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 Forum Index —› Deutschland —› Essen: Baufrevel auf der Zeche Zollverein
 


Autor Mitteilung
Bewacher
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Beiträge: 215


 

Gesendet: 20:42 - 29.01.2004

Da ich keinen besseren Thread zur Stadt Essen finde...

Es gibt Pläne, die drei Geschäftshäuser von Karstadt am Berliner Platz abzureissen und ein gigantisches Einkaufszentrum zu bauen. Viele (darunter ich) haben sich die Frage gestellt, was aus den ältesten Teilen der Karstadt-Fassade (aus Stein) wird?

Die neueste "Immobilien Zeitung" bringt eine Antwort:

http://www.immobilien-zeitung.de//htm/news.php3?id=9643&rubrik=1

"(...)
Koprian: "Das wird wie bei der Frauenkirche in Dresden"

Obwohl für den Neubau das alte Karstadt-Warenhaus weichen muss, wird zumindest dessen Fassade nicht vollkommen verschwinden. Wie Helmut Koprian erläutert, will man die Fassade abtragen, einlagern und als Verkleidung auf der zur Limbecker Straße gerichteten Front des Centers wiederverwenden. Damit will man wohl Beschwerden der Denkmalschützer zerstreuen, denn bei der Stadt hieß es, das alte Warenhaus stehe längst unter Denkmalschutz.
Die übrige Fassade hingegen soll eine moderne Konstruktion aus Glas und Stahl werden. An deren beiden Ecken befinden sich die spindelförmigen Auffahrten zum integrierten Parkhaus mit rund 2.000 Stellplätzen. Die Auffahrten möchte Koprian gerne mit tausenden bunten Leuchtdioden verkleiden, die ihre Farbe stündlich wechseln.
(...)"


Mir wäre natürlich lieber - wenn man das Ding bauen "muß" - würde man auch den Rest der Fassade rundum im ähnlichen Stil ergänzen. Die Parkhaus-Auffahrten (ob mit Leuchtdioden oder ohne) als ein "Highlight" und Publikumsmagnet zu betrachten, das kann doch nur ein Witz sein?

Wesentlich umfangreichere Zitate zum Projekt wie auch meine Meinung habe ich der Stadt Essen ins Forum gepostet:
http://www.radioessen.de/foren/viewtopic.php?t=72&start=15
Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 08:36 - 05.02.2004

Gefunden unter (WAZ/Essen vom 05.02.04):

http://www.waz.de/waz/waz.essen.volltext.php?kennung=on4wazLOKStaEssen38020&zulieferer=waz&kategorie=LOK&rubrik=Stadt&region=Essen&auftritt=WAZ&dbserver=2

"Neue Köpfe für eine gute Stadtplanung

Die Sorge um die Qualität der Stadt wächst bei den Grünen und der SPD. Damit die Menschen sich wohl fühlen, soll künftig mehr als bisher auf Ästhetik geachtet werden. Dazu wollen die beiden Parteien einen Beirat für Stadtplanung einrichten.
"Die Bürger haben ein Anrecht auf Schönheit", sagt die OB-Spitzenkandidatin der Grünen, Hiltrud Schmutzler-Jäger. Und für den ersten Mann der SPD im kommenden Wahlkampf, Reinhard Paß, geht es dabei letztlich um die Frage, wie sich Menschen am Ort halten lassen.
Sicher gebe es in Essen Vorzeigeobjekte, sind sich die beiden Spitzenkandidaten einig, aber leider auch eine Menge städtebaulicher Sünden. Als abschreckende Beispiele werden unter anderem der Steeler Verkehrsplatz genannt oder die rosa Türme am Berliner Platz. (*) Die Arkaden würden für SPD und Grüne auch in die Aufzählung passen. Paß hält sogar den geplanten weißen Würfel als Design-School in Katernberg für diskussionswürdig.
So etwas sollte dann Thema des Beirates sein. Von ihm werden Denkanstöße erwartet, Alternativen, aber auch Vorschläge und Visionen für noch jungfräuliche Flächen. Selbst bei der Frage, ob ein Haus abgerissen werden sollte oder besser nicht, wäre nach dem Willen der Politiker die Meinung des Beirates erwünscht. (...)
Der Beirat soll unabhängig sein, parteipolitisch neutral. Es müsste darin, so Paß, nicht einmal ein Politiker vertreten sein. Er will dort Fachleute wie Architekten (**), Stadtplaner und Künstler sitzen haben, die von auswärts kommen und eine neue Sichtweise in die Stadt bringen.
Alle Vorschläge des Beirates, sollte er vom Rat der Stadt beschlossen werden, werden nur empfehlenden Charakter haben. (...) Paß (...) betont: "Der Beirat wird auf keinen Fall ein Instrument sein, dass sich gegen Investoren richtet." Im Gegenteil: Auch die, so Paß, müssten Interesse an guten städtebaulichen Lösungen haben."


