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Autor Mitteilung
Philipp
Mitglied

Beiträge: 168


Gesendet: 22:22 - 15.10.2003

Das Dresdenthema sollte einmal gebündelt werden. So muß man nicht für jede Neuigkeit ein neues Topic öffnen.


Roel Spaargaren:
Die Zerstörung und der Wiederaufbau der Stadt Dresden



Die wichtigsten kunstgeschichtlichen Epochen Dresdens

Um das historische Stadtbild Dresdens, das es bis 1945 gab, verstehen zu können, muß man wissen, unter welchen historischen Bedingungen Dresden sich zu einer der schönsten Städte Europas entwickeln konnte. Deshalb folgt hier eine kurze Stadtgeschichte, wobei der Schwerpunkt auf der Kunstgeschichte liegt.

Der politische Aufschwung Dresdens beginnt mit der Teilung der sächsischen Lande, als Herzog Albrecht 1485 seine ständige Residenz in Dresden einrichtet. Nachdem Herzog Moritz 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg und der Wittenberger Kapitulation die Kurwürde erwirbt, folgt auch ein künstlerischer Aufschwung. 1548 bis 1556 baut Kurfürst Moritz das Dresdner Schloß zu einer prachtvollen Renaissance-Residenz aus.

Seinen Ruf als Barockstadt verdankt Dresden der regen Bautätigkeit unter den sächsischen Kurfürsten Friedrich August I., genannt August dem Starken (Regierungszeit 1696-1733) und dessen Sohn Friedrich August II. (Reg. 1733-1763). Wenngleich auch eine Vielzahl der barocken Bauwerke durch die Bomben von 1945 und den Wiederaufbau der Stadt unter sozialistischen Vorzeichen unwiederbringlich verloren ist, so sind doch die Museen und Sammlungen der Stadt reich an Erbe dieser Epoche. Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736) erbaut den Zwinger, das Japanische Palais, Schloß Pillnitz sowie zahlreiche weitere Palais und Kirchen und gestaltet Schloß Moritzburg um. Balthasar Permoser (1651-1732) versieht den Zwinger und den Großen Garten mit eindrucksvollen Skulpturen. George Bähr (1666-173 errichtet mit der Frauenkirche den größten protestantischen Kuppelbau.

In der 1. Hälfte des 19. Jh. gibt es die Dresdner Frühromantik, dem Dichter wie Novalis, Heinrich von Kleist und E.T.A. Hoffmann und Maler wie Caspar David Friedrich direkt oder indirekt zugehören. Später im 19. Jh. schuf der Architekt Gottfried Semper mit der sog. Semperoper das schönste deutsche Gebäude des 19. Jh. Seine letzte große kulturelle Blüte erlebt Dresden um 1900. Es verdankt seinen Aufschwung in erster Linie der industriellen Revolution, die in der zweiten Hälfte des 19. Jh. voll zum Tragen kommt. Da 1945 zwar das barocke Stadtzentrum zerstört wurde, die Bauten des 19. Jh. in den Vorstädten dagegen größtenteils aber erhalten sind, ist das heutige Dresden neben den sozialistischen Plattenbauten hauptsächlich von dieser Zeit um 1900 geprägt.

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Die Zerstörung Dresdens am 13./14. 2. 1945

Am Abend des 13. Februar 1945 steigen 771 Lancaster-Bomber der Royal Air Force von ihren Stützpunkten auf und nehmen Kurs auf Dresden. Nachdem die ‘Pfadfinder’-Flugzeuge die Zielmarkierungen abgesetzt haben, laden die Bomber insgesamt 2659 t Bomben ab – Zehntausende von Sprengbomben und danach 650 000 Brandbomben, die einen nie zuvor gesehenen Feuersturm verursachen.

