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 Forum Index —› Kaiserin Elisabeth Forum —› Erzherzogin Sophie - die böse Schwiegermutter?
 


Autor Mitteilung
Sophie
Moderator

Beiträge: 1033


Gesendet: 10:14 - 22.02.2007

Meine Lieben,

ich würde gerne ein neues Thema beginnen, in dem Erzherzogin Sophie im Mittelpunkt der Diskussion steht.

In meinen Augen Augen war sie eine beeindruckende Persönlichkeit mit vielen Facetten, die der Öffentlichkeit bisher größtenteils verborgen geblieben sind. Für viele ist sie lediglich die "böse Schwiegermutter", die Elisabeth die Kinder weggenommen hat, die machthungrige, kalkulierende "heimliche Kaiserin", der "einzige Mann in der Hofburg".

Dieses negative Bild scheint erst in den letzten Jahrzehnten entstanden zu sein, nicht zuletzt begünstigt durch die auf keinen historischen Fakten beruhende Charakterisierung der Erzherzogin in den Sissi Filmen. Zu Lebzeiten hingegen wurde Sophie von den Wienern sehr geliebt.

Welchen persönlichen Eindruck habt Ihr von Erzherzogin Sophie?

Ich freue sehr mich auf Eure Antworten.

Sophie
Maxima
Herzogin

Beiträge: 170


 

Gesendet: 11:11 - 22.02.2007

Ein sehr interessantes Diskussionsthema.

Also meiner Meinung nach wäre es höchste Zeit, an Sophie in Form einer neuen Biographie all das wiedergutzumachen, was ihr in den letzten Jahren angetan wurde. Wie Sophie schon erwähnte, wurde ihr durch die weltberühmten "Sissi"-Filme der Ruf einer beinahe schon biestigen, harten Frau zuteil, fast schon so was wie das Paradebild der bösen Schwiegermutter, und dieses falsche Bild wurde ja nicht zuletzt auch durch das Musical nochmals ziemlich unterstrichen.

Aber so böse und hinterhältig und rücksichtslos, wie sie dargestellt wird, war sie mit Sicherheit nicht. Ich tendiere eher dazu, dass sie eine durchaus warmherzige, auf das Wohl ihrer Familie bedachte Frau war, die der geliebte Mittelpunkt dieser Familie war und die auch sonst sehr geschätzt wurde. Ihre konservativen Ansichten kann man ihr eigenlich gar nicht vorwerfen, oder wenn, dann nur bedingt, denn sie ist in einer anderen Zeit und mit eben anderen Ansichten aufgewachsen. Und auch ihr Verhalten im Revolutionsjahr und in den ersten Regierungsjahren des jungen Kaisers mag nicht immer richtig gewesen sein und man mag es bisweilen auch verurteilen, aber sie musste eben stark sein, war es auch, und tat eben das, was ihrer Meinung nach das Beste für das Reich war. Bei der Beurteilung der Fehler, die sie in unseren Augen heute gemacht hat, dürfen wir nie vergessen, dass unsere Weltanschauung heute eine ganz andere ist und dass wir als Nachgeborene den Vorteil haben, die Folgen ihrer Handlungen und Ratschläge (auch die Familie betreffend) zu kennen, und es ist immer ein leichtes, etwas im Nachhinein als gut oder schlecht zu beurteilen, wenn man alle Konsequenzen und Folgen sieht. Wenn man aber genau in der Situation ist und handeln muss, dann handelt man eben so, wie man glaubt, dass es richtig ist - ob es so ist, stellt sich dann eben erst später heraus.

Also ich finde, dass dieses Bild der bösen Frau heute kaum mehr haltbar ist, hoffentlich macht sich mal jemand Mühe, die neusten Forschungsergebnisse zusammenzufassen und sich mal ernsthaft dem Leben dieser Dame zu widmen.

Das war's für's erste mal von mir zu diesem Thema.
SchwarzeMoewe
Gräfin

Beiträge: 67


 

Gesendet: 15:51 - 23.02.2007

Ich denke auch, daß man Sophie nicht immer nur in diesem negativen Licht sehen sollte. Wobei ich schon glaube, daß Elisabeth, besonders am Anfang ihrer Ehe, ziemlich unter ihrer Kontrolle und herrischen Art gelitten hat! In ihr aber immer nur die böse Schwigermutter zu sehen halte auch ich für falsch und ungerecht, damit macht man es sich zu einfach. Sie hat sich ja z.B. anderen gegenüber auch öfter ziemlich positiv über Elisabeth geäußert.
Titania
Erzherzogin

Beiträge: 301


 

