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 Forum Index —› Architektur allgemein —› Neues Kunstmuseum Stuttgart
 


Autor Mitteilung
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 19:00 - 24.06.2004

wow. wie ungemein kreativ. *gähn*
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 19:56 - 24.06.2004

"Und so sieht das Ganze nun aus: "

_wie_ kann man das eigentlich _nicht_ hässlich finden?
Ben
Goldenes Premium-Mitglied

Beiträge: 1337


 

Gesendet: 20:55 - 24.06.2004

Hilfe! Die Borg sind in Stuttgart gelandet! "Sie werden assimiliert!".

Nee, im Ernst... Hat der Architekt Mal wieder gesagt, er wolle, dass sich die Umgebung, sprich Schloss, in der Kiste wiederspiegelt?
Kai_2
Senior-Mitglied

Beiträge: 288


 

Gesendet: 21:37 - 24.06.2004

ich frage mich, ob sich der architekt überhaupt irgendtetwas bei diesem bau gedacht hat...

ich zweifle daran.
Dirk1975
Moderator

Beiträge: 435


 

Gesendet: 00:20 - 09.09.2004

Beitrag von Weißer Wolf:

Die Kunst ist nichts, die Hülle ist alles

Ob in Stuttgart, Leipzig oder Berlin: Museumsneubauten sollen Gesamtkunstwerke sein. Selbst wenn die Technologie daran scheitert

von Dankwart Guratzsch

Museumsbau ist zur leidenschaftlichen Passion ganzer Städte und Regionen geworden. Bisher hatte man gemeint, dass es dabei vorrangig um die Inhalte der oft fantasievoll gestylten Gebäudehüllen ginge. Diese Meinung ist seit dem letzten Wochenende nicht mehr zu halten: Die Ausstellung leerer Wände und nackter Gebäudestümpfe von nicht fertig gebauten Museen übt eine unerklärliche Faszination auf das Publikum aus.


Als jetzt das Kunstmuseum Stuttgart erstmals seine Pforten öffnete, strömten umgehend 23 000 Besucher hinein, die nichts als ein unfertiges Haus zu sehen wünschten. Sie erblickten kein einziges Kunstwerk, kein strahlendes Foyer - nur nackte Wände. Öffentlicher Druck hatte Stadt und Museumsleitung bewogen, den Bürgern zwei Tage lang einen Blick in die 67 Millionen Euro teure leere Schatzkammer zu gestatten.


Kein Einzelfall. Denn auch das neue Museum der Bildenden Künste in Leipzig bot 999 Leipzigern nur eine Woche zuvor eine beklemmende Sonderschau: den Blick in ein Bauwerk ohne Fassade. Da auch die Gerüste schon vor Monaten gefallen sind, erweckt der Bau von außen zwar ganz zu Unrecht einen "fertigen" Eindruck, der dem 73,5 Millionen Euro teuren Koloss bereits manch harsche Kritik eingetragen hat. Doch auch wenn Museumschef Hans-Werner Schmidt inzwischen beteuert: "der Umzug läuft perfekt", erblickten die Besucher nur nackte Wände.


Der dritte Ausstellungsbau, die auf 39 Millionen Euro taxierte Topographie des Terrors in Berlin, existiert gar nur in Gestalt von drei Treppentürmen. Für das geplante Gebäude fehlt das Geld. Als jetzt der Berliner Senat den Abbruch der 13 Millionen Euro teuren Stümpfe verkündete, erfuhr er zu seiner Überraschung, dass es sich dabei um attraktive Ausstellungsstücke handele. Die Berliner Architekten Kleyer, Koblitz, Winkelmüller sehen darin ein "Zeugnis der mühseligen Aneignung des Erbes der Täter, welches jetzt nicht einfach weggewischt werden könne". Und auch Andreas Nachama, geschäftsführender Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, meint: "Die Türme stehen zu lassen würde genau in unser ursprüngliches Konzept passen." Nachama hält sie als Ausstellungsgegenstand sogar für derart wirkungsvoll, dass er um die Strahlkraft der "echten" Exponate bangt: "Die Betontürme könnten die eigentliche Botschaft des Ortes der Täter in den Hintergrund drängen."


