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Autor Mitteilung
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 18:26 - 01.10.2004

schloßgespenst,
sicher wäre es jedem hier im forum am liebsten, wenn das ganze schloss rekonstruiert werden würde, das können wir aber vergessen.
ich weiß nicht, ob im schloss die lebensmittelabteilung sein wird oder was auch sonst. mir ist das aber auch relativ gleich. einkaufen hinter schlossmauern ist doch was schönes. erinnert an die alten gründerzeit-einkaufspaläste, die ja auch schlossgleich waren.
sicherlich wäre mir eine historische nutzung lieber, z.b. zur geschichte des herrschergeschlechts etc., aber dafür haben wir halt nunmal keinen sponsor.
Clint____Eastwood
Novize

Beiträge: 36


 

Gesendet: 18:30 - 01.10.2004

Seltsamerweise stören wir uns sehr an solchen im vornherein so geplanten "Dekorationsfassaden".
Dahingegen gibt es tausende von Gebäuden, die nach dem Kriege von Außen wiedererrichtet wurden und innen völlig häßlich-modern sind, so das Schlaun-Schloß in Münster oder das Welfenschloß in Hannover, beide von der jeweiligen Universität genutzt.
Wie viele entkernte Fachwerkhäuser gibt es, wie viele schöne Villen und Herrenhäuser verbreiten von Innen Moder und Schimmel, während sie von Außen nach wie vor das Stadtbild bewahren helfen...?
singa
registriert

Beiträge: 12


 

Gesendet: 19:34 - 01.10.2004

Das Schloß soll - mindestens zu großen Teilen, wenn nicht ganz - von der Stadt angemietet und als Museum, Bibliothek und ähnliches genutzt werden.
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 22:40 - 01.10.2004

@Clint

Och, ich finde es zwar schade, falls irgendwelche wichtigen räume nicht mit aufgebaut werden würde(passt ja zu einem museum), sondern es einfach nur weiß getünchte wände sein werden. Aber erstens kann man das ja u.U nachholen und wie es hinter den mauern privater Fachwerkahäuser aussieht, ist mir auch recht egal, schließlich gehe ich ja nur die außenseite, wenn ich die straße langgehe...
Clint____Eastwood
Novize

Beiträge: 36


 

Gesendet: 22:59 - 01.10.2004

@Ben
Sehe ich doch genauso.
Für uns Flaneure ist die Fassade maßgeblich. Wie oft bin ich schon in, mit Verlaub gesagt, obermegakrassenlangweiligen Häusern gewesen und in den Wohnungen lagen die feinsten Teppiche, darauf die edelsten Antiquitäten, erlesene Bilder an der Wand überm Flügel, nicht zu vergessen den 560ger Benz in der Garage und habe mir gedacht, daß die Herrschaften mal auch ein paar Mark in die publikumswirksame Seite hätten stecken können.
Schloßgespenst
Mitglied

Beiträge: 106


 

Gesendet: 13:31 - 02.10.2004

Danke, MoritzMz, ich geb' mir Mühe...

Klar, Eastwood, es gibt auch viele extrem zweckentfremdete alte Gebäude, da hast Du recht, aber das ist, finde ich nicht dasselbe. Denn wenn man hinter eine echte alte Fassade etwas profanes steckt, dann ist immerhin die Hülle noch echt. Wenn aber - bei einer Totalrekonstruktion - schon die Hülle nur eine Kopie ist, dann wirkt das ganze Gebilde noch unechter (= mehr Angriffsfläche für Rekogegner), wenn dahinter gar nichts mehr an das historische Originalgebäude erinnert. Die F.A.Z. hat deshalb auch bei der Rezension der Kommandantur-Reko in Berlin gesagt, wenn dies das sog. Testschloß ist, dann müsse man leider sagen: Der Test wurde nicht bestanden. Weil eben innen alles spacig-modern-abgefahren ist (ein anderer, vom Senat protegierter, aber von Bertelsmann abgelehnter Entwurf hatte ein etwas klassischeres Interieur vorgesehen) und keinen Bezug mehr zur Fassade hat. Und da ist es dann wieder, das vielstrapazierte Unwort "Disneyland".