Wenige Stunden später, am Morgen des 14. Februar, erscheinen 311 B-17-Bomber der US-Luftwaffe über Dresden und werfen noch einmal 711 t Bomben ab. Das Werk der Zerstörung vollenden am selben Tag weitere 210 B-17, die noch einmal 461 t Bomben über die sterbende Stadt regnen lassen. Während dieser zwei Tage werden die alliierten Verbände so gut wie nicht von deutscher Fliegerabwehr behelligt. Keine dreißig Nachtjäger haben sich ihnen entgegengestellt, über Dresden selbst taucht nur ein deutsches Flugzeug auf – ein Kurierflieger. Die Flakkanonen wurden schon Mitte Januar 1945 an die Ostfront verlegt.

Am Ende des Angriffs waren 15 km2 der Dresdner Innenstadt dem Erdboden gleichgemacht; das berühmte Elbflorenz existierte nicht mehr. Die Zahl der Todesopfer ist bis heute unbekannt geblieben, da die Stadt vollgestopft war mit Flüchtlingen aus Ostpreußen und Schlesien. Identifiziert wurden 35.000 Opfer, Schätzungen reichen bis zu 250.000. Schnell ausgehobene Massengräber reichten nicht aus, die Toten zu beerdigen; um Seuchen zu verhindern, verbrannte man die Leichen auf Stahlrosten aus Straßenbahnschienen auf dem Altmarkt.

Über die Motive für den Luftschlag, den der britische Air Marshal Sir Arthur Harris Premierminister Churchill vorgeschlagen hatte, wird auch heute noch spekuliert – Vergeltung für Coventry, Beweis der Schlagkraft der Royal Air Force, Solidarität mit den anrückenden Sowjettruppen: Letztendlich bleibt es ungeklärt. Tatsache ist, daß weder die Kasernen noch die Materiallager am Rand der Neustadt noch der Flugplatz angegriffen wurden und daß Dresden auch zum Zeitpunkt der deutschen Kapitulation noch nicht von der Roten Armee erreicht worden war.


Der Wiederaufbau Dresdens

Fast ebenso schmerzlich wie die Zerstörung Dresdens gestaltete sich der Wiederaufbau. In der Zeit unmittelbar nach dem Krieg gehörte Dresden zur Sowjetischen Besatzungszone, ab 1949 zur DDR. In der DDR bildete das ‘Aufbaugesetz’ von 1950 die Grundlage für die Enttrümmerung und den Wiederaufbau der Städte, aber gleichzeitig auch das Instrument für die Enteignung der Eigentümer zerstörter Häuser. Die städtebaulichen Vorstellungen hatten andere Ziele: Straßenerweiterungen und vergrößerte Plätze sollten Bühne für Aufmärsche und Kundgebungen sein. Damit verschwand vielerorts die bürgerliche Stadt mit ihrer interessanten Parzellierung von der Bildfläche. Privater Hausbesitz entsprach nicht den sozialistischen Vorstellungen. Deshalb wurden die Trümmer weggeräumt – auch wenn ein Wiederaufbau möglich gewesen wäre - und die Eigentümer erhielten lediglich eine kleine Entschädigung für die enteigneten Grundstücke.

Gegner des Ausbaus zur ‘sozialistischen Großstadt’ verloren schnell Ämter und Einfluß, so daß von 1949 an mit der großflächigen Enttrümmerung begonnen wurde. Viele wertvolle ausbaufähige Ruinen wurden gesprengt, darunter die Ausstellungsgebäude und das Alte Rathaus (1949), das Neustädter Rathaus, die Große Meißner Straße, Alberttheater und Narrenhäusel (1950), Fernheizwerk, Hotel Bellevue und Bürgerhäuser der Altstadt (1951), viele öffentliche Großbauten des 19. Jh.s (1952), Orangerie und Villen an der Wiener Straße (1953), Rampische Straße (1956), Sophienkirche (1963), und 17 andere Kirchenbauten. Als letzte bedeutende Barockbauten sind 1969 die Torhäuser am Großen Garten und das südliche Torhaus am Palaisplatz abgerissen worden.

