Ahnenforschung im Ostdeutschen Diskussionsforum

    

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 Forum Index —› Ahnenforschung OWP —› Jeromin aus Eckertsdorf/Ukta Kreis Sensburg
 


Autor Mitteilung
P.Jeromin
registriert

Beiträge: 3


Gesendet: 11:47 - 22.02.2005

Guten Morgen.

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich es klasse finde, dass man hier solche Anfragen/Suchmeldungen hinschreiben kann. Toll.

Ich suche Vorfahren (oder auch Nachkommen!) meiner Urgrossmutter. Meine Urgrossmutter hiess "Domka Jeromin", war eine Geborene Szerbakowski.

Ihre Tochter, meine Grossmutter, hiess "Afrasenia Jeromin". Afrasenia war mit Iwan Smirnow verheiratet, beide zogen um 1920 herum von Eckertsdorf nach Essen/Ruhr. Die Herkunft von Iwan Smirnow ist mir nicht bekannt.

Urgrossmutter Domka wurde 1864 und Grossmutter Afrasenia wurde 1896 in Eckertsdorf bei Ukta, Kreis Sensberg in Ostpreussen geboren. Domka starb 1940 in Eckertsdorf, Afrasenia starb 1955 in Essen/Ruhr.

Falls es hier jemanden gibt, der etwas zum Namen "Jeromin", oder zu meinen Verwandten sagen/mitteilen kann oder Hinweise geben kann, wie ich intensiver suchen kann, wäre ich sehr dankbar.

Liebe Grüße

Peter

Werner Schuka
Moderator

Beiträge: 60


 

Gesendet: 12:44 - 22.02.2005

Hallo Peter,

der Name Jeromin tauich u.a. in folgenden Quellen auf:

- ev. Kirchspiele Kreis Johannisburg:
Orte: Bialla (Gehlenburg), Kumilsko (Morgen), Gehsen, Drygallen (Drigelsdorf).
- ev. Kirchspiele Kreis Ortelsburg:
Klein / Groß Jerutten.
- Ortspläne 1939/1945, Kreis Johannisburg:
Stollendorf (Wiersbinnen), Ottenberge (Sawadden), Großrosen (Groß Rosinsko).
- Inhaltsverzeichnis des Johannisburger Heimatbrief 1992.
- Erbhuldigungsakten Teil III - 1678 bis 1737 (VFFOW Sonderschrift 45/3).
- Register zu VFFOW-Literatur APG NF 29, 28, 27, 26, 24, 23, 22, 21, 20, 19, 17, 16, 15, 13, 12.

Infos zum Kreis Johannisburg unter http://www.kreis-johannisburg.de
Infos zum VFFOW unter http://www.vffow.de.

mfg
Werner Schuka
Anonymous


 

Gesendet: 19:50 - 22.02.2005

Anmerkung zu ECKERTSDORF: hier ist daran zu denken, daß in der Johannisburger Heide, und zwar in den Ortschaften ECKERTSDORF, SCHÖNFELD, FEODORWALDE, PETERHAIN, SCHLÖSSCHEN, IWANOWO, NIKOLAIHORST (1938: Nickelshorst), GALKOWEN, ONUFRIGOWO (1938: Rehfelde) und PIASKEN (1938 gleichfalls: Rehfelde) die russisch-stämmigen 'Philipponen' wohnten, welche sich zur griechisch-katholischen Kirche bekannten. Diese Philipponen gehörten zur Partei der 'Altgläubigen' (russ.: Starowiercy). Nachdem man in Rußland im 17. Jahrhundert die Liturgie modernisiert hatte, trennten sich die Bewahrer der alten Liturgie von der orthodoxen Kirche. Die Folge dieser Kirchenspaltung war, daß die Philipponen (so benannt nach ihrem ersten Oberhaupt Philipp Pustoswjat) vielfachen Verfolgungen ausgesetzt waren und die Flucht ergriffen. Bereits im 18. Jahrhundert finden sich deshalb Philipponen als Waldarbeiter in der Johannisburger Heide. Doch erst mit Kabinettsorder vom 25. Dezember 1825 gestattete ihnen der König von Preußen offiziell, sich in seinem Lande niederzulassen. 1842 betrug die Zahl der Philipponen bereits 1.277.

Die Philipponen verwarfen den Eid, die Priesterweihe (den Gottesdienst versah ein selbstgewählter Ältester), die Konfirmation, das Abendmahl und die kirchliche Trauung. Ihre Sakramente waren Taufe und Beichte. Beim Eingehen der Ehe nahm die Frau den Vornamen des Mannes an. Dieser besaß anfangs keinen Familiennamen! Erst durch Strafandrohungen der preußischen Regierung konnten die Philipponen zur Annahme von Nachnamen gezwungen werden. - Bescheidene Gotteshäuser besaßen die Philipponen in ECKERTSDORF, SCHÖNFELD und ONUFRIGOWEN. Darüber hinaus bestand seit 1839 ein eigenes Kloster (mit einer Zwiebelhaube) am malerischen DUSS-SEE bei Eckertsdorf.

Aus: August Ambrassat, Die Provinz Ostpreußen - Ein Handbuch der Heimatkunde, 2. Aufl. (1912), S. 214-218.

Joachim von Roy, Bonn
P.Jeromin
registriert

Beiträge: 3


 

Gesendet: 11:09 - 02.03.2005

Hallo, Herr von Roy,

Ihr Beitrag ist insofern für mich hochinteressant, dass meine Grosseltern tatsächlich "griechisch-katholisch" und NICHT (!) kirchlich verheiratet gewesen sind, "nur" staatlich (zumindest ist kein kirchlicher Eintrag in den Nachlass-Papieren zu finden, wohl aber eine Heiratsurkunde aus Sensburg, Standesamt).

