jürgen,
super! danke für die tollen bilder und die mühe mit dem text!
man ist immer hin- und hergerissen zwischen der brillianz des objekts und dem schmerz des fehlens.

Gute Neuigkeiten!

Eine weitere Kriegslücke schließt sich in Nürnberg:

Die "Katholische Studierende Jugend" (KSJ) errichtet einen Stadtturm wieder, der vor 60 Jahren zerstört wurde.

Abweichend vom nachfolgenden Artikel muss ich aber leider anmerken, dass ist bei Leibe nicht der letzte, der fehlt, leider...

Trotzdem: Ein Grund zu feiern und für uns soll es heissen: Dranbleiben jetzt! Wir sind auf dem richtigen Weg und viele Gruppen und Einzelpersonen aus der Bevölkerung unterstützen uns!

[Link zum eingefügten Bild]

Grüße aus Nürnberg

Nachtrag:

Quelle: Nürnberger Nachrichten; 27./28.09.03

@Jürgen

Vielen Dank für den Artikel zur Wiererrichtung eines Stadtturms in Nürnberg.

Die Sache interessiert mich sehr.

In meiner Heimatstadt Villingen/Schwarzwald war die kreuzförmige Stadtanlage ursprünglich an allen vier Enden mit einem Tor versehen ist. Leider klafft im Bereich des Niederen Tors seit Mitte /Ende des 19.Jahrhunderts eine Lücke von mehr als 200m. Damals hat man das Niedere Tor zugunsten eines Landgerichts abgerissen; Villingen bekam dann zugunsten von Konstanz aber nur ein Amtsgericht.

"Die Seele schreit nach einem Wiederaufbau" wie es Ende der 80er Jahre die Stuttgarter Zeitung einmal treffend titulierte.
Seitdem gab es viele unglückliche Versuche das Ende der Niederen Strasse "modern" zu gestalten. Die Commerzbank durfte unter der Bedingung, dass das Tor ebenfalls gebaut wird, einen Anbau in den Strassenraum hinein errichten. Das Tor wurde natürlich nicht gebaut... Das Tor stand nämlich weiter stadteinwärts wie man plötzlich feststellte. So wollte man wenigstens am ursprünglichen Standort durch grosse Sandsteinquader, die im Strassenbelag eingelassen wurden,die Erinnerung an das Niedere Tor wachhalten. Doch dieses Mal wurde der Standort wieder verfehlt. Die Quader befinden sich nun zu weit stadteinwärts...daran erkennt man wie genau man es hier mit Geschichte nahm/nimmt!
Jüngstes Grossverbrechen ist ein Kino, das in der Flucht des Niederen Tors stadtauswärts gebaut wurde. Blue Box ist der Name und so sieht es auch aus: eine blaue Kiste. Zur Stadt hin wurde es mit gefaltetem Zinkblech verkleidet, also ein "herrlicher Anblick wenn man auf dem Strassenkreuz, Villingens altem Marktplatz, die Niedere Strasse hinuterschaut: ein Metallkiste auf der in dicken Lettern BLUE BOX prangt.
Was kann es besseres geben???

Die Diskussion um einen Wiederaufbau des Torturms ruhen also nicht, weil die bisherigen Lösunge zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis geführt haben.

Was mich insbesondere interessieren würde, wer die Planung des Tortums übernommen hat. Wie wird eine solcher Stadtmauerturm nach den heutigen Anforderungen historisch korrekt gebaut?
Gibt es Pläne oder Unterlagen zu dem Vorhaben?

Zuerst mal hier die Links zu den Artikeln aus den beiden Nürnberger Tageszeitungen:

http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=115939&kat=10

http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=116104&kat=11


Im NZ-Artikel ist zu lesen: "In Absprache mit den Denkmalpflegern wird der Turm etliche Fenster mehr bekommen als er ursprünglich gehabt hat." Mal schauen, wie das aussehen wird.

Für diejenigen, die zu faul sind, die Artikel zu lesen: hier ein Bild des Standorts

[Link zum eingefügten Bild]
Im Hintergrund ist der Luginsland zu sehen. Das Trafohaus am linken Bildrand wird versetzt (wohin steht nicht drin).