Okay, aber bevor jetzt wieder alle über mich herfallen: Besser 'ne Schloßfassade mit Kühlregal dahinter als gar keine (also Friede mit Euch, Brüder im Geiste), aber ich gebe trotzdem zu bedenken, daß die Akzeptanz einer Rekonstruktion unter einem völlig unpassenden unpassenden Inneren eher leiden wird.

Aber wenn das stimmt, was Singa erzählt, dann brauchen wir uns ja alle keine großen Sorgen mehr zu machen - klingt doch schon viel besser, Museum, Bibliothek etc., oder?

Ich habe allerdings auch mal irgendwo gelesen, daß dem Einkaufszentrum nicht nur der Schloßpark, sondern auch ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem 18.(?) Jh. zum Opfer fallen würde. Da müßten wir doch eigentlich alle etwas Seitenstechen bekommen, oder?
singa
registriert

Beiträge: 12


 

Gesendet: 20:44 - 02.10.2004

Wer Interesse hat bzgl. der künftigen Schlossnutzung, sollte sich unbedingt diesen Artikel durchlesen. Da steht alles Wesentliche drin.

http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2048/artid/2886993
Clint____Eastwood
Novize

Beiträge: 36


 

Gesendet: 01:08 - 03.10.2004

@Schloßgespenst
Ich verstehe Deine Position vollkommen.
Bei den "alten, zweckentfremdeten" Fassaden gibt es eben sowohl die Gebäude , welche später entkernt oder wie auch innen umgestaltet wurden und diejenigen, bei denen nach dem Kriege nur die Hülle rekonstruiert wurde, um sie innen von vornherein modern und für einen völlig anderen Zweck herzurichten - es ist im nachhinein schon schwierig, da einen Unterschied festzustellen.

Und was die FAZ anbelangt, ich lese sie seit Jahrzehnten, weil ich bezüglich Politik und Wirtschaft keine bessere Zeitung kenne.
Das Feuilleton sagen, ich kann es leider nicht anders, stinkt bei der FAZ zum Himmel, insbesondere die Architekturbeiträge des Herrn Bartetzko sind eine Zumutung von Dauer. In alles, was aus Glas, Stahl oder Beton ist, legt er noch den letzten, verwegenen Sinn hinein, während z.B. sein Artikel anläßlich der Fertigstellung der Frauenkirche eine ganzseitige Predigt in Betroffenheitshaltung war, ob man denn dieses Bauwerkt überhaupt hätte wiedererrichten dürfen.
Gehen wir doch mal "Unter den Linden" entlang, welches der nach dem Krieg wiedererrichteten Gebäude befindet sich denn innen noch im Originalzustand, weder das Kronprinzenpalais, noch das heutige Operncafe, noch das Opernhaus, noch die Hedwigskirche, noch das Zeughaus.
Eigentlich nur das Alte Museum und der Raschdorff - Dom.
Also müßten wir den Rest wieder abreißen, zumindest gemäß der FAZ.

Wer kennt nicht den Film "Dr. Schiwago" von David Lean?
Da gibt es eine Straße in Moskau samt Straßenbahn, die im Film immer wieder eine wichtige Rolle spielt und mich stets aufgrund ihrer scheinbaren Authentizität beeindruckt hat.
Sie besteht nur aus Fassaden und zwar aufgebaut in der nordspanischen Einöde, sogar der Schnee war künstlich.
So weit wollen wir es im Weichbild der Städte nicht getrieben sehen, aber solange die Fassade 1:1 und aus den gleichen Materialien gearbeitet sind, wie die Originalbauten, haben wir wenigstens wieder an dieser Stelle ein ordentliches Stadtbild oder doch zumindest die gebaute Idee und die kann durchaus sittsam-belehrend wirken und damit hätten wir unseren Kindern ein großartiges Vermächtnis hinterlassen.
Schloßgespenst
Mitglied