Ein gutes Beispiel des Wiederaufbaus zu einer ‘sozialistischen Großstadt’ war der Wiederaufbau des Altmarkts. Der Altmarkt war das historische Zentrum der Stadt. Der Bombenangriff vom Februar 1945 ließ vom Altmarkt nichts mehr übrig. Die heutige Bebauung der Ost- und Westseite erfolgte von 1953 bis 1956 in traditioneller Ziegelbauweise. Dabei wurde die vom Bombenhagel ‘geschaffene’ Größe belassen, so daß der Platz trotz der Neubauten recht leer wirkte, zumal er als Parkfläche für Autos ausgewiesen wurde. Die Fassaden der neu errichteten Wohnhäuser mit Geschäften, Cafés und Restaurants in den unteren Geschossen sind durch Gestaltungselemente gegliedert, die sich an Formen des Dresdner Barock anlehnen. An der Nordseite wurde mit dem 1966 bis 1969 erbauten Kultur-palast der Versuch eines repräsentativen Platzabschlusses unternommen; die Südseite wurde unbebaut gelassen.

Das Errichten von Hochhäusern in einem an den örtlichen Traditionen angelehnten Prunkstil war typisch für das stalinistische Bauen. Der Bau eines stalinistischen Turmbaus wie das Warschauer Kulturpalast, der das berühmte Dresdner Elbpanorama vom Neustädter Elbufer aus stark beeinträchtigt hätte, konnte von den Denkmalpflegern jedoch verhindert werden. So blieb es bei dem heutigen, nur 20 Meter hohen Kulturpalast.


Der von 1966 bis 1969 errichtete Kulturpalast ist der Versuch, die Nordseite des Altmarkts architektonisch abzuschließen. Der flache, 103 Meter lange und 74 Meter breite Bau wurde in monolithischer Stahlbetonskelettbauweise errichtet und ist ein typisches Beispiel funktionaler öffentlicher Architektur, wie sie in den sechziger Jahren nicht nur im Osten, sondern in ihrer zwiespältigen Ästhetik genauso gelungen oder mißlungen auch im Westen entstanden ist.

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Der Neustädter Markt und die von hier abgehende Hauptstraße weisen die für die nachstalinistische Ära der DDR typischen ‘Plattenbauten’ auf. ‘Plattenbauten’ waren aus vorgefertigten Stahlbetonplatten konstruierten, typischen Zweckbauten der 70er und 80er Jahre.

Vor der Gründung der DDR, bevor das ‘Aufbaugesetz’ erlassen wurde, hatte es ganz andere Ansätze zum Wiederaufbau Dresdens gegeben. Die Dresdner wollten sich mit dem Verlust ihrer Stadt nicht abfinden. Bereits 1945 begannen sie mit den Sicherungsarbeiten an den Ruinen. Nach ersten Diskussionen, an denen Denkmalpfleger, Architekten und Künstler beteiligt waren, galt der Wiederaufbau aller bedeutenden Gebäude – auch der Frauenkirche – als selbstverständlich, obwohl man sich darüber im klaren war, daß es Jahrzehnte dauern würde. Trotz der Notzeit – 90.000 Wohnungen waren zerstört – wurde bereits am 1. Oktober 1945 mit den Arbeiten am Zwinger begonnen.

Dem Zwinger folgten katholische Hofkirche, Schauspielhaus, Gemäldegalerie - 1956 wiedereröffnet - , Albertinum und viele andere Bauwerke. 1977 schließlich begann man mit der Rekonstruktion der zwischen 1953 und 1955 als Ruine gesicherten Semperoper. Während einige in den 50er Jahren fertiggestellten Bauten – wie die Kreuzkirche am Altmarkt – im Inneren modern ausgestattet wurden, zeigten Denkmalpfleger, Künstler und Restauratoren bei der Semperoper ihre ganze Meisterschaft. 1985 wurde mit dem Wiederaufbau des Renaissance-Schlosses begonnen, das im Inneren ebenfalls originalgetreu wiederaufgebaut wird. Durch diese Rekonstruktionen zeigen sich Schloß- und Theaterplatz heute wieder in ihrer historischen Form und Einzigartigkeit. Doch die Denkmalpfleger, allen voran Professor Dr. Hans Nadler, der 30 Jahre lang Leiter der "Arbeitsstelle Dresden des Instituts für Denkmalpflege" war, hatten leider nicht immer Erfolg: So wurde die neben Zwinger und Taschenbergpalais stehende Ruine der Sophienkirche, der einzigen mittelalterlichen Kirche Dresdens, die mit ihren neogotischen Türmen den Postplatz prägte, trotz zahlreicher Proteste 1963 gesprengt.