------------
(*) Sollte das ein Witz sein? Gerade die rosa Türme halte ich für eine seltene Ausnahme von den langweiligen ("Schuhkartons") Standard-Entwürfen der Essener Hochhäuser...
Beim Steeler Verkehrsplatz, bei den Arcaden und beim Kubus auf der Zeche Zollverein stimme ich zu.

(**) Den Bock zum Gärtner?... Gerade die Architekten mit ihren "modernistischen" Dogmen sind am Entstehen der Bausünden schuldig!
Antiquitus
Moderator

Beiträge: 943


 

Gesendet: 23:58 - 07.02.2004

"(**) Den Bock zum Gärtner?... Gerade die Architekten mit ihren "modernistischen" Dogmen sind am Entstehen der Bausünden schuldig!"

das ist ja das hauptproblem, das überall diese architekten wie ungeziefer drin sitzen.
da weiß man doch schon vorher, was nachher hinten rauskommt.

man sollte viel mehr bürgerumfragen machen. das würde helfen.
Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 12:37 - 08.02.2004

"das ist ja das hauptproblem, das überall diese architekten wie ungeziefer drin sitzen."

Daher muß man halt versuchen, vor den Gefahren zu warnen - wie z.B. im Forum der Stadt Essen (lesen die dortigen Kommunalpolitiker überhaupt etwas ):
http://www.radioessen.de/foren/viewtopic.php?t=135

Na ja... ich möchte beruhigt wissen, wenigstens was unternommen zu haben...

Ich glaube allerdings, man sollte nicht pauschal vom "Ungeziefer" sprechen, sondern konkret erklären, worum es geht...

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Edit: Da PeterBerlin wollte, daß ich meine Mails hier "offen" mache...

Gerade eben habe ich einigen Essener Parteien und der Lokalredaktion der WAZ gemailt:

"Sehr geehrte Damen und Herren,
von der Presse habe ich von der Absicht, in Essen einen Beirat zum Städtebau einzurichten, erfahren.

S. auch unter:
{Der Link darüber}

Oft lese ich in diversen Architekturzeitschriften, man würde sowas wie eine "elitäre Architekturqualität" anstreben - was im Klartext bedeutet, daß ein Gebäude niemandem ausser ein paar dogmatisch gesinnten Architekten zu gefallen hat. Ich hoffe, es ist klar, daß derartige Ansätze - würden die einbezogenen Architekten diese vertreten - völlig kontraproduktiv sind?

MfG.
{Unterschrift}"
Marc Brandt
registriert

Beiträge: 6


 

Gesendet: 18:38 - 02.03.2004

Beunruhigender als all das richtig genannte finde ich im Moment, dass einerseits geplant und gebaut wird was das Zeug hält, andererseits aber kein Geld da zu sein scheint, wenn es um die Erhaltung historischer Bausubstanz, wie der Kreuzeskirche am Webermarkt in der "Altstadt" geht. Man zieht in Erwägung sie (eine neoromanische Kirche.In der Essener Altstadt eines der wenigen historischen Bauwerke, das Krieg und Abrisswahn überlebte)bis auf den Turm abzureißen, weil kein Geld da sei.

