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 Forum Index —› Von Pferdefreund zu Pferdefreund —› Am Stall kleben und durchgehen
 


Autor Mitteilung
karengerlach
registriert

Beiträge: 1


Gesendet: 16:51 - 11.09.2003


Hallo,
ich würde gerne wirklich hilfreiche Tips dazu bekommen, wie man einem Pferd das am Stall Kleben und das daraus folgende Durchgehen im Gelände, sobald man etwas weiter entfernt ist, abgewöhnen kann.

Wir haben einen 9jähr. Hessenwallach, sonst ganz brav und nur ein wenig schreckhaft, am Platz alles ok. in Begleitung eines anderen Pferdes auch im Gelände alles ok. Sobald ich aber versuche, alleine auszureiten gibt es ab ca. 200 m vom Stall arge Kämpfe, er steigt, buckelt, geht rückwärts und ich bekomme ihn nur mit Mühe und Not dazu weiter zu gehen, spätestens nach 15 min., wenn er mich dann immer noch nicht unten hat, geht er durch und rast in einem Affentempo nach Hause, wobei er sich selbst auch immer wieder in Gefahr bringt. Ich habe die "liebe" Methode bis zum Erbrechen ausprobiert, (fast ein Jahr) d. h. alle möglichen Reithalfter mit und ohne Gebiss, diverse, ich nenne sie jetzt mal "Pferdeflüsterer" Methoden ... Linda Tellington ... usw. das hat alles überhaupt nix gebracht, da hat er sich drüber "kaputtgelacht" und mich nur in z. T. lebensbedrohliche Situationen gebracht, weil ich ihn damit überhaupt nicht mehr handeln konnte. Er ist mit mir z. B. während eines Durchgehens auf eine stark befahrene Hauptstrasse gedonnert, dann dort auf dem nassen Teer ausgerutscht, hat sich aber noch gefangen und dann über einen Graben + Stacheldraht gesprungen. PHUUU!! und dergleichen andere unschöne Situationen. Um solche Höllenritte nicht mehr zu erleben, reite ich ihn jetzt mit einer Springkandarre und kurzen, stumpfen Sporen ins Gelände, das funktioniert zwar, er geht mir jetzt nicht mehr durch, oder rückwärts in den Graben o. ä. weil ich die "überzeugenderen" Argumente habe, aber die Kämpfe an Wegkreuzungen, bleiben trotzdem. Er probiert´s halt immer wieder und dieses "Pulverfass-Reiten" macht ja auch nun wirklich keine Freude. Ich möchte ihn ja auch auf Dauer nicht mit Kandarre reiten, am Platz oder mit Begleitung wechsle ich zur Wassertrense, brauche keine Sporen und alles ist völlig ok. Ich bin kein Freund von scharfen Gebissen, aber im Gelände ist es bei ihm momentan leider eine nötige Lebensversicherung. Doch ich würde diesen Zustand gerne ändern.

Frage nun: Wer hat schon mal wirklich erfolgreich einem Pferd das Kleben und/oder Durchgehen abgewöhnt? Für Tipps wäre ich sehr dankbar. Noch zur Info, ich reite bzw. habe seit 25 Jahren Pferde und dachte ich hätte schon einiges an Erfahrung doch hier weiß ich auch nicht weiter.
Stefanie
Moderator

Beiträge: 4377


 

Gesendet: 21:49 - 11.09.2003

Uuuuh - eine böse Situation.
Das einzige was ich Dir sicher sagen kann: laß´die Hände von "Profis", die die Pferde im Gelände eine Stunde lang am Stück galoppieren lassen, um sie zu "kurieren".

Meiner Erfahrung nach liegt das Problem meistens beim Reiter.

Entferne Dich in der nächsten Zeit nicht zu weit vom Stall, damit Du die Chance hast, mit positivem Abschluß des Ausrittes zurückzukommen.

Nimm GUTEN Reitunterricht bei jemandem, der nicht nur in der Lage ist, technische Abläufe zu erklären sondern auch die Folgen allen Tuns auf die Psyche des Pferdes erklären kann.
In 25 Jahren Reiterfahrung können sich böse Fehler einschleichen - ich spreche aus eigener Erfahrung ...