Die Denkmalpfleger haben aber in all den Jahren darauf geachtet, daß Straßenzüge und Sichtbeziehungen der Stadt soweit wie möglich erhalten wurden, vor allem dadurch, daß wichtige Gebäude – sei es auch nur als Ruinen – stehenblieben. Was bei der Sophienkirche keinen Erfolg hatte, gelang unter großen Mühen bei der Frauenkirche.

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Die 1726-1743 gebaute Frauenkirche war mit einer Gesamthöhe von 93 Metern der einzige barocke Kuppelbau dieser Größe nördlich der Alpen und bestimmte weithin sichtbar das weltberühmte Dresdner Panorama. In der Zeit unmittelbar nach dem Krieg stand auch der Wiederaufbau der Frauenkirche stets außer Frage. Die Idee der archäologischen Rekonstruktion, die heute verfolgt wird, stammt bereits aus dieser Zeit. Deshalb wurden wieder verwendbare Trümmerteile geborgen und die Ruine abgesichert. In den fünfziger Jahren fertigte der Architekt Arno Kiesling anhand der von ihm bei der Sanierung 1938-1943 durchgeführten Vermessungen maßstabgerechte Zeichnungen an, die als Grundlage für die Arbeiten dienen sollten. 1966 jedoch beschloß der Rat der Stadt die Wiederherstellung der Kirche auf unbestimmte Zeit zu verschieben, und die Ruine wurde zum "Mahnmal für den Frieden" erklärt. In der DDR fehlte sowohl das Geld als auch der politische Wille zu einem so kostspieligen Wiederaufbau eines Gebäudes, das schließlich eine Kirche und somit ein Tempel eines ideologischen Gegners war. Die Ruine blieb bis zur Wendezeit unverändert weiterbestehen. Ein Schild neben der Ruine mahnte die Menschheit zum Kampf gegen "imperialistische Barbarei".

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Am 13. Februar 1990, wenige Monate nach der Öffnung der DDR und unter dem Eindruck des sich abzeichnenden Wandels, trat die Bürgerinitiative "Wiederaufbau Dresdner Frauenkirche" an die Öffentlichkeit. Namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft riefen zu einer weltweiten Aktion auf, den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche als Symbol der Hoffnung und Zuversicht, der Toleranz und friedlichen Verständigung unter den Völkern zu unterstützen. Aus dieser Initiative entwickelte sich die ‘Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden e.V.’, die mit rasch ansteigender Mitgliederzahl und weiteren engagierten Förderern den Gedanken des Wiederaufbaus propagierte und eine überaus erfolgreiche Sammlungstätigkeit initiierte. Schon Anfang 1993 konnte, nachdem die Stiftung Frauenkirche Dresden e.V. als Bauherrschaft gegründet worden war, mit der archäologischen Enttrümmerung der Ruine begonnen werden. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde am 27. Mai 1994 der erste Stein zum Wiederaufbau ‘versetzt’. Am 21. August 1996 konnte die Unterkirche geweiht werden. Die Frauenkirche soll bis zum Jahr 2006 vollendet werden. Seine Wiederherstellung wird schätzungsweise insgesamt 250 Mio. DM kosten.

