Quo vadis ebay?

Wer wie ich abgelegte Sachen, alte Kameras, Zubehör, ausgehörte CDs, ausgelesene Bücher, geerbten Krimskram u.a. im Verlauf von 5 Jahren zwecks Haushaltsbereinigung auf ebay vertickt hat (die monatliche Höchstgrenze von einem Dutzend wahrend, um nicht von einem Abmahn-Terroristen wegen unterstellter Gewerblichkeit belangt zu werden), beobachtet ein immer mehr mitgliederfeindliches Verhalten dieses Unternehmens, das man teilweise schon Verhindern nennen sollte. Die einseitige autoritäre Kommunikationsstruktur zwischen Firma und Mitgliedern ist euch ja bei dem Versuch bekannt geworden, ebay selbst auf Rechtverstöße hinzuweisen, weiteres kennt ihr aus meinem post in TEXTE vom 19.3.09.

Und z.Zt. verschwinden meine Beschwerden wegen eines seit 2 Monaten nicht bezahlten Artikels und ausbleibender Reaktion des Käufers auf mails bei ebay erst im Nirwana, werden dann mit Ratschlägen beantwortet, auf die man auch selbst kommt, ohne dass ebay bei regelverletzenden Käufern ausdrücklich nachhakt. Nichtzahler und Spaßbieter haben wieder freie Hand, seit Verkäufer keine negativen Bewertungen abgeben dürfen. (Diese Bremse wäre nur da sinnvoll, wenn der Käufer bezahlt hat.) Auch habe ich inzwischen jedem 5. Käufer eine Zahlungerinnerung gemailt.

Inzwischen müssen alle, auch die Privaten den kostenlosen Versand bei zahlreichen Artikelgruppen anbieten, z.B. auch bei gebrauchtem Fotozubehör. Wer stellt also ein altes Stativ noch zum Startpreis von 1€ ein, wenn er 4€ Päckchenporto nicht mehr dem Käufer in Rechnung stellen darf? Ebay ich, Versand ich auch! Also alles in den Startpreis einbauen, aber dann werden 45ct Einstellgebühr fällig. Und Verkaufsprovision werden nicht nur auf das Endgebot, sondern auf die Versandkosten fällig. Ebay parasitiert also an fremden Dienstleistungen.
Folglich werden die privaten kleinpreisigen Angebote drastisch schrumpfen, aber auch Käufer finden immer weniger Schnäppchen. Und wer mehrere Artikel bei einem VK kauft, zahlt mehrmals Porto, weil jetzt im Preis eingebaut.
Ich werde darum meine alten Bücher künftig bei hood.de einstellen, dem kostenlosen Auktionshaus ohne willkürliche Allüren. Und wenn die gewerblichen Händler das Feld beherrschen, kann ich als Käufer mich auch gleich im Versandfachhandel umsehen, wozu brauche ich dann noch ebay? Die Übersicht über gleichartige Angebote habe ich auch bei preisvergleich.de oder geizkragen.de..

Die Strategie ist doch die:
Ebay möchte sich mit Amazon messen und entsprechend sich zur reinen Händlerplattform umstrukturieren, weg vom Internet-Flohmarkt. In diese Strategie passt dann auch die neue Platzierungspolitik: Vorne immer die Profis mit den hohen Verkaufszahlen und jährlichen Umsätzen über 3000 USD im Jahr, die bekommen dann auch Gebührenermäßigung. Die kleinen Privatfuzzis nach hinten und volle Gebühren.

Dafür werden dann Zwecklügen bemüht: Mehr Käufer würden bei kostenlosem versand zugreifen, das erhöhe den Umsatz. Mehr Sofortkaufoptionen, denn der deutsche Konsument wolle nun mal nicht warten und nehme sich nicht die Zeit zum Vergleich. Haben die nasd@q-inside-Analysten, die diesen Mist behaupten, noch nie den Geiz-ist-geil-Spruch gehört? Oder meinen sie, die Grapschigkeit der Käufer mache sie für die wirklichen Kosten blind? (Mediamarkt glaubt das ja auch, und erlässt dem Käufer z.B. in einer Aktionswoche scheinbar die Mehrwertsteuer, nachdem die Preise entsprechend erhöht wurden!)
Eine weitere Zwecklüge: Man wolle Portoabzocke unterbinden. Kürzlich gesehenes Beispiel: Ein abgelaufener Kleinbildfilm für 1€ hat die Versandoption Kostenlos, nur Abholung. Im Kleingedruckten unter der Beschreibung: Wollen Sie Versand, addieren Sie 3,99 für das DHL-Päckchen hinzu. Päckchen! Ein Filmchen! Warensendung 1,65 wird ausgeschlossen. Wirklich keine Abzocke mehr...bravo ebay!

Die tollen Analysten, die wegen dieser Platzierungs- und versteckten Gebührenerhöhungspolitik zum Kauf von ebay-Aktien raten (bei wackeligem Kurs, googelt mal zum Stichwort ebay Aktienkurs) wissen nicht, was ebay mal groß gemacht hat: Gerade bei sinkender Kaufkraft die vielen kleinen Gebraucht-Angebote mit der Spannung einer Auktion. Und diese Analysten lassen sich auch noch blenden von ebays Vorhaben, zum Internet-Autohaus von General Motors zu werden. Von einem Hersteller, der am Markt der Zukunft vorbeiproduziert.

Ich sehe, dass meine Zeit bei ebay in absehbarer Zeit zu Ende geht, als Käufer und als Verkäufer. Inzwischen habe ich mir einen Account bei hood.de eingerichtet.

A propos Analysten:
Kommt ein arbeitsloser Analyst und Wirtschaftsexperte in die Arbeitsagentur und bittet um Vermittlung in eine Stelle, die seiner Qualifikation und Berufserfahrung entspricht. Kein Problem, meint die Sachbearbeiterin, wir haben in der Stadt Kirmes, und die Wahrsagerin braucht Verstärkung...

Noch besser erzählt auf youtube.de von Volker Pispers - Berufsgruppen die diese Welt nicht braucht:
Analysten haben nie etwas verkauft und nie etwas sinnvolles produziert, und dann stellen sich diese noch verpickelten BWL-Schnösel mit 25 Jahren auf ntv hin und erzählen etwas über Wirtschaft. Das sind Eunuchen - die wissen, wie man's macht...