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 Forum Index —› Von Pferdefreund zu Pferdefreund —› die Geschichte meiner Traberstute VORSICHT, LANG :-)
 


Autor Mitteilung
blue
Boardmeister

Beiträge: 493


Gesendet: 17:32 - 05.09.2005

Die Geschichte meiner Traberstute!

Info: Kigalis Lebensgeschichte haben wir in den letzten zwei Jahren recherchiert.
Soweit es uns Möglich war, haben wir die erhaltenen Infos überprüft.
****

Kigali wurde am 12.05.1994 bei dem Traberzüchter Friedel O. geboren. Man versprach sich viel, sehr viel von dem Fohlen. Immerhin ist ihr Vater Shane Scottseth (der eine Gewinnsumme 180.987 € ) und ihr Großvater Speedy Clown (Gewinnsumme 545.415 US Dollar)
Auch die Mutterlinie ließ auf ein gutes Rennpferd hoffen. (Mutter. Kuria Way Tochter von SuperWay, dessen Nachkommen ein Vermögen verdienten)

Wie Kigalis *viel zu kurze Kindheit* verlief, konnten wir nicht mehr in Erfahrung bringen. Laut Erzählungen war sie der Liebling ihres Züchters.
Dieser “liebte” Kigali so sehr, das sie im Alter von gerade 2(!) Jahren
-am 30.08.1996- ihr erstes Rennen laufen musste. Es folgten 15 weitere Starts von denen sie 2 Rennen gewann und 10 mal platziert wurde.

Am 05.07.1998 lief sie ihren Rekordzeit (1:18,5 bei einer Distanz von 1900 m ) Spätestens nach diesem -für Züchter, Trainer u. Fahrer- erfolgreichem Rennen, war Kigali psychisch am Ende.
Sie ließ sich nicht mehr einspannen, zerschlug mehrere Sulkys und wechselte mehrmals die Trainer u. Fahrer.
Während dieser zeit verletzte sie sich ein beiden Hinterbeinen. (die Verletzungen sind noch heute erkennbar)
Niemand kam auf die Idee, ihr leiden zu beenden. Statt dessen lief sie bis zum 04.04.1999 noch mehrere Rennen.
Nachdem sie sich bei ihrem letzten Rennen mit allem wehrte, was in ihrer Macht stand, fand sich kein Trainer mehr, der bereit war, Kigali zu trainieren.
Nicht das jemand auf die Idee kam, sie endlich in Ruhe zu lassen.
Nein, mit einer Lebendgewinnsumme von 6238 € hatte sie nicht genug verdient. Sie sollte mehr Geld verdienen.
Ihr Besitzer kam auf die Idee, mit Kigali zu züchten. Mehrere Versuche der künstlichen Befruchtung schlugen fehl, also beschloss man, Kigali durch einen Hengst decken zu lassen. Die Folgen der Vergewaltigung erkennt man noch heute. (gerissene Scheide, die immer leicht geöffnet ist)
Da auch dieser Versuch fehl schlug, Kigali nicht trächtig wurde, wollte man sie los werden.

Kigali wurde mit 5 Jahren an einen blutigen Anfänger, der ein Familienpferd suchte, verkauft. Die Familie war mit der sensiblen völlig verstörten Stute überfordert. Nette Stallkollegen gaben “hilfreiche Tipps” vom scharfen Gebiss bis “die muss mal richtig Prügel bekommen” war alles dabei.
Kigalis großes Glück, ihre Besitzer hatten zwar keine Ahnung, liebten sie jedoch und wollten weder etwas von Prügel noch von scharfen Gebissen wissen.
Sie arrangierten sich “mehr schlecht als recht”. Zu behaupten, das Stürze an der Tagesordnung waren, wäre übertrieben, jedoch kamen sie immer wieder vor. Mit den Jahren wurde Kigali immer schwieriger.
Aus dem einst verängstigten Pferd wurde ein Pferd, das in jedem Menschen einen Feind sah.
Sie wurde unberechenbar. Ließ sich weder putzen noch in oder aus ihre Box führen. Um sie auf die Weide zu bringen wurde mit Strombänder Gassen gebildet. Ebenso holte man sie wieder rein.
Wollte man sie putzen, flogen Hufe. Setzte man sich in den Sattel, trabte sie unkontrolliert los.
Um Diese Probleme zu beheben, empfahlen “Pferdefreunde”, dem Pferd schon am Putzplatz Ausbinder einzuschnallen....