Die Attraktivität "leerer", unvollendeter oder gescheiterter Museumsbauten verweist auf eine Eigenschaft dieses Gebäudetyps, die bisher nicht hinreichend beachtet scheint: Museen sind die "Schlösser" der Gegenwart - also Bauwerke, die nicht nur trivialen Zwecken, sondern zugleich einem spirituellen Anspruch gerecht werden sollen. Architekten wenden die ganze Raffinesse moderner Bautechniken, nie gesehener Gestaltungsideen, reichhaltiger Ausstattung auf, um auffällige, einprägsame Verpackungen für die Exponate zu schaffen.


Weil Museen viel mehr als Funktionsbauten sein sollen, weil in ihnen ein Stück "Seele" der jeweiligen Stadt und Region steckt, sind die Verletzungen groß, wenn Museumsbauten zu scheitern drohen. Und um nichts anderes handelt es sich in den drei zufällig fast gleichzeitig akut gewordenen Fällen. In Stuttgart ist es die Beschädigung eines achtadrigen Schwachstromkabels, die die Baustelle lahm legt. Dutzende eilig einberufene Konferenzen, fieberhafte Aktivitäten der Pressestelle des Oberbürgermeisters und das Geraune von unermesslichen Schadenersatzforderungen zeigen an, dass es um mehr als eine simple Panne geht. "Wir haben so ein Schadensbild noch nie gesehen, es ist zu einer normalerweise auszuschließenden Verknüpfung von zwei seltenen Produktionsfehlern gekommen", beschreiben die Hersteller stotternd den Kabelbruch. Und da sich diese Lebensader, an der die Telefone und Sirenen des Neubaus hängen, wie ein 45 Kilometer langes Adergewebe durch den gläsernen Kubus der Berliner Architekten Hascher + Jehle schlingt, würde die Ersetzung des Kabels bedeuten, dass man das (fast) fertige Haus bis auf die Knochen skelettieren müsste. Dazu wird es nach neuester Einschätzung nicht kommen. "Wir benötigen nur sechs der acht Adern, beschreibt die Museumssprecherin das Rückbauprogramm. Die Weihe des Hauses freilich ist ins Ungewisse verschoben.


Auch in Leipzig wähnt man sich über den Berg. Hier war es die 10 000 Quadratmeter große Glasfassade, die den Bau zum Stillstand brachte. Eine Firma aus Gundelfingen, die mit dem Einbau der vier Meter hohen Scheiben aus leicht verschleiertem Glas im Juli 2003 begonnen hatte, warf bald das Handtuch, weil Experten vor der Sprödigkeit der Glaselemente warnten. Jetzt werden auf Vorschlag der Architekten Hufnagel, Pütz, Rafaelian (Berlin) beschichtete Profilgläser montiert, die statt aller vier jetzt alle zwei Meter befestigt werden. Das sollte im "Frühjahr 2005" beginnen, die Eröffnung ist aber auf "irgendwann im nächsten Jahr" verschoben.


Gänzlich offen bleibt die Zukunft der "Topographie". Nur eines hat der Senat für unumstößlich erklärt: Der im voraus mehrfach preisgekrönte Entwurf des Schweizers Peter Zumthor wird nicht gebaut. Mit dem Abriss der Stümpfe haben es die Politiker auffallend eilig. "Bis Ende des Jahres sind die Türme weg, und das Gelände ist wieder hergerichtet", erklärt die Senatsbauverwaltung. Ob Peter Zumthor klagt, will er noch nicht sagen.


Artikel erschienen am Do, 9. September 2004

Quelle: http://www.welt.de/data/2004/09/09/329896.html?s=1
mark!
Stammgast

Beiträge: 65


 

Gesendet: 13:16 - 10.09.2004

so sieht es also aus!

wie immer wuerde ich beinahe sagen,
wenn die deutschen (innen-)architekten ein vollstaendiges bauwerk erschaffen moechten.

die muesste man alle noch mal 4 jahre zur uni schicken, fachbereich AUSSEN architektur

Jürgen
Senior-Mitglied

Beiträge: 370


 

Gesendet: 13:57 - 10.09.2004

hallo mark!
Auch schon lange nichts mehr gehört...
bist Du arbeitsmäßig auch "in Action" derzeit?