Dein Pferd vertraut Dir nicht.
Überlege Dir, wie Du die letzten Male reagiert hast, als es mit Dir durchgegangen ist?!
Hast Du Dich mit den Beinen festgeklammert und vor Angst möglicherweise das Pferd angeschrien?
Warst Du nicht in der Lage, den Moment zu erkennen, BEVOR das Pferd ungezügelt losrast und es durch ein gezieltes Ablenkungsmanöver abzuwenden und das Losrennen zu verhindern?
Oft versteht der Reiter die feinen Hinweise der Pferde nicht und gibt dadurch dem Pferd Gelegenheit, die Führung zu übernehmen.
Wichtig ist,schon vor dem Aufsitzen den Kopf für das Pferd frei zu haben, gerade in brenzligen Situationen einen sicheren und trotzdem entspannten Sitz und die Nerven zu bewahren.

Es wird eine ganze Weile dauern, bis das Vertrauen zwischen Euch wieder hergestellt sein wird.
Reite also erst mal mit der Zäumung weiter, die Dir das stärkste Gefühl von Sicherheit vermittelt.
Das wird Dir helfen, Dich bewußt zu entspannen.

Last but not least:
Was ließe sich an Fütterung und Haltung Deines Pferdes evtl. ändern?


Einige Fallbeispiele:

Wir sind bei einem unserer Pferde so vorgegangen, daß ich mich von entfernt wohnenden Freunden mit deren Pferd/en am Stall habe abholen lassen. Mein Pferd hatte also keine enge Bindung zu dieser/m Pferd/egruppe, ging aber in Gesellschaft artig von zu Hause weg.
Irgendwo im Gelände bin ich dann jedesmal umgekehrt und komplikationslos alleine zurück nach Hause geritten - denn da wollte mein Stütchen ja hin.

In einem anderen Fall war die Besitzerin so verkrampft, daß sie jede Sekunde und überall ein Problem erwartete...Das Pferd war unter ihr ein lebensgefährliches Pulverfass. Unter einer fremden Reiterin dagegen, die die Zügel sogar durchhängen ließ (!), blieb das Pferd in jeder Situation völlig gelassen.
GHP (Gelassenheitsprüfung) für die Reiterin war angesagt - und ein passender Sattel für das Pferd (und Hufpflege, damit das Pferd überhaupt vernünftig laufen konnte...)

Ein Isländer wurde von seiner Reiterin als gefährlicher Durchgänger eingestuft, weil sie selbst nicht ausgebildet genug war, um dem Pferd zu vermitteln, was sie von ihm wollte. Er entzog sich den unklaren Anweisungen durch Davonrennen. Sie riß jedesmal in ihrer Panik kräftig an den Zügeln, was das Tier zu noch schnellerem Tempo veranlasste.
Erst eine erfahrene Reiterin, die Nerven genug hatte, den Isi zunächst laufen zu lassen und mit den "Bremsversuchen" ganz ruhig erst nach einigen hundert Metern begann, hatte Erfolg, bis in sein Gehirn durchzudringen und ihn schließlich zu einer ruhigeren Gangart zu bewegen.
Nach einigen Wochen ohne die unerfahrene Reiterin hatte der Isi diese unangenehme Angewohnheit fast gänzlich abgelegt.


Alle drei Fälle endeten positiv.

Man muß halt sehen, daß jedes Tier, wie wir Menschen auch, eine eigene Form der Problembewältigung entwickelt.
Manche Menschen bekommen Magenschwüre, weil sie alles in sich "hineinfressen", andere nehmen Drogen, verfallen in tiefe Depression oder sie werfen Teller an die Wand.


Dir wünsche ich, daß Du und Dein Pferd bald ruhige und harmonische Ausritte erleben dürft!
Alles Gute und viiiiel Erfolg!


Stefanie
Moderator

Beiträge: 4377


 

Gesendet: 15:59 - 19.09.2003

Ääääh... hallo Karen? Alles in Ordnung?
Haaaalllo!?

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- Am Stall kleben und durchgehen -

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