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Autor Mitteilung
Admin
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Beiträge: 409


Gesendet: 21:29 - 08.02.2005

Heute habe ich ein langes Schreiben über den Nationalismus für euch. Ich kann die Veröffentlichung in diesem Forum eigentlich nur dadurch rechtfertigen, dass ein Gedanke Elisabeths darin vorkommt. Ein Gedanke mag nicht viel sein, aber es zeigt uns, wie zeitlos Elisabeths literarischer Nachlaß eigentlich ist.

Keine Sorge, mein Schreiben handelt nicht von den Auswirlungen des Nationalismus und ist auch keine weitere Abhandlng über Ursache und Wirkung des Nazi-Regimes, denn dieses Thema beinhaltet ohnehin fast jedes Werk zeitgenössischer Literatur. Ich schreibe nur über die mögliche Herkunft und Entwicklung von Patriotismus/Nationalismus.
Vielleicht gibt es ja jemanden hier, der darüber besser zu berichten weiß und mich auf Denkfehler hinweisen kann:

--

Nationalismus und Patriotismus sind Begriffe, die ich gerne als einen ansehen möchte, wobei letzterer Begriff nur eine abgeschwächte Form des Ersteren ist. Sollte jemand eine besser Erklärung haben, kann er man mir das gerne mitteilen.

Die Frage, was Patriotismus eigentlich genau ist, viel mir sehr schwer zu beantworten und kostet mich einige Überlegungen, was ich erst gar nicht für möglich hielt, da es ja ein so selbstverständlicher Begriff ist.
Bei dem Thema Patriotismus denke ich immer an eine Menge von U.S. Amerikanern, die stolz ihr Fähnlein schwingen und „USA“ brüllen. Dieses Bild hat eigentlich etwas kindisches und man möchte meinen, dass es nichts kindischeres als Patriotismus gibt. Ähnlich einen amerikanischen Obdachlosen, der am Straßenrand bettelt und neben ein kleinen US Fähnchen zu schau stellt. Hier muss man sagen, dass zunächst mal die zu Schau Stellung des Patriotismus eine kindische ist, dies sagt aber nicht direkt etwas aus, über die innere Einstellung eines Bürgers zu seinem Land und wenn etwas kindisch erscheit, dann sollte man auch in der Lage sein, das zu begründen.

Die Frage ist also, warum ein Individuum sein Land liebt, was er daran liebt und ob es überhaupt sein Land ist.

Warum sollte ein z.B. Obdachloser US Bürger sein Land lieben, das ihn doch immerhin menschenunwürdig an einer Straßenecke vegetieren lässt und das, obwohl er in jüngeren Jahren vielleicht sogar mal für sein Land gekämpft und sein Leben aufs Spiel gesetzt hat? Ein anders Land, beispielsweise ein skandinavisches, hat ein wesentlich besseres soziales Netz und er würde nicht so schnell auf der Straße sitzen, wie in den USA. Warum schwingt der Sandler also nicht die norwegische Flagge?

Was liebt der Österreicher an seinem Land? Die schöne Landschaft wird es wohl sein, aber warum möchte er dann unbedingt Österreicher sein und nicht Italiener, Deutscher, Schweizer, oder Russe? Der Österreicher will also sein eigenes Land haben und nicht Teil eines anderen sein. Der Österreicher will auch nur von Österreichern regiert werden, eine türkische Partei im Nationalrat, oder ein türkischer Präsident wäre selbst den größten Duldern dieses Landes zuviel der Multikulti-Gesellschaft.

Wie genau soll man den Begriff „mein Land“ definieren? Ist es mein Land, weil ich ein Stückchen Grund innerhalb der 83000 km², die man Österreich nennt besitze? Was, wenn es mir get wie den Obdachlosen US Bürger auf der Straße und mir in Österreich nichts gehört, außer einer halben Flasche Wein und einer Zeitung als Unterlage? Ist es „sein Land“ weil die Regierung dieses Landes von Menschen geführt wird, die ebenfalls innerhalb der österreichischen Landesgrenzen geboren und aufgewachsen sind, also Österreicher sind?
Wäre ein Ausländer auch ein Österreicher, wenn er die Staatsbürgerschaft erhält, oder muss man dafür Vorfahren über mehrere Generationen in diesem Land haben?



Nun wollen wir versuchen, diese drei Fragen zu beantworten versuchen.

Die Idee des Nationalismus oder Patriotismus wird gerne als Erfindung des menschlichen Geistes empfunden, man sollte besser sagen, von der menschlichen Vernunft. So sehr ich Respekt vor den Leistungen des Menschengeschlechts habe, so hat es doch gar nichts selbst erfunden. Denn selbst im Tierreich gibt es Reviere, um die gekämpft wird und die verteidigt oder verloren werden. Das Revier einer Katze ist wirklich ihr Land, eine andere Katze kann darin nicht geduldet werden. Wobei die Revieraufteilungen bei Katzen um einiges komplizierter und flexibler sind, als die Landesgrenzen bei Menschen. Wir müssen uns also einer Tiergattung zuwenden, die ähnlich simple Vorstellungen von Landesgrenzen hat, wie der Mensch und das ist der Affe.
Da Revier gehört nicht einem einzigen Affen, sonder einem Rudel. Dass dieses Rudel ein Stück Land besetzt hält ist eine Notwendigkeit, da es die Bodenschätze (für Affen also Nahrungsquellen) benötigt und sich innerhalb dieses Landes leicht zurechtfindet und damit leichter zu Nahrung kommt und sich vor Feinden verstecken kann. So ein Rudel könnte man auch als Familie bezeichnen, dringt nun eine fremde Familie in dieses Rudel ein, müssen die Affen darum kämpfen, da sie ansonsten aus ihrem „Land“ vertrieben werden.

