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Autor Mitteilung
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 15:49 - 18.08.2004

Und jetzt bitte ich um eine möglichst sachliche Fortführung der Diskussion mit möglichst wenigen Anlässen, das Blut der Teilnehmer in (nicht durch schlechte Architektur bedingte) Wallung zu bringen.
Roy Batty
Mitglied

Beiträge: 133


 

Gesendet: 16:30 - 18.08.2004

@ Antiquus

Kennst du eigentlich "Deutschland. Ein Wintermärchen" von Woolf Biermann...?

:lachen::D:lachen:
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 16:37 - 18.08.2004

nein, kannte es nicht. habe es eben schnell im netz nachgelesen.
gefällt mir nicht - es ist mir viel zu ordinär.
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 16:42 - 18.08.2004

@roy batty

"In Dresden, Würzburg und Nürnberg(und vielen anderen Städten) waren die markantesten Ensembles erhalten. Dadurch war die Vergangenheit trotz aller Diskreditierungsversuche immer vorhanden."

Würzburg und Dresden kenn ich nicht gut genug, zumindest für Nürnberg muss ich Dir leider wiedersprechen...

Z.B. Östliche Sebalder Altstadt, Sommer 1945:

[Link zum eingefügten Bild]

[Link zum eingefügten Bild]

... bei anderen Verantwortlichen in der Stadtspitze wäre alles abgeräumt worden... Gottseidank hatte Nürnberg Schmeissner und fähige Leute um ihn herum im Stadtrat!
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 16:44 - 18.08.2004

Nachtrag:
Sorry, Aufnahmen sind nicht von Sommer 1945, sondern eher 1948/1949.
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 16:54 - 18.08.2004

jürgen,
welche wichtigen ensembles waren eigentlich überhaupt noch komplett in nürnberg erhalten?
die burg selbst war ja relativ unzerstört, wenn ich mich recht erinnere, aber sonst?
Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 17:46 - 18.08.2004

@antiquitus
Die Burg war ziemlich pulverisiert, wurde aber vom bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in hervorragender Weise rekonstruiert wie auch große Teile der Stadtmauer. Da haben sich die Verantwortlichen wirklich mit Ruhm bekleckert und geld in die HAnd genommen. Das wurde z.T. nach alten Dürer Zeichnungen der mittelalterliche Zustand wiederhergestellt.

Für beide Bereiche gilt: Es war noch Substanz vorhanden, auf der man aufgebaut hat. Für Nürnberg ist das ein wichtiger Faktor im Wiederaufbau gewesen. Es musste genügend "Ausgangssubstanz" vorhanden sein, die eine Rekonstruktion lohnt. Wieviel das allerdings sein musste, war nirgendwo definiert - in den 60/70ern hat man deswegen munter historische Substanz abgetragen.

Tja, und richtige Ensebles sind bis auf einige wenige Bereiche im Burgviertel nirgendwo vorhanden. In Nürnberg sind die paar hundert verbliebenen Häuser eben verinselt über die gesamte Altstadt verteilt.
Aufgrund dieser alten Herangeheseweise an die Problematik ist es in Nürnberg deswegen so wahnsinnig schwer, eine Rekonstruktion politisch durchzusetzen. Das wird von verantwortlicher Stelle einfach nicht unterstützt.

Schizophrene Situation, denn gerade in Nürnberg würden solche Massnahmen den größten Effekt haben, da ja die wiederaufgebauten Häuser zum großen Teil auf den alten Parzellen erfolgten.

Christian
Mitglied

Beiträge: 114


 

Gesendet: 18:24 - 18.08.2004

Ja, das stimmt so für keine dieser Städte: Würzburg war total zerstört (90 - 95%), alle Großbauten schwer in Mitleidenschaft gezogen. Diese wurden vereinfacht wieder hergestellt. Eine Leistung, die zu würdigen ist. Danach erfolgte in mühsamen 30 Jahren der Wiederaufbau der Stadt auf altem Grundriss (mit einigen Ausnahmen zur "Verkehrserschließung" -ich kanns nicht mehr hören), ohne Rekonstruktionen in einfacher kleinteiliger Ziegelbauweise.