Gesendet: 20:00 - 23.02.2007

Ich denke Sophie war durchaus sehr warmherzig und familiär. Sie tat sicher alles für ihre Familie. Ich finde das man es besonders an ihrer Reaktion ihrer einzigen Tochter Maria Anna sieht, sie hat sich gewehrt, daß diese der Dreieinigkeit zum Opfer fällt und an drei verschiedenen Orten bestattet wird. Die Briefe die sie an ihre Mutter schreibt kurz nach dem Tod der Tochter sind schmerzerfüllt. Sie legte dann ihre Aufmerksamkeit vollends auf ihre Söhne und als Franz Ferdinand abdankte war ihr klar das ihr Gatte das nicht schaffen würde. Sicherlich waren die ein oder anderen Entscheidungen nicht richtig aber man weiß nicht wie es in dem Moment aussah, heute kann man da diskutieren, damals musste vielleicht einfach nur irgendwie gehandelt werden.
Elisabeth und Sophie waren sich vielleicht dahingehend fremd, das Sophie alles für ihre Familie getan hätte und Elisabeth hingegen nicht. Sicherlich litt Elisabeth unter ihr, sie war diese Art von Leben und diese herrische Art nicht gewöhnt. Ludovika war sehr ergeben und hat alles über sich ergehen lassen, sie war keine Kämpferin, Sophie meiner Meinung nach hingegen schon.
Erzsébet
Großherzogin

Beiträge: 223


 

Gesendet: 21:49 - 23.02.2007

Fundstück, in Farbe:
[Link zum eingefügten Bild]
Anonymous


 

Gesendet: 16:20 - 27.02.2007

es hat mich sehr verwundert,dass alle rückmeldungen zu gunsten der erzherzogin ausfielen und niemand sophie die alleinige schuld für alles gab,was ihr verhalten gegenüber elisabeth betraf.

erzherzogin sophie verdient es nicht stets als böse schwiegermutter abgestempelt zu werden,denn bei einem blick hinter die fassade wird man schnell eine einsame frau finden,die ihre gesamte energie in familienangelegenheiten investierte und ihre bedürfnisse in anbetracht dessen in den hintergrund stellte.sophie war ein liebevoller mensch,der nach den grundsätzen seiner erziehung handelte und ein großes herz hatte.die auswirkungen einer erziehung werden in dieser modernen gesellschaft,in der wir leben,größtenteils unterschätzt.sophie richtete sich ihr leben lang nach den vermittelten werten ihrer jugend,was keineswegs ihr entscheidungen ect. entschuldigen soll,jedoch sollte man milde walten lassen und die beweggründe dieser frau nicht verurteilen,weil unser einer nie in einer solchen situation war und die verhältnisse der zeit berücksichtigen-an dieser stelle gehe ich mit maxima konform.allerdings muss ich zugeben,dass ich etwas verwirrt war,als ich den beitrag von maxima las.maxima,du schreibst,dass man verständnis für sophies handlungen haben soll,aber auf der anderen seite birgen deine zeilen einen widerspruch.sophie war intelligent und konnte sicherlich abwägen,was ihre entscheidungen im schlimmsten fall erzielen würden.wie darf ich dies verstehen?
am rande sei erwähnt,dass sophie auch unter den geschehnissen litt und wie sisi ein mensch war,der fähig war gefühle zu empfinden..
anna
Azwang
Herzogin

Beiträge: 117


 

Gesendet: 14:22 - 05.03.2007

Bei Sophie beeindruckt mich am meisten ihre Entscheidung, in ihrer
arrangierten Ehe und in ihrer neuen Heimat Oesterreich auch unter
unguenstigen Bedingungen gluecklich zu werden, also ihre Einstellung
aus der gegebenen Situation immer das Beste herauszuholen. Diese
Bejahung des Lebens unterscheidet sie meiner Meinung nach entscheidend
von Elisabeth, die haeufig ueber widrige Umstaende klagte und sie
quasi als Entschuldigung fuer das eigene Versagen nahm.

(Ein gedankliches Abschweifen: Manchmal erinnere ich mich an den 1. Teil
der Sissi-Trilogie von Marischka:
Die blutjunge Elisabeth strotzt darin von Ideen und Energie,
ist ein klein bisschen aufmuepfig, aber gerade nur soviel, dass
es erfrischend wirkt, dabei ist sie aber seeeeeeehr gut erzogen
und sooooo vernueftig... Einfach herzig dieses Kind!
Mir faellt auf, diese Rolle, die auch noch die Verkoerperung eines
Frauenbilds der 50.Jahre ist, wuerde gut auf die junge Sophie passen.)