Das ist es also, was die menschliche Vernunft abstrakt als Patriotismus bezeichnen mag. Das Volk stellt eine Art Großfamilie dar, mit der man zusammen in einem Revier lebt. Die Liebe zum Land dürfte also das abstrakte Resultat aus dem befriedigten Bedürfnis nach Sicherheit (in dem Land kenne ich mich aus, kann mich mit jedem verständigen usw.) und Nahrung (in diesem Land verdiene ich mein Geld, es gibt genügend Wasser usw.) sein. Wie der Affe, so der Mensch, gibt es überall einen Rudelhäuptling, dessen Entscheidungen das gesammte Rudel und damit auch das einzelne Individuum betreffen. Viel wohliger ist der Gedanke wohl, wenn man weiß, dass solche Entscheidungen vom Oberhaupt der eigenen Familie getroffen werden.
Einer der wichtigsten Aspekte also, was ein Land wohl zu „seinem Land“ macht ist die Regierung (der Alpha-Affe in der Tierwelt). Diese Regierung muss ebenfalls aus seinem Land stammen, damit er sie als „Familienmitglied“ anerkennen und als die Regierung seines Landes bezeichnen kann.
Würden uns die Türken regieren, würden wir das als Fremdherrschaft empfinden. Kaiserin Elisabeth meinte, dass die Politik nicht agiert, sondern nur auf Gesellschaftliche Ereignisse reagiert. Ein interessanter Gedanke, weil viele dazu neigen, zu glauben, dass das Geschick eines Landes und das damit verbundene persönliche Geschick von den Taten deren Regierung abhängt. Anders ausgedrückt, wir müssen uns von dem Gedanken, dass unser Alpha-Affe (=Regierung) unser Geschick leitet verabschieden und damit bleibt die Regierung nicht in der „Familie“ Was ist nun die Gesellschaft? Die Gesellschaft welche auf die Regierung wirkt ist einerseits das eigene Volk, aber auch die Völker aus dem Ausland in Form von internationalen Firmen, internationaler Politik, Organisationen, aber auch den Wirkungen historischer Ereignisse ist unser Alpha-Affe mehr oder weniger hilflos ausgeliefert.
Kurzum, die Regierung des österreichischen Volkes übernimmt nur zu einem kleinen Teil auch tatsächlich eine Regierung und je schwächer der Charakter, und die soziale Intelligenz des Alpha-Affen, desto weniger Einfluss und Nutzen hat er für das Geschick seines Rudels.

So gesehen, ist das Land der Deutschen also nicht allein fest in deutscher Hand, sondern auch in internationalen Händen. Das Abnehmen der sozialen Intelligenz der Menschheit führt dazu, dass immer mehr Menschen aus dem Rudel ausgestoßen werden und die Früchte des Landes nur noch den Stärksten (Reichsten) zugänglich sein werden. Sozial sein im Reich der Affen heißt: Ich lause dich, du laust mich.
Bei den Menschen gibt es Exemplare, die zwar niemanden lausen, aber sich von Millionen anderer Menschen lausen lassen. Den Menschen, denen es an Verstand fehlt das zu erkennen, werden mit einem völlig verlaustem Fell und dem Fähnchen ihres Landes das glänzende und saubere Fell ihres Häuptlings weiterlausen und froh sein, in einem so schönen Land leben zu dürfen, während sie die Bananenschalen fressen, die ihr überfette Häuptling weggeworfen hat, weil er sie nicht mag.

Wer also von seinen Mitmenschen und aus seinem Land Nutzen ziehen kann, wird sein Land lieben und daraus wird der Patriotismus resultieren.

