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 Forum Index —› Von Pferdefreund zu Pferdefreund —› Der Herr der Pferde
 


Autor Mitteilung
Anonymous


Gesendet: 23:35 - 24.02.2004

Der Herr der Pferde


Für jedes Pferd steht im Paradies ein große Truhe mit tausend goldenen Perlen. Behandeln die Menschen das Pferd auf der Erde gut, wird bei jeder Wohltat eine Perle herausgenommen. Wenn das Pferd gestorben ist und auf die ewige Weide kommt, zählt der Herr der Pferde die übriggebliebenen Perlen. Wer bei den Menschen Schlimmes erlebt hat, wird dann für die schlechte Erdenzeit entschädigt.

Eine schöne Holsteiner Schimmelstute kam eines Nachmittags am Gatter des Paradieses an. ;Deine Truhe ist fast leer;, sagte der Herr der Pferde, ;du mußt ein gutes Leben gehabt haben.; Die Stute nickte bedächtig. ;Meine Besitzer haben alles für mich getan. Als ich Probleme mit den Hufen bekam, haben sie mich auf die Weide gestellt, damit meine Beine geschont wurden. Sie haben dafür gesorgt, daß ich jeden Tag laufen und toben konnte, und so wurde ich mit ihnen zusammen sehr alt. Und als die Stunde des Abschieds gekommen war, sind sie bis zur letzten Minute an meiner Seite geblieben.; Die Stute schwieg einen Moment. ;Ja, ich habe es sehr gut gehabt da unten.;

;Such dir eine Weide aus;, schlug der Herr der Pferde vor. ;Ich brauche keine große Wiese;, entgegnete die Stute, ;gib die großen Weiden meinen Kollegen, die auf der Erde nicht so viele gute Tage gesehen haben.;

Als nächstes stand ein großer Friesenwallach vor dem Paradies-Gatter. Auch er war sehr, sehr alt. So alt, daß seine schwarze Mähne grau geworden war, was man nur ganz selten sieht. ;Auch bei dir finde ich nur noch wenige Perlen in der Truhe;, sagte der Herr der Pferde. ;Ich habe es sehr gut gehabt;, sagte der Friese. ;all die Jahre bin ich mit Liebe umsorgt worden. Und als die Stunde des Abschieds kam, ist mein Mensch bis zur letzten Minute an meiner Seite geblieben.;

Dann kamen zwei braune Schulpferde angetrabt. ;Wie ist es euch ergangen in der Reitschule?; fragte der Herr der Pferd. ;Ich wundere mich, daß ich in eurer Truhe nur noch wenige Perlen sehe.; ;Das muß dich nicht wundern;, sagten die Schulpferde, ;unser Stallbesitzer hat uns helle Boxen bauen lassen, statt sich ein neues Auto zu kaufen. Weil wir bessere Trensen brauchten, hat er sogar auf den Urlaub verzichtet.

;Gab es denn nie Reitschüler, die häßlich zu Euch waren?; - ;Manchmal schon;, gaben die Schulpferde zu. ;Aber die Liebe der Kinder hat uns immer wieder Mut gemacht.; Die Braunen sahen den Herrn der Pferde an und sagten: ;Wir haben es wirklich gut gehabt da unten. Und als die Stunde des Abschieds kam, hat uns der Stallbesitzer auf unserem letzten Weg begleitet.;

Ein zierlicher, schwarzer Traberwallach kam jetzt auf das Paradies zu, kaum älter als vier Jahre. Sein Fell glänzte wie Seide, aber seine Augen waren müde und ohne Glanz.

;Warum bist Du hier, mein Freund?; fragte der Herr der Pferde. ;Du bist noch zu jung zum sterben.;
;Ich war keine gute Geldanlage;, antwortete der Traber. ;Auf der Trabrennbahn war ich zu langsam. Sosehr ich mich anstrengte, ich konnte nicht schneller laufen. Mein Besitzer sagte, ich sei zu teuer zum Durchfüttern und hat mich zum Schlachter bringen lassen.;
Der Herr der Pferde öffnete die Truhe des Trabers und fand sie noch fast gefüllt bis zum Rand. ;Das muß ein trauriges Leben gewesen sein;, sagte er, ;hast du nicht einmal eine schöne Kindheit gehabt?;
;Kindheit - was für ein wundervolles Wort;, sagte der Traber versonnen. ;Was bedeutet es?;
;Kindheit;, sagte der Herr der Pferde, ;das heißt mit anderen Fohlen über Wiesen galoppieren, im Spiel die Kräfte messen, sich wälzen und in Seen baden, seinen Platz in der Herde suchen und Freunde finden. Man läßt doch die Pferde drei Jahre lang Kind sein, bevor die Arbeit beginnt. Hast Du das nicht erlebt?;
;Nein;, sagte der Traber;, für mich fing das Training mit einem Jahr an. Sie haben mir den Kopf mit Lederriemen zurückgezogen und die Zunge festgebunden, damit ich nicht galoppieren konnte. Als ich zu langsam war, haben sie mich mit Peitschen aus Stacheldraht geschlagen.; ;Warum tun sie das?; fragte der Herr der Pferde zornig. ;Man kann viel Geld mit Wetten auf der Trabrennbahn verdienen;, sagte der Traber, ;mit einem schellen Traber kann man reich werden. Ich war leider ein schlechtes Geschäft.;

