www.kaiserinelisabeth.co.cc

    

 · Home · Impressum & Datenschutz · Suche

Seiten mit Postings: 1

zum Seitenende

 Forum Index —› Kaiserin Elisabeth Forum —› Die Gier nach Entmythisierung
 


Autor Mitteilung
Admin
Moderator

Beiträge: 409


Gesendet: 21:07 - 19.01.2005

In der letzten Zeit, habe ich mehrere Biographien gelesen, über verschiedene Personen. Das war für mich auch deshalb interessant, als ich daduch Vergleiche mit den Werken verschiedener Autoren und den Sisi-Biographen anstellen konnte.
Die Tatsache, dass bei Büchern, Veranstaltungen etc. über Elisabeth immer weniger "romantischer Kitsch" vorkommt und man sich auf "beinharte" Fakten beschränkt ist keinesfalls ein Einzelfall, es enspricht vielmehr den Zeitgeist, wie man heute an historische Persönlichkeiten und Mythen herangeht. Kurz, statt Kitsch sind heute unterhaltsam aufbereitete Fakten "in".
Dass dies nicht zwingend der Weg zur tatsächlichen historischen Persönlichkeit sein muss, wurde mir beim Besuch des teuer inszenierten "Mythos&Wahrheit" Sisi-Museum in Wien wieder klar.

Wer will, kann sich folgenden Bericht über Biographien im Allgemeinen zu Gemüte führen:





Die Gier nach Entmythisierung

In der Technik gibt es den Begriff von so genannten „logischen Gattern“ worauf jeder PC aufgebaut ist. Ein &-Gatter zum Beispiel bedeutet, dass Eingang 1 und Eingang 2 mit Spannung versorgt sein müssen, damit am Ausgang 1 auch Spannung rauskommt. Beim oder-Gatter muss Eingang 1 oder 2 oder beide mit Spannung versorgt sein, damit am Ausgang 1 auch Spannung anliegt.

Mit solchen einfachen logischen Methoden möchte der moderne Mensch Europas auch die Welt erklärt haben und selten wagt es jemand zu sagen, dass dies nicht möglich ist. Bei Biographien ist es in unserer Zeit ebenfalls „in“, diese so zu formulieren, dass der Leser das Gefühl hat, jede Tat oder Gefühlsregung der Personen in Biographien nachvollziehen und verstehen zu können. Am Ende der Lektüre glaubt man stets ein entschlüsseltes rationales und leicht verständliches Menschlein kennen gelernt zu haben. Also ein Menschlein, wie man selber eines ist.

Die moderne Biographie sollte Idealerweise nichts Unerklärbares beinhalten und sollte eine Aneinanderreihung solcher logischen Gatter sein, ohne emotionelle oder mythische Überlegungen auskommen. Emotionelles wird auf das aus der Psychologie bekannte Aktion->Reaktion Prinzip reduziert, wobei bei einer Persönlichkeit, die ohnehin schon im Nebel von Mythen und Legenden verschwunden ist, oftmals grobe „Fehldiagnosen“ geführt werden können. Ganz zu schweigen davon, dass gerade bei Biographien über Menschen mit einer ausgeprägten, individuellen Persönlichkeit, Normierungen meiner Meinung nach kein Schlüssel zur „wahren“ Persönlichkeit sind.
Dies beinhalten nämlich hauptsächlich Biographien, die für eine breitere Leserschaft verlegt werden und kommerzielle Erfolge sein sollen. Also eine Leserschaft, die unglückliche Kommentare des Autoren wenig stören, oder erst gar nicht bemerken; sich dagegen lieber einen ganzen Tag darüber aufregen wollen, wenn mal eine Jahreszahl nicht korrekt wiedergegeben wurde.
Eine wirklich „trockene“ Faktenbiographie kann vom Autor oft nur im Eigenverlag für Fachkreise verlegt werden. Da sowohl Verlag (als auch Autor) der Ansicht sind, dass die gemeine Leserschaft, trocken gesagt, zu blöd für die Lektüre eines so umfangreichen, komplexen Werkes ist. Der Autor dieser Zeilen bezweifelt die Richtigkeit dieser Behauptung allerdings, alleine aus dem Grund, da sowohl der gebildetste Historiker, als auch der belesenste Verleger geistig „leer“ geboren wurde.

In Wahrheit ist es gar nicht so leicht, reine Fakten zu liefern, so wie man es dem Leser gerne weismachen will, denn selbst Fakten können Mythen sein, die eben als Fakt angenommen werden. Zu den Fakten gehören auch Bild-Ton und Schriftdokumente aus der Feder jener Person, über die man eben schreibt. Wie der Leser diese Dokumente für sich interpretiert, sollte dabei seine Sache sein, ein guter Historiker wird vielleicht Denkansätze liefern, aber nie eine Psychoanalyse, eine Literaturkritik oder eine „richtiges/falsches Verhalten“ Belehrung abgeben.