Irgendwann nach 4 Jahren war die Familie mit ihren Nerven am Ende. Sie beschlossen, Kigali zu verkaufen, wobei Geld nicht wirklich wichtig war. Mehrmals gaben sie in diversen Foren Anzeigen auf.
Alle Leute, die sich meldeten wollten entweder ein billiges aber voll ausgebildetes Reitpferd, Kinderpferd oder eine Zuchtstute.
Da Kigali ihren Besitzern am Herzen lag, suchten sie weiter.
Jedoch fand sich niemand, der die “durchgeknallte” Stute haben wollte.
Irgendwann Beschlossen Kigalis Besitzer, sie ein letztes mal bei beistellpferde.de zu inserieren. Sollte sich niemand finden, würden sie Kigali schweren Herzens zum Schlachter geben.

Durch Zufall las ich die Anzeige und schrieb ihnen eine Mail. Schon am nächsten Tag bekam ich Antwort mit der Bitte, mich telefonisch zu melden. Was ich auch tat. Das Gespräch verlief alles andere als erwartet. Der Besitzer teilte mir mit, das wenn ich Kigali haben wolle, ich gleich zur Besichtigung einen Hänger mitbringen soll.
(von Schlachter war zu diesem Zeitpunkt keine Rede)
Ich erklärte, das ich das Pferd erst sehen wolle, bevor ich mit Hänger komm...
Gesagt getan, 30 Minuten später waren wir auf dem Weg und ca 1 ½ Stunden später betraten wir den Hof. Mir fiel gleich eine Stute auf, die mit angelegten Ohren auf einem Paddock stand. Ich ging zum Paddock und verliebte mich...
Kigalis Besitzer kamen und holten “meine” Stute.
Sie erzählten uns wie brav Kigali ist und wie schlimm sie war, als zu ihnen kam. Ihre Macken erzählte man uns nicht. Wohl wunderte es uns, das Kigali nur ganz kurz geputzt wurde und das ihr gleich Ausbinder eingeschnallt wurden.
Wir gingen zum Reitplatz, Kigalis Besitzer räumten erst einmal auf. Alles störte... Selbst die Abschwitzdecken der anderen Pferde. Auch musste eine Mitreiterin den Platz verlassen.
Irgendwann stieg die Besitzerin auf und Kigali trabte im Renntrab los. Nach ca 5 Minuten konnten wir es uns nicht länger mit ansehen. Da ich alles, nur keine Reitklamotten anhatte, bat ich meinen Mann sich auf Kigali zu setzen. Die Besitzerin vergewisserte sich mehrmals, ob uns klar sei, das Peter Kigali auf eigene Gefahr reiten würde.
Wir waren uns darüber im klaren und Peter saß auf. Allerdings erst nachdem er die Ausbinder abgeschnallt hatte. Er ließ Kigali ca 5 Minuten einfach stehen und gab dann die Hilfen zum Antreten. Kigali, die verunsichert war, trat sehr schnell an... Allerdings blieb sie im Schritt. Nach weiteren 10 Minuten stieg Peter ab und konnte sich nicht verkneifen, Kritik an die Reitweise der Besitzer zu üben.
Man erzählte uns, das man nie eine Reitstunde erhalten habe und sich mit Kigali einen Kindheitstraum erfüllt habe. Auf unsere Frage, warum die Stute abgegeben wird, antwortete man uns, sie habe Arthrose.
Hm, an dem Tag war es kalt und nass, Kigali lahmte keinen Schritt, aber gut, wenn ein Tierarzt die Diagnose stellt, wird sie wohl stimmen.
Im laufe des Gesprächs stellte sich heraus, das kein Tierarzt die Diagnose stellte. Statt dessen hat einer der Reiterkollegen festgestellt, das Kigali nur so widerspenstig ist, weil sie schmerzen, also Arthrose hat.