Ist daraus zu schliessen, dass sie 'Philipponen' und russisch-stämmig gewesen sind. Zumindest der Vorname meines Grossvaters (Iwan) spricht dafür.

Schönen Gruss

P. Jeromin
Anonymous


 

Gesendet: 11:39 - 05.03.2005

Die Angabe „griechisch-katholisch“ erlaubt die Vermutung, daß zumindest diejenigen Ihrer Vorfahren, welche sich zu diesem - in Ostpreußen überaus seltenen - Glauben bekannten, der Sekte der PHILIPPONEN angehörten. Damit ist jedoch nicht gesagt, daß alle Philipponen aus ursprünglich russischen Familien stammten. Nicht wenige Gemeindemitglieder, die ursprünglich masurischer Herkunft und lutherisch getauft waren, mögen durch Heirat den Philipponen-Gemeinden beigetreten sein. Hier käme es darauf an, die einschlägigen Kirchenbücher zu prüfen.

Damit stellt sich die Frage, ob die Philipponen (evtl. auf Anweisung der preußischen Regierung) in ihren Kirchdörfern Eckertsdorf, Schönfeld und Rehfelde bzw. in ihrem Kloster am Duss-See überhaupt TAUFBÜCHER führten, auch ob diese Taufregister vor dem Zweiten Weltkrieg von den amerikanischen Mormonen verfilmt worden sind (vgl. hierzu www.familysearch.org). Näheres dazu ist mir nicht bekannt geworden. Ich weiß lediglich, daß sämtliche Kirchenbücher der polnisch-stämmigen Sekte der Arianer (Sozinianer), die östlich von Johannisburg ansässig waren, bereits im 19. Jahrhundert untergegangen sind.

Sollten die Philipponen keine eigenen Taufbücher geführt haben, so dürften die Taufen ihrer Kinder in den evangelischen! Kirchenbüchern eingetragen worden sein. Derartige Überschneidungen findet man in ostpreuß. Kirchenbüchern oft. Sollte jedoch lediglich der Großvater Smirnov griechisch-katholisch gewesen und die Großmutter lutherisch geblieben sein, so ist nicht auszuschließen, daß das Ehepaar in einer evangelischen Kirche (vielleicht in Sensburg selbst) getraut wurde.

Um sich mit dem Umfeld der PHILIPPONEN vertraut zu machen, darf die Lektüre folgender Bücher empfohlen werde, die bei der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne/Westfalen - über die eigene Bücherei - ausgeliehen werden können:

Franz Tetzner, Die Slawen in Deutschland. Mit 215 Abbildungen. Braunschweig 1902. XX Seiten Vorwort, 520 Seiten Text [Signatur in Herne: # Ad 59]. - Hier werden die Philipponen besonders genannt.

Paul Glaß, Der Kreis Sensburg. Würzburg 1960 (= Ostdeutsche Beiträge aus dem Göttinger Arbeitskreis, Band 15). 355 Seiten [Signatur: BI 489].

Karl Templin, Unsere masurische Heimat – Zum 100jährigen Bestehen des Kreises Sensburg. Mit 165 Abbildungen. 2. Auflage. Sensburg 1926. XV, 568 Seiten [Signatur: BI 28,2].

Emil Johannes Guttzeit, Der Kreis Johannisburg – Ein ostpreußisches Heimatbuch. Würzburg 1964 (= Ostdeutsche Beiträge aus dem Göttinger Arbeitskreis, Band 31). 430 Seiten [Signatur: BI 166].

Joachim v. Roy, Bonn
P.Jeromin
registriert

Beiträge: 3


 

Gesendet: 19:11 - 10.03.2005

Sehr geehrter Herr von Roy,

Sie haben mir ausserordentlich viel geholfen, ich bin Ihnen zu grösstem Dank verpflichtet! Besonders für die Hintergründe und für Ihre bibliographischen Hinweise bin ich dankbar. Ich werde sehen, ob unsere Stadtbibliothek bzw. die Martin-Opitz-Bibliothek an die Fern-Ausleihe angeschlossen ist.

Ich habe noch einmal in meinen Unterlagen nachgeschaut. Auf der standesamtlichen Heiratsurkunde steht, dass beide schon vor der Eheschliessung griechisch-katholisch gewesen sind.

Mit nochmaligem Dank grüsse ich freundlich:

P. Jeromin
Anonymous


 

Gesendet: 10:59 - 26.03.2005

Ein weiterer lesenswerter Beitrag zur Geschichte der PHILIPPONEN dürfte der Aufsatz des Herrn Wank sein: 'Die Ansiedlung der Philipponen, ein Zeugnis der religiösen Toleranz in Preußen – Mit Listen der alten russischen und der neuen Familiennamen'. Dieser Beitrag ist abgedruckt in der ALTPREUSSISCHEN GESCHLECHTERKUNDE (Neue Folge) – Blätter des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V., Band 28, 46. Jahrgang, Hamburg 1998.

Leider liefert der Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V. keine Kopien von Aufsätzen aus (was zu verstehen ist). Falls der fragliche Band nicht in einer Bibliothek zur Verfügung stünde, so müßte man ihn beim Verein in 46125 Oberhausen, Postfach 110539, bestellen (eMail: vffow.buchverkauf@t-online.de). Der Preis des Buches wird auf Anfrage mitgeteilt. MfG

Joachim v. Roy, Bonn

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