Da führte der Herr der Pferde den kleinen Traber auf die große Paradiesweide mit Seen, die gefüllt war mit schimmerndem Himmelstaub, mit Plätzen aus goldenem Sand zum Wälzen und endlosen Wiesen zum Galoppieren. Alle Traber und die anderen Pferde, die von ihren Besitzern als Sportgerät mißbraucht worden waren, vergnügten sich darauf. Fasziniert blieb der Traber stehen. ;Ist das Kindheit?; fragte er entzückt. ;Lauf los und genieße sie;, sagte der Vater der Pferde.

Er war voller Empörung über die Menschen, aber es kam noch schlimmer. Ein polnisches Schlachtpferd schleppte sich auf das Paradies zu, ein Bild des Jammers. Ein gebrochenes Bein hing schlaff herab, Blut sickerte aus vielen Wunden im Gesicht und an der Schulter. Das Maul war grausam geschwollen, weil das Pferd sich im Pferdetransporter halb wahnsinnig vor Durst die Zunge an den Wänden wund geleckt hatte.
Als der Herr die Truhe des Schlachtpferdes öffnete, fehlte nicht eine einzige Perle. ;Wer hat es zugelassen, daß man dich so quält?; fragte er erzürnt.
;Die Politiker;, antwortete das Schlachtpferd mit matter Stimme. ;Sie könnten die Gesetze ändern, aber es interessiert sie nicht. Es geht nur ums Geld. Man verdient viel mehr, wenn man Pferde von Polen zum Schlachten bis nach Südfrankreich oder Italien bringt.;
Der Herr der Pferde führte das Schlachtpferd auf seine größte und schönste Weide mit klaren, frischen Wasserquellen und Kräutern, die jede Wunde heilen. ;Was ist das für ein prächtiger, goldener Ball über der Weide?; wollte das Schlachtpferd wissen.
;Das ist die Sonne. Kennst du sie nicht?; ;Nein. Aber ich habe die Menschen davon reden hören;, sagte das Schlachtpferd glücklich und ging zu den Quellen, um seine Durst zu löschen.
Da versammelten sich die Privat- und Schulpferde, die es gut gehabt hatten auf der Erde, und sagten zum Herrn der Pferde: ;Es ist gut, daß unsere armen Freunde es hier so paradiesisch haben. Aber kommen ihre Peiniger ungeschoren davon?;
Sie bekommen ihre gerechte Strafe.; ;Welche?; wollten die Pferde wissen. ;Sie müssen als Pferd zurück auf die Erde. Dort haben sie das gleiche zu erdulden wie die Tiere, die sie gepeinigt haben.;
Der Herr der Pferde winkte ihnen, ihm zu folgen. Sie gingen lange Zeit über einen schmalen Pfad, bis sie an einen großen Platz gelangten, auf dem eine gewaltige Waage aufgebaut war. Jeder Mensch wurde vor diese Waage gerufen, und es wurden zwei Fragen gestellt. Ein Rennstallbesitzer stand gerade vor dem höchsten Gericht.
;Wer hat etwas Gutes über ihn zu berichten?; hieß die erste Frage. Es fanden sich einige, die auf der Trabrennbahn gewonnen hatten, die mit ihm gemeinsame Sache gemacht hatten, und sein Kampfhund, der von ihm gut behandelt worden war. Dann kam die zweite Frage: ;Wer von den Trabern hat etwas gegen ihn vorzubringen?;
Da galoppierten alle seine Traber heran. Die, die hohe Preise gewonnen hatten und die, die er zum Schlachter geschickt hatte.
;Was habt ihr ihm vorzuwerfen?; fragte der Richter. ;Er hat uns die Kindheit gestohlen;, sagten die Traber. Sie stiegen auf die andere Waagschale und drückten sie mit ihrem Gewicht ganz nach unten.