Hinzu kommt die unendliche Verschandelung der wenigen erhaltenen historischen Bausubstanz durch "modernisierte" Fassaden, wie etwa Grillo-Theater und einige Häuser im Bereich der Altstadt. Anstatt die Aufmerksamkeit mal auf die Wiederherstellung guter historischer Architektur zu lenken, widmet man sich nur neuen Bauvorhaben und macht die Stadt immer hässlicher und steriler. Dabei sagte mir kürzlich ein Stadtplaner, es gäbe in Essen bedeutsame Zeugnisse klassischer Architektur, die sich mit großen Architektennamen verbinden: Körner/ Alte Synagoge, Metzendorf/Alte Börse, Alte Sparkasse, Eick-Haus, Margaretenhöhe, etc.
Ja,wenn das doch so bedeutsam ist für die Architekturentwicklung, warum kümmert man sich denn dann nicht darum?
Ein Lichtblick bleibt: es ist die Gründung eines Vereines in Kürze angekündigt, der sich besonders der Altstadt widmen will und dessen Initiator von "punktueller Rekonstruktion des historischen Stadtbildes" spricht. Zwar fasst er den Begriff recht weit, meint damit auch die Gestaltung von Plätzen, spricht von der Aufstellung von Gestaltungsobjekten, wie Brunnen und Denkmälern, schließt aber auch die Wiederherstellung von Fassaden oder gar ganzen Gebäuden nicht aus. Für ihn ist das ausschließlich abhängig davon, wie der Verein von den Bürgern angenommen und sein Anliegen mitgetragen wird.
Logisch - es ginge dann schließlich um eine Menge Geld, das der Verin zu besorgen hätte.
Man sollte den Verein in jedem Fall unterstützen! Es ist wenigstens ein Versuch, das Essener Stadtbild ins Gleichgewicht zu bringen und nicht nur nach dem Willen der Investoren zu gestalten. Bleibt zu wünschen, dass die Behörden die Arbeit nicht behindern.
Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 18:52 - 02.03.2004

"Für ihn ist das ausschließlich abhängig davon, wie der Verein von den Bürgern angenommen und sein Anliegen mitgetragen wird.
Logisch - es ginge dann schließlich um eine Menge Geld, das der Verein zu besorgen hätte."


Das ist nun mal das Problem: Ein Verein kann nur punktuell mal ein kleines Gebäude wiederaufbauen, mal einen Brunnen aufstellen - die meiste Investitionstätigkeit kommt von den institutionellen Großinvestoren, die das Aussehen der Städte prägen. Wenn man diese (bzw. die Kommunalpolitiker, die mit den Projektentwicklern reden dürfen) wenigstens minimal beeinflussen könnte...

Ein Beispiel aus der Nachbarschaft: Ich freue mich bereits, daß man in Duisburg das geplante Vollglas-Eurogate gegenüber der Ex-Altstadt von 16 auf 6 Etagen reduziert hat (u.a. nach meinem scharfen Protestbrief an die Oberbürgermeisterin? ). Natürlich halte ich das Ding sowieso für eine Fehlplanung - aber bereits weniger davon ist mir lieber als ein Riesenklotz:
http://www.innenhafen-portal.de/html/eurogate.html

Etwas in der Altstadt südöstlich davon wiederaufbauen? Wäre nett, so weit träume ich aber nicht mal...
Marc Brandt
registriert

Beiträge: 6


 

Gesendet: 10:08 - 03.03.2004

Ja,leider ist das so!
Aber vielleicht gelingt es ja wenigstens kleinere Projekte durchzusetzen. Essen tut alles gut, was der Stadt und ihren Bürgern mehr Bewußtsein ihrer Geschichte ermöglicht. Großinvestoren am Standort Essen wären ja genug vorhanden. Ich werde die Entwicklung jedenfalls tatkräftig unterstützen und freue mich schon heute auf die Gründung des Vereines. Wenn das so weit ist, werde ich es auf jeden Fall auch hier melden. Es wird schon an einer Internetseite gearbeitet, die dann gleich von Anfang an auch abrufbar sein soll. Vielleicht kann man den Verein ja unterstützen, indem man hier mal einen Rundruf startet, da was positives ins Gästebuch zu schreiben!?
Bewacher
Mitglied

Beiträge: 215


 

Gesendet: 11:25 - 03.03.2004

"Aber vielleicht gelingt es ja wenigstens kleinere Projekte durchzusetzen. Essen tut alles gut, was der Stadt und ihren Bürgern mehr Bewußtsein ihrer Geschichte ermöglicht. Großinvestoren am Standort Essen wären ja genug vorhanden."

Das eine schliesst doch das andere gar nicht aus!
Selbst wenn es einem Verein (hoffentlich) gelingen würde, einige Rekonstruktionen zu bewerkstelligen, wird es auch notwendig, bei den größeren kommerziellen Planungen die Stimme zu erheben. So wie z.B. im Falle der Gegend des Berliner Platzes - in den letzten Monaten habe ich ganz schlimme Entwürfe gesehen.
(Ein Thread im Forum der Stadt Essen dazu: http://www.radioessen.de/foren/viewtopic.php?t=72 )
Man kann bestimmt nicht verhindern, daß ein Konzern wie Karstadt oder mfi ein Großprojekt durchsetzt, wenn er es will - aber vielleicht doch wenigstens bewirken, daß eine interessantere Fassade als 08/15-Vollglas gewählt wird?

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