Beiträge: 106


 

Gesendet: 16:10 - 05.10.2004

@Eastwood

Da tust Du dem Bartetzko (keine Ahnung, ob der Artikel über die Kommandantur von ihm war) glaube ich ein bißchen unrecht: Erstens hat sich, was etwa die Reko des Berliner Schlosses angeht, seine vor Jahren noch völlig ablehnende Haltung deutlich gewandelt. Zweitens macht er auch immer wieder auf bedrohte historische Baudenkmäler oder auch ganze Stadtkerne aufmerksam - bedroht entweder durch Verfall oder durch Abrißpläne. Durch Bartetzkos Rumjammern erfährt man wenigstens, wo was bedroht ist, und da die FAZ bekanntlich von sehr vielen (mitunter auch zahlungskräftigen) Leuten gelesen wird, besteht ja dadurch immerhin die Möglichkeit, daß sich hier und da jemand findet, der ein verfallendes Gebäude rettet oder sich vielleicht eine Bürgerinitiative gegen einen geplanten Abriß bildet. Jedenfalls macht er auf interessante (wenn auch meistens frustrierende) Vorgänge aufmerksam, er schlägt Alarm.
Daß er auch seltsame moderne Glaskisten lobt, ist richtig, aber - was soll's, sie stehen dann eh schon, man kann's nicht mehr ändern, jeder hat seinen Geschmack.

Das Beispiel Kronprinzenpalais in Belrin ist ein ganz gutes Beispiel für eine äußerlich gelungene Totalrekonstruktion. Aber es ist ja auch innen immer einigermaßen adäquat genutzt worden (Gästehaus der DDR-Regierung, Ausstellungen).

Wenn hinter Renaissancefassaden etwas verkauft wird, wäre das im prinzip gar nicht so schlecht, Antiquitus' Vergleich mit den schloßähnlichen Kaufhäusern der Gründerzeit hat mich auch zum Grübeln gebracht. Aber: Diese alten Kaufhäuser waren eben auch innen prachtvoll und haben vermutlich keinen Ramsch, sondern edle Waren angeboten. Wenn also in Braunschweig lauter, sagen wir, Edelboutiquen hinter der Schloßfassade aufmachen - okay. Ich denke nur leider immer wieder an so einen schrecklichen Wal-Mart, wo Lebensmittel und billiges Haushaltszeug in Massen verkauft werden, die Leute mit rappelvollen Einkaufswagen sich an der Kasse die Beine in den Leib stehen, wo der Kunde selbst zur Ware wird - sowas wäre einfach einer Schloßfassade nicht würdig, tut mir leid! Aber zugegeben, das ist ein Extrembeispiel.

Stcihwörter Fassade 1:1 und gleiche Materialien: Das ist natürlich das wichtigste. Siehe die Diskussion ums Listmann-Haus in Mainz, wo man bekanntlich was Fassadengestaltung und -material angeht, gut rumgepfuscht hat.
Clint____Eastwood
Novize

Beiträge: 36


 

Gesendet: 18:34 - 05.10.2004

Ich tue Bartetzko überhaupt nicht unrecht, der Mann hat von seinem Metier überhaupt keine Ahnung.
Ich lese die Zeitung jeden Tag sehr genau, Wirtschaftsteil und Politik sind ganz in Ordnung, das Feuilleton kann man in die Tonne treten.

Das einzige, was die FAZ in Púnkto Architektur jemals halbwegs positiv begleitet hat, war der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses.
Darüber hinaus kann ich mich nicht an einen lesenswerten Artikel erinnern.

Was Dein "Was soll's, es steht eben da" anbelangt, so läßt sich das natürlich auch sehr schön auf den Ballast der Rebublik übertragen - und das Ding steht wirklich und steht und steht...

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