Der Wiederaufbau des zentralen und überragenden Bauwerks hat auch die stadtplanerische Neugestaltung des Platzes wieder in Gang gebracht. Die Bauten rund um den Neumarkt und an den von hier abgehenden Straßen und Gassen sind 1945 völlig zerstört worden. Viele der Wohnbauten, Hotels und Palais galten mit ihren reich ornamentierten Barock- und Rokokofassaden als architektonische Kostbarkeiten. Das Gesamtensemble, am eindrucksvollsten wohl auf den Gemälden Canalettos festgehalten, stellte eine Glanzleistung europäischer Baukunst dar. Bisher sind nur das Johanneum, und in den letzten Jahren auch das Coselpalais wiederaufgebaut. Auf Dauer wird die Frage wichtig werden, ob die stalinistischen Hochhäuser an der Wilsdruffer Straße in der Nähe des Neumarkts abgetragen, oder als Denkmäler erhalten werden müssen.

Die neuesten Entwicklungen

Seit der Wende wird das Stadtbild von Dresden vor allem von zahlreichen Kränen und Gerüsten geprägt. Sie sind äußere Zeichen für eine fast hektisch anmutende Bautätigkeit. Noch zu Vorwendezeiten begonnene Projekte wie die Restaurierung des Schlosses, dessen Turm nun wieder in das Stadtbild eingefügt ist, werden beschleunigt durchgeführt oder sind schon – wie die Renovierung der Sempergalerie – früher als einst geplant zum Abschluß gekommen. Auch das Taschenbergpalais hat seine Wiederauferstehung gefeiert. Am Altmarkt wird kräftig gebaut, in der Prager Straße gibt es neue Kaufhäuser, am Großen Garten kann man an der Gläsernen Manufaktur zusehen, wie der neue Luxus-VW zusammengeschraubt wird. An der Elbe ist auf der Altstädter Seite entlang der Neuen Terrasse im Anschluß an die Semperoper der Sächsische Landtag entstanden; aus der Königstraße in der Neustadt ist wieder die herrliche Barockstraße geworden, wie sie es zu August des Starken Zeiten war.

Einige wichtige Baudenkmale der Jahrhundertwende, wie das Ballhaus Aktiv und der Wolfsche Speicher, mußten nach 1989/1990 dem rasanten Wiederaufbau oder dem Stadtdesign weichen. Neben viel konventioneller Architektur brachte dieser auch einige "Highlights": den Sächsischen Landtag, das Benno-Gymnasium oder den neuen UFA-Palast. Neue Akzente werden auch die "Gläserne Manufaktur" von VW und Friedensreich Hundertwassers Projekt ‘Hohe Haine’ setzen.




Quellen:

Dresden. Baedeker Allianz Reiseführer. Ostfildern 2000

Toorn, Maurits van den: Dresdner Frauenkirche wordt herbouwd. In: Heemschut. Bescherming cultuurmonumenten.
Amsterdam 1997 (74): 3, 8-11.

Reimann, Dorothee: Die Wunden sollen sichtbar bleiben. In: Monumente. Magazin für Denkmalkultur in Deutschland. Bonn 2000 (10): 7/8, 6-12
Philipp
Mitglied

Beiträge: 168


 

Gesendet: 22:35 - 15.10.2003


@Peter: Laß` uns doch die Sophienkirche wiederaufbauen. Frau Herrmann ist Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung einer Gedenkstätte für die Sophienkirche. Leider kriegt sie das Geld für Ihre Glas-Busmannkapelle nicht zusammen. Laß` uns eintreten. Schließlich ist die Frau schon 84. Erst die Busmannkapelle rekonstruieren. So schaffen wir eine realistische Option auf eine Sophienkirche in 15-20 Jahren!

An alle anderen: Die Busmannkapelle war der älteste Teil der Sophienkirche an ihrer Südostecke. Dieser Teil ist momentan frei, und soll durch einen Glaskasten, der der Busmannkapelle nachempfunden ist bebaut werden. Es sollen dort gerettete Exponate der Sophienkirche ausgestellt werden.
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 14:29 - 16.10.2003

hi Phil,

ich habe mich schon gewundert "wir haben doch schon viel zu viele Dresden-Topics, wieso macht der jetzt noch eins auf???" ...gut, dann hab ich gelesen dass du das grade deswegen machtest, irgendwie auch logisch. Ich habe nur ein problem mit dem Zusatz "die Schöne"....eben weil Dresden mir zu viele Glaskästen und Betonwüsten hat....vielleicht kriegen wir es wieder hin, dass Dresden diesen Titel verdient, aber im Moment ist Dresden für mich zu 90% "Die modern Entstellte" am Fluss....