Da aber auch bei den ärmsten Bürgern einer Gesellschaft, die wenig bis keinen Nutzen, stattdessen nur geben müssen, ebenfalls Patriotismus vorhanden sein kann, muss Patriotismus mehr sein, als vorher genannter Grund. Einer der weiteren Gründe wäre schlicht und einfach Blödheit, denn warum sollte ich ein Rudel und ein Land hochleben lassen, dass als Fußabtreter benutzt und von dem ich günstigstenfalls etwas Brot und Spiele erwarten kann, um mich bei Laune zu halten? So kann ich dann meine patriotischen Gefühle ausleben, wenn z.B. die Nationalmannschaft meines Heimatlandes im Fußball gewinnt und ich stolz sagen darf: „Wir haben gewonnen!“
Es gibt aber noch andere Gründe, viele Leute haben ganz einfach eine besondere Beziehung zu ihrer Heimat. Nicht zu dem gesamten Land, aber zumindest zu ihrer näheren Umgebung. Was für andere nur ein Haus, eine Kirche und ein paar Bäume sind, mögen für den dort beheimateten die Häuser sein, wo seine Freunde wohnen, die Bäume sind jene Bäume, wo er seine erste Liebe traf und die Kirche jene Kirche, wo sein Kind getauft wurde. All diese tief im Bewusstsein verwurzelten Beziehungen zu seiner Heimat sind der abstrakten Vorstellung als Teil seines Landes und Volkes verankert. So mag er zudem eine besondere Beziehung haben, das seiner direkten Heimat am ähnlichsten ist, beispielsweise die Mentalität und Sprache der Menschen innerhalb des Landes Österreich. Andere Länder haben dagegen oft einige Sitten und sprachen, die im Vergleich zum Heimatort fremd wirken und daher nicht ganz in die „Familie“ passen.
Was ein Mensch, z.B. ein Österreicher dann nun tatsächlich als sein Land ansieht, indem seine Heimat ist, ist aber verschieden. Während der eine vielleicht nur die Stadt Wien als sein Land ansieht, mag der andere die gesamte EU oder überhaupt den ganzen Globus als sein Land ansehen. Was er als sein Volk ansieht beläuft sich nach ähnlichen Kriterien. Der eine Akzeptiert einen Österreicher als solches nur dann, wenn er einen mehrere Generationen von Österreichern vorzeigen kann, der andere nennt einen Langzeitgastarbeiter schon Österreicher, andere wiederum sehen gar kein Volk der Österreicher, sondern nur ein Volk von EU-Bürgern und im weitesten Sinn ein Volk von Menschen. Ich habe auch schon von Österreichern gehört, die das Ausland mehr lieben als ihr eigenes Land und Teil dessen werden wollen, einfach aus dem Grund, weil das Ausland seiner Vorstellung von einer „zu mir passenden“ Gesellschaft mehr entspricht, als sein ursprüngliches Herkunftsland. Als Beispiel nenne ich hier den (gescheiterten) Versuch Vorarlbergs sich an die Schweiz anzuschließen oder den (gelungenen) Versuch Westungarns (Burgenland) sich an Österreich anzuschließen.

Abschließend bleibt zu sagen, die Erfindung des Nationalismus (Patriotismus) ist nicht des Menschen Werk, sondern die abstrakte Weiterentwicklung des menschlichen Geistes aus einer Notwendigkeit der Natur und ist vom Individuum zusammen mit seiner abstrakten Umwelt abhängig.
Die Entstehung des Nationalismus kann also nicht klar festgelegt werden, da er uns in seiner Urform von der Natur mitgegeben wurde. Erste Hinweise über den abstrakten Begriff „Nation“, lassen sich zumindest in die Zeit der Römer und Griechen (Barbaren = Leute die nicht griechisch Sprechen) zurückverfolgen. Wahrscheinlich auch noch weiter.
Über die Auswirkung von Nationalismus soll hier allerdings nicht mehr gesprochen werden.
Ralf
registriert

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Gesendet: 22:57 - 12.02.2005

Ich glaube, dass der Begriff Patriotismus weiter gefasst werden muss als Du es in der engen Form Nationalismus/Patriotismus tust. Gerade in der Zeit Franz-Josefs standen sich Patriotismus und Nationalismus geradezu diametral gegenüber. Auf der einen Seite die Kaisertreuen (Schwarzgelben), Anhänger der staatstragenden idee des Vielvölkerstaates, auf der anderen Seite Nationalisten wie Schönerer oder Kossuth, die mit Teilen des Vielvölkerstaates aus jenem ausscheren wollten, natürlich auch in der Hoffnung, um bei Deinem Bild zu bleiben, dass die Bananen anders verteilt werden.
Admin
Moderator

Beiträge: 409


 

Gesendet: 13:34 - 03.03.2005

Sicher hat auch Kossuth von sich behauptet ein Patriot zu sein, der sein Land vor den bösen Habsburgern verteidigen will. Die Ungarn hatten ja auch mehrere Völker in ihrem Land, die man nicht gleich "umgesiedelt" hätte, wären sie ein eigenständiger Staat geworden. (Das soll aber nicht heißen, dass ich Kossuths Treiben befürworte)

Im letzten Beitrag schrieb ich über die Nationen, doch wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich vergaß, den Unterschied zwischen Rassen zu brücksichtigen. Ich glaube, das zu erörtern wäre Zeitverschwendung, dennoch lässt es sich nicht leugnen, dass der Unterschied zwischen verschiedenen "Menschenrassen" in unserer Geschichte und Gegenwart ein Problem war und ist.Ich erlaube mir daher wieder auf die Krönung der Schöpfung, die Katze, zu verweisen; denn nie habe ich etwas davon gehört, dass eine Horde weißer Hauskatzen eine Horde schwarzer Angorakatzen aufgrund ihre fremden Rasse verprügeln wollte.

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