Nach einigem hin und her, teilten uns Kigalis Besitzer mit, das wir uns entscheiden sollen. Würden wir sie nicht haben wollen, würde sie am nächsten Tag zum Schlachter gehen.
Ich war geschockt, dachte, hier will wieder jemand schnell ein Pferd loswerden, indem er mit Schlachter droht. Also fragte ich nach dem Preis.
Die Antwort überraschte mich. Kigali sollte 1 € kosten.
Da Peter Arbeiten musste und wir erst Sonntags die Möglichkeit hatten, Kigali abzuholen, sagten wir zu baten jedoch um 4 Tage Zeit.
Diese vier tage gab man uns.
Am Sonntag den 26.10.03 holten wir Kigali ab.
Sie war super lieb und stieg beim zweiten Anlauf problemlos auf den Hänger.
Die Fahrt war weniger problemlos. Kigali trat ohne Unterbrechung vor die Hängerklappe. Ich hatte angst, das die Klappe irgendwann nachgab. Tat sie nicht, jedoch waren wir froh nach gut 2 Stunden Zuhause zu sein.

Wir luden Kigali aus und merkten zum ersten mal, das sie Platzangst hat. Ich bekam sie kaum durch das Tor zum Paddock. Nachdem sie irgendwann mitging, wollte ich sie in ihre Box führen. Ich tat dies wie ich es mit meinen Pferden immer tue. Ich gehe vor, lasse sie hinter mir her kommen, drehe sie in der Box und ziehe ihnen das Halfter aus.
Mit Kigali war das anders. Sie sprang an mir vorbei, so das ich in einer Ecke der Box stand und sie mit angelegten Ohren vor mir.
Wohl habe ich mich in dieser Situation nicht gefühlt.... Ehrlich gesagt, ich war froh, als sie sich umdrehte und kopflos aus der Box lief.
Nun hatten wir angst, das sie durch den Zaun geht. Schließlich standen unsere anderen Pferde wiehernd auf der Weide.
Ich faste mir ein Herz, nahm Kigali an den Strick während Peter alle Zwischenzäune öffnete (damit die Pferde Platz hatten, sich aus den weg zu gehen) wir ließen Kigali zu Chacco und Lisa laufen. Nach kurzem Galopp über die Weiden, standen unsere drei friedlich grasend zusammen.

Wenn jemand wissen möchte, wie aus Kigali ein super Freizeitpferd wurde, sagt einfach bescheid...

Gruß, Sonja
die heure langeweile hat
Filou
Boardkönig

Beiträge: 629


 

Gesendet: 17:47 - 05.09.2005

Na, da hat aber wirklich eine lange Weile gehabt!!!
Traurig und schön. Besonders diese wunderbaren Reitkollegen, die einem alles erzählen können, und man glaubt ihnen. *sehr gut auch mir bekannt*
Leonie
Boardkaiser

Beiträge: 887


 

Gesendet: 22:00 - 05.09.2005

oh ja, das kommt mir auch alles sehr bekannt vor...aber meine stute hab ich selbst mit zwei eingeritten, bin dann auch durch die gebiss-orgie durch und hab sie heute immernoch - inzwischen läuft sie unter kindern als lehrpferd im gelände - hätte ich mir nie träumen lassen, was passende ausrüstung und ein vernünftiger umgang doch im hohen alter noch alles bewirken kann (meine ist schon 21)! toll - ich freue mich total für kigali!!!
lg
Leonie

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