Egal. Also was den Bussmann-Glas-Schwachsinn betrifft - bin total dagegen - hab ich dir schon per mail geanwortet. bin natürlich dabei.

Dr. Hertzig wirkt auch absolut besessen - im positiven Sinne - von der Idee Sophienkirche-Reko...ich glaube er ist 100% dafür. Ich auch.

Wer ist noch für den Wiederaufbau der von SED Verbrechern gesprengten Sophienkirche ?

Wir könnten eine Unterschrifteliste starten. Die Frauenkirche steht bereits, der Neumarkt mit 60 Barockhäusern kommt - und das kann auch hier klappen. Wer ist dafür?

Grüße

Peter



Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 15:47 - 16.10.2003

Ich wäre dafür!

@Philip
eine gute, kurze Zusammenfassung der Stadtgeschichte Dresdens!
Kai
Claus
Mitglied

Beiträge: 164


 

Gesendet: 16:22 - 16.10.2003

Natürlich bin ich dafür,so wie für die restlichen 90% Altstadt,die noch fehlen!!!!
Harmonica
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Beiträge: 117


 

Gesendet: 17:41 - 16.10.2003

Jup, ich bin auch dabei, allerdings muss erst dieser Riegel gesprengt werden.

... ach und wo wir gleich bei Sprengung sind: dieses "Neue Palais" hinterm Coselpapais (welches den Namen "Palais" wenigstens zu recht trägt) kann auch gleich mit weg. Aber das wird dieses Jahrhundert sowieso nicht überstehen - da bin ich felsenfest überzeugt. Das Teil wird genauso enden wie der ebenso unpassende Polizeianbau.


Ach, noch etwas zur Dresdner Geschichte: das Hundertwasser-Haus, welches im letzten Absatz angesprochen wurde, ist scheinbar vom Tisch. Der Stadtrat hatte seinerzeit so lange über das Projekt diskutiert, bis der Künstler verstarb. Schade, denn gerade in der Neustadt hätte ich mir den Bau sehr gut vorstellen können!
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 18:08 - 16.10.2003

@harmonica

schön, ich sehe du bist ja in fast allem meiner Meinung. Du gebrauchst ja sogar das selbe Vokabular wie ich - jawohl, Advanda Riegel nicht bloss modifizieren - nein, SPRENGEN!


(Ich bin übrigens wirklich dafür. Kaplanbunker - es ist kein "Palais", sondern ein Bunker - ebenso).

Ich sehe grade zu meiner ÜBerraschung, Harmonica, du bist ja nicht nur GEGEN die selben sachen, sondern auch noch FÜR: denn Hundertwasser find ich ziemlich gut! Ja, das wäre in der Neustadt wirklich mal Gutes gewesen, schade wirklcih dass er nicht mehr lebt. Ich sah ihn mal in einer Talkshow, anfang der 90er. Er wurd nach seiner meinung zu dem Potsdamer Pl.- Plänen in Berlin gefragt. ER sagte kurzerhand "ist für mich fast schon faschistisch, dieser Art Architektur". Dieser Mann war mir absolut sympathisch! er war sicher "einer von uns": seine Gebäude widersetzen sich sämtlichen Dogmen, sie sind kitschig, haben Säulen, Erker und Zwiebeltürmchen. Sein Stil ist zwar nicht mein Lieblinsstil, aber: Er bewies, dass Gestalten FREI sein kann - dass man sich nicht nach akademischen Doktrinen richten muss.
Harmonica
Mitglied

Beiträge: 117


 

Gesendet: 23:46 - 16.10.2003

Sooo, um die Dresden-Thematik etwas zu bündeln habe ich die "angeforderten" Wiener-Platz-Bilder mal hier reingepostet.