Danach sahen die Pferde einen Politiker vor dem Gericht. Er fand eine ganze Anzahl von Menschen, die für ihn aussagten.
;Er wird sich geschickt herausreden - wie auf der Erde;, befürchteten die Pferde, ;da sind viele, die er mit Geld bestochen hat und die ihm wichtige Posten zu verdanken haben. Mindestens fünfzig Menschen. Wer wird gegen ihn aussagen?;
;Fünfzigtausend Schlachtpferde;, sagte der Herr der Pferde, ;er wird keine Chance haben...;
Stefanie
Moderator

Beiträge: 4377


 

Gesendet: 00:39 - 25.02.2004


" ----- "

Der Text trifft voll ins Schwarze.

Man könnte noch die Menschen erwähnen, die ihre Pferde jahrzehntelang im fensterlosen Weinkeller halten oder auf die, die ihre liebenswerten Pferde liebloser behandeln als ihren Pelzmantel.

Man könnte noch diejenigen nennen, die aus Angst vor der Kreatur lieber grausam mit den Pferden umgehen, anstatt sie einfach in Ruhe zu lassen und auf den Umgang mit ihnen zu verzichten.
Dann gibt es noch Menschen, die die Pferde extrem vermenschlichen und sie dadurch quälen.
Oder diejenigen, die 4-jährigen Jungpferden Leistungen abverlangen, die frühestens ein doppelt so altes Pferd erbringen dürfte.
Dann fallen mir noch Pferdediebe und andere gewissenlose Menschen ein, die den Pferden und deren menschlichen Gefährten Dinge antun, die sie nie wieder gut machen können - ohne auch nur eine Spur von Reue zu zeigen.

Alles Punkte, mit denen ich mich in den vergangenen 24 Stunden beschäftigen mußte/wollte/sollte.
Geballte Ladung.
Alles real.


Ulla
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 08:46 - 25.02.2004


Nachdem, was ich in den letzten Tagen erlebt habe...und die armen Pferde, die ich dort traf, weiter erleben müssen..

Beim Lesen des Textes sind mir die Tränen gekommen.

@Steffi

wünschte es wäre ein schlechter Traum
Anonymous


 

Gesendet: 17:07 - 25.02.2004

da können einem wirklich die Tränen kommen--hoffentlich ist es so

l.G.Marie-L.
Anonymous


 

Gesendet: 18:16 - 25.02.2004

mir kommen leider in letzter seit oft die tränen . pipponinchen versteht einige menschen nicht .
Sabrina
Boardmeister

Beiträge: 335


 

Gesendet: 11:58 - 26.02.2004

Ich hoffe diesen "Herrn der Pferde" gibt es wirklich. Und die Zahl der vollen Truhen nimmt irgendwann mal ab. Aber bis dahin wird wohl noch einige Zeit vergehen. Bis die Menschen mal einsehen was sie diesen armen Kreaturen alles antun...
Stellt Euch mal vor wie es wäre wenn ein Pferd schreien könnte wenn es schlecht behandelt wird, wie laut es da draussen wär.
Richard
Moderator

Beiträge: 1442


 

Gesendet: 13:40 - 26.02.2004

Als der Erschaffende das Pferd erschaffen wollte, sagte er zum Winde:
"Von Dir will ich ein Wesen gebären,
das geeignet ist, meine Verehrer zu tragen.
Dieses Wesen soll geliebt sein von allen meinen Sklaven,
es soll aber gefürchtet sein von allen,
die meinen Geboten zuwiderhandeln."
Und er schuf das Pferd und rief ihm zu:
"Dich habe ich geschaffen ohne Gleichen.
Alle Schätze der Erde ruhen zwischen Deinen Augen.
Meine Feinde sollst Du treten unter Deine Hufe,
meine Freunde aber sollst Du tragen auf Deinem Rücken,
dieser soll zugleich Sitz sein, von dem Gebete zu mir aufsteigen.
Auf der ganzen Erde sollst Du glücklich sein und vorgezogen allen Geschöpfen dieser Erde,
denn Dir gehört die Liebe des Herrn der Schöpfung.
Du sollst fliegen ohne Flügel,
Du sollst siegen ohne Schwert!"

...und Allah nahm eine Handvoll Südwind und erschuf damit das Pferd.
Das Pferd aber wollte nicht zu Fleisch werden und es wollte auch nicht dem Menschen dienen.
Da versprach Allah,
dass das Pferd nach seinem Tode wieder zu Wind werden
und fortan in ewiger Freiheit leben würde.
...Und Allah hat sein Versprechen gehalten.


Richard
Moderator

Beiträge: 1442


 

Gesendet: 13:43 - 26.02.2004

Whoops, die Katze hat gerade geholfen meine Beitrag unvollendet abzuschicken. Weis nicht ob es wirklich hilft aber Lanka bekommt dieses Gedicht so oft zu hören das sie es vermütlich auch rezitieren könnte.

Richard

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