Schon Titania schrieb, dass Sophie alles fuer die Familie getan
haette. Dieser Ueberzeugung bin ich auch. Allein ihre zahlreichen
Schwangerschaften, zuerst mehrere Fehlgeburten, der quaellende Gedanke,
dass sie, ein junges, gesundes Vollblutweib ihre eigentliche Aufgabe,
ein Kind zur Welt zu bringen, nicht erfuellen kann, dann endlich die
Mutterschaft, immer mit sehr schwierigen Entbindungen verbunden,
der Tod ihrer kleinen Tochter, die Totgeburt eines Knaben, das alles
muss eine enorme nervliche und koerperliche Belastung bedeutet haben.
Fuer Elisabeth, die offensichtlich sehr leicht schwanger wurde,
waren mit der Geburt Rudolfs ihre ehelichen Pflichten erledigt,
dass zehn Jahre spaeter Marie Valerie kam, war bloss ein Zuckerl fuer
Franz Joseph, der die Wuensche seiner Frau hinsichtlich Ungarn
erfuellte und wie ein braver, folgsamer Hund belohnt werden musste.

Franz Karl gegenueber, den sie mit ihren Geistesgaben, Willensstaerke
und Zielsetzung haushoch ueberragte, blieb Sophie immer loyal, wenn auch
sie ihn im entscheidenden Moment dazubrachte, auf den Thron zu verzichten.
Sie hielt es wichtig fuer den Fortbestand der oesterreichischen Monarchie
unter Habsburg, obwohl es gleichzeitig ihren eigenenen Verzicht
bedeutete, denn sie kam nach Wien schon mit dem Gedanken irgendwannmal
Kaiserin zu werden. Ihrem Sohn, Kaiser Franz Joseph, stellte sie sich
vollkommen zur Verfuegung, sie war seine erste und eifrigste Dienerin,
egal, ob sich ihre Wirkung in den Folgen positiv auesserte oder nicht.

Allerdings bin ich der Meinung, dass Sophie mit der Erziehung, die sie
ihren Kindern eigedeihen liess, genuegend Schaden anrichtete, von den
Fehlern, die auf ihren Konservativismus und betont deutsche Politik
zurueckgingen, ganz zu schweigen. Aber zumindest liebte sie ihre Kinder
und nahm regen und bestimmenden Anteil an ihrer Entwicklung, zeigte ihren,
freilich reichlich uebertriebenen Mutterstolz, der sich auch in ihrer
Muehe um die staendige Repraesentation ihrer engsten Familienzelle und
der Dynastie, in die sie hineinheiratete, manifestierte. Sie verstand
die Imagepflege wirklich einmalig, wenn auch diese am meisten ihr und
ihren Kindern, insbesondere ihrem Aeltesten nutzte.

Schade allerdings, dass Franz Joseph ihre Gewohnheit, verschiedenste,
nicht adelige Persoenlichkeiten wie Kuenstler, Wissenschafter, Unternehmer
zu Tisch zu laden, nicht fortsetzte. Das haette wohl mehr zu seiner
Informiertheit ueber die Stimmungen im Volk, das Alltagsleben,
die Wuensche und Noete seiner Untertanen beigetragen (zugegeben auch
einer Art Elite, denn einen Arbeiter, Bauer oder ein Dienstmaedchen
hatte Erzherzogin Sophie an ihrer Tafel nie) als Hunderte Leute
in kurzen, zeitraubenden und anstrengenden Audienzen zu empfangen,
in denen es allerdings meist nur um eine Danksagung ging.

Dass Sophies "sich ihr leben lang nach den vermittelten werten ihrer
jugend (richtete)" wie Anonymus schreibt, wuerde ich nicht sagen.
Sophie wuchs in einem liberalen Staat, der von einem aufgeklaerten
Koenig regiert wurde, auf. Ihr Vater, Maximilian Joseph I., gewaehrte
Bayern bereits 1808 eine Verfassung, die er sowie alle seine Nachfolger
beeidete und dadurch das Amt des Koenigs zu einer Art Staatsinstitution
machte. Diese Verfassung mit Gleichheitsrechten fuer alle
Bevoelkerungsschichten und einer staendischen Volksvetretung,
die mit der Ueberarbeitung von 1818 bis zum Ende der Monarchie galt,
ging weit ueber das damals uebliche Mass an Reformen und Freiheiten hinaus.
Die Gleichstellung der Katholiken und Protestanten erfolgte schon frueher,
auch die Situation der Juden wurde verbessert, wenn auch sie sich noch
nicht ganz emanzipieren durften. Es wurden die Saekularisation
und Mediatisierung durchgefuehrt. Maximilian Joseph tat das nicht
etwa unter dem Druck von Aussen (von der katastrophalen finanziellen
Lage Bayerns nach den napoleonischen Kriegen einmal abgesehen)
sondern aus Ueberzeugung. Seine bzw. Montgelas' Reformen kopierten
nicht das napoleonische Frankreich, wenn auch sie natuerlich von
franzoesischem Rationalismus und dem Geist der Aufklaerung beeinflusst
waren, in dem Max Joseph erzogen wurde.