Also, ich habe auch etwas suchen müssen, bis ich etwas halbwegs brauchbares gefunden habe:

Das erste Bild zeigt ein Aquarell von 1890. Man erkennt links unten den Böhmischen Bahnhof, dem Vorgänger des Hauptbahnhofes. Ansonsten war der Wiener Platz für Dresdner Verhältnisse scheinbar recht spärlich bebaut.
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Wir springen knapp 40 Jahre nach vorn und blicken im Jahr 1927 vom Wiener Platz aus in die Prager Str. - rechts angeschnitten das Kaiser-Café.
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Nun das Kaiser-Café aus größerer Entfernung, welches 1902 erbaut wurde. (Müsste sich auf dem Aquarell, erstes Bild, mitte rechts an der mit Bäumen versehenen Ecke befinden)
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Wir machen einen weiteren Zeitsprung in das Jahr 1979, zwei Diktaturen und zwei Totalzerstörungen später...
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Der Platz hat sich bis auf das Fehlen des Lenindenkmals (auf dem gerasterten Platz mitte schräg unten) - das aber wirklich niemanden fehlt - und einem potthässlichen Neubau etwa an der Stelle des besagten Denkmals rein gar nichts getan!
PeterBerlin
Bronzenes Premium-Mitglied

Beiträge: 584


 

Gesendet: 00:19 - 17.10.2003

@Harmonicus

Du bist ja wirklich genial! ich habe schon unendlich viele bilder Dresdens gesehen - aber du bringst immer wieder welche, die ich zum ersten mal sehe!

Die obere Ansicht vom Kaiser-Café kannte ich schon, die drunter noch nicht - und die ganz alte vom Wiener Platz auch noch nicht!

man hätte wenigstens das Kaiser Cafe als "leitbau" stehen lassen müssen...ichhabe sogar ein foto vom kaiser café, also der Blick in die Prager Strasse, nach dem Krieg: es stand noch da, schwer angeschlagen, aber es stand größtenteils noch. auch die folgenden Häuser standen noch. Ich bin sicher, man hätte die halbe Prager STrasse aufbauen können, so wie sie war...diese Verbrecher..........Das sind wirklich VErbrecher gewesen, ein anderes Wort gibt es für solche Barbarei nicht. Für mich ist die heutige Prager Strasse - ein Mahmnal. Wie siehst du das?

Ich kann mir übrigens nicht vorstellen, dass man als Dresdner früher nicht gesehen hat, wie monströs und hässlich das alles ist. ihr müsst das doch schon früher gesehen haben weil du sagtest, du hättes es erst nach einem besuch in nürnberg gemerkt. ihr müsst doch auch früher bilder von berlin, von leipzig, von anderen städten gesehen haben `? oder, allein im vergleich mit alten bildern von dresden müsst ihr doch gesehen haben : "unsere stadt ist ja total entstellt, im vergleich zu früher" ?

oder, was sagten eure alten leute, die das echte Dresden noch kennen , noch selber erlebt haben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr das früher für "schön" gefunden habte, die prager strasse, und so ???

also, dresden ist schon SEHR entstellt...es ist traurig...
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 01:03 - 17.10.2003

Dann muss man es eben wieder reparieren! Kann man denn die Mehrheit der Dresdner nicht begeistern für ihre Stadt? Einen engagierten Verein, der in der Lage ist die Bürger richtig mitzureißen - für eine Reko der Sophienkirche...
Wer ist heute eigentlich Eigentümer dieses Grundstückes - hat es die Kirche etwa verkauft? Bestehende Architektur muss zur "architectura non grata" erklärt werden - wie in Berlin auf dem Schlossplatz.