In Dresden war das Ergebnis ähnlich: Altmarkt, Neumarkt und Pirnaischer Platz fast gänzlich zerstört, Teile des Neustädter Marktes, des Theaterplatzes und des Postplatzes schwer beschädigt.

Daran kann es also nicht liegen. Wenn dann hat dies etwas mit gebauter Identitätsbildung zu tun: Prägnante und kulturhistorisch wertvolle Einzelbauten, die ins städtebauliche Gefüge eingebunden sind und so etwas wie Identität anbieten können. Bsp. Berlin - Brandenburger Tor, Dresden - Zwinger, Frankfurt Main - Hochhäuser etc. Frankfurts Stadtbild war trotz der schönen Bilder und der Größe der Altstadt sicher nicht vergleichbar mit denen von Nürnberg oder Hildesheim. Außerdem wurde von Roy schon ausführlich Frankfurts politische und wirtschaftliche Wende beschrieben.

Unter diesen Vorzeichen ist eine Rekonstruktion, auch nur eines kleinen Teiles der Frankfurter Innenstadt völlig illusorisch und schlimmer noch absolut kontrastierend zu dem Bilde Frankfurtes heute, zu dem eingeschlagenen Weg, zur Konsumzelebrierung. Und auch wenn Politik hier nicht ins Forum gehört muss auch verstanden werden, dass Politik und Architektur, ebenso wie Gesellschaft und Architektur immer zusammengehören. Und das Frankfurt (auch wenn es vielleicht ein wenig überspitzt von Roy dargestellt wurde) mit seiner Abkehr vom Bild der europäischen Stadt auch eine Antizipation der deutschen Gesellschaft in wenigen Jahren darstellt. An Frankfurt sieht man wie sämtliche kulturellen, politischen und sozialen Kapitale einzig dem Wirtschaftlichen untergeordnet werden und wurden.

Der Pluralismus der Gesellschaft, als Ergebnis der letzten hundert Jahre, die Zeit der Egomanen und Selbstdarsteller auf weiter Flur kann keine homogenen Straßenzüge hervorbringen und in einer Welt, in der Geld alles und jeden regiert finden wir nun einmal keine Gemütlichkeit und Harmonie. Im Kampfe um die besten Kosten-Nutzen-Optimierungen herrscht einzig nackte identitätslose Kälte.
Oliver
Senior-Mitglied

Beiträge: 491


 

Gesendet: 19:17 - 18.08.2004

Christian,
Du unterstreichst in Deinem Beitrag sehr stark die Verbindung zwischen Architektur und Politik. Ist es denn wirklich so ?
Ich denke, "die Politik" baut einfach so, wie es gerade "Mode" ist. Wenn gerade viel mit Glas gebaut wird, dann wird eben das Glas genommen. Ist eine "Steinerne Fassade" en vogue, so ist es sehr wahrscheinlich, daß der neue Anbau eines Bundesministeriums in Stein gebaut wird. Das gleiche gilt für die Bauwerke der Wirtschaft. Sie möchten auf "den neuesten Stand" sein - das ist es ! Kein Politiker oder Unternehmer sieht in seinen Bauten die Demokratie dargestellt oder ein Zeichen für Reichtum !
Wenn sie es doch denken, so wurden sie gut von ihren Architekten "bearbeitet". Dieses alles wird nur von Architekten den potenztiellen Investoren erzählt. Ganz einfach nur deshalb, um das Bauwerk plausibel zu machen. Um es möglichst gut verkaufen zu können. Würden die Architekten sich endlich auf ihr Metier zurückziehen und nicht so einen Blödsinn in ihre Bauwerke hineinreden, hätten wir mit Sicherheit viel schönere Projekte, als sie es jetzt in unseren Städten sind. Aber wahrscheinlich haben die Architekten es zu allen Zeiten so gemacht.
Roy Batty
Mitglied

Beiträge: 133


 

Gesendet: 19:41 - 18.08.2004

Wer bestimmt die "Mode" ? Qui bono ?

Gut, halten wir uns bei unseren Diskussionen gänzlich aus der Politik(von der wir überhaupt keine Ahnung haben; wir werden schließlich nicht dafür bezahlt und in Aufsichtsräten sitzen wir auch nicht) heraus; streichen wir den gesellschaftlichen Aspekt auch raus, denn dieser hat mit Städtebau und Architektur nicht das mindeste zu tun.

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