Liest man zeitgenössische Architekturkritiken, fällt wirklich auf, dass meistens gar keine Aussenansichten mehr präsentiert werden. Man beschränkt sich immer öfter nur noch darauf, das Gebäude in höchsten Tönen zu loben, ansonsten aber auf Innenaufnahmen hinzuweisen.

Die Architektur sollte sich wirklich mal Gedanken machen, wo sie sich hinbewegt... anscheinend genau zur Innenarchitektur nämlich, wie Du sagst...

Bestes Beispiel folgender überschwenglicher Artikel aus der Zeit, von Hanno Rauterberg:

(nur Auszüge)

Die Tagesordnung lernt das Tanzen

Schottland hat ein neues, grandioses Parlamentsgebäude. Alles Vorschriftsmäßige löst es auf in lichte Heiterkeit

Von Hanno Rauterberg

Ein Haus der Freiheit sollte es werden, ein Wahr- und Wunderzeichen. Aller Welt sollte es kundtun, dass sich die Schotten von England losgemacht haben. Dass sie eigenständig waren und es ein wenig auch wieder sind seit 1997. Doch anstelle von Stolz nun das: Wut und Klagen und Selbstzweifel. Der Bau ist teurer geworden, sehr viel teurer. Aus den geplanten 40 Millionen Pfund wurden 440, und natürlich, nun pocht der Kostenschmerz. Alle spielen blame game, reden übers Geld – und die Architektur ist ihnen gleichgültig. Kommende Woche allerdings treffen sich die Parlamentarier zu ihrer ersten Sitzung im neuen Haus. Und das wird alles ändern. Sie werden den Reizen dieses Baus nicht widerstehen können. Schließlich sind’s die Reize Schottlands.

Eigentlich ist es ja ein Ding der Unmöglichkeit. Wie sollte ein Land in ein Haus passen? Wie könnte Architektur das Wesen eines Volks einfangen? Doch ist dies Kunststück hier geglückt. Nicht durch platte Symbolik, durch Dudelsäcke aus Beton, schottisch-kariert. Auch nicht durch pathetische Gesten und hohe Zeichen. Stattdessen greift der katalanische Architekt Enric Miralles etwas von der kaledonischen Eigenart auf und trägt es hinein in seine Architektur, die eigensinnig ist und eigenbrötlerisch. Sie will sich nicht festlegen lassen auf eine verbindliche Identität. Sie verweigert ein fotogenes Gesicht, ein klares Hinten und Vorn. Sie windet und zerstreut sich in lauter kleine Baukörper, die einander ähneln, ohne sich in ein geschlossenes Ganzes zu fügen.

Wenn man so will, hat Miralles (gemeinsam mit dem Büro RMJM) eine Stadt gebaut. Eine Stadt, die Edinburgh mit ihren wynds und closes nicht unähnlich ist, mal eng und geheimnisvoll, dann von abrupter Weite, die den Blick freigibt bis hinüber zum Meer. Ganz unspektakulär gliedert sich der Parlamentsbau ins Alltägliche ein, erhebt sich nicht über die Stadt, sondern folgt ihrem Muster, zumindest mit jenem Flügel, in dem die Abgeordneten ihre Büros haben. Dahinter allerdings, in den Sphären des Plenarsaals und der Kommissionsräume, löst sich das Städtische auf, es beginnt ein scharfkantiges Geschiebe, manches knirscht, anderes gleitet. Aus schottischer Stadt, so meint man, wird schottische Landschaft. (...)



Hier der ganze Artikel:
http://www.zeit.de/2004/37/Schott_Parlament

Garniert wurde das ganze dann mit folgendem, einzigem Bild:

[Link zum eingefügten Bild]

Wer will, kann sich ja unter
[url=www.holyroodpictures.com/august2004 ]www.holyroodpictures.com/august2004 [/url]

noch den "Rest" des Monsters ansehen, die Realität sozusagen, abseits vom ach-so-tollen-Artikel ... (würg)

Hier ein kleines Beispiel:
[Link zum eingefügten Bild]

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