1609. Es wurde die Weiße-Reiher-Burg genannt.

Heute ein unbezahlbarer nationaler Schatz Japans und zu finden auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.

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Gesamtansicht der Burg Himeji im 17. Jahrhundert:

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Infos und Rundgang im Schloss Himeji:

http://www.jgc.co.jp/waza/a5_himeji/index.htm

http://www.himeji-castle.gr.jp


Schloss Osaka erbaut 1583, rekonstruiert 1931. Schön ist die alte Struktur der Burg mit seinen Gräben zu erkennen - die Stadt drum herum ist das weltweit übliche Stahl-Glas-Beton-Arrangement. Rekonstruiert wurde es nach einer historischen Darstellung auf einem Wandschirm:

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Auch eine Nachkriegsreko (von 1992) - Schloss Shuri in Okinawa im China-Stil. Ein Symbol des prachtvollen Königreiches Ryukyus. Der Eingangsbereich zeigt Einflüsse Japans:

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Infos zu Shuri:

http://www.matayoshi-kobudo.de/Okinawa/reise01_1.htm

http://www.summit-okinawa.gr.jp/a_la/tokusyu_3/index2.htm


Rekonstruiert: Schloss Gifu

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Rekonstruiert: Schloss Hiroshima:

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Auch wenn einige Schlösser rekonstruiert wurden, so stehen heute doch sehr viele "leere" Steinbasen im Land herum. Auf Order des Tokugawa-Shogunats wurden im 17. Jahrhundert sehr viele meist kleinere der ehemals 400 Burgen zerstört und niedergebrannt. Um potentielle Gegner gering zu halten, gab es von da an nur noch eine Burg je Provinz.

144 Anlagen ließ die Meiji-Regierung in einem Wahn von Bildersturm nach 1873 schleifen – man wollte sich von der mittelalterlichen Shogun-Zeit lösen. Von den nun verbliebenen 39 überstanden 12 den zweiten Weltkrieg. In den 1960er Jahren begann man einen Teil wieder aufzubauen.

Für die berühmtesten Schlösser Azuchi und Edo wäre die Rekonstruktion wünschenswert. Von Azuchi kennt man die genauen Etagenpläne:

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Eine nicht ganz authentische Azuchi-Reko steht im historischen Themenpark von Ise Sengoku Jidai Mura (Futami-Town):

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Diese Schneeskulpturen von Azuchi und Edo zeigen, wie diese Schlösser, auch wenn sie lange zerstört sind, in den Köpfen der Menschen weiterleben. Sie finden in diesen Bauwerken ein Stück nationaler Identität:

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Ist nun die Frage: Was wäre Japan ohne seine Schlösser?
Ein wesentlicher architektonischer und kultureller Baustein des 16./17. Jahrhunderts würde fehlen. Auch wenn die Originale längst zerstört sind, so gehören die Rekos von Schlössern wie Osaka, Gifu, Shuri oder Hiroshima einfach zu Japans Identität.


Für all jene, die die fantastischen Schlösser im Detail sehen möchten, hier eine Galerie mit den schönsten Bildern im Web:

http://www.shirofan.com/photo_library/index_e.html


Und hier eine doch recht interessante Seite in deutscher Sprache mit Infos zur Geschichte und Architektur der Burgen und Schlösser Japans:

http://www.tabibito.de/japan/oshiro.html


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Schloss Okayama:

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