Vielen Dank für die Linkverweise!
Wenn jemand noch weiteres zum Thema weiss oder erfahren sollte, würde ich mich freuen, wenn es in dieser Rubrik gepostet wird.

Besonders interessieren mich natürlich Pläne zum Wiederaufbau des Turms.

@rösch
Ich versuche mal, über das Architekturbüro Albert&Reinecke etwas herauszubekommen.

Bei nachfolgenden - wie ich finde ebenfalls interessanten - Projekten ist das Büro schon aktiv geworden:

Renovierung eines Nürnberger Patrizierhauses:

http://www.hofmann-internet.de/archiv/patrizierhaus/patrizierhaus_nuernberg.html

Renovierung Heilig-Grab-Kapelle, Neunkirchen am Brand

http://www.hofmann-internet.de/aktuelle_projekte/heilig_grab_kapelle/heilig_grab_kapelle.html

Statische Sanierung der Burgkapelle "Burgruine Altenstein"
http://www.blfd.bayern.de/Aktuelles/Pressemitteilung/pr55.htm

@jürgen

ich kann nur einen einzigen satz sagen (und ich bin ja meist nicht so wortkarg) :

Meine Güte, was (war das) für eine schöne Stadt.

@peter
Ja, man kann nur versuchen, Jahr für Jahr Nürnberg ein Stück seiner Vergangenheit zurückzugeben. Sollte das irgendwann einmal geschafft sein, ist es aber nicht hauptsächlich der Stadtspitze, sondern zu einem sehr großen Teil den Einwohnern zu verdanken, die sich mit ihrer Stadt identifizieren.

Wäre es nach vielen Stadtratsmitgliedern und sonstigen Entscheidungsträgern gegangen, hätte Nürnberg keinen Bezug zur Vergangenheit mehr.

Das ehemalige "Schatzkästlein" würde heute nur noch aus einzelnen, isolierten Resten bestehen - inmitten einer trostlosen "Sechziger-/Siebziger-Jahre-Architektur.
Diese Reste an Geschichte würden dann nur noch peinlich und deplaziert wirken.

Dann hätten sie es vollends geschafft: Nürnberg hätte bis auf die Burg, die beiden großen Kirchen und einige Öffentliche Gebäude nichts mehr, was noch an seine Einzigartigkeit erinnert.

Über Initiativen, wie die der „Katholischen Studierenden Jugend“, die einen fehlenden Turm der Stadtmauer wiedererrichtet oder die unglaublichen Leistungen verschiedener Privatpersonen freue ich mich. (Kann ich bei Gelegenheit noch mal vorstellen)

Sie zeigen, dass es in Nürnberg nicht nur die Altstadtfreunde gibt, die sich um das vergangene Stadtbild kümmern, sondern auch viele "Einzelkämpfer". Den Gegnern fällt es damit umso schwerer, pauschal alle Befürworter von Reko in einen Topf der „Rückwärtsgewandten und dumpfen Vergangenheitsbezogenen“ zu stecken.

Umso breiter die Unterstützung in Öffentlichkeit, desto mehr Dynamik erhält das Vorhaben.

Deswegen: Die „Normalität“ und Weltoffenheit der Teilnehmer, die ich bei unseren Treffen in Dresden und Nürnberg festgestellt habe, ist unsere große Chance. Wir sind nicht die verschlossenen, seltsamen Freaks, die sich für Trachtenvereine und Stammtischparolen begeistern oder die heimlich das 1000-jährige Reich idealisieren. Nein, all die Dinge waren uns in den Monaten, die dieses Forum besteht, immer fremd!

Das ist unsere große Chance und wir sollten sie nutzen.


Grüße

PS: Das Du entgegen Deiner sonstigen "Lust am Ausdruck", den ich sehr gerne lese, nur einen Satz schreibst, bedeutet ja wirklich etwas...

@norimbergus
Dank Dir für Deine Anmerkungen! Hast Du eine Ahnung, wie der Turm aussehen wird? Ich habe derzeit noch kein aussagekräftiges Photo gefunden.

Zitat NZ:
„Der Turm wird über 20 Meter hoch werden und ist 7,90 Meter breit“


Scheint ja recht stattlich zu werden... Er vervollständigt aber auf alle Fälle die Silhouette schon wieder um ein Stück!