Die Quellenlage zu Aglaja Prinzessin Auersperg ist ziemlich dürftig. Aber ich kann Dir wenigstens ein paar genealogische Informationen geben:

Aglaja war die Tochter von Adolf Wilhelm von Auersperg (1821-1885) und seiner zweiten Ehefrau Johanna Gräfin Festetics von Tolna (1830-1884).
Sie wurde am 28. März 1868 in Teplitz geboren und starb am 10. Mai 1919 in Mährisch Kromau. Ihre Geschwister hießen Johanna (1860-1922), Ernestine (1862-1935), Karl (1864-1920) und Franz (1869-1918.).
Aglaja wurde am 14. Juli 1892 in Prag die Ehefrau von Ferdinand Graf Kinsky von Wchinitz u.Tettau (1866-1916).

Aglaja's Kinder:
1) Ulrich (1893-1938.)
2) Ernestine Antonia (1895-1969)
3) Marie Valérie (1896-1963)
4) Rudolf (1898-1965)
5) Maria Johanna (1900-1976)
6) Johanna (1902-1964)
7) Ferdinand (1907-1969)

Marie Redwitz, Hofdame im Dienste der Herzogin Marie José in Bayern, beschrieb Aglaja als überaus hübsch und freundlich. Sie nannte es einen schönen Zug im Charakter der Erzherzogin Marie Valérie, sich ständig mit einem derart wunderschönen Mädchen zu umgeben - vermutlich empfand Redwitz Marie Valérie als unattraktiver als Aglaja.

Marie Valérie selbst nannte Aglaja übrigens Aglaë.

Was ich in Anbetracht der Lebensdaten sehr traurig finde, ist, dass Aglaja im Alter von 17 Jahren ihren Vater verlor und mit dem Tod ihrer Mutter nur ein Jahr später zur Vollwaise wurde.
Als Aglaja 1919 starb, war ihr jüngstes Kind Ferdinand gerade einmal 12 Jahre alt. Aglaja's Ehemann war schon 1916 gestorben.

Gibts Bilder von ihr?

Durchaus, Laura. :)

[Link zum eingefügten Bild]

Ich moechte noch ein paar Informationen aus Aglajas Umfeld hinzufuegen: Der Familientradition nach stammten die Auersperg aus Schwaben, wo im 11. Jhd. ein Urahne Namens Ursperg gelebt haben soll, urkundlich gesichert laesst sich das Geschlecht allerdings erst im 13. Jhd. in Krain nachweisen. Einen maessigen Aufstieg erlebte die Familie waehrend der Tuerkenkriege im 16. Jhd. Die naechsten 150 Jahre brachten einen schnellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufschwung. Die Auersperg kauften, erheirateten oder bekamen zu Lehen Gueter in Instrien, Krain, Nieder- und Oberoesterreich, Boehmen und Schlesien. Sie teilten sich in einen graeflichen und einen fuerstlichen Zweig, aus denen wiederum zahlreiche weitere Linien und Sublinien entstanden.

Aglajas Vater Adolf (1821-1885) war der juengste Sohn des Fuersten Wilhelm (1782-1827), Majoratsherr auf Wlaschim und Goldegg aus der aelteren fuerstlichen Linie. Er studierte Jus ohne Abschluss, versuchte eine militaerische Karriere zu starten, wechselte aber in die Politik, zuerst fuer die deutschen Grossgrundbesitzer in den boehmischen Landtag, spaeter in den Reichsrat. 1871-1879 wurde er in Cisleithanien - wegen seiner grossdeutschen Politik und auch persoenlicher Unbeliebtheit- sehr unpopulaerer Ministerpraesident. Immerhin fuehrte er eine Wahlreform durch, die eine direkte Wahl des Reichsrats vorsah. 1879-1885 war er Praesident des Obersten Rechnungshofs.
Adolfs aelterer Bruder, Fuerst Karl (1814-1890), starb kinderlos. Die Fuerstenwuerde ging daher an Adolfs Sohn Karl (1859-1927) ueber.

Aglaja heiratete in ein altes boehmisches Hochadelsgeschlecht der Kinsky (urspruenglich Wchinsky) ein.
Aehnlich wie die Auersperg teilte sich die Familie in eine aeltere - graefliche - und eine juengere - fuerstliche - Linie. Ihr Ehemann,
Graf Ferdinand Kinsky, war der juengste Sohn des Fuersten Ferdinand Bonaventura (1834-1904) und Marie Prinzessin von und zu Liechtenstein (1835-1905). Ein Bruder der Mutter, Fuerst Rudolf Liechtenstein (1838-1908) vermachte Ferdinand Maehrisch Kromau, das an seinen und Aglajas zweitaeltesten Sohn Rudolf (1898-1965) ueberging.