Abgesehen von den wissenschaftlichen Biographien und wissenschaftlich-light Biographien, gibt es dann noch die historischen Romane. Der Anspruch dieser Werke ist verschieden, da gibt es die unterhaltenden Romane weniger talentierter Autoren, die dem Leser einfach nur einen amüsanten Nachmittag vermitteln wollen und es gibt wahrhaft geniale Literatur darunter!
Es werden mir viele widersprechen, die wissenschaftliche (bzw. wissenschaftlich-light) Biographien lieben, aber ein talentierter Dichter kann mit einem historischen Roman der Persönlichkeit, dem „wahren ich“ einer historischen Person viel näher kommen, als es jeder Historiker mit seinen Werken vermag.
Moonlight
Erzherzogin

Beiträge: 396


 

Gesendet: 14:02 - 20.01.2005

[img]Dass dies nicht zwingend der Weg zur tatsächlichen historischen Persönlichkeit sein muss, wurde mir beim Besuch des teuer inszenierten "Mythos&Wahrheit" Sisi-Museum in Wien wieder klar[/img]

Was genau hat dir nicht gepasst?
Anonymous


 

Gesendet: 20:58 - 20.01.2005

Es wurde weder ein Mythos noch die Wahrheit mit dieser Ausstellung gezeigt.
Moonlight
Erzherzogin

Beiträge: 396


 

Gesendet: 15:09 - 21.01.2005

Nein?Was dann?
Silja
Herzogin

Beiträge: 116


 

Gesendet: 23:15 - 21.01.2005

Ich habe von der Ausstellung nur kurze Filmberichte im TV gesehen. Aber das sah echt nicht so beindruckend aus
Sonja
Herzogin

Beiträge: 181


 

Gesendet: 13:36 - 22.01.2005

Es ist doch eh jedesmal das Gleiche. Es wird ein Museum errichtet, das angeblich versucht die Wahrheit oder einen Mythos zu zeigen. Aber was man wirklich sieht, sind nur Altkleider und Gegenstände, einer Person, die sich im Jenseits bestimmt einen Dreck darum kümmert und doch meinen eingige Sammler und "Fans", daran ausmachen zu können, wer Elisabeth war. Für mich ist das alles nur Wichtigtuerrei, von sogenannten Experten, die meinen die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.
Der einzig nenneswerte Gegenstand war das Tagebuch von Elisabeth und selbst das bringt die Leute nicht weiter, weil sie es nur hinter einer Glasscheibe betrachten und nicht lesen!
Moonlight
Erzherzogin

Beiträge: 396


 

Gesendet: 14:00 - 22.01.2005

Die Ausstellung ist gut gemacht,dass sie vor allem auf die Touristen ziehlt,ist klar,was jedoch nicht unbedingt ihren "Wert"schmälert.

Aber gut,dass Elisabeth hier in diesem Forum Menschen hat,die sie verstehen und wissen wer sie wirklich war.
Anonymous


 

Gesendet: 18:44 - 23.01.2005

Was ist Mythos, was ist Wahrheit?
Niemand kann das genau sagen.Es ist einfach so, dass wir uns auch auf die Biographien verlassen und instinktiv denken, das ist plausibel und das glaube ich nicht.
Elisabeth ist wird ein Mythos sein, man kann nur erahnen, wie sie dachte, welch Mensch sie wirklich war.
Natürlich, jeder von uns hat seine Vorstellung, die einige andere für absurd oder suspekt finden, aber wir können es eben nicht genau wissen.
Es sei denn es sollte mal eine Zeitmaschine erfunden werden...
Nun denn, wollte mich dazu auch äußern.

Liebe Grüße, Karina
Admin
Moderator

Beiträge: 409


 

Gesendet: 03:56 - 24.01.2005

@all: Bin überrascht, sehr gute Beiträge zum Thema "Mythos&Wahrheit" hier gelesen zu haben.

Ich will jetzt keinen Beweis antreten, dass die Elisabeth-Biographen und Museen diesen Begriffen nicht entsprechen können, das wäre lächerlich, denn "Mythos&Wahrheit" gilt hier mehr als Werbeslogan, für ein touristisches Showereignis, wie Moonlight und andere Leser richtig erkannt haben. Stattdessen würde ich gerne Karinas Beitrag aufgreifen und bezüglich der Idee mit der Zeitmaschine die Behauptung aufstellen, dass es nicht mal dann möglich wäre zu sagen, wie Elisabeth wirklich war. Aus folgendem, rein logisch überlegten Grund:

Wahrheit ist der subjektive Eindruck des Sisi-Experten etwas zu Wissen, das objektiv gesehen richtig ist.
Mythos ist der subjektive Eindruck des Sisi-Experten etwas zu Wissen, das objektiv gesehen falsch ist.

Ergänzend möchte ich hinzufügen, dass ein Mensch nicht objekiv sein kann und zum Thema Wissen, gibt es ein ganz wunderbares Zitat von einem Bürger meines Lieblingsvolkes, den Franzosen:
"La peste de l'homme c'est l'opinion de savoir." (Michel de Montaigne)

Seiten mit Postings: 1

- Die Gier nach Entmythisierung -

zum Seitenanfang



 Forum Index —› Kaiserin Elisabeth Forum —› Die Gier nach Entmythisierung
 



Version 3.1 | Load: 0.003674 | S: 1_4