Architectura Pro Homine - Forum für Klassische und Traditionelle Baukunst - www.aph-forum.de.vu

    

 · Home · Impressum & Datenschutz · Suche

Seiten mit Postings: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

zum Seitenende

 Forum Index —› Deutschland —› Braunschweig baut das Schloss
 


Autor Mitteilung
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 21:35 - 05.11.2003

Na hoffentlich erleben wir das noch!
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 17:57 - 06.11.2003

naja, hoffentlich dauert es nicht so lange bis, wir nur noch das schloss dort sehen...
das EKZ ist viel zu groß geplant, es macht das schloss zur nebensächlichkeit
Kai
H. C. Stössinger
Senior-Mitglied

Beiträge: 422


 

Gesendet: 22:18 - 06.11.2003
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 22:57 - 06.11.2003

Also ich denke unsere junge Generation
wird das Schiff schon schaukeln.
Wir wollen diese Kisten einfach nicht
mehr ! Und das sind nicht einige wenige,
sondern fast 100 %.

Irgendwann werden auch die dümmsten
Architekten es verstanden haben, daß
die Zeit des Bauhaus ein für allemal
erledigt ist.
Wie der Kommunismus wird er nur noch
die Geschichtsbücher füllen, aber
sich nicht mehr in unseren Städten
breit machen !
Rösch
Senior-Mitglied

Beiträge: 343


 

Gesendet: 23:07 - 26.11.2003

Kommentar aus der db deutsche Bauzeitung, Ausgabe 8/03
Von Roland Ostertag

//...8.3.03//21:30Uhr Gemeinderat beschließt mit einer Stimme Mehrheit:"Braunschweig baut das Schloss"...//

ECE & Potemkin

Das 1830 -36 von Carl Theodor Ottmer mitten in Braunschweig, im Schlosspark errichtete Residenzschloss brannte 1944-45 aus,Fassaden und Wände blieben jedoch weitgehend erhalten.Mit einer Stimme Mehrheit (im Gemeinderat) wurde die Ruine 1960 abgetragen. Vierzigjährige Vernachlässigung und Verunstaltung soll der Schlosspark jetzt auf Initiative des Investors ECE mit einem Kaufhaus samt vorgeblendeter Schlossfassade überbaut werden.Architekten werden bestenfalls die Fassaden der längst fixierten Baukörper "entwickeln" dürfen (ausgenommen natürlich die Ottmer-Replik).
So darf Stadtplanung nicht stattfinden.Zunächst muss doch bei den dafür Verantwortlichen eine gedanklich-geistige Vorstellung von Stadt vorhanden sein. Dann bestimmen die Stadt,die Bürgerschaft, das Stadtparlament zum Wohle der gesamten Stadt über die Aufgabe und Funktion der Stadtquartiere, welche Nutzungen an welchen Standorten vorzusehen sind, welche Aufgaben den Strassen,Plätzen und Gebäuden im Stadtzusammenhang zukommen. Dann werden die konkreten Aufgaben an die bauwilligen, die Bauherren gestellt oder treten an die Stadt heran,danach sind Architekten an der reihe. Diese Reihenfolge ist keine hierarchische Ordnung, sie ergibt sich aus der Logik des Sachverhalts, aus der demokratischen Verfasstheit unserer Gesellschaft. Sicher,das ist ein Idealbild,an dem globale und lokale Kräfte rütteln. Und in der Regel ist es heute – wie das laufende Vorhaben in Braunschweig beweist – leider umgekehrt.
Nicht die Stadt stellt die weichen. Nein, die werden gestellt von Leuten, die primär ihre Rendite, die Wareneigenschaft der Gebäude im Sinn haben: Bauträger und Investoren bestimmen zunehmend, wo, was und wie gebaut werden soll. Die Stadt wird dabei zum bloßen Lieferanten der geforderten „Voraussetzungen“ zur raschen, renditeträchtigen Realisierung der Bauabsichten anderer: Flächennutzungspläne und Bebauungspläne werden – wie in Braunschweig – geschehen – durch Erteilung von Befreiungen und Ausnahmen passend gemacht.
Auf der Ebene der Festlegung der Gestalt dieselbe Umkehrung der Verhältnisse:
Nachdem die Stadt die Aufgabe im Stadtzusammenhang gestellt hat, nachdem der Bauherr gefunden wurde, wären die Architekten an der Reihe. Ihre Aufgabe wäre es dann, aus den vielfältigen Bedingungen der Aufgabe die Bestmögliche Lösung zu finden. So jedenfalls sollte es sein.Beim Kauf-Schloss jedoch bestimmt der Investor nicht nur, was die Stadt zu tun hat, er und die ECE-bezahlten Gutachter liefern auch die Nutzung, den Schloss-, Um- und Grundriss und bestimmen Form und Gestalt der Gebäude. Die Architekten werden dabei zu Fassadenstylisten, zu Dekorateuren degradiert. Gegen die einfache Grundregel,dass die Fassade niemals nur aufgesetzt oder addiert sein darf, wird hier eklatant verstoßen.
Auch die Verklärung des ECE-Kaufhauses zur „Schlosshalle“ kann nicht darüber hinwegtäuschen,dass damit das Herz der Stadt, der öffentliche Raum privatisiert,kommerzialisiert, okkupiert, zerstört werden wird. Schloß-Attrappen ins Spiel zu bringen, hat mit Geschichtsbewusstsein nichts zu tun. In Wahrheit ist es – umgekehrt – eine Flucht aus der Geschichte. Von der Gegenwart wird man spätestens bei den – natürlich mit eingeplanten – Parkdecks wieder eingeholt. Da hilft auch die Aufstellung der „antiken“ Quadriga auf dem Giebel der Schoßfassade nicht mehr, ehrlicher wäre es hier, das jeweils neueste VW-Modell aus dem nahen Wolfsburg zu präsentieren. Das Szenarium ist nicht geeignet, die Stadtmitte Braunschweigs qualifiziert neu zu definieren. Als erster Schritt müssten Konzepte erarbeitet werden, die sich – nicht nur als Baukörper-Alternativen – deutlich unterscheiden. Dann wäre die Politik an der Reihe zu bestimmen, welcher Weg zum Wohle der gesamten Stadt weiter verfolgt werden sollte.Danach wäre der Bauherr, der Investor gefragt, dann die Architekten.
Städtebau in dieser, in jeder Stadt muss mehr und anderes sein als das Produkt der „Geschäft ist Geschäft“-Mentalität. Braunschweig, die Stadt mit einer ehren- und bemerkenswerten Vergangenheit, mit einer hervorragenden Ausbildungsstätte für Architekten, muss sich anderen Ansprüchen stellen. Sonst geht es der Stadt und Bürgerschaft wie dem „Fischer un sin Fru“ im Märchen, mit leeren Händen der Lächerlichkeit und dem Spott, nicht nur der Fachwelt, ausgesetzt zu sein. Mit solchen Mitteln lässt sich Geschichte nicht fortsetzen, lassen sich Minderwertigkeitskomplexe nicht kompensieren, lässt sich die Bewerbung als „Kulturhauptstadt 2010“ nicht begründen.



Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 00:47 - 27.11.2003

"Die Architekten werden dabei zu Fassadenstylisten, zu Dekorateuren degradiert."

ach, dass die heutigen architekten keine fassaden mehr gestalten wollen oder können, wissen wir ja.
wie tragisch!
ich dachte, architekten seien dienstleister, keine absolutisten.

"Gegen die einfache Grundregel,dass die Fassade niemals nur aufgesetzt oder addiert sein darf, wird hier eklatant verstoßen."

wessen grundregel ist das?
SCHÖN muss es sein, leute, alles andre ist sekundär!

" Da hilft auch die Aufstellung der „antiken“ Quadriga auf dem Giebel der Schoßfassade nicht mehr, ehrlicher wäre es hier, das jeweils neueste VW-Modell aus dem nahen Wolfsburg zu präsentieren."

es ist diese vermeintliche "ehrlichkeit", die unsere städte ruiniert!
ästhetik wird irrelevant, authentisch soll es ein. was allerdings die konkrete authentizität ist, dass bestimmen die dogmen der kontemporären architektur-theoretiker... pfui deibel!

LIEBER EINE UNEHRLICHE QUADRIGA AUF DEM DACH ALS EINEN EHRLICHEN VOLKSWAGEN! (wobei ich, ehrlich gesagt, eine quadriga für mindestens genauso ehrlich halte als einen vw!)

Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 07:24 - 28.11.2003

"So darf Stadtplanung nicht stattfinden.Zunächst muss doch bei den dafür Verantwortlichen eine gedanklich-geistige Vorstellung von Stadt vorhanden sein. Dann bestimmen die Stadt,die Bürgerschaft, das Stadtparlament zum Wohle der gesamten Stadt über die Aufgabe und Funktion der Stadtquartiere, welche Nutzungen an welchen Standorten vorzusehen sind, welche Aufgaben den Strassen,Plätzen und Gebäuden im Stadtzusammenhang zukommen. Dann werden die konkreten Aufgaben an die bauwilligen, die Bauherren gestellt oder treten an die Stadt heran,danach sind Architekten an der reihe. Diese Reihenfolge ist keine hierarchische Ordnung, sie ergibt sich aus der Logik des Sachverhalts, aus der demokratischen Verfasstheit unserer Gesellschaft"
exakt so muss es sein. nur ist es leider viel zu selten so
@ anti
da stimme ich dir zu!
nach der logik des o.g. müsste ja die quadriga auf dem brandenburger tor auch ab kommen und durch das neuste berliner auto ersetzt werden (mir fällt gerade keine berliner automarke ein...gibt es überhaupt eine?)
Kai
Richard
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 01:32 - 29.11.2003

Eine Berliner Automarke hat es wohl nie gegeben, aber man könnte ja auf eine Lokomotive von Borsig zurückgreifen
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 11:13 - 30.11.2003

@ richard
dann halt so naja - noch bin ich auf mein fahrrad angewiesen, deshalb bin ich nicht auf dem höchsten stand, was automarken angeht
Kai
Richard
registriert

Beiträge:


 

Gesendet: 21:52 - 30.11.2003

@Kai_2
Genieße die Zeit mit Deinem Drahtesel:
keine Steuern, keine Versicherung, keine Strafzettel, kein Ölwechsel, kein Motorschaden...

Nur wenn Du drei Leute oder einen Kühlschrank mitnehmen möchtest , wird es schwierig!

Seiten mit Postings: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

- Braunschweig baut das Schloss -

zum Seitenanfang



 Forum Index —› Deutschland —› Braunschweig baut das Schloss
 



Version 3.1 | Load: 0.009465 | S: 1_2