Da Ferdinands aelterer Bruder Rudolf (1859-1930) aus der Ehe mit Marie Gabriele Graefin Wilczek (1858-1938) nur weibliche Nachkommen hinterliess, wurde der aelteste Sohn von Ferdinand und Aglaja, Ulrich (1893-1938) 10. Fuerst Kinsky. In seinem Besitz war Chotzen, Hermanmestz und Boehmisch Kamnitz. Er war ein bekannter sportsman, einer der besten tschechoslowakischen Schuetzen, Polospieler und Versuchspilot. Seine Nachkommen leben in Argentinien.

Der juengste Sohn Ferdinand (1907-1969) erbte Horaschdowitz. Seine Tochter Marie (*1940) ist Gattin von Johannes Adam II. Fuerst von und zu Liechtenstein (*1945).

Danke für diese interessanten Informationen, Azwang.
Überhaupt bin ich ganz begeistert, dass Du uns durch Deine aktive Beteiligung an Deinem großen Wissen teilhaben lässt.

Sophie

Oh, danke schoen! Fuehle mich ganz geschmeichelt. Allerdings ist es so, dass ich um eine Generation aelter bin, als die meisten Forumsmitglieder und im Lauf der Jahre haeuft sich eben einiges Wissen, bzw. eine groessere Bibliothek als Gedaechtnisstuetze an.

Uebrigens, Sophie, wie zauberst Du die diakritischen Zeichen in Deine Beitraege? Ich verwende eine amerikanische Tastatur ohne Umlaute, Akzente usw.. Die, sowie andere Sonderzeichen kann ich lediglich bei der Textverarbeitung herrstellen und muesste quasi immer eine post script Datei ins Internet hineinkopieren... Falls eine andere Moeglichkeit besteht, waere ich fuer eine idiotensichere Anleitung sehr dankbar.

Liebe Azwang,

vermutlich lassen sich diaktritische Zeichen mit Deiner amerikanischen Tastatur wirklich nicht eingeben. Ich habe eine ganz stinknormale deutsche Tastatur, auf der ü, ö und ä zu finden sind.

Das einzige Zeichen, das ich ausserdem noch benutze ist é (Valérie), das entsteht, wenn ich erst auf die Taste oben rechts neben den Zahlen drücke und dann auf e. Aber vermutlich verhält sich dies bei Deiner Tastatur auch anders.

Ich bin leider auch kein großer Profi am PC ... deswegen tut es mir Leid, dass ich Dir nicht wirklich weiterhelfen kann.

Vielen Dank, liebe Sophie! Mein Selbstbewusstsein ist enorm gestiegen
- offensichtlich ist es bloss ein mechanisches Problem und nicht mein Unvermoegen.

Uebrigens, was ist Dir ueber Paula von Branca bzw. ihre Herkunft bekannt? Welche Beziehungen hatte Elisabeth zu ihrer Familie, denn offensichtlich hat sie ihre Anstellung als Hofdame bei Amelie protegiert (siehe Danksagungs-Wallfahrt nach Besnyoe, Valerie Tagebuch 22.9. und 3.10.1884).

Informationen über Hofdamen im herzoglichen Hause zusammenzustellen, ist eine höchst schwierige Aufgabe.

Was ich über Paula von Branca weiss, steht in der Hofchronik und im Tagebuch der Erzherzogin Maria Valérie.
Redwitz, die 1888 die Stelle der Paula von Branca einnahm, weist ihr den Rang einer Baronin zu. Sie war die zweite Dame aus diesem Haus, die als Hofdame bei Amélie tätig war. Sie wurde depressiv und musste in eine Heilanstalt eingeliefert werden, wo sie am 05. Februar 1889 starb. Amélie war untröstlich, da sie sehr an Paula von Branca gehangen war.

Leider bin ich noch nie über eine Genealogie der Barone von Branca gestolpert, wenngleich sie in engerer Verbindung mit dem herzoglichen Haus gestanden sein mussten. Inwiefern Elisabeth bei Paula's Einstellung interveniert hat, kann ich Dir leider auch nicht sagen. Dazu mangelt es mir an Quellenmaterial.