Für Interessenten hier ein Artikel über das Sisi-Museum in Wien.
(Quelle: Salzburger Nachrichten)

Mythos im kritischen Blick

Seit Freitag hat Wien eine neue Attraktion: In den Kaiserappartements der Hofburg wurde ein Sisi-Museum eingerichtet. Es ist ein Schauerlebnis.

GÜNTHER FROHMANNwien (SN). Das neue Sisi-Museum in den Kaiserappartements der Wiener Hofburg, das am Freitag eröffnet wurde, ist darum bemüht, ein neues Bild der Kaiserin und Königin von Ungarn zu zeichnen. Vor allem der zur Etikette erstarrte Mythos soll aufgebrochen werden.

Nach fünfjähriger Planungsarbeit und mit einem Kostenaufwand von rund 800.000 Euro errichtet, ist Wiens neueste Publikumsattraktion als eine einzige Inszenierung angelegt. Rolf Langenfass, dem Raumgestalter, ist Geschmack, ein Gefühl für Formen, Farben und Licht zu attestieren. Das Sisi-Museum wird zum Schauerlebnis. Die erforderlichen Informationen liefert ein Audio Guide. Ein Schattenriss Elisabeths ist als Logo in allen sechs Räumen präsent, Gedichte von Sisi bilden eine thematische Klammer.

Mit dem Tod der Kaiserin, symbolisiert durch die Totenmaske und Fotos von den Begräbnisfeierlichkeiten, beginnt der Rundgang durch das Museum, mit der Erinnerung an das Genfer Attentat schließt sich der Kreis. An Hand von historischen Zeitungsausschnitten, Büsten oder Modellen von Denkmälern wird die Entstehung des Sisi-Mythos kritisch beleuchtet. Aus der Sicht ihrer Zeitgenossen war Elisabeth keineswegs die beliebte Kaiserin, als welche sie später gesehen wurde. Das Bild der Kaiserin änderte sich schlagartig erst mit ihrem tragischen Tod. Prachtstück des der legendären Hochzeit vor 150 Jahren gewidmeten Raumes ist das rekonstruierte, mit arabischen Verzierungen geschmückte Polterabendkleid der jugendlichen Braut, getragen bei einem Abschiedsball in München. Das Original befindet sich im Kunsthistorischen Museum, es kann aus konservatorischen Gründen nicht gezeigt werden.

Die Hochzeit sollte für Sisi jedoch keineswegs zum Traum werden, sie fühlte ihre neue Rolle als Last. Dies dokumentiert anschaulich der Raum "Am Hof", der von erstarrt wirkenden skulpturalen Darstellungen der Kaiserin unter dem Motto "Im Geschirr" beherrscht wird. Hier finden sich auch die drei bekanntesten Großporträts vereint, gemalt von Georg Raab und Franz Xaver Winterhalter.

Der Raum "Flucht" veranschaulicht den Rückzug Sisis in den privaten Bereich, in einen Gesundheits- und Schlankheitswahn, in extreme sportliche Betätigung, Elisabeth war vor allem als Reiterin eine Hochleistungssportlerin. Die Rastlosigkeit der Kaiserin dokumentiert eine Karte Europas mit Reisezielen vom irischen Summerhill bis Madeira ebenso wie eine symbolhafte, etwas überinszenierte Installation mit der Kaiserin in einem Glassturz, gebrochenen Spiegeln sowie Licht- und Klangwirkungen.

Die Attentatsfeile ist erstmals zu sehen Mit dem Attentat vom 10. September 1898 findet der Rundgang seinen Abschluss. In der Mitte des schwarz ausgekleideten Raumes - die Kaiserin selbst trug nach dem Selbstmord ihres Sohnes, des Kronprinzen Rudolf, nur mehr Schwarz - findet sich die originale, sonst nie ausgestellte Attentatsfeile aus dem Wiener Gerichtsmedizinischen Institut. Luigi Luccheni wollte in Genf damit eigentlich den französischen Kronprätendenten Henri von Orleans treffen.

Zahlreiche Erinnerungsstücke werden gezeigt: Rekonstruierter Schmuck wie die berühmten 27 Diamantsterne oder der ungarische Krönungsschmuck, riesige Fächer, hinter welchen sich Sisi verstecken konnte, die originale Waage, das "Poetische Tagebuch" der Kaiserin. Ein Prunkstück ist schließlich der rekonstruierte Salonwagen der Kaiserin mit eingebauter Heizung und Toilette, damals eine Sensation.

Das neue Sisi-Museum versucht zweifellos, auch einen kritischen Blick auf die Kaiserin zu werfen, wird aber auf Grund seiner voraussehbaren Zugkraft den Mythos Sisi wohl erst recht vermehren.