Von der gläsernen Busmannkapelle halte ich nicht viel - dann sollte man doch lieber das Original 1:1 kopieren. Der Verein der Frau Herrmann ist viel zu kraftlos, um etwas zu bewegen - kein Interesse der Dresdner??

http://www.schilke-archiv.de/sophienk/aasoph.htm

Gibt es hier eigentlich auch was Aktuelles?

Für eine Reko der Sophienkirche bin ich auf jeden Fall. Nur welche Türme werden kommen? Dieser erste einzelne Turm, oder die Zwillinge - und da im Erscheinungsbild vor Umbau 1933 oder danach? Das neugotische Zierwerk gefiel mir persönlich am Besten. Das war etwas Einmaliges.
Harmonica
Mitglied

Beiträge: 117


 

Gesendet: 09:27 - 17.10.2003

Stimmt, die Prager ist wirklich ein Mahnmal! Es gab und gibt ja Leute, die gegen den Wiederaufbau der Frauenkirchen waren/sind. Denen kann man nur entgegnen, dass sie sich die Prager Straße anschauen sollen, denn dort können sie sehen, was der Krieg und 2 Diktaturen einer Stadt anhaben können!


Anyway, sehr schwierige Frage, das warum die Dresdner das früher nicht gesehen haben. Da ich mich an die DDR-Denkweise kaum noch erinnern kann, kann auch ich nur mutmaßen: erstens, wie ich schon einmal schrieb, waren ALLE Altbauten heruntergekommen! Dresden war dunkel, dreckig (nahe der Innenstadt befand sich ein Heizkraftwerk ohne Rußfilter!!!) und in den Altbauten wollte NIEMAND leben. Die Plattenbauten hingegen waren heiß begehrt und dagegen hat sich niemand gewehrt. Du musst dir vorstellen, dass noch bis 1990 in DD latenter Wohnungsmangel herrschte. So ist also auch dieser Wohnriegel an der Prager entstanden. Außerdem: bis die Prager in den 60ern gebaut wurde, gab es kaum Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt (lediglich am Altmarkt). Dann wurde halt die Prager angelegt - in den architektonischen Vorstellungen der Zeit - und als Leistung des Sozialismus verkauft. Außerdem: man wurde doch eingesperrt! So kannte man nur Sozialismusarchitektur! Heute wunderschöne Städte wie Meißen oder Görlitz (!!!) waren damals absolut hässlich und heruntergekommen.

Immerhin: was mir auch heute noch an der Prager gefällt, sind die Springbrunnen! Dafür wäre heute kein Geld mehr und man legt dafür lieber eine Granitwüste ohne Bäume (wie vor der Altmarktgalerie oder Hauptbahnhof) an. Auch das Rundkino finde ich selungen. Zwar ist das von außen nicht besonders ansprechend, aber es war (und ist?) einzigartig.

Die Bilder habe ich übrigens aus einem DDR-Buch, in dem unverhohlen Dresden damals mit heute (1979) verglichen wird. Ich habe den beistehenden Text nicht gelesen, aber vielleicht wird man da etwas schlauer über die Motivation solcher Städtebauweisen.

Peter, du wohnst doch in Berlin, right? Geh doch mal in eine Ost-Bibliothek und suche mal ein Buch über DD, welches aus der DDR stammt!


Ach ja, das Kaiser-Café jetzt wieder aufzubauen würde ich nicht unbedingt befürworten: da stünde ein Juwel inmitten einer Plattenwüste. Wenn, dann müsste zumindest ein Teil der Prager wieder historisch entstehen und das wird wohl leider nicht werden. Es gab immerhin mal Bestrebungen, die Straße auf ihre ürsprüngliche Breite von 18(?)m zuzubauen. So sollte vor dem alten Karstadt auch noch ein Gebäude. Aber, es findet sich wohl kein Investor oder die Stadt ist mal wieder unfähig... was weiß ich. Naja, vielleicht wird die Verengung in 20 Jahren realisiert, wenn hoffentlich keine Bauunkultur wie heute herrscht (was ich aber selber kaum glaube, wenn ich die Architekturstudenten mit ihren Papp-Kuben-Modellen über den Campus laufen sehe).

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