Ich weiss nicht, welches Weltbild Sophie ihre Mutter und Erzieher
vermittelten, schliesslich war ihr badischer Grossvater, obwohl
aufgeklaerter, doch ein absolutistischer Herrscher. Moeglicherweise
war ihre Erziehung konservativer angelegt als es der liberalen
Entwicklung der Gesellschaft entsprochen haette. Selbsverstaendlich
war es ein tief religioeses Bild und eine Welt, in der ein Monarch,
und sei er ein konstitutioneller gewesen, immer noch "von Gottes Gnaden"
regierte und die Aristokratie die "natuerliche" Vormachtstellung innehatte.
Trotzdem denke ich, dass Sophies Neoabsolutismus und Ultramontanismus,
also die Prinzipien, denen sie ihr Leben lang treu blieb, nicht die
ihr in ihrer Jugend vermittelten Werte waren. Den entscheidenden Einfluss
auf Sophies politische Anschauungen hatte wohl erst der oesterreichische
Staatskanzler Metternich. Ja, ich glaube, er war ihr politischer Ziehvater
und sie wuchs noch ueber ihn hinaus.

Nach Aussagen ihrer Zeitgenossen konnte Sophie sehr entschieden,
ja hart ihre Meinung vertreten - bei Elisabeth wirkte sich diese
Haerte leider verheerend aus. Wenn sich aber herausstellte,
dass ihre Meinung falsch war, gab Sophie es zu und entschuldigte
sich sogar. Dass Elisabeth einmal so handeln wuerde, ist fuer mich
unvorstellbar, denn sie war in dieser Hinsicht nicht reif genug.

Sophie auf die Rolle der boesen Schwiegermutter zu reduzieren ist, denke ich, genauso verfehlt wie z.B. Elisabeth zur Kultfigur des Nihilismus zu erheben.
anna
Großherzogin

Beiträge: 205


 

Gesendet: 19:58 - 05.03.2007

kurze ergänzung:
ich bin dieser berüchtigte anonymous,der sophies politsiche ambitionen auf ihre erziehung zurück führt,insbesonders auf die vermittelten werte.anhand einiger beispiele möchte ich die gründe,die mich zu dieser annahme zwangen,darlegen.obwohl sophies vater ein liberaler regent war,wurde das mädchen im glauben an das gottes gnadentum erzogen und erhielt keime,die metternich sicherlich förderte und sophie zu der person machten,die sie auf dem schachbrett der geschichte werden sollte und zwar eine starke frau,die alles für den erhalt einer dynastie tun würde.sophies erziehung war überaus konserativ.wenn ich etwas mehr zeit zur verfügung habe,werde ich dies näher erläutern---bis dahin
bye
Azwang
Herzogin

Beiträge: 117


 

Gesendet: 11:04 - 07.03.2007

Hallo, liebe Anna!

Ich meinte ja, dass Sophie in tiefer Religiositaet und im festen
Glauben an die Auserwaehltheit und das Gottesgnadentum der regierenden
Haeuser erzogen wurde, das ging gar nicht anders. Die tiefe Abneigung gegen
alles Liberale und Reformatorische aber, ihr Hass gegen die "illegitimen"
Orleans und das konstitutionelle England z.B., ihr Streben nach Schliessung
des Konkordats, das entwickelte sich, glaube ich, erst in Wien.
Silja
Herzogin

Beiträge: 116


 

Gesendet: 17:41 - 07.03.2007

Zitat. " . . . ihr Hass gegen die "illegitimen"
Orleans"

Sophie verstand sich übrigens auch recht gut mit Marie-Thérèse, der überlebenden Tochter Ludwigs XVI.

Es ist enttäuschend, daß es so gut wie keine Biographie über Sophie gibt. Die einzige, von Holler, war zwar ein Anfang, aber sie konzentriert sich zu sehr auf die politischen Strömungen, geht zu wenig auf Sophie selbst ein und läßt Vieles aus.
Maxima
Herzogin

Beiträge: 170


 

Gesendet: 10:20 - 08.03.2007

Warum Hass auf die illegitimen Orléans? Kann das mal jemand näher erläutern, bitte?

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