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Autor Mitteilung
B. Szillis-Kappelhoff
Moderator

Beiträge: 756


Gesendet: 11:41 - 26.06.2007

Ostpreußen, samländische Bernsteinküste

1389 Palwenicken
1491 Palmenicken
1563 Palwenicken/ Palmnicken
1785 Palmnicken

* prußisch "palwe" = wüste baumlose Moosfläche, unbeackertes Heideland, gerodete Waldfläche

Quellen:
- Blažiene, Grasilda: Hydronymia Europaea, Sonderband II, Die baltischen Ortsnamen, Wolfgang Schmid Hrsg., Steiner Verlag Stuttgart 2000
- Gerullis, G.: Die altpreußischen Ortsnamen, Berlin, Leipzig 1922


Landeskunde:
* Die Palwe: "Urland, Heideland, mit moosigem Gras und oft noch mit niedrigem Gestrüpp, meist Kaddig (*), bestanden, nur als (dürftige) Viehweide benutzbar. Den Charakter der "ausgerodeten Waldfläche" zeigt die Palwe wohl höchst selten. Namentlich reich an Palwen ist das Samland."
Anm.* Kaddig = Wacholder
Quelle: Frischbier, H.: Preußisches Wörterbuch Ost- und Westpreußische Provinzialismen, Bd.1,2, Berlin 1882-82


* Palmnicken (russ. Jantarnyj): "Eine Kleinstadt an der Westküste des Samlandes mit knapp 4000 Einwohnern (1939). Bekannt durch das einzige Bernstein-Bergwerk der Welt. Bis 1945 betrug die Bernsteinförderung jährlich 400 000 kg. Aus dem fossilen Harz wurden Kolophonium und Preßbernstein hergestellt. Die größeren Stücke gingen zur Schmuckverarbeitung nach Königsberg in die Staatl. Manufaktur. 1953 zählte die Stadt 5000 Einwohner. Hier wurde ein Fischereikombinat errichtet. Der Bernstein wird weiterhin aus der blauen Erde gewonnen."
Quelle: Hermanowski, Georg: Ostpreußen Lexikon, Adam Kraft Verlag Mannheim 1980


Die baltischen Bezeichnungen für Bernstein sind "gentars, dzintars, glesis, glesum, sintere, gintaras".


DIE TRÄNEN DER JURATE
Die Meeresgöttin Jurate entstieg eines Morgens der Ostsee und erblickte den schönen sterblichen Fischer Kastytis. Sie verliebte sich in ihn und wollte ihn gegen den Willen ihres Vaters Perkunas heiraten. Der Gott war über den Ungehorsam seiner Tochter derart erzürnt, daß er den Kastytis tötete und den Bernsteinpalast seiner Tochter, der sich am Meeresgrunde erhob, vor Wut zertrümmerte. Seitdem weint Jurate. Und wenn sie wieder einmal mit ihrer Trauer das Meer aufgewühlt hat, dann können wir ihre bernsteinernen Tränen am Strand finden.
(Baltisches Märchen)


Die Prußen nutzten Bernstein nicht nur als Schmuck sondern auch als Heilmittel gegen Atemwegserkrankungen, indem sie Bernsteinsplitter und -staub verbrannten, damit die Kieferndüfte und ätherischen Öle frei wurden. Zu Ordenszeiten war die Bernsteinsuche streng reglementiert. Bernsteinräuber wurden hart bestraft.
Die Bernsteinroute ging vom Samland über Truso/ Elbing über Schlesien bis nach Rom und Griechenland, von wo der Bernstein weiter bis Afrika exportiert wurde.
* http://www.ostpreussenforum.de/Geschichte/Prussen/Gedichte.htm


* Bernstein: "Vom mnd. bernen-brennen, schmelzen, also Brennstein, Stein, der im Feuer schmilzt.... Der Bernstein wird gegraben, geschöpft, gestochen, gebaggert, bergmännisch gewonnen."

Redensarten:
- So zieht ein Kusz uns auch zusammen, Wie Stroh vom Börnstein wird bewegt.
- Auch was die Preusche See uns zeigt an Börenstein Musz ihrer Liebes-Hitz Ambrierter Lustzeug seyn.

Quelle: Frischbier, H.: Preußisches Wörterbuch Ost- und Westpreußische Provinzialismen, Bd.1,2, Berlin 1882-82


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